England ve r ü ktri de» H»«»« zwkfqe« DecckM-md und Fknnkanv.

HelfingforS, 25. Febr. Die englische Regierung hat allen Handel zwischen Deutschland und Finnland unterlagt. Die fin­nischen Reedereien stellen den Betrieb ein.

Immer das gleiche.

London, 24. Febr. Die groß« Konferenz der internationalen Seemannsvcrbandes wurde heute in London veröffentlicht. Hol­land hat sich geweigert, Vertreter zu entsenden, da den Zentral- Mächten keine Einladung übersandt wurde.

Unruhe» in Italien.

Laibach, 24. Febr. Den Blättern zufolge hoben die italieni­schen Behörden in den besetzten südslavischen Gebieten am Sams­tag nachmittag die ganze Demarkationslinie von Bern bis Reka hermetisch abgesperrt. Nach Reisendenberichten wird niemand mehr über die Demarkationslinie gelaffen und auf Zuwider­handelnde geschaffen. Auch den Mitgliedern der Ententekomis- sion wird de' Ueberschreiten verwehrt. Die Blatter führen die Absperung ans schwere innere Unruhen tn Italien zurück. Die Republikaner in der Lombardei, besonders in Mailand, sollen Flugblätter verteilen, in denen für die Ausrufung einer lombar­dische» Republik Stimmung gemacht wird.

Vermischte Nachrichten.

Das bolschewistische Menschlichkeitsideal in der Praxis.

Libau, 25. F"^r. Wie die hiesige deutsche Gesand­schaft mitteilt, ist Ge Insel Oesel, die durch Handstreich in die Hände der Bolschewisten gesalleu war, durch esth- nische Truppen zurückerobert worden. Leider hatten die Bolschewisten vorher noch Zeit gefunden," ihre üblichen Greueltaten zu begehen. So ist der reichsdeutsche Sekre­tär des auf Oese! amtierenden Beauftragten der deutschen Gesandschaft bei der esthnischen Regierung, Herr Krupp, mit Frau in Kuiwast ermordet worden. 2000 Mark seiner Dienstgelder wurden geraubt. Auch der unterwegs befindliche Kurier der deutschen Gesandschaft Oskar Hahr, sowie viele Esthen und Deutsch-Balten, darunter der Landmarschall von Buxhoeveden und seine Brüder wurden ermordet. Dem Kurier wurden außer 5l)00 Mark Dienstgelder die Kurierpost und alles Prioatge- päck geraubt. Einzelheiten fehlen noch.

Kabinettskrisis in Spanien.

(WTB.) Madrid, 24. Febr. Graf Romanones über­reichte dem König die Eesamtdemmiffion des Kabinetts. Der König erneuerte ihm das Vertrauen bis zur Ge-. nehmigung des Budgets. Er wird die politische Lage mit den Parteiführern besprechen.

Der Emir von Afghanistan ermordet.

London, 25. Febr. Aus Kabul ist die Nachricht von dem Tode des Emirs von Afghanistan eingetroffen. Alle Einzelheiten fehlen noch, aber es scheint, das; der Einir am Morgen des 20. Februar im Lager von Lagh- man überfallen und erschossen wurde. Nack den bis- j herigen Berichten wurde niemand verhaftet. Der Grund des Mordes ist momentan noch unbekannt. Da wird auch wieder englisches Geld eine Rolle gespielt haben, denn der Emir war ein recht unabhängig denkender Mann, wie ihn England an der indischen Grenze nicht brauchen kann.

Deutschland.

Zur Frage der Bildung einer vorläufigen Reichswehr.

Berlin, 25. Febr. Zu dem Gesetzentwurf über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr bereiten die Mel rheitspartelen eine Reihe von Anträgen vor, worin ausgesprochen wird, daß die Mitglieder des jetzigen Freiwilliaenheeres ; insbesondere die Unteroffiziere und Offiziere, den erste» Anspruch auf Uebernahme in das spätere dauernde Heer erhalten sollen.

Beginn der Verhandlungen über den Anschluß Deutsch-Oeftreichs an Deutschland.

