Die pelnlsche Raubgier.
Veriiu» 31. Jan. Angesichts unser« drückend« kebensmittelnot müssen wir sehen, schreibt der „Vorwärts", daß polnisch« Raubgier uns selbst das wenige noch nimmt, das für die Ernährung des Volkes notwendig ist. Sie haben uns aus dem von ihnen besetzten östlichen Provinzen die Zufuhr der starken Ueberschüsse namentlich an Kartoffeln und Getreide so gut wie abgeschnitteu. In Oberschlesien bedrohen sie die für Deutschlands Industrien wichtigen Kohlenoorräte. Jetzt werden auch die Vorräte der Zuckerfabrikation im Osten von den Polen ergriffen und verschleppt.
Deutsche Verluste bei deu Kämpfe« gegen die Polen.
Berlin, 31. Jan. Die Truppen des Grenzschutzabschnittes Bromberg haben nach Meldung des „Berlin« Lokalanzeigers" aus Graudenz in den Kämpfen gegen die Polen bis zum 23. Januar sieben Tote, 24 Verwundete und 159 Vermißte verloren. .
Vermischte Nachrichten.
Französische LuftoerkrhrsplSne.
Wie die Basler Nachrichten melden, berichtet der Pariser Ercelsior, daß gegenwärtig in Frankreich umfangreiche Vorbereitungen zum Ausbau des Zivilflugdienstes getroffen werden. Die hauptsächlichsten Städte Frankreichs und des Auslandes werden in der Luftlinie miteinander verbunden werden. Lustbahnhofe und Landungsplätze werden geschaffen. Es wird zunächst die Linie eröffnet werden: London—Marseille, Brüssel—Barcelona, ferner Paris—Marokko, alsdann Brest-Straßburg und Bordeaux—Nizza. Sie werden zahlreiche Ausgangspunkte sein für Femfliige nach dem Rhein, nach Italien usw. Nizza wird mit Genf, Straßburg und Calais verbunden werden. Die Preise werden so angesetzt werden, daß sie die Eisenbahntarife nicht übersteigen. (?)
Baumwolle.
(WTB.) Washington, 25. Jan. In einer Antwort an ein Ansuchen der Baumwolle pflanzenden Staaten, das alle Ausfuhrbehinderungen für Baumwolle nach den nicht feindlichen Ländern aufhören und auch eine Verschiffung nach Deutschland und Oesterreich so rasch wie möglich gestattet werde, kabelte Wilson, daß Baumwolle jetzt nach allen Ländern in Mengen, der ihrem Bedarf entspricht, ausgeführt werden könne.
Deutschland.
Der Berliner Vollzugsrat der «. S^>RLt« und die Reichsregieruug.
(WTB.) Berlin, 30. Jan. In einer der letzten Sitzungen des Vollzugsrats der Berliner A - u. S.-Räte war ein Antrag Weiß angenommen worden, der die Reichsregierung aufforderte, sich vor einer Versammlung der gesamten A.- u. S.-Räte Erotz-Derlins, sowie der kommunalen A.- u. S.-Räte während der Vorgänge in der Krawallwoche zuaechtfertigen. Die Neichs- regierung hat es abqelehnt, dieser Aufforderung Folge zu geben. Sie sandte an den Dollzugsrat der Berliner A-- u. S.-Räte das nachstehende Schreiben:
An den Berlin, 29. Jan. 1919.
Vollzugsrat der Berliner A. und S.-Räte.
Berlin, Abgeordnetenhaus.
Auf Ihr Schreiben vom 23. Januar teilen wir Ihnen mit, daß wir der Einladung zu der auf den 31. Januar festgesetzten Versammlung der gesamten A.- u. S.-* Räte Troß-Berlins, sowie der in den dem Zweckverband Groß-Berlins angeschloffenen Kommunen gewählten Arbeiterräten zu unserm Bedauern nicht folgen können.
Nach dem Beschluß des NStekongreffes sind wir für unsere Tätigkeit den örtlichen A.- und S.-Räten nicht verantwortlich. Der hat vielmehr die Kontrolle unserer Tätigkeit dem Zentralrat übertragen, in dessen Einvernehmen wir bei den Maßnahmen zur Herstellung der Sicherheit in Berlin gehandelt haben. Schon deshalb können wir einer Aufforderung örtlicher A.- u. S.-Räte zu mündlicher Berichterstattung über unsere Tätigkeit nicht entsprechen. Ein solches Verfahren wäre auch praktisch undurchführbar; denn mit dem gleichen Recht wie Berlin könnten auch andere Orte uns zu mündlicher Berichterstattung auffordern. Dazu kommt, daß wir in den folgenden Tagen mit unaufschiebbaren Vorbereitungen für die Nationalversammlung voll in Anspruch genommen sind.
