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Helber aus Haiterbach, wohnhaft in Pforzheim, (früher in Rothenbach), acceptierte Wechsel als Aussteller unterschrieben. Von diesen Wechseln blieb ein Teil im Betrage von 3000 Mk. an Kohlbeckev hängen, der um die Summe geschädigt ist. Da Helber den Kohlbecker durch unwahre Angaben zur Unterschrift bestimmt hatte, wurde er wegen Betrugs angezeigt und Hierwegen am 17. Febr. von der Strafkammer Karlsruhe mit 3 Monaten Gefängnis bestraft.
— In der neuesten Nummer des praktischen Ratgebers veröffentlicht M. Dankler in Rümpen bei Aachen einen hochinteressanten Aufsatz, worin er aus der Praxis beschreibt, wie ein Kleinbauer in der Nähe von Aachen auf 4 Morgen (1 Hectar) gutem Ackerlande und etwas Wiese sich selbst und seine aus drei Köpfen bestehende Familie sowie zwei Arbeiter dauernd beschäftigt und ernährt. Die Bewirtschaftung ist natürlich denkbarst intensiv mit großenteils zweimaliger Bestellung im Jahre. Der Aufsatz ist besonders für bäuerliche Besitzer sehr lehrreich. Die Nummer wird gern umsonst zugeschickt von der Königlichen Hosbuchdruckerei Trowitzsch u. Sohn in Frankfurt a. O.
— Mehrere unerhobene Gewinne der Wohlfahrts-Loose erster Lotterie zu Zwecken der deutschen Schutzgebiete hat die Gewinn-Zahlstelle, die Deutsche Bank in Berlin, noch im Verwahr. Wir machen die säumigen Losbesitzer daraus aufmerksam, daß mit dem 2. Juni der Anspruch auf die Gewinne erster Lotterie erlischt. — Die Wohlfahrts-Loose L Mk. 3.30 zur zweiten Lotterie sind bereits zur Ausgabe gelangt. Die Gewinne sind wieder 100 000 Mk. als erster Haupttreffer, dann 50000 Mk., 25000 Mk., 15000 Mk., 2 von 10000 u. s. w., insgesamt 16870 Geldgewinne mit 575000 Mark Die Ziehung dieser zweiten Lotterie findet bereits den 14., 15., 17., 18., und 19. April 1899 öffentlich im Ziehungssaale der Königl. Preußischen Staats-Lotterie zu Berlin statt.
Wilhelmshafen, 6. März. Eine ergötzliche Scene spielte sich bei der Anwesenheit des Kaisers in Wilhelmshafen ab. In aller Frühe, etwas nach 8 Uhr, traf der Kaiser bei dem Lloyddampfer „Darmstadt" allein ein. Er war mit dem bequemen Bordjacket bekleidet und hatte den Weg vom Panzerschiff „Kurfürst Friedrich Wilhelm" zum Dampfer zu Fuß zurückgelegt. Der vor dem Dampfer aufgestellte Posten wollte den Kaiser nickt passiren lassen. Aus die Frage: Weshalb denn nicht? antwortete der Posten treuherzig: „Ich darf niemand durchlassen, weil wir den Kaiser erwarten." „Na," sagte der Kaiser lachend, „dann lassen Sie mich nur ruhig durch," damit schritt er an dem Posten vorüber und kam bis zum Oberdeck, wo der erste Offizier die Meldung erstattete.
— Im Walde bei Sprottau fand man dieser Tage eine vom Schnee überwehte Männliche Leiche. Nachdem der Schnee beseitigt war, wurde in dem Leichnam der Landbriefträger Landmann aus Neustädel sestgestellt, der auf seinem Dienstgange von dem Schneetreiben überrascht worden und bei seinem hohen Alter wahrscheinlich vor Erschöpfung niedergesunken ist. Auf der Uniform des Verunglückten, wegen seiner Pflichttreue bei den Vorgesetzten geachteten Beamten, befanden sich
die Kaiser Wilhelm-Erinnerungsmedaille, die Kriegsdenkmünze von 1870/71 und das Erinnerungskreuz von 1866; auch sämtliche Wertobjekte, wie Uhr und Geld, wurden vorgesunden.
Toulon, 5. März. Heute früh 2'/z Uhr fand in dem Marinepulvermagazin in Lagoubran zwischen Toulon und Laseyne eine Explosion statt. Das explodirte Pulvermagazin soll dem Vernehmen nach 50000 Kilo schwarzes Pulver enthalten haben. Die Identität der Getöteten festzustellen ist fast unmöglich. Die Aufräu- müngsarbeiten gestalten sich sehr schwierig. Die Arbeiten zur Auffindung der Opfer der Explosion dauern fort. Bis jetzt sind 70 Tote und 110 Verwundete in die Hospitäler oder in ihre Wohnungen verbracht worden. Von den 7 Soldaten, die die Wache bei dem Pulvermagazin hielten, sind 4 getötet, 3 schwer verwundet. Auf 2 km im Umkreis ist Alles verwüstet, die Häuser sind zerstört und die Felder verheert. Zahlreiche Schäden sind auf 4 km bis in die Stadt Toulon hinein angerichtet. In der Vorstadt St. Jean Duran find Thüren und Fenster zertrümmert. Die Untersuchung über die Ursache der Explosion hat bis jetzt keinen greifbaren Erfolg ergeben. Die Marinebehörden glauben, daß die chemische Zersetzung in einer Kiste mit rauchlosem Pulver stattgefunden haü Die benachbarten Pulvermagazine sind unbeschädigt.
