»erfügt, daß die z«r Durchführung de« Erwerbslosen- fürsorge berufenen Gemeindebehörden auf Verlangen Bescheinigungen nach dem folgenden Muster auszustellen haben.
- Oberamt..
Gemeinde........
Der
(Name und Vorname) ..
aus.hat in der hiesigen Gemeinde An-
^ spruch auf Erwerbslosensürsorge. wenn er — sie —keine Arbeit findet.
Ort.den. . . 1919.
(Bezeichnung der Dienststelle)..
(Unterschrift des Beamten) ........
Stempel der Behörde.
, Die Gemeindebehörden werden gleichzeitig beauftragt, Personen, die angesichts ihrer günstigen Vermögens-, Einkommens- und Derdienstverhältnisie eine Bescheinigung der genannten Art und damit die Beschäftigungs-Möglichkeit bei öffentlichen Arbeiter? nicht erlangen können darauf hinzuweisen, daß jetzt in erster Linie auf die Beschäftigung der Bedürftigen und Erwerbslosen abzuheben ist.
Talw, den 25. Februar 1919.
Oberamtmann E ös.
BerMInng fttr «rleysleftknnHen.
Gernätz A 21 Abs. 3 des Gesetzes über die Kriegr- leistungen vom 13. Juni 1873 — Reg.-Vl. S. .129 — werden die Gemeinden
Talw, Hirsau und Liebenzell aufgefordert, ihre Anerkenntnisse über Vergütung für Kriegsleistungen und ywar^
Talw für Vorspannleistung im Monat März 1918;
Hirsau für Nutzungsentzug aus Gebäuden (Sanatorium Römer) im Monat Oktober 1918 und für Quartier im Monat November 1918;
Liebenzell für Nutzungsentzug aus Gebäuden im Monat Oktober 1918
der OLeramtspflege Calw behufs Empfangnahme von Kapital und Zinsen vorzulegen.
Talw, den 22. Februar 1919. Oberamtmann Gös.
Beanutraachnng der Landesversorgungsstelle über den Verkauf von Gemüse uud Obst.
§ 1 .
Die Verkäufer von Gemüse und Obst aller Art ftn Kleinhandel sind verpflichtet, durch eine gut lesbare Preistafel die genauen Verkaufspreise jeder feilgehaltenen Art von Gemüse und Obst ersichtlich zu machen. Auf der Preistafel ist Name, Wohnort und Wohnung des
KleknoecfDrferr genau anzngeben. Die Preise müssen sodann an jedem einzelnen Korb oder sonstigen Behälter angeschriebsn sein; in Läden und in allen festen Ver- kaufssiänden auf dem Wochenmarkt und dem Straßen- handel mutz außerdem ein von außen sichtbarer Preis- anschrieb für sämtliche feft^-haltenen Waren vorhanden sein, es sei denn, daß ai.e vorhandenen Waren und deren Preisanschriebe ohne weiteres von außen übersehen werden können, oder daß die Preistafel (Satz 1 und 2) in der Verkaufsstelle zugleich von autzen lesbar angebracht ist. 8 2.
Sämtliche Preisanschriebe sind vor Beginn des Feilhaltens vorzunehmen; die Preise dürfen im Laufe des Tages nicht erhöht werden.
Zuwiderhandlungen gegen diese Verfügung, soro' lleberschreitung der angeschriebenen Preise werden,, wenn nicht weitergehsnde Strafvorschriften anzuwenden sind, mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft. Neben der Strafe kann auf die Einziehung der Vorräte erkannt werde'- auf die sich die strafbare Handlung bezieht, ohne Unt-n' schied, ob sie dem Täter gehören oder nicht.
Diese Verfügung tritt mit dem 1. März 1919 in Kraft.
Stuttgart, den 19. Februar 1919. Ekert.
Zur Lage.
