Der FranzosmMzugl Me so mancher lHauM chatte jahrzehntelang davon geträumt, wie so manche sorgfältig im Schrein verrvichrte Trikolore wurde aus der verborgenen Truhe geholt. Es war aber auch kein Mangel an blendend neuen Fahnen, die. mehrere Wagen voll, von Ranzig geschickt wurden und noch geschickt werden. Auch das Sternenbanner flackerte lustig im Winde und hoch vom Münster herab grüßte an Stelle der verhaßtenRoten" die Trikolore. Und dann kamen sie endlich: Es waren wirklich prächtige, wohlgenährte, stramme Gestalten in ihren bunten Uniformen und Wickel­gamaschen. Die Musik spielte den ,8»mbre et sssseu3e" und andere französisch« Märsche. Die Hauptattraktion des Tages aber bildeten die Mädchen in ihren Trachten. Es waren Tausende von ihnen da. Und wie sie die Franzosen empfingen. Sie eilten auf sie zu, fielen ihnen um den Hals und küßten, küßten zum Tollwerden.iVla rnöre", riefen sie dabei. Diele konnten nicht viel mehr französisch. Auch die Marseillaise, als sie gespielt wurde, sonnten sie nur mit La, la, la mitsingen. Weniger bewegt von dem Einzug waren die Männer, die vielfach schwei­gend zuschauten. 2m Hintergrund hielt sich auch mancher «lsässische Feldgraue uns betrachtete die Einziehenden mit kritischem Blicke. Sie sind schlecht weggekommen bei ihrem Einzug diese elsässischen Krieger! Niemand küm­mert sich um sie, niemand dursten sie ihre Kriegsab- eichen zeigen, mancher von ihnen fühlte schmerzlich die rennende Wunde von einer französischen Kugel! Und

Amtliche Bekanntmachungen.

Die Schultheißenämter werden au die Erledigung «beramtlichen Erlasses vom 2. November 1918,

betreffend Belohnung der Farren-, Eber- und Ziegenbockhalter,

erinnert.

Talw, den 4. Dezember 1918.

Oberamtmann Gös.

des

Die Schultheißenämter oberamtiichen Erlasses vom Tagblatt Nr. 270.

betreffend Ausdrusch

werden an die Erledigung des 15. November ISIS im Talwer

von Brotgetreide

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gegen heute die Pserdekacten zur Ausflüge an die Inhaber zu. Ort und Zeitpunkt der Versteigerung werden noch bekannt gegeben werden.

Calw» den 7. Dezember 1SI8.

Oberamtmann Gös.

schwarz-rot-goldene Fahnen. Das Brandenburger Tor war mit Girlanden und Fahnenschmuck einfach und würdig geschmückt und trug Inschriften wie:Willkom- ^ men in der Heimat!" oderFrieden und Freiheit!" Am

damUnen He' Wtt'lkom'mredm"'die' ÄntwMen H ^ Eingang der Straße Unter den Linden waren zwei Obe-

Generale.Es ist mir das alles wie ein Traum"! meinte General Gouraud unter anderem, der im Kampfe den rechten Arm verlor! In der Tat ein Traum für den, der vor einigen Monaten unsere Anstürme an der Marne abwehren half! Aehnlich wie in Straßburg vollzog sich der Einmarsch in Kalmar und Mühlhausen. In Metz erlitt General Mangln durch das Scheuwerden der Pferde einen schweren Unfall.

Bezeichnend wahren die kirchlichen Veranstaltungen zu Ehren der Einziehenden. An der Spitze der Fest­kommisston marschierten in der Regel die Pfarrgeistlichen !n vollem Ornate. Am pompösesten gestalteten sich die Feiern im Münster. Am Hauptportale wurden die Generale von den Ehrendomherren und Erzpriestern Etraßburgs empfangen und in feierlicher Prozession zum hohen Chore geleitet, wo sie Platz nahmen. Auf der Freitreppe zum Chore hatten die kirchlichen Vereine mit ihren bunten Fahnen Ausstellung genommen. Bon der Kanzel entbot der Generalvikar den Gruß des ge­samten katholischen Elsaß an das katholische Frankreich. Rach der Messe sang die Menge französische Lieder, die bedeutend besser einstudiert waren als vorher die Marseil­laise. Die beiden Bischöfe hielten sich den Feiern fem, auch Zorn von Bulach, der Weihbischof, zeigte sich nicht. Der Gottesdienst in der evangelischen Neuen Kirche war von Franzosen kaum besucht. In seinem Aufruf versprach General Gouraud, daß die Rechte der elsaß-lothringischen Kirche von Frankreich gewahrt werden würden. Vorerst scheinen die Franzosen in Elsaß-Lothringen die Tren­nungsgesetze nicht zur Durchführung bringen zu wollen.