Berlin, 25. Febr. Die Deutsche Allgemeine Zeitung begrüßt den deutsch-östreichischen Staatssekretär Dr. Bauer als den ersten auswärtigen Ministrr der jungen deutsch-österreichischen Republik, der in Deutsch­land einen amtlichen Besuch abstattet. Ein besonders warmes Willkommen gilt ihm als dem Vertreter unserer Brüder in Oesterreich. Das Blatt ist überzeugt, daß die Verhandlungen, zu dem der Besuch Dr. Bauers den Auftakt bildet, zu einem Ergebnis führen werden, das die Worte des Reichspräsidenten Ebert:Die Deutsch- Oesterreicher gehören zu uns und wir zu ihnen", in die Tat umsetzen wird Wie das Blatt weiter von unter­richteter Seite erfährt, werden übermorgen die Verhand- lun-cn betreffend den Anschluß Deutsch-Oesterreichs an Deutschland den Anfang nehmen.

Die Unruhen im Reich.

Der Spartakismus in Bayern.

(WTZ.) München, 26. Febr. Gestern nachmittag tagte im Landtag der Ausschuß des LanLesarbeiter-, Soldaten- und Dauernrats, um zu den politischen Er­eignissen Stellung zu nehmen. Etwa 200 Delegierte waren anwesend. Die Debatte war teilweise sehr er­

reg! und wurde schließlich auf Donnerstag vertagt. Eine im Haus erschienene Abordnung berichtete, daß eine Versammlung von 580V Arbeitern unter anderem ge­fordert habe, daß die Räterepublik sofort ausgerufen werde und daß der Landtag nie wieder zusammentrete. Die Abordnung verlangte dis Absetzung verschiedener Persönlichkeiten, dis Besetzung wichtiger Punkts der Stadt, die sofortige Verbindung mit Rußland und die Besetzung der russischen Gesandtschaft durch Vertreter er russischen Sovjrtreaieruna, außerdem Anullierung der Staatsschulden mrd Absetzung des Münchener Stadt­kommandanten.

(WTB.) Berlin, 26. Febr. Wie demB. L.-A." aus München berichtet wird, sind die Schlösser des Gra­fen Arco-Zinneberg und Arco-Valley in Oberbayern besetzt worden. Der A. u. S.-Rat von Augsburg hat den Massenstreik der Arbeiter für sämtliche Industrie­gebiete anläßlich der heute stattfindendcn Einäscherung der Leichs des Ministerpräsidenten Eisner proklamiert. Wie demV. L.-A." aus Weimar berichtet wird, hörte ein bayerischer Zsntrumsabgeardneter, der auch Mitglied des bayerischen Landtags ist. am Morgen nach der Ermordung Eir rers eine Unterhaltung zwischen zwei Soldaten, von denen der eine sagte:Wenn Auer erst tot ist. wird die Sacke schon lebendig werden."

DieFreiheit" de» SparkkismnS.

Düsseldorf, 24. Febr. Die Stadtverordnetenwahlen wurde» durch bewaffnetes Einschreiten der Spartakisten gestört Bereit- am Samstag abend verlangten bewaffnete Männer von einigen Wahlvorstem Hcrsusgabr der Wählerlisten und es konnte dcher in dm kei'csff.-de" Lunrk.n nicht mit der Biahl begonnen ,->.«> den. Gestern abend erschienen mit Gewehren und Handgranntca bewaffnete Spartakisten in den meisten Wahllokalen der inneren Stadt und der Bororte, nahmen die Wahlurnen und Wahl­listen gewaltsam an sich und verbrannten sie auf der Straße oder warfen sie in den Rhein. In mehreren Füllen Kain es zu lebhaften Schießereien, wobei ein Ingenieur durch einen Lungen­schuß schwer verletzt wurde. Da dir Erstürmung der Wahllokale in allen Stadtteilen zu gleicher Zeit begann, muß angenommen werden, daß es sich hierbei um einen omher sestgelrgten Plan der jetzigen Machthaber handelt.

Die Unruhen in Deutschland und der Auslandskurs.

Bern, 24. Febr. Die deutsche Valuta stürzte im Anschluß au die Ereignisse in Deutschland heute um 6 /° und erreichte mit 46 größten Tiefstand. Bor dem j Krieg zähste man 1 Schweizer Franken 80 Pfennig, jetzt gilt ein halber Frauken ! Mack.

Aus Stadl und Land.

Der durch die Ausschreitungen in Mannheim unge­richtete Schaden.