* Die spartakistische Bewegung in Deutschland ist immer noch im Zunehmen begriffen. In München kam es gestern zu einem Geqenschlag, der jedoch leider ohne ocinernde Wirkung blieb. Als während des Rätckon- gresses der Antrag eingebracht wurde, die gesamte Gesetz- gebungs- lind Vollzugsgewalt werde dem in den A.-S.- und B.-Räteii repräsentierten, arbeitenden Volk zugewiesen, drang ein Mann der Schutzwache mit vorgehaltenem Revolver in den Saal und rief: „Hände hoch!" Mitj ihm kamen 15 weitere Soldaten, die die rabiatesten Spartakistenführer Levien, Mühsam und Landauer, die für die Verankerung des Nätesystems in der Verfassung agitieren, vcr'mfteten. Die Führer des Kommandos riefen in den Saal hinein, wir können uns nicht mehr länger von Lumpen der Straße regieren lassen. Natürlich protestierte der Vertreter der Unabhängigen am lautesten gegen die Verletzung der „Souveränität" des Rätekongresses, weil sie ja das Recht von gewählten Korporationen achten. Die Spartakistenführer wurden wieder von der Lcindtagswache befreit, und es wurden ihnen von einer großen Masse von „Arbeitern", die für Putschund' Demonstrationszwecke immer versammelt gehauen werden,- Ovationen dargebracht. So läßt sich München und Bayern weiter terrorisieren, und der Rätekongretz, der zum großen Teil aus Mitgliedern besteht, die sich "icht einmal als gewählte Vertreter ausweisen konnten,, hat erklärt, daß der vom Volk aewählte Landtag „vorerst" noch vertagt bleibe. Der Kongreß wird ein neues! Ministerium wählen, uni) dann durch Bolksaufklärung für seine Anschauungen werlei. Die Mehrheit des bayrischen Volkes soll in Wort und Tat weiter durch ei» paar ver"- 'ene Gesellen mit Hilfe des Stratzen- pöbels verqew^.cgt werden. In Sachsen und in den thüringischen Staaten treibt der Spartakismus ebenfalls sein zerstörendes Wesen. In Leipzig steht immer noch der Bürgerstreik gegen den vom Zaun gerissenen politischen Streik, in den größeren Städten der thüringischen Stäätchen herrscht Spartakus in den gewalttätigsten! Formen. In Erfurt wurde der General Märker, der! mit einigen Offizieren nach Weimar fuhr, von einer er-! regten Menschenmenge überfallen, die Offiziere wörtlich und tätlich beleidigt der General sogar durch einen Stich in den Kopf ve'letzt. Fn Cöthen, nördlich von Leipzig, wurde ein wilder Zug, der mit Spartakisten von Halle aus gefahren kam, durch Maschinengewehrfeuer angehalten. Die Spartakisten hatten auf allen Bahnhöfen aufwieglerische Flugblätter verbreitet. Der Aufruhr in' Mitteldeutschland, rundum Weimar, wird in seinen Absicht?" immer deutlicher. Die Nationalversammlung soll gesp n l werden. Gleichzeitig soll aber auch der Verkehr nach dem Nordosten, nach Berlin lahmgelegt werden, was jetzt schon bis zu gewissem Grade gelungen ist. In Berlin droht jeden Tag der Massenterror wieder auszu- brecben, deshalb wurde die Eröffnung der preußischen Nationalversammlung vertagt. Im rheinisch-westfälischen Bezirk sind die Regierungstruppen nun vorqegangen, und haben durch einen glücklichen Handstreich Düsseldorf genommen. In Braunschweig dauert der Terror der ilnabhängigen fort, die sich um keine Abmachungen kümmern Auch im äußersten Nordosten, in Königsberg "nd Tborn ist es zu Ausschreitungen von bolschewisti- 'chem Elmwkter. gekommen.
