lichkeiten und der Neigung zur Veräußer- lichung auch der Arbeit im Reiche Gottes entgegen und betonte, wie nur das, was in der Kraft Gottes geschehe, Wort und^ Bestand habe. Die schwersten Kämpfe! werden im Verborgenen gekämpft, die ^ schönsten Siege im Verborgenen errungen.. Nur wo das verborgene Leben in Christo. ist, ist das Reich Gottes: nur wo der Geist Christi ist, da sind wahre Christen." § — Nun betrat Dr. msci. Liebendörfer, seit 20 Jahren Missionsarzt in Calicut, dieKanzel, um über die ärztlicheMis- sion zu reden. Er verstand es, in gedrängter Kürze die Bedeutung gerade dieser Mission, auf die in neuerer Zeit großes Gewicht gelegt wird, ins rechte Licht zu setzen, ini Anschluß an Luc. 10, 9. Hier tritt den Heiden die christliche Religion als die Religion werkthätiger Liebe entgegen. An dieser fehlt es dem Heidentum völlig. Der Hindu hat Spitaler für Hunde, Affen, Kühe, aber nicht für Menschen. Der Kranke ist nicht Gegenstand des Mitleids, sondern des Abscheus, weil die Ursache seiner Krankheit in der Einwohnung eines bösen Dämons gesucht wird. Dem tritt der Missionsarzt mit seinen ärztlichen Kenntnissen und miH der damit verbundenen Predigt des! Evangeliums entgegen. Dabei hat er Zutritt in Kreise, die dem nur predigenden Missionar verschlossen sind, besonders auch zu den Frauen. Gelegenheit, seine Thütigkeit auszuüben, hat er mehr als genug. Das heiße Klima Indiens verursacht ein- Reihe Krankheiten, die man bei uns nicht kennt oder die nur sehr selten Vorkommen: Cholera, Aussatz, gewisse Fieberarten. An Schlangenbissen sterben in Indien jährlich gegen 50000 Menschen. Der Redner ließ uns dann noch einen Einblick thun in ein von ihm geleitetes, überaus zahlreich in Anspruch genommenes Spital und schloß mit der Bitte, dieser Seite der Missionsarbeit lebhafte Teilnahme entgegenzubringen, eine Bitte, die gewiß nicht vergebens ausgesprochen wurde. — In dem nun folgenden Rechenschaftsbericht konnte Vikar Vöh ringer die erfreuliche Mitteilung machen, daß in unserem Bezirk im letzten Jahre zwischen 3 und 4000 M. für die Mission eingegangen sind. Zn dieser Summe haben sämtliche Bezirksorte ihren teils größeren, teils kleineren Beitrag geliefert; am meisten, über 2000 Mk., brachte die sog. Halbbatzenkollekte ein. — Als letzter Redner sprach Missionar Fla d aus China in längerer Rede im Anschluß an Psalm 72, 11. Die Erfüllung dieses
Worts steht zwar noch in weiter Ferne, aber der Anfang der Erfüllung ist doch deutlich erkennbar, wie anderwärts, so auch in China. In den 18 Provinzen des gewaltigen chinesischen Reichs mit seinen ca. 300 Millionen Bewohnern war vor 90 Jahren nicht ein einziger evang. Missionar, jetzt 900—1000, kein einziger evangelischer Christ, jetzt 100 000, nicht 1 Exemplar der hl. Schrift, jetzt ist die durch Tr. Morrison übersetzte Bibel weit verbreitet und zwar in 10 verschiedenen Dialekten. 500 Kolporteure der englischen Bibelgesellschaft durchziehen das chinesische Reich. Neben den Missionaren wirken mehrere 1000 eingeborene Katechisten, 200 Missionsärzte, worunter allerdings nur 2 Deutsche. Nnn schilderte der Redner die vielen und großen Schwierigkeiten, die der Missionsarbeit in China im Wege stehen, in anschaulicher Weise. Er verweilte besonders bei der Schwierigkeit, die das Erlernen der chinesischen Schrift mit ihren 44000 Zeichen, jedes ein Wort bedeutend, schon für den Chi-! nesen, mehr noch für den Ausländer hat. Ein chinesisches Sprichwort lautet: „In 66 Jahren lernt man nicht aus." Von Schulen, zumal für Mädchen, weiß man nichts. Wer sein Kind unterrichten lassen will, hat selbst dafür zu sorgen. Die Regierung kümmert sich nichts darum usw. Trotz alledem aber nimmt das Werk der Mission auch in China seinen Fortgang und das vorangestellte Psalmwort wird in Erfüllung gehen. Mit Gebet u. Gesang schloß die Feier, von der wir hoffen, daß sie bei manchen neues Interesse für die Mission und neue Lieb» zur Mission geweckt hat.
Vermischtes.
