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Meral-Anzeiger für Uüdbad und Umgebung.
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Nr. S7.
Dienstag, 17. Mai 1898.
34. Aahvgang.
Rund i ch au.
S tutt gart, 14. Mai. In der Heu- tigen Sitzung der Kammer der Abgeord-, neten wurden die Zentrumsanträge mit' 59 gegen 23 Stimmen angenommen. !
Stuttgart, 11. Mai. Der befürchtete, Brot- und Mehlaufschlag ist laut Ankün-! digung der Bäckerinnung seit heute Mitt-^ woch eingetreten; die Preissteigerung ist eine sehr erhebliche; sie beträgt beim Mehl 2»o/o. Zu erwähnen ist auch, daß die Zwiebeln ganz außerordentlich im Preise gestiegen sind; vor einigen Monaten kostete das Pfund Zwiebel 7—8 Pfg., heute muß man 18—20 Pfg. für dasselbe Quantum bezahlen.
— Das „C. Wchbl." schreibt: Prof. Hieber in Stuttgart hat die Annahme der Kandidatur für den 7. Reichstagswahlkreis zurückgezogen, indem das vorausgesetzte Zusammengehen sämtlicher nationalgesinnter Wähler nicht eingetroffen l und die konservative Partei und die Mit-! glieder des Bauernbundes eine Kandida-j tur Hieber rundweg ablehnten. Bei der gegebenen Sachlage wäre auch zwischen den Parteien keine Einigung erzielt worden, indem der Bund der Landwirte schon seit lange sein Augenmerk auf einen im Be- zirk bekannten Kandidaten gerichtet hatte. Obgleich nun die Konservativen und der Bauernbund die Kandidatur des Oberbaurat Ehmann auf den Schild erhoben haben, so ist diese Aufstellung doch nur eine bedingte, da sie nur für den Fall aufrecht erhalten werden soll, daß Ehmann auch von der deutschen Partei unterstützt werde. Da dies voraussichtlich und mit größter Wahrscheinlichkeit nicht zur Wirk- lichkeit wird, so ist es ungewiß, ob an dem Kandidaten Ehmann, der übrigens zu seiner Aufstellung noch keine Erklä- rung abgegeben hat, festgehalten wird. Durch den Rücktritt von Prof. Hieber ist eine neue Sachlage geschaffen, die allen Parteien vollständig freie Hand giebt und freies Entschließen ermöglicht. Der Weg zur Einigung wäre somit gegeben und es wäre im Interesse aller uationalge- sinnten Wähler gelegen, wenn die genannten Parteien sich zu den neuen Verhandlungen bereit erklärten und die Aufstellung eines gemeinsamen Kandidaten ernstlich erwägen würden. Jetzt wäre die geeignetste Zeit zu einer Verständigung vorhanden und es darf wohl erwartet werden, daß die Konservativen und der Bauernbund gerne die Hand zur Verständigung reichen werden. Wo ein Wille
ist, findet sich auch ein Weg. — Wie wir hören, hat Prof. Hieber in dem 2. Wahlkreis (Cannstatt, Ludwigsburg) die ihm von der deutschen Partei schon früher angebotene Kandidatur definitiv angenommen. Ebenso verlautet, daß Landtagsabgeordneter Schrempf im 5. Wahlkreis (Böblingen, Leonberg, Vaihingen, Maulbronn) kandidieren werde.
Ludwigsburg. In einem Teil der württ. Tagespresse verbreitete sich in letzter Zeit die Nachricht, daß das Sängerfest wegen der Reichstagsmahlen verschoben werde. Dem ist aber nicht so. Das Festkomite hat die bestimmte Absicht, den 26. und 27. Juni als Tag des Festes zu belassen. Daher wurde auch dem Ministerium des Innern in einer Eingabe die Bitte unterbreitet, den Tag der Stichwahlen so zu legen, daß er nicht mit dem Sängerfest kollidirt und es steht jedenfalls zu hoffen, daß diese Bitte höheren Orts geneigte Zustimmung findet. — Die Sängerhalle, welche seit 3 Jahren der Obhut der Stadt Biberach anvertraut war, ist nun hier eingetroffen und lagert vorerst auf dem Festplatz. Mit ihrer' Ausstellung wird in allernächster Zeit begonnen werden.