Während wir in Deutschland durch den Streik- und Putsckwahnsinn uns wirtschaftlich vollends zugrunde kickten, und über kurz oder lang, wenn die Neichsre- gienina nicht endlich vom Reden zum Handeln übergeht, die russischen Zustände mit Mord uud Plünderung und Kmnrerstod haben werden, schrutet die Entente zinn Abschluß des Ententevölkerbundes, der Deutschland dauernd zum Sklaven- und Menschenausfuhrland für die Entente machen sott. Wilson hat nämlich im Kon
greß erklärt, die Macht des Völkerbundes werde auf der Freundschaft zwischen Frankreich, Amerika, Großbritannien, Italien und Japan beruhen. Wenn eine dieser Nationen sich zurückziehe, oder ihrer Verpflichtung,! den Völkerbund zu unterstützen, nicht Nachkomme, so, würde daraus die Ohnmacht des Völkerbundes heroor- gehen. Also man sieht, was von Anfang an jeder mit fünf Sinnen Begabte erkannt hat, daß es sich nicht um einen Bund gleichberechtigter Völker handeln kann, wie der Fuchs Wilson in seinen Heuchelreden immer betonte, sondern um einen Ententebund zur Verteilung und Beherrschung der Welt.
Zur WaffeiiftWMs- und Fliedeussruge.
Die maritimen Bedingungen der Entente.
Berlin, 1. März. Einer Rotterdamer Meldung des „ Berliner Lokaianzeigers" zufolge, meldet die Londoner „Times" aus Paris : Die maritimen Bedingungen, die der Präliminarfrieden enthalten wird, bestehen auch in der vollständigen Abrüstung der österreichischen, bulgarischen und türkischen Flotte. Diese müssen den Alliierten ausgeliefert werden. Die Berteidigungswerke von Helgoland müssen auf Deutschlands eigene Kosten vernichtet werden. Die Verteidigungswerke, die die Zugänge zur Ostsee beherrschen, müssen rassiert werden. Der Kieler Kanal muß allen Nationen offen stehen.
Die Frage der Behandlung der deutschen Flotte.
London, 27. Febr. Im Oberhaus lenkte Lord Os- langton die Aufmerksamkeit aus die Zeitungsberichte, wonach die Pariser Konferenz in Betracht ziehe, daß, alle deutschen Kriegsschiffe, die sich zur Zeit in briti-! schein Gewahrsam, in Scapa Flow befinden, versenkt werden sollen, und fragte die Regierung, ob eine Möglichkeit bestehe, daß dieser Plan äusgesührt werde. Lord Lytton antwortete im Namen der Regierung, der Plan einer Versenkung der deutsckzen Schisse werde nur ausgeführt werden, wenn die Vertreter der in Paris versammelten Völker einstimmig zu dem Schluß kämen» daß diese Entscheidung die beste sei, die getoffen werden könnte. Er könne jedenfalls sagen, daß diese Schiffe in Zukunft niemals eine» Teil irgend einer Flotte der Melt bilden und daß sie niemals der Flotte irgend einer Nation hinzugefügt werden würden. Es sei nichts weiter als eine wirtschaftliche Frage, ob es sich bezahlt machen würde, diese Schiffe abzubrechen und das in ihnen enthaltene Material für andere Zwecke zu gebrauchen. Die Bestimmung darüber liege allein bei der Friedenskonferenz.
Die französischen Kriegsschäden werden auf 119 Milliarden berechnet.
Paris, 28. Febr. Wie das „Journal" meldet, ist der Abgeordnete Louis Dubais damit beschäftigt, im Namen des Budgetausschnsses eine Gesetzesvorlage aus- ziiarbeiien, die die Kriegsschäden betrifft. Die Gesamtsumme dieser Schäden beträgt 119.801.000.000, die sich wie folgt verteilt: Immobilien 35.446.000.000, Schaden an Mobilien, Material, Vieh und Wertgegenständen 32. 352. 000. 000, an Rohmaterialien, landwirtschaftlichen Produkten und anderweitigen Vorräten 28.761.000,000. Ausfall an Betriebserzeugnissen 23, 2 i2, 000. 000 Francs.. — Jetzt werden noch die andern Alliierten ein paar Hundert Milliarden anmelden, dann kann Deutschland mehrere Jahrzehnte arbeiten, bis es seine Schulden äbbezahlt hat.
Verhandlungen zwischen den Vertretern Deutsch-Böhmens und der Entente.
