Amtsblatt für die Stadt Wit'öbad.

»eneral-Anzeiger für Hiidbad und Awgebung.

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Aonnerstcrg, 7. Kkioöev 1897.

33. Jahrgang

W ii r tt e m b er ff.

Stuttgart, 2. Okt. Unter unfern Stadtvätern ist ein Erlaß, wonach das Weggehen aus den Rathaussitznngen evtl, mit einer Ordnungsstrafe geahndet wird, mit gemischten Gefühlen ausgenommen worden, obwohl die Majorität dafür ge­stimmt hat. In unserem Gemeinderat wird es also inskünftige wie in einer Schule zngehen, wo den Kindern die Frage zur Pflicht gemacht ist:Herr Lehrer, er­lauben Sie, daß ich 'naus darf?"

Calw, 4. Okt. Gestern hielt die hiesige Schützengesellschaft ein Nachbar­schaftsschießen ab, an dem die Gilden von Hirsau, Pforzheim, Neuenbürg und Wildbad teilgenommen haben. Das Ergebnis bei der abends noch vor­genommenen Verteilung der ersten Preise war folgendes: Auf Feldscheibe (3000 in j erhielt den Kartenpreis mit 225 Punkten Wilh. Treiber Wildb ad; Serienpreis: I. I. Hiltner, Pforzheim, 53 Punkte: II. Engen Dreiß, Calw, 46 Punkte: III. Wilh. Treiber, Wildbad, 45 Punkte aus Standscheibe (175 m): Kartenpreis mit 239 Punkten E. Hippelein, Calw. Serienpreis: I. E. Hippelein, Calw, 58 Punkte: II. Heinr. Katz, Pforzheim, 46 Punkte: III. Herm. Stumpf, Pforzheim, 46 Punkte.

Ludwigsburg, 3. Okt. Gestern Nachmittag hat der Bauer Gustav Berner von Hard und Schönbühlhof, Gemeinde Schwieberdingen, seinen gleichfalls dort wohnenden Schwager Utz mit einem Re­volver erschossen. Der Vorfall trug sich dadurch zu, daß Frau Utz, eine Schwester des Berner, mit ihrem Manne Streit be­kam, und, da ihr Mann sie zu erstechen drohte, in die Wohnung ihres Bruders flüchtete. Utz. dem der Eintritt in die Wohnung Berners verwehrt wurde, drang gewaltsam ein und drohte den Anwesen­den, die ihn aufforderten, sich zu entfer­nen, mit dem Messer. Da Utz aus Ber­ner mit dem Messer eindrang, wurde er von diesem niedergestreckt. Der Thäter hat sich sofort bei dem hiesigen Amtsge­richt gestellt.

Tübingen, 3. Okt. Wegen Land- sriedensbruchs, Widerstand gegen die Staatsgewalt und anderer Vergehen be­gannen heute Vormittag vor dem Schwur­gericht gegen den ledigen 26jährigen Bau- Irn David Remppis nnd 12 weitere, im Alter von 1824 Jahren stehende 'An­

geklagte, meistens Fabrikarbeiter von Un­terboihingen. Nicht weniger als 6 Rechts­anwälte vertraten die Angeklagten. Ver­urteilt wurden: D. Rempis zu 1 Jahr, alt G. Döbler zu 9 Mon. 6 Tagen, Th. Eppinger, I. G. Brenner, CH. Bühler, K. R. Haußmann zu je 6 Monaten Ge­fängnis. Sämmtlichen Verurteilten gehen 2 Monate der erlittenen Untersuchungs­haft ab. Die übrigen Angeklagten wur­den freigesprochen. Hiemit haben die Sitz­ungen des Schwurgerichts ihr Ende er­reicht.

