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dieser neuen Glühkörper, welche von der Neuen Deutschen Gosglühlicht-Kompaguie. F. M. Aschner u. Co., Berlin, Blumen- straße 65, fabriziert werden, bestehen in einem höchst wichtigen Verfahren des Dr. Blücher, den Glühkörpern eine große Festigkeit und Haltbarkeit zu verleihen, die Verständlichkeit zu verringern, ein direktes Anfassen mit der Hand zu er­möglichen und einen leichten Transport der abgebrannten Strümpfe in kleinen Cartons, ohne den bisher nötigen com- plizierten Apparat erreichbar zu machen. Hiemit verbunden ist eine ebenso bedeu­tende Erfindung des Ingenieur Aschner, welche in derZusammensetzung einer neuen Glühmaterie beruht, die ein besonders intensiv weißes Licht, ohne den bisherigen grünlichen Schein ermöglicht. Diese höchst wichtigen neuen Erfindungen auf dem Gebiete der Gasglühlichtbeleuchtung haben schon in Interessentenkreisen überall Ein­gang gefunden und dürften wohl auch da. wo dieselbe bis jetzt noch unbekannt, bal­digst Eingang finden. Dieselben sind in allen Kulturstaaten zum Patente ange­meldet. Der Glühkörper (Strumpf) der Neuen Deutschen Gasglühlicht-Compagnic paßt bei genau derselben Gasersparnis für jeden Gasglühlichtbrenner ein nicht M unterschätzender Vorteil. Die General- Vertretung der Fabrikate der Neuen Deut­schen Gasglühlicht-Compagnie für Elsaß- Lothringen, Baden und Württemberg hat Herr Charles Kortwigh, Berlin, Scharrn- straße, übernommen.

Eine größere AnzahlElefanten­zähne" traf im Neuen Palais in Pots­dam ein. Dieselbe hatte ein Häuptling aus dem Kilimandscharogebiet zum Zeichen seiner Unterwerfung dem Kaiser über­sandt.

Der vor Kurzem in Dresden verstorbene Kommerzienrat Biencrt hat der Stadt eine Million Mark zu wohl- thätigen Zwecken vermacht.

Straßburg, I 8 .N 0 V. Die Abschieds­huldigung für den scheidenden Statthalter ist großartig verlaufen; sie übertraf Alles, was sogar für den Monarchen in Straß­burg jemals veranstaltet worden ist. Die Stadt prangte in reichem Flaggenschmuck. Von auswärts war eine ungeheure Volks­menge zugeströmt. Das Wetter blieb günstig. Um 5 Uhr Nachmittags fand eine Serenadedes elsässischen Sängerbundes im Hofe des Stadthalterpalais statt. An 45 Vereine mit 30 Fahnen und 1000 Sänger brachten sie dar. Der Statthalter hörte mit seiner Familie auf der Freitreppe des Palastes stehend zu. Der Bürger­meister Back rief dem Fürsten Hohenlohe den Scheidcgruß der elsässischen Bevölker­ung zu. Er sagte, die großartige Kund­gebung sei keinem Zwang oder Einfluß, sondern dem Herzensbedürfnis des Volkes entsprungen, um dem Statthalter für neun Jahre milder und glücklicher Regierung zu danken. Der Fürst erwiederte sichtlich gerührt, daß, was er in diesen letzten Tagen erlebt, wäre die höchste Genug- thung für einen im öffentlichen Leben stehenden Mann. Er scheide schweren Herzens, bewähre aber den Elsässern ein treues Andenken. Hierauf setzte der Zug Ach in Bewegung. Voran in einem Wagen der Fürst mit seiner Gemahlin, dann in >iem zweiten Wagen folgten die Kinder t s Fürsten. Die Wagen fuhren im Schritt

durch ein mit Lampions beleuchtetes Spalier, an dem sich 257 Vereine mit über 10000 Mitgliedern beteiligten. Die Fahrt zum Bahnhof dauerte 25 Minuten. Ueberall ertönten legeisterte Zurufe; überall be­grüßte lebhaftes Tücherschwenken die Schei­denden. Am Bahnhof angelangt, betrat Fürst Hohenlohe das Kaiserzimmer. 10 000 Männer mit Lampions nahmen auf dem Bahnhofplatz Ausstellung. Sie boten einen überwältigenden, grandiosen Anblick. Bür­germeister Back rief vom Platz den Ab­reisenden den letzten Scheidegruß zu. Fürst Hohenlohe erschien wiederholt, seinen Hut schwenkend, am Fenster, stürmisch be­grüßt von der Bevölkerung. Die Fürstin war außerordentlich gerührt. Sie ver­sicherte den Vertretern der Presse, sie scheide schweren Herzens. Um ^/i7 fuhr der Zug mit dem Fürsten und seiner Familie nach Baden-Baden, wo übernachtet wird, dann findet die Weiterreise nach Schillingsfürst statt.

Paris, 20 . Nov. Wie offiziös ge­meldet wird, soll der eine der beiden wegen Spionage verhafteten Deutschen eingestan­den haben, für die deutsche Regierung als Spion thätig gewesen zu sein.

Amsterdam, 20 . Nov. Aus Lom- bok wird gemeldet, 5 Bataillone griffen Tjakranegara an und eroberten die Stadt bis zum Poeri (Radschapalast). Ein er­bitterter Kampf fand statt. Die Holländer verloren 150 Töte oder Verwundete. Die Feinde verloren mehrere hundert Tote. Weder der Radscha noch dessen Schatz wurden aufgefunden.