Poiucarß in Metz.

Genf, 9. Dez. Havas meldet aus Metz: Poincarä, Dubais, Deschanel und Clemenceau sind um 9 Uhr an­gekommen. Sie wurden von den verbündeten Generälen und Vertretern der Gemeindebehörde empfangen. Mar­schall Fach entbot im Namen der Generäle den Will- «ommengroß. Poincarö antwortete u. a.: Der Empfang beweise allen Alliierten, daß Frankreich die Wahrheit sagte, mit der Behauptung, Elsaß-Lothringen habe sich sich nicht verändert. Alle würden heute die tiefste Ueber- ßeugung mit sich nehmen, daß das Befreiungswerk von der Gerechtigkeit besohlen worden sei und vom mensch­lichen Gewissen seine Bestätigung erhalten werde. Vom Bahnhof aus begaben sich die Gäste auf die Esplanade. Die Wagen waren mit Blumen geschmückt. Nach der Parade überreichte Poincarö Petain den Marschallstab. Auf dem Rathause wurde Poincarö vom neuen Bürger- Meister Privel empfangen, auf dessen Ansprache der fran­zösische Präsident antwortete. Poinearä übergab hierauf dem Bürgermeister die im Jahre 1870 vor den Deutschen geretteten Schlüssel der Stadt. Alsdann fand auf der Esplanade ein Vorbeimarsch der Vereine statt, worauf fick Poincare nach einem Besuche der Kathedrale an das Grab des Monsignore Dupont des Loges begab, dort einen Blumenstrauß niederleate und in einer Ansprache dem lothringischen Klerus für seine Verdienste zur Er­haltung der französischen Denkweise in Elsaß-Lothringen bankte. Schließlich besuchte PoincarS das Denkmal für die 1870 in Metz gefallenen Soldaten.auf dem Eham- biere-Friedhof. Bon Metz begab sich' Poincarö nach Etraßburg.

Deutschland.

Einzug der Fronttruppen in Berlin.

(WTB.) Berlin, 10. Dez. Der heutige Einzug der Fronttruppen in Stärke von 7000 Mann, an dem neben der Gardekaoallerie auch Abordnungen aller Reichskontin­gente teilnehmen, erfolgte bei feuchtem und nebligem Wet-

lisken errichtet, während der Pariser Platz von Flaggen masten umsäumt war. Der Zug wurde von 6 Lanzen­reitern eröffnet und war von einzelnen Musikkorps unterbrochen, welche die alten Armeemärsche spielten. Die Soldaten, die teilweise Stahlhelme trugen, zogen singend durch die Straßen. In den kombinierten Bataillonen wurde von den einzelnen Kompagnien eine sächsische, eine bayerische, eine württembergische und eine preußische Fahne vorangetragen. Am Brandenburger Tor hielt der Bolksbeauftr. Ebert den Truppen eine Begrüßungsrede.

lnterredung eines englischen Journalisten mit Scheidemann.

Haag, 9. Dez. Der Korrespondent desDaily Expreß" in Berlin hatte eine Unterredung mit Scheide­mann, der ihm u. a. auf die Frage, welche Garantien Deutschland für die Stabilität der gegenwärtigen Regie­rung der Entente geben könne, antwortete:Die Ga­rantie liegt in der möglichst schnellen Einberufung der Nationalversammlung." Ueber die Haltung der gegen wärtigen Regierung zu der Forderung der Alliierten auf Aburteilung des Kaisers erklärte Schetdemann: Die Frage, ob ein Staatsgerichtshof errichtet werden soll, vor dem alle Personen, die an dem Kriegsausbruch als schuldig zu erachten sind, zu erscheinen haben, wird nach der Konstituierung der Nationalversammlung geregelt wer­den. Persönlich bin ich der Ansicht, daß der Kaiser jetzt schon genügend bestraft ist, jedoch muß der Kern der Frage bezüglich des Anteils des Kaisers an dem Kriegsausbruch noch klargestellt werden. Es wäre ganz gut, wenn ein Staatsgerichtshof die Sache in die Hand nehmen würde, dann könnte man vielleicht noch besser feststellen, wo tatsächlich die Schuld am Ausbruch des Krieges liegt.