Mannheim, 26. Febr. Der bei den Vorgänge» am Samstag am Gefängnis und am Gerichtschebäilde anaerichtete Schaden wird auf etwa 300. 000 Mark ge­schätzt. Es wurden 400 Gefangene, darunter Schwer-s Verbrecher befreit. Infolge der anqerichteten Zerstörungen! an den Gerichtsakten nnd des Mangels an persönlicher, Sicherheit erklären die Genchtsbeaniten, vorläufig ihre- Tätigkeit nicht mehr ausüben zu können. s

Mannheim, 25 Fel»' Kommerzienrat Karl Reuther von der Firma Bopp u/Reuther wurde heute auf dem Wege von der Fabrik nach seiner Wohnung von einem Unbekannten erschaffen.

Spartakistisckes aus dem westlichen Industriegebiet. ^

Düsseldorf, 24. Febr. Entgegen der Abmachung! zwischen dem kommandierenden General des 7. A. - K. in Münster und dem Streikkomitee in Essen, ist für heute die Arbeit nur in einigen kleinen Betrieben wieder ausgenommen worden. In den großen Betrieben wurden die Arbeiter durch bewaffnete Spartakisten verhindert, die Betriebsstätten zu betreten. Um lO Uhr vormittags fanden verschiedene Spartakistenversammlimgen statt. Verschiedene Redner erklärten, daß sie auf keinen Fall die Waffen abgeben würden. Ein Antrag, den Gene­ralstreik in Düsseldorf sortzusetzen, fand überwältigende Mehrheit. Von einer Beschlagnahme der Bankguthaben der Indnstriesirmen soll noch abgesehen werden, dagegen wurde vielfach die Verhaftung der Fabrikleiter gefordert, bis seitens der Unternehmungen Streikgclder bezahlt sind.

Rauxel, 24. Febr. Ans der ZecheViktor" beläuft sich der von einem Teil der Kommunisten angerichtete! Schaden auf Schätzungsweise 200 bis 250 000 Mark.! Die Lsbensmittellager wurden erbrochen und vollständig geplündert. Mehrere Beamte wurden verletzt und ein Beamter halb zu Tode geprügelt.

- Politisch« Generalstreik im Kohlenbezirk Halle.

Berlin, 26. Febr. Im Braunkohlenrevier bei Halle wird gestreikt, um den Sturz der Rsichsregierung und die Sprengung der Nationalversammlung zu erzielen EZ ist tief betrübend, daß, seine Anzahl irregeleiteter Leute ein wichtiges Mittel des Wirt-! schaftlichen Kampfes für politische Verbrechen mißbraucht. Der Streik im Braunkohlenrevier wird kein anderes Ergebnis haben, als gerade die ärmsten Bevölkerungskreise dieser Gegend den schwersten Folgen einer Kohlennot auszusetzen und in einigen s Tagen auch der Hungersnot auszuliefern. Dos gleiche gilt für den Streik der Eisenbahnarbeiter in Halle und anderen Orten, s die in völliger Verkennung der Lage sich zum Sympathiestreik haben verführen lassen. Der Eisenbahnbetrieb bei Halle ist be­reits gestört. In unverantwortlicher Weise vergrößern diese Streikenden die Verkehrs- und- Wirtschastsnot in Deutschland. Diesem Treiben muß mit rücksichtsloser Strenge entgegengetreten werden. Auch bei diesem Streik wird eine große Anzahl Arbeiter gegen ihren Willen zur Arbeitseinstellung gezwungen. Von der Regierung sind unverzüglich Maßregeln in die Wege geleitet worden, die bezwecken, unter allen Umständen solchem Terroris­mus begegnen. Es wird gezeigt werden, daß wahnwitzige oder verbrecherische Elemente nicht ungestraft Deutschland zum Zusam­menbruch treiben würden.

Die Anhänger der Spartakisten.

Berlin, 25. Febr. Wie demBerliner Lokal­anzeiger" aus Hannover berichtet wird, haben zwei der Insassen des Militärarresthauses in der vorigen Nacht ihre Zellen erbrochen und die Zellen aller anderen Ge­fangenen geöffnet. Diese Gefangenen mit Eisenstäben und Waffen versehen und ihnen den Weg durch den Keller ins Freie geebnet. Sämtliche Gefangenen befan­den sich bereits auf dem Hof und versuchten den Ausgang zu erreichen, unter dem Rufe:Hoch lebe die Freiheit und Spartakus!" Die Wache überwältigte die Ge fangenen und brachte sie in die Zellen zurück. Es .handelt sich umschwere Iungens" größtenteils ! Einbrecher und einen Mörder. Die Rädelsführer wurden gestern vor Gericht gestellt.

Calrv, den 26. Februar 1919.

Dienstnachricht.

