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Berlin, 5. Dez. Heute siedelt der

Reichstag

mit der Eröffnung der diesjährigen Winter­tagung in sein neues, prachtvolles Haus über. Am 9. Juni 1884 ist durch Kaiser Wilhelm I. der Grundstein dazu gelegt worden; mit den Worten:Im Namen Gottes! Zum Gedeihen und zur Ehre des deutschen Vaterlands!" that der Kaiser die ersten 3 Hammerschläge; Fürst Bismarck verlas die Bauurknnde. Da standen auch «och in Kraft und Gesundheit dabei als Kron­prinz des D. Reichs der nachmalige Kaiser Friedrich, Graf Moltke, der die Siege alle erdacht, Graf Roon, der dasVolk in Waffen" aufgestellt, Mitbegründer des Reichs, die nebst dem alten Kaiser jetzt dahingegangen sind. Man wird im fest­lichen Kreise heute ihre lorbeerbekränzten Häupter schwer vermissen, sowie auch die Abwesenheit so mancher verdienter Par­lamentarier schmerzlich bedauern, denen es nicht vergönnt war den heutigen Tag zu erleben. Und noch ein treues Haupt fehlt, lebend noch, aber vom schwersten Familienleid, das den greisen Mann treffen kann, gebeugt: Fürst Bismarck, er, ohne den es kurz gesagt, keinen Reichstag und kein Reichstagshaus gäbe. Sein Fehlen bringt doppeltzumschmerzlichenBewußtsein, daß wir in einer neuen, kleineren Zeit leben, der Zeit nach den großen Gründern des Reichs. Aber er selbst wäre der Letzte, der, wenn wir ihn darum fragen wollten,! uns gestatten würde, den Blick nur nachj rückwärts zu richten, nur der Klage, dem Vermissen der ersten glänzenden Zeit des Reichs und des Reichstags uns hinzugeben. Wahrlich, der stolze Bau, den der Reichs­tagsbaumeister Wallot errichtet hat, ladet zu anderen Gedanken ein. Ueber zehn Jahre ist daran gebaut, 30 Millionen sind dafür aufgewendet worden. Kaum ist in diesem Jahrhundert ein Bau auf­geführt worden, der es an Größe und Pracht diesem gleichthun könnte. In feier­licher Einsamkeit, fern von dem Gewühle der Leipziger Straße, das den alten provi­sorischen Reichstagsbau umbrandete, ragt er auf, draußen vor dem Brandenburger Thore, wo die alten Baumkronen des Tiergartens ihn umflüstern. Mau weiß, wie verschieden die Urteile sind, die über den künstlerischen Wert desselben gefällt werden, man kennt insbesondere das ab­lehnende Urteil des Kaisers; aber es läßt sich bemerken, daß in neuerer Zeit, nach­dem das Innere seine strahlenden, kunst­geschmückten Räume geöffnet und seit man genauer erfahren hat, wie es kam und kommen mußte, daß die goldglänzende Kuppel anders ausgeführt wurde als sie geplant war, daß seitdem die Urteile vor­wiegend günstige geworden sind. Darüber ist mindestens Alles einig, sich Glück zu wünschen, daß nicht in falscher Deutsch­tümelei etwa eine das Mittelalter nach­täuschende Behausung errichtet worden ist, in der sich Nibelungen. Ordensritter, Mönche, hätten gefallen können, nicht aber Menschen der heutigen Zeit. Statt dessen ist der Baumeister mit Recht bei den ewigen Vorbildern seiner Kunst, Hellas und Rom, in die Schule gegangen; hoch aufstrebende Säulen tragen und zieren den riesenhaften Bau, weite Hallen sind von Bögen und Kuppeln luftig über­spannt, kühn überwölbt und lassen Ströme von Licht durch die Räume fluten, die

groß gedacht und einfach, verständlich ge­gliedert sind. Ueberall an Giebeln, Friesen, Decken, Fenstern, Wänden rankt sich edler Schmuck in Holz, Stein und Metall, große Helle Flächen wechseln anmutig mit reichen Farbentönen geistvoller Malerei. Einstimmig wird gerühmt, daß, insbeson­dere in der Ausschmückung des Gebäudes, ein ganz eigener Stil sich erweise, nicht angelernt und nachgeschrieben, sondern der Stil eben nur dieses Meisters, zugleich !ein echter Stil der heutigen Tage, auf ^der klassischen Grundlage eigenartig er­wachsen.