Wir sind deshalb gezwungen, uns zu der aufgeworfenen Frage schriftlich wie folgt zu erklären: Vorweg ist zu dem Antrag Weiß zu bemerken, daß eine Militarisierung. was wohl beißen soll: eine dauernde militärische Besetzung. Berl.is nie beabsichtigt war und daß eine solche auch nicht besteht. Die Heranziehung von Truppen ist von der Reichsregierung und dem Zentralrat angeordnet worden, damit die gestörte öftentliche Sicherheit in Berlin wiederbergestellt werde. Das lag nicht nur im Interesse der Berliner Bevölkerung, sondern war auch durch die Reichsintereffen unbedingt geboten. Daher sind auch die Kosten für die militärischen Maßnahmen auf die Reichskaffe übernommen worden. Die Verprleauna der Tru>"-»n erfolgt, wie es bei allen mobilen Formationen ubl-ck ist. Nachdem die Wirren in Berlin beendet sind nn leidliche öffentliche Sicherheit wieder eingetreten iss, wurden auch die Truppen zum weitaus größten Teil von Berlin zurückgezogen.
Di« Reichsregierüng:
Ebert. Scheidemann.
Was fetzt geka« «oe rve a smz.
(WTB.) Berlin. LS. Jan. Im „Vorwärts" Mich unter der Ueberschrift „Was jetzt getan werden muh, um rasch Brot zu schaffen" von Erwin Barch geschrieben: Es handelt sich besonder» um schnellste Bereitstellung neuenKulturlandesim großen Stil, um unserm Nahrungsmittelspielraum zu erweitern und um eins» großen Teil der jetzt brachliegenden Arbeitskräfte nutzbringend zu beschäftigen. Durch den Gewinn von neuem landwirtschaftlichen Rutzland soll eine neue Industrie gemacht werden, di« unproduktiv« Ausgaben in Form von Arbeitslosenunterstützung erspart. Es handelt sich darum, möglichst rasch ertragbringende» Ackerland bsreitzustellen, um schon für die nächste Ernte Vorteile zu schaffen. Sobald genügendes Land auf- bereitst ist, muß an die Herstellung der erste« Bauernstellen gegangen werden.
Z>» Spartnkistenputsch in Wi»hrl«»b«»e».
(WTB.) Wilhelmshaven, 29. Jan. Wie über die Spartakusunruhen noch ergänzend gemeldet wird, besetzten di« Kommunisten am Montag morgen die öffentlichen Gebäude. In der Reichsbank erpreßten sie unter Gewaltandrohung zuerst 40 000 und dann noch einmal 1 Million und brachten das geraubte Geld nach dem Hauptquartier der Spartakisten, in die Tausendmannkaserne. Ein Automobil, welches verabredeterweise abend» 7 Uhr da» Geld dort wieder abholen sollte, wurde beschossen, woraus eine regelrecht« Belagerung der Kaserne mit Maschinengewehren und kleinen Sthiffs- geschühe« begann. Um 10 Uhr abends wurde das Geld bis auf einen Teil, der bereits unter die Spartakisten verteilt worden war, herausgegeben. Um 2 Uhr nachts erfolgte sodann die bedingungslose Uebergabe der Spartakisten. 500 Mann wurden in Haft genommen. Im ganzen wurden 7 Personen getötet, darunter zwei Spartakisten und 2 Berufssoldaten, und etwa 30 Personen verwundet. Außerdem wurde ein postenstehender Arbeiter von Berufssoldaten erschaffen, was eine Spannung zwischen diesen und den Werftarbeitern hervorrief. Am 29. Januar früh haben die Post-, Telegraphen- und Eisenbahnbeamten ihre Arbeit wieder ausgenommen. Es streiken noch die städtischen Beamten i" Rüstringen und Wilhelmshaven: Sie fordern die Er- Büroerwebr.
Die durch den oberschlefischeu Brrgarbeiterstreik entstandenen Verluste.
Berlin, 31. Jan. Die durch Arbeitseinstellung und durch Verminderung der Arbeitsleistung entstandenen Kapitalverluste im oberschlesischen Indnstrierevier seit Ausbruch der Revolution werden in verschiedenen Morgen- blättern auf rui d 279»Millionen Mark beziffert. Der Wert, der in dieser Zeit weniger geförderten Kohlen wird auf 130 bis 160 Millionen Mark gesch ätzt.
Aus Stadt und Land.
Lala», den 31. Januar 1919.
Vom Rathaus.
* In der gestrigen gemeinschaftlichen Sitzung beider Kollegien unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Gähner lag ein Gesuch von Bauwerkmeister Alber vor um Aenderung der Baulinie bei seinem von den Schön- lenschen Erben erworbenen Anwesen am Hirsauer Weg, weil er den allgemein als unschön bezeichneten Ueber- bau des Hause» unterbauen will. Er würde dazu etwa 1,25 Meter des dortigen, nach dem Eutleuthaus führenden, öffentlichen Feldwegs brauchen. Das Gelände gehört zum Anwesen. Da der Feldweg nach dieser Baulinienänderung an der schmälsten Stelle imm»r noch vier Meter breit ist- so soll das Gesuch befürwortend an das Oberamt weitergegeben werden: sofern die Anlieger keinen Einspruch erbeben. Wegen Uebergehung der baupolizeilichen Vorschriften wu.rde dem Eesuchsteller aber die Vauerlaubnis für den schon begonnenen Bau vorläufig nicht erteilt. — Zur Besetzung der Fleisch- beschauerstelle gibt der Vorsitzende noch von einem Schreiben des Oberamtstierarztes Pfeiffer Kenntnis, in welchem dieser mitteilt, daß die Behauptung von Gutsbesitzer Ottinger, er sei nicht zur ärztlichen Hilfeleistung in der Stadt verpflichtet, falsch sei; denn in seinem Anstellunasvertrag sei es ihm zur Pflicht gemacht, allen Tierbesitzern nach Möglichkeit an die Hand zu gehen, und er habe das auch immer getan. In eigener Sache erklärte der Vorsitzende, er stehe zu der Antwort im „Ealwer Tagblatt" auf den Artikel des Herrn Öttinger in keiner Beziehung, die Bemerkung in dem Artikel des Herrn Dingler, daß sie „halLosfiz'.cll" sei, könne also nicht auf das Stadtschultheißenamt angewandt werden. — Der Aufruf an das deutsche Volk, sich um seine Kolonien zu wehren, wurde von den Kollegien unterschrieben. — DAM. Zügel macht« außerhalb der Tagesordnung n»-ch Bedenken geltend, ob das neue Realschulgebäude nach seiner jetzigen Projektierung tatsächlich in den Rahmen des Stadtbildes ^affe. Da auch noch auf anderer Seite in der Hinsicht eine gewisse Unentschlossenheit im Urteil sich zeigte, so soll Herr Architekt Haußer ersucht werden, noch ein Schaubild anzufertigen, um einen Gesamtüberblick über das Verhältnis des Gebäudes zum Stadtbild zu erbalten.
In der nachfolgenden Sitzung des Eemeiuderats wurde als Nachfolger des gefallenen Etadtbaumeisters König der stellv. Stadtbaumeister von Echramberg, Dauwerkmeister Herboltsheim er einstimmig gewählt. Der Gewählte ist 34 Jahre alt und verheiratet. Er wurde mit seinem An'anosoebalt gleich in die zweite Stufe der Gehaltsordnung eingereiht und erhält des- balb 3800 -K, also 200 -K mebr als der Ansangsgehalt estgesetzt war. Sein Antritt soll offiziell am 1. April erfolge».
El« Weikrnf ««ferse W»«Whe« NM«.
* Unsere bekannten schwäbische« Dichte« «cheHtz« gegen die Demütigung»- und Lergervaltigungsabsichte« der Entente einen energischen öffentlichen Einspruch, den jeder Deutsche, mag er einer Partei angeboren, welcher er will, unterschreibe» kan». Der Einspruch hak folgenden Wortlaut:
Jetzt ist es so weit. Unsere Feinde find zur Frieden»« ksnserenz zusammengetreten.
Wir Deutsche« dürfen nicht mitrede». Wir dürfe» vor der Tür warten, bi» sie hcrqustrrtr« und uns »erkundige», was ihre Gewalt uns antun will.
Aber was wir zu erwarte» haben, davoa hat uns der Präsident der französischen Republik schon in seiner Eröffnungsrede eine Kostprobe gegeben.
Sie sagen vom Deutschen Reich: „A»gefangen mit Unrecht, geendet in Schmach."
Sie sagen von sich: „Wir führen eine« Kreuzzug der Mensch^it gegen di« Verderber Europas, gegen die an- maßlichen Welteroberer, die da» Blutbad ««gerichtet haben. Im Name» der Völker, sie sollen ihrer Strass nicht entgehen. Und unsere erste Tat sei das Gericht über den Hauptschuldigen, den Deutschen Kaiser."
Hären wir das an und schweigen? Nein.
Zwar wir können der Gewalt nicht mit Gewalt antworten; denn unsere Macht ist zerbrochen. Aber wir setzen ihr für alle Zeit unser reines Gewissen entoeoen und ruien im Angesicht der Völker und unser«» Volkes in di« Welt hinaus:
1. Ob England hente ander« redet als vor 48 Jahren, wo es sich zu uns bekannte und zu unserm Recht, die alten Provinzen wieder heimzuholen, die der Nachbar uns geraubt hatte; wir sagen heute wie je: Elsaß und Lothringen ist deutsches Land, ist unser nach innersten Gesetze» und gehört zu uns über alle Gewalttat hinüber.
2. Ob alle Vertreter aller feindlichen Völker es leugnen, wir bleiben dabei: Das deutsche Volk ist 1914 in einen Verteidigungskrieg gezogen. Nickis anderes hat die Millionen der Avsmarschierenden bewegt, als das eine: wir stehen für Heimat und Volk, nichts anderes die Zurückgebliebenen gestärkt, al» das eine: die draußen schlitzen uns vor dem Feind.
Das ist so wahr wie die Sonne.
3. Und ob bundert Juristen, nickt nur zwei, die Herr Tlemenceau zum ehrenvollen Werk berief, einen Prozeß erklügeln, wir bleiben dabei: der Deutsche Kaiser mag' menschliche Fehler haben, so viel er- wlll. und durch. Mängel an Erkenntnis und Anlage seinem Volk geschadet haben, schwer, verhängnisvoll, — aber auch von ihm ist nicht wahr, daß er den Krieg gewollt hat.
Es ist nicht wahr. Sein Wille, seine Neioung ging andere Bohnen, als die zum Krieg. Wir wissen es. — und ihr, ihr Feinde, wisset es auch.
Zum mindesten, wenn man in einer Nlesensache der Menschheit, wie dieser Krieg sie ist. von Schuld des Einzelnen reden will, so ist er nicht schuldiger als die verantwortlich»« Träger eurer damaligen Politik.
Die Geschichte wird es offenbaren. Vielleicht später, als daß es auch Heutige treffe und uns Heutigen helfe. Denn heute habt ihr die Macht.
Das saaen wir schwäbischen Dichter, Süddeutsche, die wir Deutsche sind und nichts anderes zu sein begehren, aus unserm Herzen und Gewissen heraus, wir sagen es vor Gott und aller Welt.
Wir sagen es für die, die nach uns kommen. Cie sollen zu dem überschweren Erbe, das sie antreten. nicht auch noch die Last des Gewissens zu tragen bekommen, ihre Väter hätten schweigend sich vor dem Gerichtshof der Geschichte zu unrecht verurteilen kaffen.
Deutschland ist der Uebermacht erlegen, den Krieg hat es nicht gewollt.
Und das deutsche Volk strebt aus ganzer Seele nach einer endlich kommenden Versöhnung; die Vorbedingung ist: Gerechtigkeit.
Emmanuel von Bodman, Hans Heinrich Ebrler, Ludwig Finckb. Eäsor Flaiskblen. Therese Köstlin, Heinr. Lilienfein, Heinr. Schaff. Anna Schieber.
Wilhelm Schüssen, Auguste Supper.
Vostschalterstunden.
* Vom 1. Februar an ist der Postschalter wieder geöffnet: Werktags von 8—12 Uhr vorm., und von 2—6 Uhr nachm., Sonntags von ll—12 Uhr. Die Einschränkungen im Fernsprech- und Telegraphenverkehr fallen von diesem Tage an weg, es gelten wieder die im Fernsprechteilnehmerverzeichnis stehenden Dienststunden.
Evanoelifch« Gottesdienste.
4. Sonntag nach dem Erschrinungsfest, 2. Februar. Vom Turm: 92. Prrdigtltrd: 99. Treuer Heiland, wir sind kirr ic. S>, und Ubr: Vormttt.-Predigt, Dekan Zeller. I Uhr: Christenlehre mit den Sühnen der ü I t e r e n Abteilung. S Uhr: Kaiechismussvrechen Sämtliche Gottesdienste finden lm Verelnshaus statt. Donnerstag. 6. Februar. 8 Uhr abends: Betstunde lm Brreinsliaus. Dekan Zeller.
Katholische Gottesdienst«.
Sonntag, 2. Februar s4. Sonntag nach Erscheinung und Fest Mariä Lichtmetz). 8 Uhr: Frühmesse. 9 » Uhr: Haupt- gotlesdlenit mit Ansprache. Kerzelpueihe und Amt. ae halten von Herrn Kapuzinerfeldvater Theophil Pfeiffer: Samstags zuvor Brichtgelenenhcit bei diesem H Pater von 2 Uhr ab. Dienstag um 8 Uhr: Gottesdienst in Wildberg: Freitag um 8 Uhr: Herz-Iesufrier in Calw Das Dpfer am Souniag ist für die Waisen-, Blinden-. Taubstummen- und sonstigen charitativen Anstalten des Landes.
Druck und Verlag der A. Orlschläger'schen Buchdruckerei. t Mür die Schrift! verantwort! Ott» Seltmann. Tal».
Das .Ealwer TaglrM- Lärm jederzeit LMM arerdrä.'