Die amerikanisch. Republikaner siir einen Enieiitevöltrcbund.

(WTB.) Washington, 13. Dez. Der republikanische Se- natur Knox erklärte heute im Senat, dag iiber die Bil­dung des Völkerbunde» und die Festlegung des Begriffs Freiheit der Meere" große Meinungsverschiedenheiten be­stehen. Er erneuerte daher seinen schon am 3. Dezember »angebrachten Antrag auf Aufschiebung dieser Frage bis nach der Friedenskonferenz. Knox schlägt an Stelle des Völker­bundes eine auf enger natürlicher Grundlage beruhende Entente vor mit fest umgrenzten Verpflichtungen. Die Ver­einigten Staaten könnten für die Aujrechterhaltung des Friedens der Welt durch Aufstellung einer Art Monroe Doktrin, wonach eine Bedrohung der Freiheit Europas auch eine Bedrohung Amerikas darstclle, wirken. Sollte von neuem eilte solche Gefahr entstehen, so würden die Vereinig­ten Staaten mit ihren Freunden beraten und sich zum Ein greifen bereit halten.

Vermischte Nachrichten.

Das Befinde» des ehemaligen Kaiserpaares.

(WTB.) Frankfurt, 22. DeZ. Nach einem Privat- telcgramm derFrkf. Ztg." ans dem Haag ist der Krank- heitszustand der früheren deutschen Kaiserin derart, daß sie wohl kaum das neue Jahr erleben iv rd. Beim Kai­ser besteht die Gefahr, daß sein Ohrenleiden, das sich in letzter Zeit verschlimmert hat, aus das Gehirn iibcrgreist. Bei ihm sind auch nervöse Erscheinungen als Folge der Aufregungen sestzustellen.

Englischer Ausland.

. Berlin, 22. Dez. Das Kriegsgefangenenlager AMamm galt während vier Kriegsjahren allseitig als ein gutes Mannschaftslagcr. In den letzten Tagen haben die in Altdamm untcrgebrachten englischen Kriegsgefan­genen kurz vor ihrer Einschiffung Tische und Stühle verbrannt und Matratzen und Bettzeug verunreinigt, und eine Reihe weiterer mutwilliger Zerstörungen vorge- nomme». Das Lazarett ist init allem Nachdruck be­müht, das Lager sofort wieder instaudzusetzeii.

Bestrasimg der aufrechten Blamen.

Amsterdam, di. Dez. Allgemeen Handelsblad meldet aus Brüssel, der Ministerrat habe beschlossen, die Aktivisten, die poiitisch offen ausgetreten sind, sofort aus dem Staatsdienst zu entlassen und ihnen die Auszeich­nungen zu entziehen. Die Beamten, deren Verhalten zweifelhaft ist, würden vor eine Untersuchmigskommission gebracht werden. So wird das Selbstbestimnnings- recht von der Entente aufgesaßt. Die Vlainen haben dasselbe Recht, ihrer Kultur und Sprache zu leben, wie die Wallonen. Sie wurden stets unterdrückt, und wer­den nun wohl auch noch verfolgt werden.

Holland immer noch unter der wirtschaftlichen Diktatur der Entente.

(WTB.) London. 19. Dez. (Korr.-B. Amtlich.) Die Ver­handlungen in London haben zu einer Einigung über die wirtschaftlichen und finanziellen Fragen zwischen den asso­ziierten und der holländischen Negierung geführt. Die ver schiedenen Abkommen sind noch nicht alle unterzeichnet und auch die Rationen, die eingesührt werden sollen, sind noch nicht bekannt. Die Waren weiden nur mit Geleiipapieren des N. O. T. nach Holland eingeführt werden.

Steigende Kohlemrot in Holland.

Amsterdam, 21. Dez. Nach den Meldungen der Blätter ist die Frage der Kohlenoersorgnng in ein äu­ßerst kritisches Stadium getreten. Die Regierung beab­sichtigt einschneidende Maßnahmen.

Die ungarische Gesinnung gegenüber Mackensen.

(WTB.) Brrdapest, 19. Dez. Zu den Vorwürfen, Ungarn bekunde durch die Internierung Mackensens Undankbarkeit, schreibtPesti Hirlap" in seinem Leitartikel: Wir inter­nieren Mackensen, weil es uns befohlen wurde. Allein in unserm Herzen umarmen wir ihn. Die deutschen Vorwürfe berühren uns schmerzlich. Wir antworten darauf: Die Deutschen erwarten Mackensen nicht so sehnsüchtig wie wir ihn gerne ziehen lassen möchten, und auch unsere Liebe zu ihm ist nicht geringer. Deutschland aber, das selbst nicht tun kann, was es möchte, sollte auch gerechter gegen uns sein, die wir auch leidende Besiegte sind. DerPester Lloyd" leitet auf Anregung eines seiner Leser eine Samm­lung ein, um den Soldaten der in Ungar» internierten Armee Mackensen zu Weihnachten Liebesgaben zukommen zu lassen.

