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„Auch das noch!" murmelten ihre Lippen.
„Milli, erkennst Du mich?" rannte dieselbe Stimme.
„Benno, um Himmelsrvillen, wo kommst Du her, was willst Du in dieser Verkleidung hier?"
„Nichts, beruhige Dick, aber ich muß Dich spreche», um jeden Preis."
„Milli, Kind, wo bleibst Du?" rief die Graft» durch die offene Thür.
„Ich komme schon, Mama!" erwiderte die Frau mit klangloser Stimme.
Sie warf »ock einen halb bittenden, halb vorwurfsvollen Blick auf den Kutscher, dann ging sie langsam die Stufe» hinan.
Das veiänderte Wesen, die bleiche Farbe ihres vorher so blühende» Gesichts fiel beiden auf, und die Graft» lief: „Milli, was ist mit Dir? Hast Du ein Gespenst gesehen?
„Wer weiß!" erwiderte die junge Frau matt.
„Nimm Dich in Acht, Milli, Gespenster bringen Unglück, namentlich, wenn sie am Hellen Tag erscheinen.
Ihr blitzendes Auge stog zwischen Milli und dem Kutscher hin unv wider. Sie hatte gesehen, daß Beide zusammen gesprochen, sie batte Millls Erschrecken beobachtet, auch des Dieners flüchtiges Erröthen, seine begehrlichen Blicke waren ihr nicht entgangen. Sie war gewohnt, rasch zu combiniere», sofort das schlimmste anzunehmen, und hier, sie hätte ausjubeln mögen in teuflischer Freude, hier konnte ihr die se-tiame Beobachtung nur förderlich sein. Der ihr unsy npalnsche Kutscher und Diener ihres Vetters gewann dadurch in ihren Auge» an Bedeutung, daß er in irgend welcher Beziehung zu Milli stand; welcher Art diese Beziehung war, wollte sie bald heransfinden.
Während die Gräfin solchergestalt ihren für Milli so schlimmen Gedanken nachhmz, hatte sich die junge Frau völlig gefaßt und Beringen auf die verschiedenen Sehenswür-i dizkeiten der prachtvollen Halle aufmerksam ' gemacht. Sie hatte all ihren Mut, alle ihr zu Gebote stehende Selbstbeherrschung zu Hilfe gerufen, um sich nicht zu verrathen, und wählend sie lächelnden Mundes die Artigkeiten des Offiziers entgegennahm, seine Frage» beantwortete, grübelte sie nnablässig über das merkwürdige Zusammentreffen, das sie soeben gehabt.
Im Salon gesellte sich auch der Hausherr zu ihnen, und obwohl Vreden in keiner Hinsicht Freude empfand über diesen Besuch, so ließ er als vollendeter Kavalier und Edelmann dies seine Gäste nrcht fühlen. Es sei denn, daß das feine Gefühl der Gräfin empfand, daß seine Begrüßung trotz aller conveutionellrn Phrasen, oder vielleicht eben darum, kalt war, daß er sich geflissentlich in den Schranken dieser Phrasen hielt und jede familiäre Anspielung vermied; selbst als er nicht umhin konnte, auf Beringens Frage, ob er sein Haus in de. Residenz nicht bewohnen werde, zu antworte», geschah cs in solch kurzer abweisender Art, daß Dffi- zier sich verletzt abwandte. '
Dafür kam ihm Milli weit liebenswürdiger entgegen. Um die grübelnde Stimme m ihrem Innern zu übertönen, ward sie lustig, sogar ausgelassen, und trotz der warnenden Blicke ihres Gemahls unterhielt sie sich in der zwanglos gemütlichsten Weise mit ihrem Nachbar, mit Beringen.
Die Gräfin griff nach einer Weile die Frage ihres Vetters wieder auf und sagte: «Ich begreife Dich nicht, Gert, warum Du
nicht dem Beispiele Deines Vaters folgst und den Winter in der Residenz verbringst. Das ganze, schöne Haus ist zu Deinem Empfange bereit, steht aber nun seit Jahren leer."
„Mag es leer stehen," erwiderte Breden hart. Ja seinen eleganten Räumen hat mein Vater so viel Trübes erfahren, daß mich eigentlich der Gedanke von dort fern hält, cs möchte mir nicht besser ergehen."
„Seit wann bist Du abergläubisch geworden, Gert?" Drs ist eine Eigenschaft, die ich früber nickt an Dir kannte.
»Das fragst Du? erwiederte Breden halb- laut, indem er sich zu ihr niedecbeugte. „Nun wohl, ich will Dir antworten. Seit Schönheit und Liebenswürdigkeit so trügen konnte, daß ich irre ward an der Frauen Tugend durch die Schuld einer einzigen, die mir bis dahin der Inbegriff alles dessen gewesen, was Liebreiz, Un-chuld und Eaelmuth hieß."