— DieErholnng einesKrösus. Ans Zermatt «Schweiz, Kanton Wallis) wird über den amerikanischen Krösus Van- derbilt, der dort mit seinen Söhnen einen längeren Aufenthalt gemacht hat, geschrieben: Vanderbilt, eine schmächtige, hagere Gestalt, dem Typus des englischen Pastors ähnelnd mit einem melancholischen Zug ans dem blassen Gesicht, ist aus der rechten Seite teilweise gelähmt und reist daher in Begleitung eines Leibarztes. In seinem Auftreten zeigt der vielumworbene Dollarkönig eine fast ängstliche Bescheidenheit und Schlichtheit, seine Söhne sind muntere Leute von einer für amerikanische Millionärssöhne ungewöhnlichen Frische; sie tummelten sich in der Gegend gehörig umher und machten tägliche Aus- flüge, während der kränkelnde Vater in
Zermatt der beschaulichen Ruhe pflog, und ließen sich Abends in der Bierhalle des Hotels in die Geheimnisse des deutschen Biercomments einweihen. Vanderbilt äußerte sich überfeinen dortigen Aufenthalt sehr befriedigt. Sein Erholungsaufenthalt wurde nur etwas beeinträchtigt durch eine Unzahl von Bettelbriefen, die fast täglich, oft in ganzen Stößen, eintrafen und die unglaublichsten Zumutungen an ihn stellten. Vanderbilt ließ sich sämmtlichs Briefe vorlegen, die deutsch abgefaßten mußten für ihn vorher schriftlich in's Englische übersetzt werden. Die Prüfung dieser Schreiben nahm oft mehrere Stunden in Anspruch, die meisten Briefe wunderten nach der: Lesung in's Feuer, und nur eine kleine Zahl behielt Vanderbilt zurück, um Erkundigungen über die Bittsteller einzuziehen. Solche Bittgesuche verfolgen als unvermeidliche Beigabe den Mann überall hin auf seinen Reisen, aber so zahlreich wie in der Schweiz stellten sie sich noch nirgends ein, und mit Beschämung mußte konstatirt werden, daß fast sämtliche Kantone in diesen Briefen vertreten waren. Eine in ordentlichen Vermögensverhältnissen stehende Frau in Zürich bat n. A. Vanderbilt, ihr eine auf dem Hause lastende Hypothek zu tilgen und dergleichen mehr ; nur zum kleinsten Teil waren es wirklich Bedürftige,
' die sich an ihn wandten. Man kann sich denken, daß ein Mann, der sich täglich mit den unwürdigsten Zudringlichkeiten , abzugeben hat, schließlich bei einer tiefen Menschenverachtung anlangen muß.
— Zu welch' faulen Witzen die Nordpolfahrt Andrees Veranlassung giebt, zeigt folgende Brieftaubenpost, welche eine von Herrn H. Grabbe in Meldorf emgefangene Taube überbrachte. Bei der Taube fand sich nämlich ein Zettel mit folgenden welt- erschütternden Nachrichten: „Nordpol, 80°
— Erdachse — Nun sind wir hier! — Gestern sehr bethrant gewesen! — Heute j Hundsjammer, Katzen giebts hier nicht
— 125° unter 0. —Furchtbares Gerassel der Erdachse! — Sonst geht's gut! Prost Leberthran ü Andreen." Gezeichnet ist die Taube „W.MB. Küsirin. 13.Juni 1897."
— Die Rache der Wagner! Vor Kurzem schlugen in Emmendingen die Bäckermeister mit den Brotpreisen ans. In der Sonntags-Nummer des „Hochberger-Voten" warim Inseratenteil folgen, de Bekanntmachung zu lesen: Von heute an kosten für die hiesigen Bäckermeister Axthelme und Scheidenhölzer 40 Pfg., infolge der aufgeschlagenen Holzpreise. —
Militär-Verein Wildbad „Königin Charlotte."
Am Sonntag den 12. Sept.
nach Herrcnalb zur Fahnenweihe des dortigen Militär- Vereins. Abmarsch morgens präcis 8 Uhr vom Rathaus.
Der: Worstcrrrö.
Wildbad.
Oehmdgras-Verkauf.
Am Dienstag den 7 Septbr d Js., vormittags 11 02 Uhr wird der Oehmdgrasertrag der Parzelle Nro. 831 und 832 38 nr 19 gm Wiese in Ziegelwiesen auf dem Rath« use dahier im öffentlichen Aufstreich verkauft.
Stadtpflege.
Das Comitö des Zweigvereins Wildbad des „Verbandes Deutscher Gast- Hofgehilfen" drückt hiemit sein freiwilliges Bedauern aus über den unliebsamen Vorfall mit Frl. Julie Z inser bei seinem Abschieds-Feste, hervorgerufen durch an ihn gemachte Mitteilung entstellter Thatsachen.
Köchin-Gesuch.
Zum sofortigen Eintritt wird nach auswärts ein gut empfohlenes Mädchen, das der bürgerlichen Küche vorstehen kann und auch Hausarbeit besorgt, gesucht.
Von wem? sagt die Redaktion d. Bl.