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20,0o0 Mk., bei Schmalspur 16,000 Mk. per Kilometer gegeben. Die Gesamtlänge der beiden Linien beträgt 60 Kilometer. In längstens 3 Monaten will die unternehmende Firma mit einem vollständig ausgearbeiteten Projekt an die Interessenten herantreten, so daß im Laufe des Frühjahrs die Regierung offiziell ersucht werden kann, einen entsprechenden Gesetzentwurf zwecks Bewilligung des Staatszuschusses vorzubereiten.
— Der kons. Abgeordnete Menzer in Neckargemünd erklärte in einer liberalen Versammlung in Mannheim, er werde für die Tabaksteuer stimmen, da den 150,000 Tabakarbeitern die Interessen von 300,000 Landwirten gegenüberstehen.
Karlsruhe, 2. Nov. Auf heute hier an den Anzeigetafeln angeschlagenen Plakaten zeigt der bisherige sozialdemo- kratiscke Abgeordnete Dr. Rüd t öffentlich seinen Austritt aus der sozialdemokratischen Partei an, da er nicht gesonnen ist, sich den Beschlüssen des Frankfurter Parteitages zu fügen.
Nürnberg, 5. Nov. Anläßlich des Hans Sachs-Jubiläums fand auf dem Aathaus eine Feier statt, wobei der bekannte Hans Sachs-Forscher Dr. Götze von Dresden die Festrede hielt. Darauf setzte sich der außerordentlich farbenprächtige Festzug unter ungeheurem Zudrang der Bevölkerung in Bewegung.
Aus der Pfalz. Auch in der Pfalz ist nun mit den Lehrer-Einjährigen ein Anfang gemacht. Zwei Schnlverweser aus Obermoschel.haben bei der K. Regierung um ein Jahr Urlaub nachgesucht, um ihrer Militärpflicht als Einjährig-Freiwillige genügen zu können. Jetzt gewinnt die Frage praktische Bedeutung, ob die Militärzeit bei den Dienstjahren als Lehrer in Anrechnung kommt oder nicht.
Wiesbaden, 5. Nov. Heute Nacht wurde ein Einbruch bei dem Uhrmacher Kemmer in der Kirchgasse verübt. 30 goldene und 60 bis 70 silberne Uhren wurden gestohlen im Gesamtwert von 4000 Mark.
Berlin, 4. Nov. Rudolf Herzogs Witwe hat den Armen Berlins 50,000 Mark geschenkt.
— Das „Armeeverordnungsblatt" bringt eine Kabinetsordre, welche für das Heer eine 14tägige Trauer, für das Alexander- Garde-Negiment und das Ulanen-Regiment Nr. 1 eine dreiwöchige Trauer anordnet, sowie daß während der ersten 3 Trauertage kein Spiel zu rühren sei. Die Kabinetsordre fährt fort: Das Heer wird dadurch bethätigen, daß es den tiefen Schmerz um meinen treuen Freund, den aufrichtigsten Schirmherrn des europäischen Friedens, teilt und des von dem verewigten Kaiser allezeit meinem Heere bewiesenen Wohlwollens gedenkt. — An der Beisetzung haben Abordnungen obiger zwei Regimenter, sowie das Husaren-Regiment Nr. 8 teilzunehmen.
— Herr v. Kiderlen-Wächter wird seine Festnngsstrafe wegen des Duells mit Redakteur Polstorff demnächst in Ehrenbreit- stein antreten. Seine Begnadigung dürfte sodann, nachdem die von Polstorff bereits angekündigt, ebenfalls in kürzester Frist erfolgen.
Berlin, 4. Nov. Bei der gestrigen Berathung im Reichsgesundheitsamt über das Diphteriheilserum wurde betont, die praktischen Erfahrungen seien weitaus
noch nicht ausreichend, um eine allgemeine Einführung unter staatlicher Controlle anzubahnen. Die Vertreter Preußens befürworteten die Uebernahme der Fabrikation durch den Staat, die Vertreter der Mehrzahl der süddeutschen Staaten meinten daß von Staats wegen vorläufig noch nicht einzugreifen sei.
Bern, 10. Okt. Die Königin der Alpengebirge wird nun bald mit einem Eisenbahnpanzer ausgerüstet werden. Der Bundesrat hat beschlossen bei der Bundesversammlung zu beantragen, daß dem Züricher Finanzmann A. Guyer Zeller die Konzession zum Bau und Betrieb einer Bahn auf die Jungfrau erteilt werde. Die Bahn geht von der kleinen Scheidegg aus über den Eiger und den Mönch nach dem Jungfraugipfel und ist als Zahnradbahn mit elektrischem Betrieb geplant. Die Baukosten betragen 8 Millionen Fres. Die Rentabilitätsberechnung führt eine Frequenz von 10,000 Personen auf den Eiger, von 7000 Personen auf die Jungfrau vor-
Paris, 4. Nov. Die Verhandlungen mit Madagaskar sind abgebrochen. Sie wurden von Frankreich nur zum Schein geführt, da es von vornherein den Bruch suchte um mit Waffengewalt Vorgehen und Madagaskar annektieren zu können.
— 5. Nov. Zur Entsendung der 15000 Mann nach Madagaskar werden am Dienstag in der Kammer nicht 30, sondern 50 Millionen verlangt werden. Die Debatte wird von Dupuy persönlich eröffnet. Man erwartet einstimmige Bewilligung des verlangten Kredits.
