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papiere befanden, weggetragen. Von den Dieben ist bisher keine Spur vorhanden.

Brüssel, 1. Okt. In einem Hotel nahe dem Nordbahnhof, kam die Geheimpolizei auf die Spur des bayrischen Auaich sten Josef Dreuher. Dreuher ist kürzlich aus der Schweiz ausgewandert und der Brüsseler Polizei als Propagandist der That bezeichnet worden.

Haag, 1. Okt. Die Negierung teilte dem Herzog von Orleans mit, daß ihm der Aufenthalt in Haag nur gestattet sei, wenn er sich jeder politischen Agitation enthalte.

Amsterdam, 1. Okt. DasHan­delsblad" meldet aus Batavia, 30. Sept.: Mataram ist nach heftigem Kampfe erobert worden. Der Feind erlitt schwere Verluste. Auf holländischer Seite sind ein Lieutenant und 12 Soldaten gefallen, 1 Lieutenant und 30 Mann wurden schwer verwundet.

Aus Lemberg wird gemeldet: 260 Kaufleute wurden wegen Zollunterschlagungeii bei der Einfuhr deutscher Waaren zu Haft­strafen bis zu 600000 fl. im Ganzen ver­urteilt.

London, 29. L-ept. Die spanische Bark Maria" von Barcelona nach Havanna unter­wegs, ist auf der Höhe von Keywest total ver­loren gegangen. Ein Theil der Mannschaft wurde gerettet.

Petersburg, 1. Okt. Die Abreise des Zaren nach L vadia wird heute erfolgen.

Rußland. lieber die Krankheit des Zaren erfährt dieNat.-Ztg." von bestunler- ruhteter Seite: Der Zar leidet seitdem letz­ten Sommer an Nierenentzündung mit Ei- weißausscheidnng (Brigt'icheNierenkrankheit), j doch in mäßigem Grade, so daß nnmütei- bare Besorgnisse nicht gerechtfertigt sind. Zeit­weise leidet der Zar an Di uckbeschwerden in der Brust und bei der Atmung. Der Zar ist auzenblicktich überarbeitet und physisch niedergedrückt in Folge.der unglücklichen Wen­dung in der Krankheit seines Sohnes Georg. Die Prof. Leyden und Sacharsin sprachen bestimmt die Erwartung einer Besserung in milderem Klima aus. Einen Schlaganfall habe der Czar nicht erlitten, auch sei un­wahr, daß urämische Erscheinungen, Krampf­anfälle und dergl. sich bei dem Zaren ge­zeigt hätten.

Madrid, 1. Okt. Die Polizei entdeckte in Acres einen Anarchistenbund. Bei der Haussuchung wurden Sprengstoffe vorgefunden. Verschiedene Verhaftungen wurden vorge­nommen.

Newyork, 30. Sept. In den Wäldern von Minnesota sind neue große Brände aus­gebrochen. Im Bezirk von Crew-King sind mehrere Gebäude und Wohnhäus« zerstört worden. Die Ernten haben ebenfalls gelitten. In Michigan haben die Waldbrände gegen 700 Millionen Fuß Fichtenholz verwüstet. Obwohl die Hauptgefahr jetzt beseitigt ist, sind immer noch einige Städte durch Wald­feuer bedroht.

Der östreichisch-ungar. Generalkonsul in Newyork, vr. Palischek, dessen Ent­hebung von seinem Posten gemeldet ist, wird beschuldigt, von dem in Newyork verstorbe­nen Ungarn Rnszits seiner Heimatgemeinde vermachte 10000 Dollars für sich verwen­det zu haben.

Zlsrr Krieg Zwischen KHincr irnö Japan.

Die neuesten Depeschen vom Kriegs­schauplätze, meist aus chinesischer Quelle, lassen erkennen, daß sich die Widerstands­kraft Chinas in einem Zustande der Auf­

lösung befindet. Die chinesische Armee, die vor etwa 2 Monaten in Korea ein- gedrungen ist und in der sich die Elite- truppe Li-Hung-Changs, die sog. Schöng- Division, befunden hat, ist über den Jalu- fluß nach der Mandschurei zurückgekehrt, ohne nach der Niederlage von Pjöng-jang den Versuch gemacht zu haben, die Gren­zen des Reiches zu verteidigen. Li-Hnng- Chang, der seinen persönlichen Einfluß auf seine Soldaten geltend machen wollte, be­absichtigte, das Kommando derselben zu übernehmen und seine Bataillone gegen den Feind zu führen. Mittlerweile soll aber im Lager der zur Verteidigung der Mandschurei bestimmten Truppen vollstän­dige Meuterei ansgebrochen sein. Die Soldaten zerbrechen ihre Waffen, deser- tiren und weigern sich, gegen die Japaner zu marschiren. GleichzeitigmitdieserHiobs­post trifft die Nachricht aus Schanghai ein, daß das japanesische Expeditionskorps, das vor etwa einer Woche Hiroschima verlas­sen hat, im Begriff sei, nördlich von Tschi- fu zu landen. Der Vertragshafen Tschi- fu liegt an einer Einbuchtung der zwischen Port-Arthur und Wei-Hai-Wei sich auf etwa 80 Seeemeilen verengenden Straße von Petschili und dient in der heißen Jahres­zeit den in Peking und Tient-Tsin woh­nenden Europäern als Sommerfrische. Wenn die Japaner in der That bei Tschi- fu gelandet sind, so planen sie offenbar einen Handstreich auf Wei-Hai-Wei. In der Fremdenkolonie Peking und Tientsin herrsche große Besorgnis. In Tientsin werden bereits Maßregeln zur Verteidig­ung der Stadt getroffen.