Lern, 28. Febr. Die „Neue Züricher Zeitung" teilt zu den vom 10. bis 22. Februar in Bern zwischen Vertretern Deutsch-Böhmens und der Entente stattgefun
denen Verhandlungen über die Zukunft Deutsch-Böhmens folgendes mit: Die amerikanische Delegation bei der Wirtschaftskonferenz stellte nach Anhörung der deutsch-böhmischen Kommission den Antrag, daß die Zuteilung» Deutsch-Böhmens an den tschecho-slowakischen Staat solange in der Schwebe bleibe, bis eine Volksabstimmung stattgesunden habe. Die amerikanische Delegation setzte sich energisch dafür'ein, daß die Abstimmung in Deutsch-Böhmen durch keine Propaganda weder non tschechischer noch von deutscher Seite beeinflußt werde. Sie beantragte zu diesem Zweck, daß das gesamte Gebiet von Deutsch-Böhmen vom Böhmer-Wald bis Troppau von amerikanischen und englischen Truppen besetzt werde. Dieser amerikanische Vorschlag wurde von englischer Seite unterstützt und schließlich nach einigem Zögern (!) auch von Frankrrich angenommen.
Die südslawische „Brüderschaft".
Bern, 28. Febr. Der „Temps" veröffentlicht ein« Mitteilung der montenegrinischen Regierung, wonach diese bei den Mächten gegen den Terror und die Kor- ruptionsmethoden der Serben in Montenegro protestiert und auf die von den Serben in Montenegro begangenen Verwüstungen hinmeist. Die montenegrinische Regierung behält sich das Recht vor, ihre Forderungen auf Entschädigung durch Serbien im gegebenen Augenblick vorzubringen.
. Die Iren in Paris.
Bern 26. Febr. Der Vertreter der irischen Repu blik O'Cealli unter dem Namen O'Kelli bekannt, ist i Paris eingetroffen und hat Cleinenceau und jedem der Friedensbevollmächtigten einen Brief zustellen lasten, in dem er namens der irischen Nation die internationale Anerkennug der Unabhängigkeit Irlands als eines Mitgliedes des Völkerbundes verlangt. Die Unabhängigkeitserklärung Irlands, sowie die von der Parlamentsversammlung der irischen Republik angenommenen Beschlüste und Erklärungen sind der Friedenskonferenz von O'Kelli gleichfalls zugestellt worden. Das irische unabhängige Parlament hat Ralprs, Alfred Drif- fit und den Grafen Plunkett als Delegierte Irlands für die Friedenskonferenz ernannt. Llemenceau wird ersucht, den Zeitpunkt für den Empfang der irischen Delegation festzusetzen, damit sie- ihre Forderungen Vorbringen könne.
Finnland und die Entente.
Berlin. 27. Febr. Nach einer Meldung der diplomatischen Vertretung Finnlands an das Auswärtige Amt hat die englische Regierung namens der Entente von Finnland ausdrücklich verlangt, daß der deutschfinnische Handel vorläufig aufhören müsse.
Fortschreitende Eroberung der Ukraine durch die Bolschewisten.
Bern, 27. Febr. Der „Temps" meldet aus Kiew, daß die Bolschewikitruppen Sli'mika. Michailowka. Gatnetz und Ehnland besetzt haben und sich Kiew immer mehr nähern.
Die Entente und die russische Frage.
Amsterdam, 27. Febr. „Chicago Tribüne" meldet, daß die russische Frage, die vorige Woche so dringend erschien, daß Churchill im Flugzeug nach Pa-is kam, jetzt wieder zurückgestelit wurde, weil eine Einigung > nicht zu erzielen war Churchills Vorschlag ging dahin, eine alliierte Freiwilligenarmee, je 50 000 Mann aus j jedem Land, nach Rußland zu senden. Die französische !und die englische Regierung haben diesen Vorschlag abgelehnt, da sich weder französische noch englische Soldaten hierzu meiden würden. Die Alliierten Soldaten seien des Krieges absolut überdrüssig und ei stehe zu befürchten, daß die entsandten Truppen zum Bolschewismus übergehen würden.