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Die Polizei nahm 7000 Flugblätter in Beschlag und verhaftete 24 Personen, die beim Ankleben betroffen wurden. Derartige Zettel wurden auch in Ostrau und Privoz angeschlagen.
Budapest, 25. Okt. Heute erfolgte im Anina-Bergwerk eine furchtbare Explosion. bisher sind 15 Tote und zwanzjg Schwerverletzte ans Tageslicht befördert worden.
— Der „Figaro" meldet, eine Schwester der Kaiserin von Rußland habe vor 14 Tagen die offizielle Mitteilung erhalten, wonach der Zar au einem krebsartigen Geschwür an der linken Brust leide, welches Dr. Sacharjin zu operieren sich weigerte.
— Der Pariser „Figaro" hat schon 225,000 Fres. zur Errichtung einer Anstalt gesammelt, die „Diphteritis-Heilserum Herstellen soll.
London, 23. Okt. Nach einer Meldung der „Central News" aus Tientsin treffen dort täglich große chinesische Truppenmassen ein und man nimmt an, daß zu Ende dieses Monats 100,000 Mann in Tientsin versammelt sein werden. Die erste Lieferung der im Juli in Deutschland bestellten Gewehre sei eingetroffen und der Vizekönig sei über diese Schnelligkeit äußerst befriedigt.
Kopenhagen, 22. Okt. Die Todesnachricht des Zaren wird stündlich erwartet. Die Zarin, bekanntlich eine dänische Prinzessin, telegraphiert täglich dreimal an ihre Eltern. Die Zarin ist selbst sehr leidend und in Folge der letzten Anstrengungen an Körper nnd Geist gebrochen. Der Kronprinz Friedrich von Dänemark reist morgen nach Livadia ab, um seiner Schwester in den schweren Tagen beizustehen.
Petersburg, 23. Okt. Die letzten Nachrichten aus Livadia lauten wieder etwas hoffnungsvoller. In der Nacht zum Sonntag hat der Zar ein wenig geschlafen. Als besonders erfreulich wird von den Aerzten ein Bessern des Appetits konstatiert. Das Allgemeinbefinden ist noch gleich.
Worn ostcrficrtisctzen Kriege.
Die längst erwartete Landschlacht zwischen Chinesen und Japanern am unteren Palusluß scheint stattgefunden zu haben ohne jedoch eine Entscheidung gebracht zu haben. Von unserem Londoner Korrespondenten erhalten wir darüber folgendes Privat-Telegramm: Die Central News-Agentur meldet ausShang- h ai: Aus chinesischer Quelle eingegangene Telegramme versichern, daß eine große Schlacht am unteren Aalu stattgefnnden habe. Die Japaner hätten den Fluß überschritten und die chinesische Position angegriffen. Nach heftigem Gefecht wurde der Angriff abgeschlagen. Auf beiden Seiten sind starke Verluste zu verzeichnen. Die Chinesen erheben keinen Anspruch auf einen entscheidenden Sieg, erklären jedoch ihre Batterien und Erdwerke zu halten. Eine Bestätigung fehlt noch, doch klingt die Nachricht recht unwahrscheinlich. Die wieder seetüchtige chinesische Flotte soll den Hafen Verlassen haben.
Tokio, 20. Okt. Die Erfolge der japanischen Waffen in Korea haben die mili tärische Ueberlegenheit des Jnselreiches über seinen kolossalen kontinentalen Nachbar deutlich bewiesen. Die Chinesen hatten sich in Piong-yang eine durch einen davorliegenden mächtigen Fluß geschützte feste Stellung gewählt, um dort in einer Stärke von 30,000
Mann den Angriff der Japaner abzuwarten Dorthin entsandte das japanische Ober-Kommando 3 Kolonnen. Die eine von dem Hafen Wonsan an der Ostküste her, eine zweite von Süden zum direkten Angriff, eine dritte, die den Fluß weiter unterhalb überschritten hatte, umging die Stellung der Chinesen, um sie von Norden her an einer von Natur weniger geschützten Seite zu packen. Am 16. erfolgte der kombinierte Angriff von drei Seiten mit im Ganzen ca. 16,000 Mann. Die durch die Umgehung überraschten Chinesen wurden nach kurzem heftigem Kampfe aus ihrer Stellung vertrieben. Sie haben 2000 Tote und 4000 Verwundete und ihre Kriegskasse zurückgelassen. Der Verlust der Japaner bezifferte sich auf 170 Tote und 439 Verwundete. So gut wie ganz Korea ist dadurch den Japanern zugefallen. Zu gleicher Zeit hat auch im gelben Meer eine Seeschlacht stattgefunden, bei der 9 japanische und 11 chinesische Schaffe engagiert warem Drei chinesische Schiffe wurden in den Grund gebohrt und eins in Brand gesteckt, während die Japaner mit leichten Beschädigungen davonkamen. Auf einem der chinesischen Schiffe ist auch ein ehemaliger deutscher Offizier gefallen, der eben erst zum Vize-Admiral ernannte Major von Hanneken, der somit in chinesische Dienste übergetreten war. Er hatte sich auch vor 2 Monaten an Bord des Transportschiffes befunden, das von einem japanischen Kreuzer am 25. Juli in den Grund geschossen worden war. Damals rettete er sein Leben nur durch ausdauerndes Schwimmen nach einer nahen Insel.
London, 23. Okt. Meldung aus Tientsin von heute: Zwischen China nnd Japan sollen gegenwärtig in Söul Friedensverhandlungen eingeleitel sein.
LokcrLes.