Berlin, 5. Dez. Die Schlußstein­legung des neuen Reichstagshauses fand heute Mittag 1 Uhr programmmäßig in feierlichster Weise in Gegenwart des Kaisers, der Kaiserin, sowie den Prinzen und Prinzessinnen des Kgl. Hauses statt. Die durch den Fürsten Hohenlohe ver­lesene kaiserliche Urkunde, welche in den Schlußstein gelegt wurde, erinnert an den erhabenen Gründer des Reiches, Kaiser Wilhelm I. unddessen ruhmgekrönten Sohn, denen es nicht vergönnt war, die Vollendung des Werkes zu schauen. Wie der Kaiser das Andenken derselben dank­erfüllt segne, so werde deren Andenken alle Zeit im Volke fortleben. Zur Ehre des geeinten Vaterlandes erhebe sich ein Zeugnis deutschen Fleißes und deutscher Kraft. Der Geist der Gottesfurcht, der Vaterlandsliebe und Eintracht erfülle die Männer, welche berufen sind, des Reiches Wohlfahrt zu fördern. Der Bau sei eine Mahnung, das von den Vätern Erkämpfte zu pflegen.

Die Eröffnung des Reichstags vollzog sich im Rittersaale des Schlosses. Es waren etwa 200 Abgeordnete an­wesend. Als der Kaiser in der Uniform der Garde du Corps den Saal betrat, brachte Präsident Levetzow ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus. Der Kaiser verneigte sich dankend, bedeckte das Haupt mit dem Helm und verlas die Thronrede. Die Stellen, welche von dem Schutz der schwächeren Klasse handeln, wurden mit lebhaftem Beifall begleitei. Ebenso du Ankündigung des Gesetzes, betreffend die Entschädigung unschuldig Verurteilter. Der Gesetzentwurf welcher durch Erweiterung der Strafvorschriften den Schutz der Staatsordnung verstärken soll, wird dem Reichstag unverzüglich vorgelegt werden um dem verderblichen Gebühren Derje­nigen wirksamer entgegenzutreten, welche die Staatsgewalt zu untergraben suchen. Das Börsengesetz mit der Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und die Er­wähnung der europäischen Friedensaus­sichten las der Kaiser mit erhobeneri Stimme vor. Es wird ferner ein Ge-' setzentwurf vorgelegt werden, welcher die anderweitige Besteuerung des Tabaks in Aussicht nimmt. Nach der Verlesung brachte der bayerische Bundesrathsbevoll­mächtigte ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus. Der Kaiser verließ sodann, sich huldvoll neigend, den Saal.

Berlin, 6. Dez. Während der Wahl der Schriftführer rügt Präs. v. Levetzow, daß die Sozialisten bei dem Kaiserhoch sitzen blieben. Das entspricht nicht der Sitte deutscher Männer und der Gewohnheit jm Hause! (Lebh. Beifall.) Ich bedaure, keine Mittel zu haben, das Ver­fahren gebührend zu rügen. Singer (Soz. D.) versuchte den Standpunkt der Sozialisten dar­zulegen, unter Ausfällen gegen die Person des

Kaisers. Er wird von Entrüstungsrufen des Hauses, sowie von dem Präsidenten unter­brochen. Der Antrag Auer (Soz.) auf Ein­stellung des Strafverfahrens gegen den Äbg. Schippe! (Soz.) wird angenommen.

llsnlrssgung.

Unser Kind, ein Mädchen. 7 Jahre alt, war seit einem Jahre mit einem chronischen skrophu- lösen Augenleiden behaftet, welche Krankheit all mählich so weit fortfchritt. daß das Kind ein halb- Jahr lang die Augenlider nicht mehr im ge- , ringsten zu öffnen vermochte, stets die dunkelsten i Stellen des Zimmers aufsuchte und beständig j über heftige Schmerzen in den Augen klagte ! und außerdem noch Steifheit im Halse zeigte, so daß ein Schulbesuch während dieser sechs Monate vollständig ausgeschlossen war. Wir konfultir- ten während dieser Zeit verschiedene Aerzte, wandten Luftveränderung mehrere Wochen an, doch alles war vergeblich, eine Besserung trat nicht ein. In dieser Nothlage wandten wir uns an den liomöopatliisolisn /irrt Herrn vr. nrsä. VaidsäinA in viissMork lliimgsalle» b, nach dessen dreiwöchentlicher Behandlung unser Kind die Augen dauernd öffnete, keine Schmerzen mehr verspürte und wenige Tage darnach als vollständig geheilt erschien. Den tiefgefühl­testen Dank und beste Empfehlung sprechen die Unterzeichneten dem genannten Herrn öffentlich in Interesse ähnlich Leidender aus-

Wilhelm Raqnet und Krau

Ludwigshafen a. RH-. 21- Oktober 1894

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