Amtsblatt für die Stadt Wit'öbaö.

General-Anzeiger für HiiLbsd und Amgebung.

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Nr. 122.

Donnerstag, 21. Z)ktobei7 1867.

33. Jahrgang

Wiirtte m berg.

Stuttgart, 18. Okt. Warme Abend­kost für die Soldaten vom Feldwebel ab­wärts soll nun mit dem nächsten Reichsetat pro 1898/99 eingeführt werden. Die Wohlthat trifft 557 446 Mann. Gegen­wärtig wird den Mannschaften reglements­mäßig neben dem Kommisbrot nur ein Frühstück und Mittagessen gewährt. Hie- für sind im Etat ca. 40 Mill. Mark für Mundverpstegung ansgeworfen. Doch werden daneben für diese Verpflegung den Mannschaften noch 13 ch' vom täglichen Sold von 35 in Abzug gebracht, so daß dem Gemeinen für seine übrigen Bedürfnisse, also insbesondere für die Be­schaffung einer Abendkost, für die Kosten der Wäsche nnd für die Anschaffung von Putzzeug 22 täglich verbleiben. Seitens der Militärverwaltung hat man schon längst den Plan zur Verabfolgung einer Abendkost gehegt und Versuche und Be­rechnungen in dieser Richtung angestellt. Dabei hat sich ergeben, daß die Mann­schaften gegenwärtig von ihrer Löhnung für eine Abendkost durchschnittlich täglich 7 verwenden, sei es zur Beschaffung einer warmen Suppe im Winter oder von Wurst oder Fett zum Kommisbrot im Sommer. Man hat berechnet, daß die­selbe Beköstigung wenn sie seitens des Truppenteils einheitlich beschafft wird, sich für 45 ch täglich Herstellen läßt. Als­dann würden sich die Kosten für Be­schaffung einerAbendkost für das preußische Kontingent auf 8'/2 Mill. Mark belaufen und für das gesamte deutsche Heer auf etwa 11 Mill. Mark.

Heber freiwillige Lehrlingsprüfun­gen im Jahre 1896 macht der Bericht der Handels- und Gewerbekammer Würt­tembergs folgende Angaben: Es wurden im Berichtsjahr an 70 Orten 1200 Lehr­linge mit Erfolg geprüft und übertrifft dieses Jahr alle vorhergegangenen, denn sowohl die Zahl der Prüfungsorte als auch der Prüflinge ist höher, als in jedem früheren Jahre. Von diesen Lehrlingen waren 146 in kaufmännischen Betrieben thätig, während dieübrigen 1063Gewerbe­lehrlinge waren. Am stärksten waren un­ter diesen die Schreiner- und Mechaniker­lehrlinge.

Enzklösterle, 15. Okt. In dem benachbarten badischen Jagdgebiet Kal­tenbronn wurden am gestrigen Tage nicht weniger als 23 Hirsche erlegt.

In Neuenbürg wird am 31. Oktober der Bezirks-Kriegertag stattfin­den, an welchem u. A. auch das Sterbe­kasse-Statut zur Beratung kommen wird. Dem Vernehmen nach wird auch der Eh­renpräsident des Württemb. Kriegerbun­des Prinz Hermann zu Sachsen- Weimar die Versammlung mit seinem hohen Besuche beehren.

Altensteig, 15. Okt. In dem eine Stunde von hier entfernten Ort Ett- mannsweiler ist heute Mittag das Wohn- und Oekvnomiegebäude des Hirsch­wirts Kübler völlig abgebrannt. Die Ent­stehungsursache des Brandes ist bis jetzt nicht aufgeklärt.

Eßlingen, 18. Okt. In letzter Zeit sind hier falsche Zwei-Markstücke aus­gegeben worden. Sie tragen die Münz­zeichen F. G. und die Jahreszahl 1886. Dieselben verraten sich durch dumpfen Klang, dunkle Farbe und grobe Prägung.

DieEßlinger Zeitung" berichtet, daß der vom Militärgericht in Tübin­gen wegen einer vorlauten Bemerkung zu 2 Monaten Festung verurteilte Land­wehrmann aus Eßlingen begnadigt wor­den sei.