(Fortsetzung folgt.)
Paris, 17. Jan. In Paris und in den Departements werden alle als Sozialisten und Anarchisten bekannte Persönlichkeiten überwacht. Unter der Pariser Bevölkerung macht sich ein großes Unbehagen und ein Gefühl der Unsicherheit bemerkbar.
London, 17. Jan. Die Hoffnung, daß es gelingen werde, die 92 noch in der Dig- lake-Kohlengrube befindlichen Personeu zu retten, ist ganz aufgegeben worden. Infolge des heftigen Regens stürzen fortwährend gewaltige Wassermassen in die Grube hinein.
New york, 16. Jan. Gestern Abend brach in Butte in Montana auf dem Lagerraum Montana-Zentral-Eisenbahn Feuer aus, wodurch mehrere Wagen Schießpulver in Brand gerlethen. Drei furchtbare Explosionen tödte- ten fast sämtliche Feuerwehrleute und Hilfe- leistmde. 75 Personen waren sofort todt, 100 sind verletzt.
Newyork, 17. Jan. Die Explosion in Butte in Montana hat die ganze Stadt in tiefe Trauer versetzt. Die Explosion wurde durch Entzündung eines großen Quantums Sprengpulver in den Speichern der Montane- s, Zentralbahn verursacht. Do«, wo das Gebäude gestanden, ist ein 17 Fuß tiefes Loch in dem Erdboden, worin sich viele Opfer der Katastrophe befanden. Alle Feuerwehr-Lösch-
Jm
Vermischtes
Aus dem Odenwald, 16. Jan. werd Kaaner meh' abgeschnitte."
Odenwald erhängte sich ein Taglöhner.
Bei Ankunft der gerichtlichen Urkunds- ^ ...
Personen fragte der Landrichter einen der! apparate'der Stadt sind'durch "die'Explosion die Leiche Bewachenden, warum sie die z^stört worden.
Leiche nicht abgeschnitten hätten, worauf die christlich begründete Antwort erfolgte:
Noa, Herr Landrichter, 's werd Kaaner
llsnlc.
Schon seit mehreren Jahren litt ich an einem bösen Uebel (chronischem Nasen- und Rachen- Katarrh.) Seit einem halben Jahre gebrauchte ich einen hiesigen Arzt, doch ohne die geringste Spür von Besserung. Da wandte ich mich an
«4-i- o-td°x» d.
Geman noch verhalte hat müsse." s geschickte Arzt ca. 2 Monate in seiner Behand-
— Wie alle Erfinder, so hat auch der.lung hatte, bin ich von meiner bösen Krankheit Erfinder der Zündhölzchen^ Friedrich Kam-! ^ An.
von Ludwigsburg, Hunger und Kam- Menschen warm empfehlen Gott möge
meh' abgschnitte, mer hawwe vor c paar Jahr emol aan abgeschnitte, der ist Widder zu sich knmme, und es Hot hernach den
merer
mer gelitten. In Deutschland wurden! die Zündhölzchen als feuergefährlich verboten. Die Engländer waren gescheiter, englische Fabrikanten bemächtigten sich der Erfindung, sie machten vorzügliche Geschäfte, doch Kämmerer hatte keinen Pfennig davon. Im Elend starb er. Nun soll ihm in Ludwigsburg ein Denkmal gesetzt werden.
^ ... - möge ihn
noch recht lange am Leben erhalten.
Weimar, 20- Oktober 1894.
Ott- Huthuff, Bauschüler.
V v L e K i » «u ui v
Paris, 17. Jan. Für die in Versailles hmte stattsindende Präsidentenwahl ist die ganze Pariser Garnison konsignirt. Während des ganzen gestrigen Tages wurde eine Ausstattung des Kongreßsaales vorgenommen.
Versailles,17. Jan., 4sir Uhr Nachm. Der Kongreß begann um 1 Uhr. Challemel- Lacour verlas die für die Wahl eines Präsidenten in Betracht kommenden Artikel der Verfassung. Mehrere sozialistische Abgeordnete wollten Anträge auf Verfassungs-Revision stellen, wurden aber daran verhindert. Bisher hat sich kein nennenswerter Zwischenfall ereignet.
Versailles, 17. Jan., 7'/- Uhr Abends. Beim ersten Wahlgang ergab sich keine absolute Mehrheit, so daß ein zweiter Wahlgang notwendig ist. Brisson erhielt 344, Faure 216, Waldeck-Rousseau 195 Stimmen. Stichwahl.
Versaille, 17. Jan., 10 Uhr Nachts. (Zweiter Wahlgang.) Felix Faure gewählt mit 435 Stimmen. Brisson erhielt 363. (Telegramme der „Wildbader Chronik").
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