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Paris, 24. Sept. Die elektrische Loko­motive von Heilmann wird von der französischen Westbahn fortlaufend praktischen Prüfungen unterzogen; neuerdings sind zwei solche Loko­motiven von je 3000 Pferdekräften bei der Firma Brown und Boverie in Baven (Schweiz) bestellt worden. Das System dieser Lokomo­tive besteht bekanntlich darin, daß an Stelle der Lokomotive ein Wagen mit vollständiger Dampfmaschinenanlage tritt, in welcher die Kraft durch Dynamomaschinen in elektrische Energie umgcwandelt wird um diese auf direkt mit den Axen gekuppelten Dynamomaschinen wieder zu übertragen. Durch diese gleichmäßige Uebertragung der Kraft auf die Axen wird jedes Schlingern und Stampfen der Lokomo­tive vermieden und ein vollständig ruhiger Gang erzielt, von dem man hofft, daß er die bisher zulässige Geschwindigkeit wesentlich zu steigern gestattet.

Antwerpen, 25. Sept. Morgen erhält Frau Joniaux den Spruch der An­klagekammer zugestellt, der sie vor das Schwurgericht verweist. Sie ist der Er­mordung ihrer Schwester Leonie Ablay, ihres Bruders Alfred Ablay und ihres Onkels van den Kerchove angeklagt, eben­so der Erpressung, verübt an mehreren Mitgliedern der Familie. Es liegt der Anklage ein Brief vor, in welchem die Angeklagte unter der Drohung, die an­gebliche Ermordung Lyonel Ablay's, des Sohnes Alfred Ablay's zu veröffentlichen, 25,000 Frcs. verlangte. Ihre ewigen fi­nanziellen Nöten liegen jetzt auch zu Tage. Der Fall wird in der Novembersession verhandelt werden.

London, 26. Sept. Das Reuter- sche Bureau meldet: In Lourenco Mar­ques herrscht infolge der drohenden Hal­tung der Eingeborenen große Erregung; Truppen aus der Umgegend sind in das Innere der Stadt berufen, alle Straßen verbarrikadiert. Das englische Kanonen­bootThrusch" landete zum Schutze des englischen Konsulats. Die Marineinfan­terie der Ausländer bildete zur Vertei­digung ein Freiwilligeu-Corps.

London, 26. Sept. Wie aus Ma­rokko gemeldet wird, werden dort die Zu­stände immer ernster. Juden, die auf den Markt zogen, wurden geplündert und muß­ten fast nackt zurückkehren. Reisende, die von Stadt zu Stadt ziehen wollen, müssen täglich 5 Lstr. Wegegeld bezahlen.

London, 26. Sept. Aus Japan wird gemeldet, durch einen Orkan sei die Brücke von Okita und Jovate vernichtet worden. 1500 Häuser sollen zerstört und 300 Menschen umgekommen sein.

London, 27. Sept. Nach einer Mel­dung derCentral News" aus Schanghai sind die großartigen Festlichkeiten zur Feier des sechzigsten Geburtstages der Kaiserin-Wäwe auf deren dringenden Wunsch untersagt wor­den und alle hiefür bestimmt gewesenen Ge­ber, angeblich 100 Millionen Mark, sollen für Kriegszwecke ausgegeben werden. Die chinesi­schen Kriegsschiffe werden mindestens 2 Monate brauchen, um die Schäden auszubessern. Einzelne haben mehr als 200 Schüsse erhal­ten. Ein weiterer Augenzeuge der See­schlacht an der Mündung des Jaluflusses be­hauptet positiv, daß die Japaner einen Kreuzer verloren haben, ven ein chin sischer Kreuzer rammte. Es wird allgemein anerkannt, daß die Japaner die See beherrschen. Die chinesi­schen Rheder stellen überall ihre Schiffe unter neutrale Flaggen.

Die Abendblätter veröffentlichen eine Depesche aus Tokio vom 26. Sept, in welcher das Gerücht, England und Rußland hätten einen Waffenstillstand vor­geschlagen, offiziell dementirt wird. Die zweite, in Hiroschiua konzentrierte Armee ist ungefähr 30,000 Mann stark, nicht 80,000, wie früher gemeldet wurde. Die Einschiffung begann gestern nach einer Be­sichtigung durch den Kaiser. Es herrscht großer Enthusiasmus. Die Bestimmung der Truppen wird geheim gehalten. Das Kommando übernimmt der Kriegsminister. Wie verlautet, wird das Korps unab­hängig vom Korps des Grafen Jamagata operieren, doch habe dieser den Opera­tionsplan entworfen. Die Transport­schiffe werden von dem zweiten japanischen Geschwader bis zum Gelben Meere eskor­tiert, dann übernimmt das erste Geschwa­der die Eskorte bis zum Bestimmungsort der Truppen. Graf Sai vertritt den Kriegsminister während dessen Abwesen­heit

Nach einer Lloyddepesche aus Kopen­hagen ist das russische KriegsschiffGene­ral-Admiral" bei Refsnaes gescheitert. Dampfer sind dahin abgegangen um Hilfe zu leisten.

Shanghai, 26. Sept. Zufolge eines Telegramms des chinesischen Konsuls in Singapore beschlagnahmte ein chinesisches Kriegsschiff am 21. Sept. im Kanal von! Formosa den englischen DampferPathan"! weil man vermutete, daß sich an Bord desselben Kriegsmunition befand. Der Dampfer wurde zur Untersuchung der Ladung nach Kelung gebracht.