Ru »dich au.

Pforzheim, 15. Okt. Der Pri­vatmann Karl Friedrich Ungerer hier, bekannt durch seinenDiamanteu-Prozeß" mit dem Bankdirektor Aug. Kayser, hat gegen letzteren bereits unterm 18. Mai d. I. Anzeige wegen Meineids bei der hiesigen Staatsanwaltschaft erstattet, ist aber ablehnend beschieden worden. Seiner Beschwerde hiergegen hat auch die Oberstaatsanwaltschaft in Karlsruhe keine Folge gegeben und Ungerer hat deshalb bei dem Oberlandesgericht in Karlsruhe auf gerichtliche Entscheidung angetragen, sich zugleich als Zeuge in dem ev. Straf- ' verfahren gegen Knyser erboten. Nnn- ' mehr hat das Oberlandesgericht entschie- , den, daß der Anzeige nicht stattzugeben ! sei, weil in diesem Falle eigentlich doch ! nur Eid gegen Eid stehen würde und an- ^ derweitige Beweismittel nicht beizubrin- . gen seien.

Mit den Arbeiten zur Vergröße­rung des hiesigen Bahnhofes, dessen Ge- , leise-Anlagen namentlich nach der württ. Seite hin sehr ansgedehnt werden sollen, wird voraussichtlich im kommenden Früh-^ jahr schon begonnen werden. Die Bahn-

verwaltuug hat bereits das erforderliche Gelände erworben.

Nürn berg, 18. Okt. Jnderheuti- gen Schlußsitzung des Ausschusses des 12. deutschen Bundesschießens wurde ein De­fizit von etwas über 100000 Mk. fest­gestellt. Vom Garantiefonds wurden 25 pCt. eingefordert.

München, 19. Okt. Der soz. Ab­geordnete Grillen berge r,der heute Mor­gen in der Kammer der Abgeordneten noch eine fast einstündige Rede gehalten hatte, wurde heute Nachm, gegen 2 Uhr auf dem Nachhausewege vom Mittagessen in der Neuhauserstraße vom Schlage ge­rührt und bewußtlos ins Krankenhaus gebracht.

Aachen. Die Familie Husmann veröf­fentlicht eine den Emil Behrendt, den falschen Erzherzog, kompromittirende Er­klärung, welche die Maria Husmann am 8 . Oktober vor dem Polizeiinspektor zu Hannover gegen Behrendt abgegeben hat. Die Maria Husmann nennt in der Er- > klärung den Behrendt einenabgefeimten, i raffinirtxn Schwindler, der sie um Geld !und Gut betrogen habe, und mit dem I sie nie geflohen wäre, wenn sie geahnt ! hätte, daß er nicht der Erzherzog sei." l Das, was Maria Husmann nicht erklärt, ! ist für Behrendt vernichtender, als was ^ sie zu Protokoll gegeben hat, nämlich die ! Thatsache, daß sie durch Briefe davon l überzeugt worden ist, daß Behrendt auch noch zu 3 anderen jungen Damen, ja sogar ! zu einer verheirateten Frau Beziehungen unterhalten hat.

Berlin, 18. Okt. Bei Uebergabe der neuen Fahnen an die Kommandeure hielt der Kaiser eine längere Ansprache in der er u. a. Folgendes sagte:Möge der allmächtige Gott all den Tausenden deutscher Jünglinge, die aus den Volks- kceisen zu diesen neuen Fahnen schwören werden, bei der Ablegung des Fahnen­eides ein Eideshelfer sein. Mögen in den neuen Regimentern die Haupteigenschaften des herrlichen Kaisers weiterleben: Völlige selbstlose Hingabe an das Ganze, das rücksichtslose Einsetzen der eigenen Fähigkeiten für den Ruhm der Armee und die Sicherheit des geliebten Vaterlandes. Dann werden anch bei den neuen Regi­mentern die Grundfesten der Disziplin bestehen: Tapferkeit und Ehrgefühl und absoluter, bedingungsloser Gehorsam."

Hamburg, 15. Okt. Der wegen Beleidigung des Königs der Belgier zu