Wildbad, 24. Okt. Heute Vormittag 11 Uhr ist Herr Stadtpfarrer Auch mit Familie aus Beihiugen hier eingetroffeu. Am Bahnhöf waren der Stadtvorstand, Mitglieder der bürgerlichen Kollegien und des Kirchengemeinderats, owie die HH. Lehrer, zum Empfang anwesend. Hr. Stadtschultheiß Bätzner und Hr. Oberförster Bosch geleiteten die Ankommenden zu ihrer Wohnung. Am nächten Sonntag findet die Investitur unseres neuernanuten Seelsorgers in der evang. Kirche statt. — Die „Ludw. Ztg. widmet dem Scheidenden beim Verlassen seines bisherigen Wirkungskreises nachstehendeZeilen:
Beihingen, 22. Okt- Nachdem unser zum Stadtpfarrer in Wildbad ernannter Hr. Pfarrer Auch am Sonntag seine Abschiedsvredigt gehalten, in der er der Gemeinde seine reichsten Segenswünsche für ihr ferneres Wohlergehen hinterließ, fand ein Abschied gestern abend in der „Rose" statt. Bei demselben hob der Otts- vorsteher seinevielen Verdienste um die Gemeinde hervor und drückte im Namen der Gemeinde die herzlichsten Glückwünsche für den Scheidenden und seine Familie aus. Als Anerkennung für sein segensreiches Wirken überreichte er einen silbernen Tafelaufsatz. Schullehrer Mezger dankte dem Lehrerfreunde als seinem freundlichen liebenswürdigen Vorgesetzten und betonte namentlich den herzlichen Verkehr, den derselbe und seine Familie mit der Gemeinde während seines 8jährigen Hierseins unterhalten hatte. Für diese Beweise der Anerkennung dankte der Scheidende mit herzlichen Worten des Abschieds. Dre besten Segenswünsche begleiten den Hrn. Stadtpfarrer und seine Familie nach Wildbad.
— Herr Privatier Weber hier hat das Anwesen des Hrn. Priv. Fischer hinter dem Hotel Klumpp um die Summe von 14000 Mark erworben. Der bisherige Besitzer ist gestern nach Stuttgart übergesiedelt.
Vermischtes.
— lieber das GallisirendesWei- nes geht uns von Hrn. Prof. Dr. G. Jäger nachstehende Einsendung zu: In dem dankenswerten Artikel des Hrn. Oeko- nomierats Sturm „Zur heurigen Weinnot" heißt es, durch Gallisiren entstehe nur dann ein guter Wein, wenn 1) der Zucker aus reinem, Weißen Zucker, am besten reinem, weißem Kolonialzucker und Kandis, keinesfalls ans sog. Traubenzucker, d. h. dem aus Kartoffelstärkmehl mittelst Schwefelsäure erzeugtem Zucker besteht." Diese Stelle bedarf deshalb einer Läuterung, weil der großen Masse des Publikums ganz unbekannt ist, daß der gewöhnliche weiße Zucker, sowohl der am Hut als der Würfelzucker, keineswegs rein, sondern durch künstliche Färbung mit Waschblau (Ultramarin) in gesundheitsschädlicherWeise verunreinigt und somit zum Gallisteren des Weins ebenso ungeeignet ist, wie Traubenzucker, außer wenn er zuvor geläutert wird.
— In Reichenberg ist am 20. ds. Dr. Wilhelm Herzig, Redakteur der Reichend. Ztg., der 1848 Vertreter von Gablonz im Frankfurter Parlament gewesen war, gestorben.
— Die Bauern können die Steuern nicht zahlen. Aus Ingolstadt wird geschrieben: Als auf einem der letzten Getreidemärkte viele Leute nicht verkaufen konnten und beim Rentamt zahlen sollten, fuhren sie vor das Rentamtsgebäude und wollten hier ihr Getreide an Zahlungsstatt abliefern. Bei den schlechten Getreidepreisen ist das auch gar nicht zu verwundern !
— Es sind falsche 50-Markscheine im Umlauf. Die Reichskassenverwaltung sichert demjenigen, welcher einen Verfertiger oder wissentlichen Verbreiter solcher Falsifikate der Polizei ausliefert, eine nach den Umständen zu bemessende Belohnung bis zur Höhe von dreitausend Mark zu.
— Aus Kaiserslautern wird folgendes gemeldet: Herr Georg Steiger Schlosser, Mühlstraße 39, Kaiserslautern, ließ sein Kind im Alter von 5 Monaten am 30. Mai 1894 vom Kantonsarzt impfen, an deren Folgen dasselbe am 30. Mai 1894 (d. i. 4 Tage später) verschied. Auf dem seitens des Arztes ausgestellten Totenschein war „Brechdurchfall" als Todesursache angegeben.
(Ausgerechnet.) Lehrer: Was ist das Gegenteil von einsam? Nun, Fritz, wenn Du hier mit Deinen 8 Mitschülern zusammensitzest, bist Du dann einsam?" — Fritze: „Nein, achtsam!"
— Von dem griechischen Philosophen Zeno (350— 260 v. Chr.), der alle Ereignisse des Lebens auf ein unabwendbares Schicksal (Fatum) zurückführte, wird erzählt, vaß er einen Sklaven auf einem Diebstahl ertappte und ihn zur Strafe geißeln ließ. Als nun der Miffethäter während der Züchtigung schrie: Es war mir vom Schicksal bestimmt zu stehlen!" antwortete Zeno, der der der Exekution beiwohnte gelaffen: „Auch gepeitscht zu werden."
(Auch gut.) Dienstmädchen (einer größeren Gesellschaft das Mittagessen servierend und dabei die Schüsseln wegwerfend): „Meine Herrschaften bringen