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Saint Pierre, 13. Okt. Bei dem Sturm am Mittwoch sind etwa 30 Fischer umgekommen.
Johannisberg, 12. Okt. Vor Laurenzo Marqnez haben sich 30,000 eingeborene Aufständische versammelt und die Vororte geplündert.
Lokal.es.
Wildbad7 15. Okt. Am nächsten Mittwoch abend wird nachstehenden Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr das Ehrenzeichen für 25jährige Dienste durch Hrn. Stadtschultheiß Bätzner überreicht werden:
1) Lutz, Will)., Schuhmachermstr,
2) Eitel, Carl, Baddiener,
3) Eitel, Jak. Friedr., Maurer,
4) Rometsch, Fritz, Baddiener,
5) Treiber, Ehr , Schuhmachermstr.,
6) Riexing er, Friedr., Dreher,
7) Chur, Jmanuel, Bildhauer,
8) Roth fuß. Will)., Glasermstr.,
9) Pfeiffer, Will)., Wagnermstr,
10) Clauß, Carl, Schneidermstr.,
11) Eitel, Jak. Fr., Ofensetzer.
Die Angehörigen des Corps werden gewiß nicht verfehlen, diesem feierlichen Akte zahlreich anzuwohnen, um die Jubilare, welche 25 Jahre lang in treuer Pflichterfüllung und Hingabe ihre Dienste der Feuerwehr gewidmet, dadurch auch ihrerseits zu ehren und ihre Anerkennung zu bekunden.
— Wie wir erfahren, hat Hr. Schlossermeister Bott hier, das Patent auf das von ihm erfundene, sehr praktische Bügeleisen an Hrn. Fabrikant Külsheimer in Pforzheim um die Summe von 3000 Mark verkauft. Es ist dies ein schöner Erfolg ernsten Strebens und Arbeitens, welcher hiedurch unserem rührigen Mitbürger zu teil wurde und ein Sporn zu weiterer erfolgreicher Thätigkeit.
Worn oftclsicrtifchen Kriege.
Meldungen aus Tientsin zufolge soll die japanische Flotte den Golf von Petschili vollständig beherrschen. Admiral Jto veranstaltet bald vor Port Arthur, bald vor Wei-Hai-Wei Sondirungen und R cognoscirungen ohne sich um die Schüsse der Forts zu kümmern. So erschien er am 6. Oktober mit 8 Schiffen vor Wei-Hai-Wei, am 7. vor Port Arthur und am 8. wieder vor Wei-Hai-Wei. Er beabsichtigt offenbar, die chinesische Flotte zu einer Seeschlacht herauszulocken. In Port Arthur wuiden 4 Spione abgefangen, welche die Tele- graphendrähle und die submarinen Torpedos des Hafens zerschnitten. - Wegen eines Brandes, der am 4. d. in mehreren Kaufhäusern ausbrach, ist eine Untersuchung eingeleitet worden, da man vermutet, daß das Feuer behufs Plünderung der Gebäude an-^ gelegt worden sei.
London, 12. Okt. Nach Blättermeldungen aus Wiju (Korea) vom 10. d. M. griffen die Japaner am 8. d. M. Wiju an und eroberten diese Stadt. Die 2000 Mann starke chinesische Besatzung zog sich nach schwachem Widerstande unter Verlust von etwa 100 Toten und Verwundeten zurück. —Eine starke chinesische Streitmacht hat eine befestigte Stellung am Nordufer des Jaluflußes mit 8 Batterien eingenommen; eine Schlacht erscheint hier unvermeidlich. Die Japaner rechnen darauf, Mukden in der ersten Woche des November zu besetzen.
London, 12. Okt. Eine Meldung aus Jokohama besagt, daß das Gerücht von einer beabsichtigten Intervention der europäffchen
Mächte in Pokohama roße Erregung her n'ge- rufen habe Japan werde die kriegerischen Operationen nicht eher einstellen, als bis es die Sicherheit erhalten hat, daß China sich in die Angelegenheit Koreas nicht mehr einmische.
— Aus Schanghai wird gemeldet, der Kaiser von China Habs in verkleideter Gestalt mit einigen Getreuen der Stadt Peking in- spizirt, um sich über die Gährung im Volke selbst zu überzeugen.
London, 12. Okt. Einer Meldung aus Tientsin zufolge macht die Bevölkerung den Vicekömg für alle Niederlagen verantwortlich. In Maueranschlägen wird Li-Hung-Tschan beschuldigt, der chinesischen Armee die nötige Munition nicht geliefert zu haben.
Der Hrästn Wache.
3) Von H- Waldemar.
(Fortsetzung.)
Graf Rreden war während dieses Selbstgespräches den Strand entlang gegangen, ohne viel auf seinen Weg und die ihm begegnenden Fremden zu achte». Millis neckischer und doch halb vorwurfsvoller Blick beschäftig!? ihn mehr, wie er sich selbst eingestehen wollie. Das junge Mädchen hatte ihn bald mir seiner naiven Liebenswürdigkeit, der heiteren, oft nbersprudelliüen Laune vollständig bezaubert, >o daß er ganze Stunden bei den Schwestern verbrachte, und wenn er sich auch des Abends sagen mußte, daß der eigentliche Kern chrer Unterhaltung stets ein sehr obeiflächlicher war, so trat koch wieder das verdeckende Bild ihrer reizenden Unwiderstehlichkeit vor ihn hin, daß er immer wieder in ihren Banden lag, und ihre Gesellschaft gern anf- suchte. Diese war ihm so sehr zum Bedürfnis geworden, daß der Gedanke, eine Andere wie die lebenssrische Milli v. Walter als seine Gemahlin in seinem väterlich,rw Schlosse schalten und walten zu sehe», ihm unerträglich dünkte.