Petersburg, 4. Nov. Die Leiche des Zaren Alexander III. ist am 1. Nov. abends einbalsamiert und aufgebahrt worden. In den letzten Tagen vor dem Tode ihres Gatten ist das Haar der Zarin strähnenweise grau geworden. Dem Kriegs- miuister ist telegraphisch befohlen worden, längs der ganzen Eisenbahnlinie nach Petersburg Ehrenwachen aufzustellen und die Linie militärisch zu besetzen. Die Truppen sind gestern Nacht ausgerückt.
London, 5. Nov. Reuter meldet aus Jokohama: Die japanische Armee, welche vor kurzem den Jalusluß überschritt und die Chinesen zurückdrängte, fährt fort, siegreich vorzurücken. Eine zur Armee Aamagatas gehörige Division unter dem Befehl des Generals Tatsumi nahm Honghangchang ein. Die Chinesen flohen teils nach dem Hafen Takuschan, teils nach Nayo und Holenfu. Während die Depeschen nichts weiteres über das Gefecht bei Honghangchang melden, berichten sie, daß bei Taikai 300 Chinesen getötet und die Japaner 55 Kanonen, 1500 Gewehre und noch vieles andere Kriegsmaterial erbeuteten.
lieber das GaMsteren
wird in jüngster Zeit viel gesprochen und geschrieben, leider auch mit gutem Grund, da die Trauben nicht zu voller Reife gelangten. Es dürfte sich deshalb empfehlen, den aus den heurigen Trauben erzielten Wein (wohl den größten Teil) zu gallisieren.
Eines der besten, rationellsten und sichersten Verfahren, das Einsender.schon vielfach erprobte, ist folgendes:
Zu 100 Liter neuem Weine nehme man bei 60 Grad nach Oechsle 20 Pfuno Zucker und 25—30 Ltter Wasser, man kann jedoch,
wenn es sich zugleich um Vermehrung handelt, bis zu 50 Laer Wasser nehmen. Äm besten eignet sich Hut- oder Kristallzucker. Farin- und Traubenzucker sind nicht zu empfehlen und zwar hauptsächlich deshalb nicht, weil sie dem Wein den diesen Zuckersorten eigenen üblen Beigeschmack geben. Um das Gallisieren oor- zunehmen bediene man sich eines größeren Gesöffes, am besten eines Waschkeffels, der zuvor gründlich mit einer starken Sodalösung gereinigt ist, löst sodann den Zucker mit dem Wasser in diesem Gefäß unterm Feuer auf und läßt dieses Zuckerwasser so lange am Feuer, bis der Finger, den man zur Probe in Me Flüssigkeit taucht, eine gelinde Wärme spürt. Alsdann wird dieses Zuckerwaffer zu dem im Fasse befindlichen Wein, der aber noch nicht oder erst angefangen hat zu gären, geschüttet. Hat der Wein schon vergoren, oder ist derselbe am Vergären, so ist das Gallisieren zwecklos, nach Umständen sogar schädlich für den Wein. — Wird jedoch das Gallisieren richtig behandelt und zur rechten Zeit, so wird aus einem solch gallisirten W-in nicht nur ein angenehmer T schwein erzielt, sondern auch ein alkoholreicher und deshalb haltbarerer, als ein nicht gallifierter Wein des heurigen Jahrgangs, selbst wenn derselbe in einen Keller kommen sollte der eine Temperatur von weniger als 12" N. hat. Dies ist überhaupt von geringem Einfluß auf gallisierten Wein. Sollten schlechte Erfahrungen mit dem Gallisieren gemacht worden sein, so kann dies nur entweder in einer unrichtigen Behandlung des Gallisierens, oder am Fasse liegen. Mag deshalb der Keller eine kältere oder wärmere Temperatur haben, so darf dieser Umstand nicht abschrccken.
Die Hauptsache ist, daß das Zuckerwaffer w der zu warm noch zu kalt — lau — dem Wein beigemischt wird. Kommt im Frühjahr ein solcher Wein zum Ablassen, was beiläufig bemerkt, früher zu geschehen hat, als bei reinem Naturwein, so wird man finden, daß solcher alkoholreicher als mancher ungallisirter Wein des heurigen Jahrgangs ist und Rotweine besonders schön in Farbe sein werden. Wer deshalb Heuer zum privaten Gebrauch Wein einlege, der gallisicre! D.
Wie kann Jedermann LerchL feine Ginnatzme erhöhen?
(Schluß.)
Leider muß ich es offen aussprechen, daß derartige Thatsachen nicht genug gewürdigt werden, denn sonst müßten die landwirtschaftlichen Obst- und Gartenbauoereine der Bienenzucht viel mehr Aufmerksamkeit schenken. Von diesen Vereinen wird die Bienenzucht oft noch sehr stiefmütterlich behandelt. Gerade für die Landwirtschaft steht die Bienenzucht einzig da, denn während sonst jede sich auf Pflanzenbau stützende Produktion Schuldnerin der Bodenraft wird, mehrt die Honigerzeugung die Ernten noch, ohne die Bodenkraft anzutasten.
Jetzt können mir wohl einige entgegenhalte», daß ich die Bienenzucht nur in den schönsten Farben geschildert hätte. Man kann nun auch die ganz berechtigte Frage aufwerfen, ob denn die Bienenzucht gar keine Schattenseite habe. Sehr oft hört man ja auch den Bienenzüchter über schlechte Zeiten klagen, über schlechte Honigerträge, über viele Verluste an Völkern u. s. w. Dies muH ich zugeben, denn ebenso wie rs bei der Landwirtschaft Mißernten giebt, so ist es auch bei der Bienenzucht. Der Landwirt kann ja seinen Acker aufs allerbeste bestellt haben, sowie aber die Witterung fehlschlägt, Hagel oder andere vernichtende Naturerscheinungen eintreten, ist Mühe und Arbeit vergebens. Auch bei der Bienenzucht gibt es