Wilson und die Franzosen.

Paris, 19. Dez. Präsident Wilson empfing gestern die Vertreter der amerikanischen Presse und erklärte, daß die amerikanischen Friedensabordmmg sie täglich empfangen würde. Auf die Frage nach seinen Eindrücken in Paris oniwortete er, daß der ihm bereitete Empfang überwälti­gend gewesen sei. Er sagte: Ich bin glücklich, weil ich in der Haltung der Pariser das gleiche Gefühl be­merkte, das ich für sie empfinde. In dieser Haltung kam etwas zum Ausdruck, was mehr war als nur eine Begrüßung und mich tief bewegte. Man kann ein solches Gefühl nur einmal im Leben empfinden.

Wilson geht nicht nach Spanien.

Madrid, 19. Dez. (Havas.) Eine amtliche Note gibt bekannt, daß Präsident Wilson die Einladung der

Amtliche Bekanntmachungen.

Oberamt Ealw.

Aufhebung der fleischlosen Tage am 24. und 31. Dezember 1918.

Die Fleischversorgniigsstelle für Württemberg und Hohenzollern hat in Zulassung einer Ausnahme von H 1 der Bundesratsverordnnng zur Einschränkung des Flsisch- und Feiiverbranchs vom 28. Oktober 1915 (N. C. Bl. S. 714) gestattet, daß am Dienstag den 24. Dezember und am Dienstag den 31. Dezember 1918 in den Metzgereien und Fleischwarenhandliingen Fleisch und Fleischwaren abgegeben werden dürfen. Das Verbot der gewerbsmäßigen Verabfolgung von Fleischspeisen an Berbraucher in Gastwirtschaften bleibt jedoch bestehen. Die (Stadt-) Schnltheißenämter werden ersticht, die be- t'iligten Kreise hierauf in ortsüblicher Weise hinznweisen.

Calw, 23. Dezember 1918.

Oberamtmanu Gös.

Käufliche Ucbernahmc von Herr.^-Lcihpscrdru.

Die Heeresverwaltung will den derzeitigen Entleihern von Miütörpferden Gelegenheit gebe», diese Pferde käuflich zur» Tagespreis Zu übernehmen und entsendet zu diesem Zweck in die Oberaints- bezw. nüchstgelegenen Städte Ab- schätzr-ngslommissionen, die den Kaufpreis für diese Pferde s»fischen. Die Entleiher haben nach erfolgter Abschätzung die Möglichkeit, die bisher entliehenen Pferde an Ort und Stelle käuflich zu übernehmen.

Zeit und Ort des Eintreffens der .Kommission, sowie dis Stelle, an die die Pferde zur Abschätzung zu verbringen sind, werden den Entleihern noch mitgeteilr werden.

Ealw, den 17. Dez. 191»i. OSc.amt,naun Eos.

spanischen Regierung zu einem Besuche Spaniens ubge- lehnt, aber den Wunsch ausgedrückt habe, sich mit dein Grasen Romanones zu besprechen, der zu einer Unter­redung mit den Vertretern der englischen und italienischen Regierung, die sich gegenwärtig in Paris befinden, sowie mit der französischen Regierung nach Paris gereist ist.

Deutschland.

Hindenbnrg über das deutsche Offizierskorps.

(W.T.B.) Kasiel, 21. Dez. In einem Aufruf, ge­geben im Großen Hauptqnarter, Wiihelinshöhe. Weih­nachten 1918 blickt Hindenvurg ans die gewaltigen Lei­stungen des deutschen Volkes zurück. Das deutsche. sei aufgelöst, obwohl bis zuletzt gefürchtet und aeaMM voir dem Feinde. Den Offizieren komme unbestreitbar ein Voranteil an dem Ruhme zu. Es sei kleinliche Rache, ihnen die Abzeichen und die Waffen abzusprechen. Trotz mancherlei Krankheitserschenumgen, vereinzelter Fälle von Selbstsucht, Eitelkeit und Unwahrhastig- keit kehrte das deutsche Osfizierlrorps aus dem Kriege gesund zurück. Seine Lebensaufgabe sei das Wohl der Gesamtheit. Darum habe es sich auch in den Dienst der neuen Negierung gestellt, um den Zusammenbruch unseres nationalen und wirtschaftlichen Daseins zu ver­hindern. DerMisriif schließt mit der Mahnung, das Ver­mächtnis der Väter nicht zu vergessen.