Toulon, 6. März. Vier weitere Opfer der Explosion sind gestorben, 3 weitere befinden sich in verzweifeltem Zustand. Man glaubt, daß noch etwa 15 Personen unter den Trümmern liegen.
— Bei der Explosion wurden 75 Personen getödtet und 115 Personen verwundet. Das Begräbnis der Getödteten soll auf Kosten des Staates stattfinden. Außer dem Marineminister sandte auch Präsident Loubet eine größere Summe zur Vertheilung an die Hinterbliebenen.
Aus Neapel wird vom Ende des letzten Monats berichtet: Seit einigen Tagen herrscht empfindliche Kälte, und vergangene Nacht hat es auf dem Vesuv geschneit, so daß die Spitze des Berges in blendendem Weiß erstrahlt. Zu gleicher Zeit hat die Thätigkeit des Hauptkraters zugenommen. Von Neapel aus sieht man drei glühende Lavaströme sich einen Weg durch die Schneedecke des Berghanges bahnen. Das' Schauspiel ist großartig.
HLnterHcEenöes
Die beiden Schulkameraden.
Autorisierte Ueb-rsetzuna aus dem Ungarischen von E- Langsch.
(Nachdr. verboten-) Schluß.
Der Kommissär schüttelte den Kopf.
„Und was fanden Sie in den Schubladen?"
Der Unbekannte griff in seine Hosentaschen.
„Ich Hube alles mitgebracht bis auf den letzten Papierstreifen, hier ist es."
Wiederum sprang der Kommissär empor.
„Sie haben alles mitgebracht?"
Der Rotköpfige begann, ruhig seinen Raub auszubreiten.
„Hier sind die 12 Gulden Bargeld, hier die 3 roten Kreuzlose, die 2 Basilikalose und die beiden zerrissenen Palffylose."
„Aber es ist ja von zweimal hunderttausend Gulden die Rede?"
Der Fremde lachte bitter.
„200000 Gulden o, je, ich danke dafür. Ich schwöre bei dem Leben meiner Zwillinge, daß außer diesem auch kein Kreuzer Wert mehr zu finden war."
Der Kommissär machte eine ernste Miene.
„Kehren Sie in sich und bleiben Sie nicht auf halbem Wege stecken, Unglücklicher. Erleichtern Sie Ihr Gewissen und gestehen Sie alles."
Der Unbekannte hob seine Hände zum Himmel.
Verstehen Sie denn nicht, gnädiger Herr, durchschauen Sie den Trik auch jetzt noch nicht?" Koller hatte absichtlich alles offen gelassen, damit man ihn um jeden Preis ausrauben sollte. Ich war sein größter Wohlthäter, denn ich verhalf ihm zn 200000 Gulden. Die Gläubiger nahmen den Vergleich an, und so erfreut er sich heute noch ebenso wie früher der verdienten Achtung."
Der Kommissär blickte staunend ans den Fremden, während dieser gut gelaunt fortfuhr:
„Ich wäre sein größter Wohlthäter, wenn ich die Sache für mich behielte. Aber ich kann es nicht, und wenn ich auch dadurch meine Frau und Kinder zu Grunde richte. Für 12 Gulden Lösegeld befreite ich ihn, wie ich aus den Zeitungen ersah, von einer Schuld von 200000 Gulden. Wochenlang kämpfte ich mit mir selbst und hätte vielleicht doch geschwiegen, wenn nicht sein gestriges Benehmen mich jede Rücksicht vergessen ließ. Es war auf der Franz Joseph Gasse, als er, in einem Mietswagen 1. Klasse sitzend, bei mir vorüber fuhr. Unwillkürlich lüftete ich den Hut, doch er blickte stumm dem kräuselnden Rauch seiner Zigarre nach und ließ meinen Gruß unerwidert. Dieser Hochmut erbitterte mich so, daß mein Entschluß gefaßt war, er sollte mit mir zu Grunde gehen.
Der Kommissär schaute anfangs miß- mutig auf die 12 Gulden Bargeld und die zerrissenen Lose, dann erhellte sich sein Antlitz. Eigentlich fing er ja auf diese Weise zwei Spitzbuben auf einmal. Welche Sensation würde die Nachricht erregen, und ihm gebührte das Verdienst, den verlorenen Faden wieder aufgefunden zu haben.
Wohlwollend klopfte er daher dem Rotkopf auf die Schulter und sagte: „Es ist gut mein Freundchen, Sie werden von jetzt an hübsch bei uns bleiben."
Bermif ch tes.
— Eine originelle Reklame für den Konsum von Pferdefleisch wird augenblicklich in den Straßen der südlichen und südwestlichen Stadtteile Berlins gemacht. Auf einem mit bunten Bändern geschmückten Pferde sitzt ein kostümirter Reiter, welcher in der Rechten ein an einer Stange befestigtes breites Plakat trägt. Darauf ist in großen Buchstaben folgende Inschrift zu lesen: „Roßbraten, täglich frisch, per Portion 15, 20, 25 und 30 Pfennige, N.-straße , . im Restaurant."
lP erpetuum mobile.) Ein 19jähr. russischer Uhrmacher hat eine Wanduhr konstruiert, die eigentlich aus zwei Uhren besteht. Jede Uhr geht 24 Stunden und zieht unterdessen die andere auf, so daß diese weitergeht. Der Mechanismus soll sehr einfach und dauerhaft sein. In Petersburg, wo der junge Erfinder weilt, findet die Uhr viele Bewunderer.