London, 1. Okt. DiePnll Mnll Gazette" meldet aus Chesoo: Die englische Flotte befindet sich im Golf von Petschili, welcher offen ist. Weitere auswärtige Kriegs­schiffe werden erwartet. Nach in Chesoo eingegangenen Nachrichten ist in der an der Küste gelegenen Provinz Schangkhnng eine aufständische Bewegung ausgebrochen. Wei­tere Einzelheiten fehlen.

London, 2. Oktbr. Meldungen aus Nagasaki vom 30. Sept. zufolge wird die Ausbesserung der in der Schlackt an der Dalnmündung beschädigten japanestsch. Schiffe eifrig betriebe». Alle Werften sind überfüllt. Aus Tokio: Die japanesische Regierung erklärt Blei für Kriegskontrebande. Ans Shanghai, 1. Okt.: Die Japaner besetz­te» Heitschow an der Grenze der Mandschurei ohne Widerstand. Es geht das Gerücht, Sheng sei von Tientsin verschwunden. Sheng steht im Verdacht, die Japaner seit Anfang des Kriegs von den Bewegungen der chinesi­schen Truppen, auch vom Abgänge des Kow- shing benachrichtigt zu haben.

Shanghai, 1. Okt. Der englische Dampfer Pathan, der durch ein chinesisches Kriegsschiff beschlagnahmt war, weil Kriegs- mumtion an Bord vermutet wnrde, ist von den Chinesen bedingungsweise wieder freige­geben worden; er soll nach Shanghai ab­gehen und wird dort vielleicht neuerdings durchsucht. Li-Hung-Tschang ist noch nicht ins Hauptquatier abgereist. Man glaubt, er werde so lang in Tientsin bleib n, als gegen ihn beim Kaiser intriguirt wird.

Vermischtes.

Der Hauptspaßmacher in Nill's Tiergarten in Stuttgart, derSchim­panse Joko" ist mit Tod abgegangen. Er

kränkelte schon längere Zeit, ließ abe - seinen guten Humor durch das Uebelbe- finden sich nicht anfechten. Gerade als er sich als Zigarrenraucher vervollkommnet hatte, legte er sich hin und verendete. Er hat sich bei Nill im Allgemeinen so gut befunden, daß er das Alter, das seine Nasse in der Gefangenschaft gewöhnlich er­reicht, 1 Jahr, um das 6fache überschritt. Er hat ein Alter von etwas über 6 Jahren erreicht und hatte sich unter den Besuchern zahlreiche Freunde erworben.

Die Stadt Naumburg a. d. S. nimmt aus einer Klaviersteuer jährlich 10,000 Mark ein. Für jedes Klavier müssen 10 Mark Steuer gezahlt werden.

(Ein schrecklicher Fund.) Man meldet uns aus St. Petersburg folgende sensationelle Neuigkeit: Im Hofe des hie­sigen Hafenzoll-Hauses wurden wenige Fuß unter der Erde mehrere menschliche Skelette, deren Arme und Beine mit Ket­ten verbunden waren, aufgefuuden. Eine ganz ähnliche fürchterliche Entdeckung machte man vor ungefähr 15 Jahren an derselben Stelle, wobei gleichzeitig eine Anzahl Fol­tergeräte ans Tageslicht gebracht wurden. Diese Funde erklären sich dadurch, daß inr vergangenen Jahrhundert die berüchtigte Geheimkanzlci des verrufenen Regenten Biron, des Günstlings der Kaiserin Anna, auf dem Platze des jetzigen Zollhauses gelegen war. Die Zellen, wo man all' die Unglücklichen, die dem tyrannischen Regenten widerstanden, zu Tode marterte, befanden sich ebenfalls hier.

Die ebenso bekannten als beliebten ProdukteMaggi's Suppen würze", einzig in ihrer Art zur augenblicklichen Verbesserung und zur Verlängerung von schwacher Fleischbrühe, sowie Maggi's Fleischextrakt in einzelnen Portionen zu 12 und 8 Pfg , anerkannt bestes Pro­dukt zur sofortigen Herstellung einer vor­züglichen Kraftbrühe nur mit Wasser, wurden an der großen Deutschen Aus­stellung für Kochkunst in Stuttgart mit der goldenen Medaille u. Diplom (höchste Auszeichnung) bedacht.

(Nur immer Geschäft.) Haus­frau (zum Dienstmädchen):Hören Sie, Anna wenn wieder ein Kurgast ab­reist, dann sagen Sie blos: Ans Wieder­sehen" und nicht wieder:bleiben S'ge­sund", Sie Gans, wenn die Leute g'sund bleiben, dann kommen s' gar net wieder."

Obstpreiszettel.

Göppingen, 30. Sept. Auf dem Bahnhof standen gestern etwa 1200 Ztr. fremdes Obst zum Verkauf. Schweizer Obst, worunter ziemlich viele Süßäpfel, galt 3 Mk. 90 Pfg., östr. Aepfel 4 Mk. und für hessisches Obst wurden 4 Mk. 40 Pfg. je per Zentner bezahlt.

Ludwigsburg, 29. Sept. Zufuhr gem. Mostobst rund 100 Ztr. Preis 3 Mk. 60 Pfg. bis 4 Mk. 40 Pfg. per Ztr.

Künzelsau, 29. Sept. Birne» 3 Mk., Aepfel 3 Mk. bis 3 Mk. 50 Pfg. je per. Ztr.

Ravensburg, 28. Sept. Aepfel und Birnen per Zentner 3 Mk. 40 Pfg. bis 4 Mk. Verkauft 2200 Sack.