Shanghai, 26. Sept. Die Mehr­zahl der japanischen Schiffe verließ die Insel Hai-Aan-Tai mit unbekannter Be­stimmung. Die chinesischen Agenten in Europa und Amerika haben Befehl er­halten, jedes Kriegsschiff anzukaufen, dessen sofortige Lieferung erreichbar ist.

Shanghai, 27. Sept. Emheim sche Beamte erhielten die Nachr cht, daß die Japa­ner die Chinesen zugleich in Anchaw und Aichoio angegriffen hätten, aber an beiden Orten-i rückgeschlagen worden seien. Die Lage der Fremden in den Küstenstädten wird täglich ernster. Auf den Straßen von Peking und Tientsin werden Europäer alle Tage von dem Pöbel und Soldaten insultirt.

Aus Jokohama wird gemeldet, die Japanesen würden demnächst die chinesische Küste mit der gesamten Land- und See­macht angreifen.

Tokio, 24. Sept. Hiesige euro­päische Offiziere bezweifeln, ob die Ja­paner es zunächst auf Mulden abgesehen haben. Sie halten es für wahrscheinlicher, daß Japan zunächst mit seiner Flotte Neuchwang überfallen wird. Dann würde den Chinesen ihre Hauptverbindungslinie abgeschnitten werden und die Japaner könnten die bei Jalu stehende chinesische Armee im Rücken angreifen. Neuchwang würde zugleich eine vortreffliche Opera­tionsbasis zum Vormarsch auf Mukden und Peking selbst bilden. Das soll der Plan des Feldmarschalls Jamagata sein.

Newyork, 25. Sept. In Portland, Oregon, brach gestern eine verheerende Feuersbrunst aus. Sie entstand in dem Dock der Pacific Coast Elevator Gesell­schaft und bald war ein Elevator, der eine halbe Million Bushel Weizen ent­

hielt, in Flammen aufgegangen. Drei Personen, die sich zur Zeit im Gebäude befanden, sollen verbrannt sein. Bon dem Elevator aus ergriffen die Flammen die Kohlenlager der Northern Pacific Ter­minal Gesellschaft. Die Kohlenlager und 200 Güterwagen, von denen 80 beladen waren, wurden gänzlich zerstört. Schließ­lich fingen auch die Docks der Oregon- Eisenbahn- und Schifffahrts-Gesellschaft Feuer. 1500 Tons Waren, welche auf den Landungsplätzen standen, verbrann­ten und auch ein großes Dampfboot brannte nieder.

Newyork, 27. Sept. Ein« Vollver­sammlung der Demokraten des Staates New­york nahm einstimmig die Kandidatur H ll's für den Gouverneurposten an. Hill hatte früher die Kandidatur abgelehnt. Die Kon­vention faßte eine Resolution, welche Freude über die Abschaffung des Mac Kinley-Tarifs und Anerkennung für Cleveland ausdrückt, die Einkommensteuer verwirft und sich gegen finan­zielle und Handels-Syndikate ausspricht.

Vermischtes.

Adele Spitz eder, wegen neuer Betrügereien steckbrieflich verfolgt, wurde in Pasing bei München verhaftet.

Wiener Blätter melden folgende, das romanhafte streifende Thatsache: Ein angesehener und sehr reicher Sohn der Pußta hatte sich in den Kopf gesetzt, nur ein Mädchen zu heiraten, das seine An­sicht in einem Punkt vollständig teilte, denn er war ein spezieller Feind des Tanzes, sonst aber ein großer Verehrer der Musika. Da er aber unter den Damen seines Bekanntenkreises keine fand, welche in dieser Hinsicht mit ihm einig war, ent­schloß er sich, ein Mädchen aus dem die­nenden Stande zu seiner Gemahlin zn machen und nahm deshalb selbst eine Stelle als Kutscher in einem großen Hotel an. Hier fand er nun auch, was er so lange gesucht, ein Zimmermädchen war es, von welchem der Pseudo-Kutscher er­fuhr, daß sie noch nie einen Tanzboden betreten hatte. Kurze Zeit hernach war das arme Mädchen die Frau des reichen Gutsbesitzers I.

vsnkssgung.

Seit 2 Jahren litt ich an einem chro­nischen Magenkatarrh, verbunden mit den heftigsten Brust-und Magenschmerzen. Mit häufigen Kopfschmerzen, Uebelkeit,, Not zum Erbrechen, Aufsteigen eines Knäuels zum Halse und Verschleimung, wurde ich vielfach geplagt. In Folge dessen war ich sehr abgemagert. Die Hilfe, die ich bei verschiedenen Aerzten nachgesucht, war ver­gebens. Da wandte ich mich an den homöo­pathischen Arzt Hru. vr. msck. VolbeSing in Düsseldorf, Königs-Allee 6, durchdcssen Behandlung ich in 6 Wochen vollständig geheilt worden bin. Seit dessen Behand­lung ist ein halbes Jahr verflossen und haben sich oben erwähnte Krankheitser­scheinungen nicht mehr eingestellt. Auch habe ich wieder ein gesundes Aussehen und kann Alles essen und trinken. Sogar das Rauchen, was für den Magen so schädlich ist, schadet mir nicht. Dem Hrn. vr. insä. Volbeding spreche ich hiemit für seine erfolg­reiche Behandlung meinen Dank aus.

F. von Gal,

Postsekretär in Köln.