Gegen die Abschaffung

der Rang- und Ordensabzeichen.

Berlin, 22. Dez. 8660 Unteroffiziere. Deckoffi­ziere iisw. in Kiel haben durch eine Abordnung beim Kommandeur von Kiel, Noske, Einspruch gegen den Beschluß Ves Rütekongresscs bezüglich der Ablegung der Abzeichen, Orden und Ehrenzeichen eingelegt und Unter­stützung von ihm und der Regierung verlangt, daß dieser Beschluß nicht zur Durchführung komme. 3n Kiel herrscht große Erregung gegen den Beschluß des Rätckongresses.

Fortdauernde Unsicherheit der bürgerlichen Presse.

Bremen, 21. Dez. LautWeserztg." erschienen heilte vormittag mehrere Vertreter des unabhängigen Ar- beiterrats. begleitet von bewaffneten Soldaten in den Geschäftsräumen der Bürgerzeitnng und erklärten, daß sie von heule ab den Betrieb übernehmen würden. Mo- bisherigen Leiter des Geschäfts und die Redaktion traten unter Protest von ihrem Posten zurück.

Kommentar überflüssig.

(WTB.) Berlin, 23. Dezbr. Zum Baubeginn des Walchenseekrastwerks, das ganz Bayern mit Elektrizität versorgen und den Bedarf an fremden Kohlen herabsetzen soll, haben sich, wie derB. L.-A." erfährt, am ersten Tag 60 Ingenieure und 2 Arbeiter gemeldet. Am zwei­ten Tag ivaren es 240 Ingenieure und immer noch 2 Arbeiter. DerB. L.-A." meint: Kommentar überflüssig.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 23. Dezember 1918.

Weihnachtsfeier im Bereinslazarett * Für denjenigen, der zum 5. Mal die Weihnachts­feier der Verwundeten im Bereinslazarett mitgemacht hat, war es ein wehmütiges Gefühl, mit dem er diesmal der Feier beiwohnte. Wohl strahlte auch Heuer der Christ­baum, wohl war auch diesmal der Gabentisch von gebe­freudigen Herzen reichlich gedeckt, aber die Feststimmung,

die sonst iiber der Veranstaltung schwebte, war bei der letzten Kt'egsmeihi.achtsfeier von dem dunklen, schweren Empfinden der großen Not des Vaterlandes etwas ver­drängt worden." Ein tiefes Schmerzgefühl ergriff einen bei dem Gedanken, daß alle die Schmerzen, die Not und Pein, die hier über die 4 langen Kriegsjahre ge- litt.'n und ertragen wurden, umsonst gewesen sein sollen, und inan begriff wieder einmal so recht, wie unsägliches Leid uiiserin Volk vom Schicksal beschieden worden ist. Solche Gedanken ivaren es auch, die Dekan Zeller nach Verlesen des Wcihnachtsevangeliums in seiner zu Herzen gehenden Ansprache zum Ausdruck brachte. Doch Weihnachten ist das Fest des Lichtes, und so führte der Redner seine Zuhörer bald hinweg von den Gedanken der Bitterkeit über die Gegenwart und der Furcht vor der Zukunft zu den lichten Höhen sittlich-religiösen Geistes, ivo das deutsche Volk wieder Genesung suchen müsse. In der Arbeit, in der Liebe und Treue, Wahrhaftigkeit und Gewissenhaftigkeit, nicht im Erraffen und Räubern und Genießen liege das Glück und der Friede», und wenn wir wieder zu dieser Läuterung uns durchringen, dm-:: werden wir den rechten Frieden bekommen. Auch Sto ^ - Pfarrer Heberte richtete an die Feldgrauen herzbemeffe: > Worte, indem er ihre Gedanken zur Heimat lenkte, m: > indem er hervorhob. wie manchem diese 4 Kriegsjahre Lebenserfahrungen zugesührt haben, die eine Festigung der sittlichen Kräfte gezeitigt haben. Und mit dein Frieden nach außen müßte dem deutschen Volk auch der innere Frieden werden, wir müßten uns mehr und inehr verstehen und erkennen lcmen, daß in der Gemeinsam­keit des Arbeitens der rechte Segen für das Gesamtwohl liegt. Die Feier war umrahmt von fuschen Weihnachts­chören der Schwestern unter Leitung von Herrn Hanpt- lehrer Aichele. Einen schönen musikalischen Beitrag bildeten die beiden Sätze aus dem Bach'schen Weihnnchts- oratorinmNun wird mein liebster Bräutigam" und Er ist auf Erden kommen arm", die von den Damen Stübers Rummel in und Leonhardt und .Herrn Kießling (Alte Handelsschule) unter Klavierbegleitung von Herrn Aichele eindrucksvoll wiedergegeben wurden. Im Name» der Verwundeten dankte Herr N enffe r-Ealm in ^gewandter. fonmwllendeter Weise dem unermüdlichen Chefarzt, den Schwester», den Herren Geistlichen und den mitfühlenden Besuchern und Spendern von Stabt.und Bezirk für ihre Pflege und Ausmerksainheit. Die An­erkennung, die in diesen Dankesworten lag, mag allen, die in diesen 4H? Fahren im Calwer Vereinslazarert treuer Pflichterfüllung oblagen, als Genngt.iung gelten für das, was sie dem Vaterland und seinen heldenmütigen 'Söhnen an Liebe und Fürsorge angedeihen ließen.