Wie s. Zt. gemeldet, wurden vor zwei Monaten in Mohaes in Ungarn 120 Geldfälscher verhaftet. Man glaubte die Untersuchung schon beendet, doch sind neuestens wieder mehrere . Verhaftungen von Personen vorgekommen, welche falsche Fünf- und Zehnguldennvten in Verkehr brachten. Die Verhafteten waren mit österreichischen u. bayerischen Geldfälschern in beständigem brieflichem Verkehr. In Dunaszekcsö bei Mohaes wnrdc eine ganze Familie verhaftet, welche Zehn- und Zwan­zighellerstücke fabriziert hatte.

Ueberschwem m ungen und Stürme hatten in England furchtbares Elend im Gefolge. In Reading sind 6000 Personen arbeitslos geworden. In der Eisenfabrik der Great Western Eisenbahn, in den elektrischen Lichtanlagen und anderen Etablissements ist dii Arbeit eingestellt. In der Gegend wohnen jetzt gewiß 600 Familien im oberen Stockwerk der Hänser. Sie erhalten ihre Lebensmittel durch die Fenster. Bei Worthing ist der Dampfer Zadne"gescheitert. Sieben Leichen wurden an das Ufer geschwemmt. Der Kapitän und erste Offizier konnten identifistert werden. Der Hafen von Dover ist voll von Schiffen, welche dort eine Zuflucht gefunden haben. Im britischen Kanal sieht man eine Menge Schiffstrümmer. Die Themse stieg am Sonnabend noch immer. Bei Windsor und Elon stand sie fast sieben Fuß über ihrem gewöhnlichen Niveau. Die Uebcr- schwemmung in der Gegend ist fast so groß, wie die sogenannte Wellington- Ueberschwemmung, die sich gerade zur Zeit des Begräbnisses des Herzogs von Wel­lington zutrug. Die Spielplätze der Schule von Eton stehen alle unter Wasser. Den Knaben macht es Spaß, sich gegenseitig auf dem Rücken hindurchzutragen.

Petersburg, 19. Nov. Es ver­lautet, der Zar beabsichtige die Einfüh­rung verschiedener Reformen, darunter die Verantwortlichkeit der Minister.

Heute mittag fand die Beerdig­ung des Zaren Alexander programm­mäßig statt. Vertreter von ganz Ruß­land, der Staaten Europas, Asiens und Afrikas, darunter 3 Könige und die Thron­erben dreier Großmächte waren erschienen. Anwesend waren ferner sämtliche russische Botschafter im Auslande, das Peters­burger diplomatische Corps und sämtliche russische Generalgouverneure. An der letz­ten Ehrenwache am Sarge beteiligten sich die inländischen und ausländischen Trup­penteile, deren Chef Kaiser Alexander war. Nach dem Totenamt verabschiedete sich der Kaiser Nikolaus und die Fürstlichkeiten von der Leiche. Der Sarg wurde ge­schlossen und zu Grabe getragen und unter Gebeten und Ehrensalven versenkt. *

Aus Konstantinopel wird ge­meldet, daß auf der Insel Cypern am letzten Montag, wo auch Westeuropa von dem großen Sturm heimgesucht war, ein Wirbelsturm hauste, der einige 100 Häuser zerstörte und 40 Personen tötete.

Aus Stadt und Umgebung.

* Wildbad, 21. Nov. Heute wur­den wir mit einer für jetzige Jahreszeit seltenen Gabe erfreut, einem duftenden Sträußchen von Veilchen und Aurikeln, welches aus dem Garten der Villa Burck- hardt stammt. Es ist dies ein Beweis sowohl für die ausnahmsweise milde Wit­terung der letzten Zeit, als auch für die günstige Lage dieses Gartens und die sorg­fältige Pflege, welche demselben zu teil wird.

Wildbad, 20. Nov. DasC. W.« meldet unterm 18.: In der Eyachmühle, kehrte amvergangenen Montag dcrGemein- dewaldhüter Michael Lötterle von Maisen­bach ans der Rückkehr vom Gernsbacher Schweinemarkt ein und legte einen Sack mit 3 von ihm gekauften, besonders schönen Milchschweinen neben der Haus­thür nieder. In der Wirtschaft befand sich außer einem vollständig betrunkenen Zimmermann von Dobel noch ein ange­trunkener Metzger von da, welcher mit Lötterle Streit anfing, weil dieser seinen einfältigen Reden nicht die genügende Auf­merksamkeit widmete. Als Lötterle einige Zeit darauf nach seinen Schweinen sah, waren diese samt dem Sack verschwunden und wurden am andern Morgen auf einer Wiese in der Nähe des Wasser­grabens ertrunken in dem Sacke aufge­funden. Der Verdacht eines Racheakts des Metzgers ist begründet und dieser zur Anzeige gebracht.

Werteste WacHvicHten.

Cöln,20. Nov. In dem Strafprozeß gegen den Verleger der Westdeutschen Zeitung Dr. Hans Kleser und Gemahlin wegen Beleidigung des Statssekretärs Frhrn. v. Marschall, wurden Dr. Kleser und Nestler zu je 2 Monaten Gefängnis, der Angeklagte Zimmermann zu 150 Mk. Geldstrafe verurteilt.In der evangelischen Trinitatiskirche fand heute Mittag die Trauung des Reichskommiffars des Majors von Wisfmann mit Frl. Hedwig Langen Tochter des Commerzienrats Langen statt.

Fiume, 20. Nov. Bei dem im Ban begriffenen Gouvernements Gebäude stürz-