Rottweil, 4. Okt. Ein Hochstap­ler hat sich seit 2 Monaten hier gütlich gethan. Unter der Angabe, Elektrotech­niker zn sein, mietete er sich bei einer besseren Familie ein, bezog Kost und Wein ans einem Gasthaus mit feiner Küche auf sein Zimmer, wobei er täglich Ge­flügel u. s. w. beanspruchte. Da aber nach Umfluß don 5 Wochen keine Zahlung erfolgte, immer noch Koffer und Einzah­lungen vergeblich erwartet wurden, be­gann das Mißtrauen bei Vermieter und Kostgeber sich zn steigern. Allein eines schönen Tags war der gut gefütterte Vo­gel ausgeslogen. Er mietete sich in der eine halbe Stunde entfernten Altstadt ein, wurde aber am selben Tage verhaf­tet. Dabei verkroch er sich, als er Ge­fahr witterte, in das Bett eines Knechtes in einer Dachkammer. Kaum war er ei­nige Tage im Gefängnis, als er als Pa­tient ins städtische Krankenhaus gebracht werden mußte; merkwürdiger Weise fühlte er sich dort aber rasch besser, so daß ihm ein Spaziergang im Garten gestattet wurde. Bei dieser Gelegenheit hat er nun gestern das Freie gewonnen und konnte bis jetzt nicht wieder beigebracht werden. ^

Ulm, 2. Okt. Die Zivilkammer des , hiesigen Landgerichts hat gestern die Ent- schädigungsklage der Schreiners-Witwe Metzger gegen den Drahtwarenfabrikau-, ten Wörz in Ulm abgewiesen. Der Mann der Klägerin war im Winter 1896 in einem Neubau des Wörz die noch gelän­derlose und unbeleuchtete Treppe herab- gestür^t und gestorben. Wörz wurde we­gen fahrlässiger Tötung zu einer Woche Gefängnis verurteilt, aber nachträglich begnadigt. Die Witwe Metzger klagte, nun auf eine jährliche Rente von 600 und für jedes ihrer 2 Kinder jährlich ! 225 Das Gericht entschied sich ge­stern gegen sie, da ihr Mann den tätli­

chen Fall sich durch eigene Fahrlässigkeit zugezogen habe; er hätte den Neubau nicht betreten, oder wenn er die unbe­leuchtete Treppe benutzen wollre, die Be­wohner, welche er so spät anfsuchen wollte, um Licht anrufen sollen.

Gerabronn, 1. Okt. In der gest­rigen Sitzung des Bezirkshilfskomitees teilte Staatsminister des Innern v. Pischek mit, daß bis jetzt an Gaben ca. 1,300,000 Mark in Württemberg zusammen gekom­men seien. Bis die Sammlung geschlos­sen, wird sich die Summe voraussichtlich auf 1'/, Millionen Mark erhöhen. Ein größerer Staatsbeilrag wurde in Aussicht gestellt. Derselbe soll in Geldbeiträgen zum Ankauf von Saatfrüchten und Obst­bäumen, sowie Streumaterial dienen und in Staatszuschüffen zu Straßenbauten. Bach- und Flußkorrektionen bestehen. Die Saatfrüchte (für Frühjahrsaat) sollen um billiges Geld abgegeben werden, ebenso Obstbäume. Die Staatsstraße von Gagg- statt nach Rothenburg, sowie die von Walkhausen nach Blaufelden werden mit einem Aufwand von 63,000 Mk. ganz auf Staatskosten korrigirt. Zu den Jagstthal- straßen Hessenau-Elgershofen nnd Baih- lingen-Oberregenbach wurden Staatsbei­träge in Aussicht gestellt. Ebenso zur Korrektion der Brettach, eventuell auch noch der Straße Gerabronn-Amlishagen.

Aus Oberschwaben, 3. Okt. Auf dem Eisenbahnknotenpunkt Aulen dorf brannte gestern ein 130 m langer Torf­schuppen mit 6 Millionen Stück Torf nieder. Die Hitze war ungeheuer. An­fangs wurden fünf Lokomotiven als Dampfspritzen verwendet, sie mußten je­doch zurückgezogen werden. Zehn Feuer­wehren aus znm Teil weiter Entfernung wurden telegraphisch berufen, die Wald- see'r holte man mit Sonderzug und eine Abteilung Pioniere wurde aus Ulm er­beten. Mit solcher Hilfe gelang es, die Umladehalle und ein großes Kohlenmaga­zin dem verderblichen Element zu entreißen. Die Hitze des 9000 Kubikmeter Torf ent­haltenden Schuppens steigerte sich ins Un­erträgliche ; die Bahnzüge konnten in der Morgenfrühe die Stelle nicht passiren; dichter Qualm aus Tausenden von kleinen Feuerbränden bedeckte die weite Umgebung.

Rundschau.

Allem Anscheine nach wird die Albthalbahn Karlsruhe-Ettlingcn-Her- renalb, nun doch vor Beginn des Winters