— Am Dienstag stürzte sich ein Einjährig-Freiwilliger des Infanterie-Regi-' ments in Ludwigsburg aus einem Fenster des Lazarets auf die Straße hinab. Tags darauf erlag der Unglückliche seinen Verletzungen. Er war seit einiger Zeit schwermütig.
Calw, 12. Mai. Heute früh verunglückte die 18 Jahre alte Tochter des Schunds Reutlinger in Stammheim beim Verlassen des Zuges in Unterreichenbach. Das Mädchen, das dort in einer Fabrik beschäftigt ist, sprang, während der Zug noch im Lauf war, herab und kam hie- bei zu Fall. Es wurde ihr der eine Fuß ganz abgeschnitten und außerdem erhielt sie am Oberschenkel weitere Verletzungen. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde sie in ein Spital nach Stuttgart überführt.
Knittlingen, 12. Mai. Ein schlimmer Gast hat in unserem Städtchen seinen Einzug gehalten — der Typhus — an welchem verschiedene Personen schwer krank darnieder liegen. Eingeschleppt wurde derselbe höchst wahrscheinlich aus dem benachbarten Oelbronn.
Ulm, 12. Mai. Am 8. d. M. ist hier die Gründung der Zentralkasse wür't- tembergischer Genossenschaften, e. G. mit
b. H., mit dem Sitz in Ulm unter de^ Leitung des Rechtsanwalts Oßwald I voll» zogen worden. Von 31 württemb. Kredit-Genossenschaften sind 138 Geschäfts» anteile zu je 1000 ^ und 2000 Haft- summe gezeichnet worden.
Biberach, 11. Mai. Hier ist ein Arbeiterviertel im Werden begriffen, das einem unternehmenden jungen Mann seine Entstehung verdankt. In der Reu- ther-Vorstadt wird ein großes, bisher zu landwirtschaftlichen Zwecken benütztes Areal mit 1'/-stückigen Arbeiterhäusern bebaut, wovon bis jetzt 3 ganz und 4 halb fertig sind. Die Häuschen machen einen freundlichen Eindruck, erhalten je ein Gärtchen mit eigenem Brunnen und finden zum Preise von 5000—6000 Mk. bei geringer Anzahlung rasch Käufer aus Arbeiter- und Angestelltenkreisen, denn gerade an mittelgroßen Wohnungen herrscht hier infolge der jahrelang angehaltenen Baumüdigkeit großer Mangel.
Pforzheim. Eine solche Ehrenbebezeugung ist sicherlich seit mehreren Jahrzehnten anläßlich der Wiederwahl keinem Gemeindevorstand zu teil geworden, wie am Donnerstag Herrn Oberbürgermeister Habermehl, welcher nach 9jähmger Amtsperiode gestern einstimmig, d. h. mit 104 Stimmen von Stadtrat und Bürgerausschuß auf weitere 9 Jahre wieder gewählt wurde. Ein imposanter, nicht enden wollender Fackelzug wurde von den vielen Vereinen und Körperschaften gestern Abend in Scene gesetzt. Der Gefeierte hielt vom Balkon des Rathauses eine Ansprache, verflochten mit Worten des Dankes für die dargebrachte Kundgebung. Auf dem Marktplatz und anstoßenden Straßen mögen sich wohl 12 000 Einwohner jeder Altersstufe oder Geschlechts Kopf an Kopf angesammelt haben. Nachher schloß sich ein Bankett im Adlersaale an.
Karlsruhe, 10. Mai. Seit heute striken hier etwa 140 Maler und Anstreicher, da die Hauptforderungen der Lohnkomission auf 9'/-stündige Arbeitszeit und 40 Pfg. Minimallohn per Stunde nur von zwei Arbeitgebern bewilligt wurden.
Offenburg, 13. Mai. Vor der Strafkammer hatte sich dieser Tage ein 16jähriger Schuhmacherlehrling zu verantworten, der die Hostie nach der Kommunion ans dein Munde nahm, zerrupfte und wegwarf und die Kirche niit den Worten verließ: „Das ist der größte