* Dem Pfarrer Letzgus in Oppenweiler, Dek. Neuhausen wurde die erledigte Stadtpfarrstelle an der katholischen Kirche in Calw iibertr, gen.

Erwerbslosenstatistid.

Nach einer Mitteilung des württ. Landesamts für Arbeitsvermittlung würben aus 10. Februar aus den 64 Oberämtem des Landes 22134 Erwerbslose gemeldet (gegen 25852 am 29. Januar), die sich auf 1457k Männer, 7634 Frauen und 2821 Jugendliche verteilen Die Stadt Stuttgart mit 10626 Erwerbslosen steht a» erster Stelle, dann folgt das Oderamt Göppingen mii 2406.und Oberamt Reutlingen mit 1512 Erwerbslosen.

Ludendorfspende.

Nach den vorläufigen Abrechnungen beläuft sich das Ergebnis der Volksspendr für Kriegsbeschädigte aus rund 152 Millionen Mark. Davon hat Preußen in ört­lichen Sammlungen 75,5 Millionen Mark aufgebracht, während aus die übrigen Bundesstaaten 33,4 Millionen Mark entfallen. Der Rest verteilt sich aus die Spenden solcher Firmen, die von mehr als örtlicher oder bundes- staatlicher Bedeutung sind und die Heeressammlung (15,2 Millionen). Deutsche im Ausland haben 1 Mil­lion Mark gesammelt. Die Mittel der Volksspende sind nicht in Berlin zentralisiert, sondern durchweg if c dem Grundsatz festgehalten worden, daß sie dem Bun desstaat oder der Provinz verbleiben, in der sie gesam­melt wurden.

Ablehnung des Generalstreiks Ärrch die württ. Gewerkschaften

Die Ablehnung des Generalstreiks in Württemberg wurde ii einer am Sonntag in Stuttgart abgehaltenen Versammlung de Vereinigten Gewerkschaften beschlossen. Die Mehrheit des Lan desausschusseS der Arbeiter- und Soldotenräte, die Sozialdemo kcatische Partei und die Vereinigten Gewerkschaften veröffent lichen nunmehr folgende Erklärung: Der LandeSausschuß de Arbeiter- und Soldatenräte Württembergs nahm in zwei Sitz ungen zu den abscheulichen politischen Mordanschläge in Mün chen Stellung. ES wurde der Plan erwogen, die Arbeiterschaft. Württembergs zu einem Proteststreik gegen die verübten Schand­taten aufzurufen. Bei der Beratung dieses Planes erhoben die Vertreter der U S. P. und der Spartakus gmppe Forderungen, die eine einheitliche Aktion unmöglich machten. Der Landesaus­schuß der Arbeiter- und Soldatenräte beschloß deshalb einstim­mig, von der Aufforderung zu einem Proteststreik Abstand zu nehmen. Der Verurteilung des Terrors und der Gewalt, von welcher Seite ste auch kommen mögen, wie sie in der Kundgeb­ung der württembergischen Regierung zum Ausdruck kommt, schlie­ßen wir uns an. Unser damiederliegendes Wirtschaftsleben kann nur planmäßig und auf dem Boden der Demokratie zum Sozia­lismus übergeführt werden. Wir fordern die arbeitende Bevöl­kerung Württembergs auf. für die Festigung der Errungenschaf­ten der Revolution zu arbeiten, ste nach jeder Richtung zu ver­teidigen, sich aber zu keinen unbesonnenen Handlungen hinreißen zu lassen. . .

:: Althengstett, 26. Febr. Seit 10. Januar wird im unteren Stock des hiesigen Gemeindehauses bis in die späten Abendstunden emsig gearbeitet. 36 hiesige Mäd­chen werden im Flicken und Nähen und Anfertigen aller­lei hübscher Handarbeiten unterrichtet. Der Kurs sollte Mitte Februar zu Ende gehen. Die Mädchen und Müt­ter wünschten aber dringend eine Verlängerung dessel­ben, da unter der Leitung der außerordentlich tüchtigen und praktischen Lehrerin, Frl. Bauer, die Mädchen sehr viel lernen. Auch den Fabrikmädchen ist durch Abendkurse Gelegenheit zum Nähen gegeben. Frau De­kan Wunderlich, welche das Zustandekommen des Kurses ermöglichte, darf des aufrichtigen Dankes der Beteiligten versichert sein.

Druck und Verlag der A OelschlägerMen Buchdruckerei, Calw Für die Schrift!, verantwort!. Otto Seit mann, Calw.