Häuserverliaus. - 6..^.

* Schuhmachermcister Karl Stotz hat das Anwesen von Karl Essig in der Lederstraße um den Preis von 16500 M. erworben. Schnhmachermeister Karl Fischer hat das Haus von Martin Seyfried, Schneidermeister, in der Stnttgartersttaße uni 15000 M. gekauft. Die Nebergabe erfolgt bei beiden am 1. April.

Beschlüsse des Ausschusses der mürtt. Soldatckcäle.

Der Landesausschuß der Soldatenräte Württembergs hat beschlossen, bei der Reichsrcgierung dahin zu wirken, daß die Offiziere um Heiratscrlaubnis nicht mehr nach­zusuchen haben, daß vielmehr eine Benachrichtigung über die Heirat an den Truppenteil genügt. Alle Militärper­sonen sollen, soweit sie sich nicht im Sicherheitsdienst be­finden. keine Waffen und Leibriemen mehr tragen. Die Entlassnngsanzüge aller nicht über sechs Monate gedienter Mannschaften, mit Ausnahme der Kriegsbeschädigten, sotten wieder eingezogen werden. Der Zapfenstreich ist ans 10 Uhr abends festgesetzt. Die Soldatenräte des Landes haben eigenmächtige Handlungen Zu unterlassen. Sämtliche Heerescmgchönge sollen, soweit sie noch in militärischen "Diensten stehen, die Reichsunterstützung er­halten. Theater und Kinos sollen wegen der Köhlen- Knappheit bis auf weiteres geschlossen werden. Wir weisen darauf hin, daß diese Anordnungen vorerst die Beschlüsse der Soldatenräte sind, die noch von der Re­gierung gutgeheißen werden müssen.

SLammheim, 20. ^ez. Eine sehr zahlreich be­suchte Bürgerversammlmig fand heute auf Einladung und unter Vorsitz des Herrn Schultheiß Rauser imWald- Horn"-Saale statt. Dieselbe wurde durch orientierende Vorträge des Vorsitzenden über die politischen Ereignisse der letzten Zeit eröffnet und geschlossen. Sodann fand die Wahl eines Bürgerrats statt, bestehend aus 7 Bauern- räten und 4 Arbeiterräten zur Vertretung der Gemeinde in den Bezirksräten. Möchte dem Rat auch bald die gute Tat folgen zur Festhaliung der so dringend erfor­derlichen Ordnung und Einigkeit, sowie Aufnahme der so nötigen strengen Arbeit auf allen Gebieten.

Evangelische Gottesdienst«.

Mittwoch (Christfest), 25. Dez.: Vom Turm: 145. Predigt­lied: 157,Der h!. Christ ist kommen". Kirchenchor:Es ist ein Ros' entsprungen" (469). 9'i Uhr: Beichte in der Sakristei. Vorm. 9'K Uhr: Predigt, Dekan Zeller: Abendmahl. 4 Uhr; Abendpredigt, Stadtpfr. Schmid. Das Opfer ist für die wohl«, tätigen Anstalten des Landes bestimmt. Donnerstag (Stepha« nnsfeicrtag), 26. Dez., 9'/- Uhr: Predigt im Vereinshaus, Deka» Zeller. Arestag (Iohannesfeicrtag), Sy, Uhr: Predigt tm Bet­einshaus, Stadtpfr. Schmid. __

Für die Schriftl. verantwort!. Otto Seltmann, Calw. Druck und Verlag d?r A, Oelschtiiger'schen Buchdruckerei, Cal«,: