Amtsblatt für die Stadt Wit'dbad.

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Llr. SS.

Scrmstcrg. 25. Juki 1296.

32. Jahrgang.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat den Amtsgerichtsschreiber Eis enbartin Neuen­bürg zum Landgerichtsschreiber in Ravens­burg ernannt.

Stuttgart, 22. Juli. Der Reichs- ragsabgeorduete Geheim. Kommerzienrat Siegle ist, wie wir hören, nach der Rück­kehr vom Reichstage, an dessen Arbeiten er bis zuletzt eifrigen Anteil genommen, bei einem Besuche aus seinem' Landhause in Ammerland am Starnberger See in­folge der Ueberanstrengung während der langen Session schwererkrankt. Dieneuesten Nachrichten über sein Befinden lauten besser. Doch ist noch große Schwäche vor­handen, und eine längere Zeit gänzlicher Zurückgezogenheit wird notwendig sein, um die erhoffte Wiederherstellung zu be­wirken.

Stuttgart, 22. Juli. In dem von den Ministern des Innern und des Kriegswesens veröffentlichten Gesamt­verzeichnis der zur Ausstellung von Zeug­nissen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militär­dienst berechtigten Anstalten werden erst­mals die 0 Schullehrerseminare Württem­bergs, 4 evangelische und 2 katholische, Eßlingen, Nürtingen, Künzelsau, Nagold, Gmünd und Saulgau aufgeführt. Im ganzen zählt Württemberg jetzt 49 An­stalten, welche die Zeugnisse mit der Be­rechtigung zum Einjährigendienst ausstelleu können: 16 Gymnasien incl. der theolo­gischen Seminare, 14 Nealanstalten, 5 Reallyzeen, 3 Lyzeen, 2 Realgymnasien, 6 Lehrerseminare und 3 Privatanstalten.

Stuttgart, 22. Juli. Ueber das Un­wetter der letzten Nacht, das mehrfache Störungen im Eisenbahnbetrieb ans der Haupt- und der oberen Ncckarbahn verursachte, wird uns von einem Augen­zeugen, der mit dem Nachtschnellzug 203 nach Tübingen fuhr, folgendes berichtet: Schon in Untertürkheim wurde den Pas­sagieren mitgeteilt, daß ein mehr als ein- stündiger Aufenthalt zu erwarten sei, weil die Geleise überschwemmt wären. Inzwi­schen war die Bewohnerschaft von Met- tingen und Altbach alarmiert worden durch das Läuten der Feuerglocken und die hcr- beigeeilten Männer wurden alsdann zur Freimachung der Geleise herangezogen. Um 4 0- Uhr konnte der Zug langsam die Strecke passieren. Der mit orkanar­tigen: Sturm, uiedergegangene Wolken- bruch richtete an den Feld- und Garten­gewächsen arge Verwüstungen an und führte aus den Weinbergen mächtige Hau­

fen von Geröll zu Thale. Die Straße, von Mettingen nach Eßlingen stand voll­ständig unter Wasser. In Altbach waren 3 kleine, harmlose Bächlein zu reißen­den Strömen angewachsen, die sich in die Häuser und Ställe Eingang verschafften. Auf der Rückfahrt des Zuges 206 ging zwischen Bempflingeu und Nürtingen ein heftiges Gewitter nieder, das ebenfalls verheerend wirkte. Der Bahndamm wurde gleichfalls überschwemmt und der Zug mußte durch die Wafsermassen seinen Weg nehmen.

Sl uttgart, 22. Juli. Bei der heute vormittag stattgehabten Uebung im Pier e- schwimmcn bei Münster ertrank der Dra­goner Gall der 5. Eskad. Derselbe wollte, während eine Dragonerabteilung mit Schwemmen ihrer Pferde beschäftigt war, mit einigen andern Dragonern ein Boot von der Münsterer Seite nach der Hofener Seite hinübersahren; durch die starke Strömung wurde das Boor fortgerissen und gegen einen Pfosten geworfen, wobei ein Dragoner, vielleicht aus Angst, aus dem Boote sprang und vor den Augen seiner Kameraden ertrank. Sofort an- gestellte Rettungsversuche blieben erfolg­los. Die andern kannten sich und das j Boot retten. Die Leiche ist bis jetzt! noch nicht gefunden. !

Stuttgart, 21. Juli. Der neue Pächter desEuropäischen Hofes" hat den in Konkurs geratenen bisherigen Pächter, Rudolf Zäch, als Geschäftsführer einge-, setzt. . j

Cannstatt, 21. Juli. Unter sehr^ großer Beteiligung namentlich seitens der' Sozialdemokraten von hier und Stuttgart' fand heute abend die Beerdigung des von Stuttgart hierher überführlen Abg. Glaser statt. Eine Musikkapelle, welche dem Zug vorausging, spielte zuerst seltsamer Weise den Choral:Jesus meine Zuver­sicht" und dann den sogen. Beethoven' schen Trauermarsch. Im Zuge selbst wurde eine große rote Fahne mitgeführt und rote Nelken sah man in vielen Knopf­löchern. Am Grabe selbst sprach der evangelische Stadtpsarrer Oehler sowie unter Niedcrlegnng von Kränzen meh­rere Parteigenossen des Verstorbenen.

Ludwigs bürg, 23. Juli. Die K. Staats­anwaltschaft Stuttgart erläßt soeben eine Anzeige, über den gemeldeten, versuchten Raubmord, vero.riden m-t Brandstiftung, aus welcher im weiteren noch hervorgelü. daß der Anna Theurer und ihren: Groß­vater ihr sämtliches bares Geld im Be­trage von 500600 Mk. geraubt wurde.

Wegen dieses Verbrechens wird der 49 Jahre alte Schuhmacher Heinrich Theurer von Neckarweihingen steckbrieflich verfolgt. Derselbe wird beschrieben als ein Mann von kräftiger, untersetzter Statur, mit breitem, bleichem Gesicht und starkem, bis auf die Brust herabreichendcn rötlichem Vollbart.

Calw, 21. Juli. Nach einer Mit­teilung der Großh. Badischen Wasser- und Straßenbausektion Pforzheim ist die Floß­straße der Enz und Nagold auf badischem Gebiet vom 20. d. M. an wieder frei.

In Zavelstein, ist ein 13jähri- ger Knabe an Blutvergiftung gestorben, die er durch einen Insektenstich beim Beerensuchen erhalten hat.

Böblingen, 20. Juli. Der in ver­schiedenen Blättern als Raub, beziehungs­weise Raubmord dargestellte Fall, betref­fend einen in Maichingen, O.A. Böblingen, gefundenen Fremden, findet nach Mittei­lungen desSchwäb. Merk." eine andere Erklärung. Am 3. Juli morgens wurde an der Maichinger Straße im Wald ein Fremder sitzend gesunden, der den Vor­übergehenden auf ihren Morgengruß mit Kopfnicken dankte. Tort saß er noch abends, als der alte Waldschütz nach Hause gehen wollte. Zu dem sagte erSo, da kommt einer, der mir helfen kann" und hieng sich an ihn, so daß beide umfielen. Da er ohne kräftige fremde Hilfe nicht fortzubringen war, machte der Waldschütze bei der Ortsbehörde Maichingen Anzeige, worauf er in einem Wagen abgeholt und in das Gasthauszur Rose" gebracht wurde, woselbst er sich mit zwei anwesen­den Lehrern unterhielt. Nachts aber be­schmutzte er das Gastzimmer und zerriß das Bett, woraus er, da sich die Anfälle wiederholten, auf eine Anzeige bei der Ortsbehörde in die Amtsstadt Böblingen an: 4. ds. Mts. gefahren werden sollte. Da in Maichingen keine Zwangsjake vor­handen ist, wurde er möglichst schonend gefesselt und durch zwei Begleiter in den: Wagen nach Böblingen befördert, wo er auf Anordnung der Ortsarmenbehörde in das städtische Krankenhaus verbracht wurde. Ta die Anfälle fortdauerten, wurde er in der Jrrenzelle des Krankenhauses un­terbracht, woselbst er bis zu seinem am 10. d. M. abends erfolgten Tode verblieb, ohne nochmals zum rechten Bewußtsein zu kommen. Tie gerichtliche Leichenöff­nung ergab als Todesursache Entzündung der weichen Gehirnhaut (Meningitis): daneben fand sich ein komplizierter Bruch des rechten Beins, ganz unter: an: Knöchel.