Millis kleine eifersüchtige Regung erfüllte ihn mit Entzücken, denn es bewies ihm, daß er ihr nicht ganz gleichgültig sein konnte und somit beschloß er, schon morgen einen Sturmlauf auf ihr Herz zu unternehme», um, wie er sich selbst sagte, dem Drängen und der Sehnsucht seines Herzens ein Ende zu machen.
Aus diesen angenehmen Gedanken ward er plötzlich durch eine bekannte Stimme unsanft aufgeschreckt.
„Potz tausend, Bredeu, sind Sie es wirklich, oder täuscht mich ein Trugbild? Haben Sie nun endlich dem Lande der Tiger und Löwen, den Pyramiden und dem Nil Valet gesagt?"
„Grüß Gott, Lautern," rief der junge Graf, jdem Fremden herzlich die Hand schüttelnd, das nenne ich ein glückliches Zusammentreffen! Welcher günstige Stern hat Sie gerade hierher verschlagen?"
„Kein Stern, Bredeu, noch v'el weniger ein günstiger; ich will meine Nerven etwas erfrischen und da ich für Scheveningen stets kaibls hatte, warum weiß ich eigentlich selbst nicht, aber diese hohen einförmige Dünenberge hatten immer etwas Anheimelndes für mich, so lenkte ich meine Schritte hierher, nicht ahnend welche liebe Gesellschaft ich hier finden sollte."
„Sie wollen Ihre Nerven auffrischen? Breden lachte herzlich und musterte wohlge- fNliz die stolze, athletische Gestalt mit dem markigen Antlitz. „Mensch, Sie sehen ja
ans wie die Gesundheit selber! Doch gleich- i viel, was Sie hierhergeführt, ich freue mich ! außerordentlich, daß wir uns getroffen, ! Kommen Sie mit und erzähle» sie mir, wie es Ihnen bisher gegangen und wohin Sie verschligen wurden, nachdem wir uns in Egypten getrennt."
Eifrig plaudernd wanderte» die Freund« Arm in Arm dahin —
Nachdem Graf Breden die jungen Dame» verlassen, hatte auck Milli v. Walter alle Lust a» dem Spazierging verloren. Trotzdem sich noch andere Herren ihr zugeseilten und sie »ach Möglichkeit umschwärmteu, blieb sie selbst doch einsilbig und gleichgültig ; ja, ein in Aussicht sichendes Piknik der ganzen Badegeielllckaft »ach dem Wäldchen, bas Scheoeningen mit dem Hiag verbindet, vermochte sie nicht zu erwärmen und zu interessieren, was bei Millis Vorliebe für derlei Vergnügungen viel zu denken gab. Das junge Mädchen schütz re bald Müdigkeit vor, entließ ihre Verehrer und bewog sowohl ihren Vater wie Elisabeth nach ihrer Wohnung zurückzukehren.
Doit angelangt, warf sich Milli miß- mutbig in einen Sessel und stützte den schönen Kopf nachlässig in die Hand. Sie bemerkte mcht, daß die Dämmerung allgemach völlig hsreiiigebrochen war, sie fühlte nicht Elisabeths sanites, hausfrauliches Wallen in dem kleine!! Gemache, das sie »nt der Schweiler rbeilte, es schwebte ihr die eii e traurige Gewißheit vor Augen, daß Breden, der einzige Man», der ihr ein tieferes Interesse emgeflößt, für den sie eine glühende Liebe hegte, der die Ve'körpening ihres Ideals war, sie verschmähte: schwere Seufzer hoben ihre Brust und bittere Thiä- nen flössen unaufhaltsam in ihren Schooß.
„Milli, mein Liebling was fehlt Dir?" fragte Elisabeth besorgt, als das Licht der Lampe, welche sie in der Hand trug auf Millis thränennaffes Gesicht sie'.
„O nichts, Lisi" enviederte das junge Mädchen hastig, „ich habe heftige Kopfschmerzen."
Nein, nein, Milli, das ist es nicht, Du willst mich täuschen," sagte Elisabeth sanft und zog die junge Schwester neben sich auf das Sopha nieder.
„Sprich dick aus, Milli, sage mir, was Dich bedrückt, schon Deine ungewöhnliche Heiterkeit am Strande verriet Deine innerliche Erregung."
„Ick kann nicht, Lisi, ich kann nicht."
„Komm, Liebste,,, t ösiete Elisabeth, „sei nicht so verzweifelt, mir kannst Du schon vertrauen. Habe ich nicht allze t Dir mit Rath und That zur Seite gestanden?"
„Ja, Du bist gut Lisi, und doch — bist gerade Du schuld an meinem Elende!"
„Ich? Milli, besinne Dich, was meinst Du?" rief die ältere Schwester peinlich überrascht.
O, glaubtest Du, ich bemerkte nicht, wie Breden sich um Dich bemüht, wie er nur Augen und Ohren hat für Dich, während ich, — o, Lisi, Du ahnst nicht wie sehr ich ihn liebe, den schönen, stolzen Mann anbete."
Aufschluchzend barg sie das erregte Gesicht an Elisabeths Schulter.
Diese hatte erschreckt und doch tief erregt diesem leidenschaftlichen Ausbruche zugehört.
Welch heißes Fühlen barg sich hinter Millis stets heiterem Gefichtchen, eme Gluth, die selbst sie nicht geahnt. Bredens schlanke, elastische Gestalt tauchte vor Elisabeths