Sieg der Mehrheitssozialisten in Chemnitz.

Chemnitz, 10. Dez. Bet den gestrigen Wahlen zum Arbeiter- und Soldalenrat im Industriebeztrk Chem­nitz wurden nach den bisher vorliegenden Ergebnissen für die Mehrheitssozialisten 78500 und für die Unabhängi­gen 6600 Stimmen abgegeben. Einige Teilergebnisse stehen noch aus. Chemnitz war bisher der Hort der radikalsten Richtung.

Ein Dolksrat in Hessen.

Darmstadt, 10. Dez. Der hessische Arbeiter-, Bauem­und Soldatenrat löst sich auf. An seiner Stelle wird ein Dolksrat für die Rapublik Hessen gebildet. Dieser Dolksrat stützt sich auf alle Bevölkerungsschichten der Republik, die aus dem Boden der Republik oder der Demokratie stehen. Die örtlichen A., B. und S. Räte werden aufgefordert, sich aufzulösen und ihre Aufgaben dem neuzubildenden Volksrat zu übertragen. Der hiesige A., B. und S. Rat konstituiert sich sofort als Dolksrat.

Aus Stadt und Land.

Calw» den 11. Dezember 1918- Fortbildungskurse.

* Der Vorstand der Gewerbeschule, Gewerbelehrer Aldinger beabsichtigt im Falle entsprechender Beteiligung in den Unterrichtsbetrieb der Gewerbeschule Fortbildungs­kurse einzugliedern für solche Angehörige des gewerblichen und kaufmännischen Berufs, die zwar nicht mehr sort- bildungsschulpflichtig sind, die aber infolge der langen Dauer des Krieges durch Erfüllung ihrer Dienstpflicht oder durch sonstige im Kriege eingetretene Verhältnisse verhindert waren, sich «uszubilden. Heute muß jeder mehr als je bestrebt sein, sein Wissen und Können zu ^ erweitem, Henri Deutschland wird auf lange Jahre hin­

ter vom Gnrnewald her. In den reichgeschmückten Sire-, aus ein Arbeitsvolk sein müssen. Es ist deshalb zu ßril sah man auch zahlreiche schwarz-weiß-rote und!hoffen, daß möglichst viele Teilnehmer sich melden, um

diese Gelegeicheit 8er Fortbildung zu brtMen Mid da­durch dem Veranstalter Dank und Anerkennung für seine Bemühungen im Interesse der Allgemeinheit bezeigen.

Keine Mirvel»fi-keit.

Sachlichkeit, Ruhe und Versöhnlichkeit reizten von jeher dir Deutschen gegen die Kriegsgefangenen. ES ist berechtigt, in den Gefangenen den Mitmenschen zu betrachte« und ste nicht ihr LoS fülen zu lassen Wer es ist nicht angcmgig, in» Gegenteil de» Hasses zu verfallen und durch ein würdeloses Benehmen sich i» der Achtung der Feinde selbst herunterznsetzen. Von allen Gegen­den, in denen Kriegsgefangene sind, die jetzt frei umhergehen dür­fen, kommen Meldungen über Vorkommnisse, denen auf» entschie­denste entgegengetreten werden muß. Insbesondere sollte das Sichanbieten der holden Weiblichkeit aushörrn; ober auch jene Deutsch«, die der französischen Sprache mächtig sind und mit Ge­walt ein Gespräch mit Franzosen suchen, um stolz vor ihrem Um­gang zu zeigen, daß sie auch französisch sprechen können, sollten durch ihr Benehmen nicht weiter Aergernis erregen. Unter sol­chen Umständen ist eS nicht überflüssig, an den Einzug der deut­schen Truppen in Paris im Jahre 1871 zu erinnem: Die Stra­ßen leer, alle Fenster,,verschlossen, kein Zeichen irgend welcher Neugierde oder sonstiger Würdelosigkeit. Auch wir dürfen uns in diesen Tagen zu nichts Hinreißen lassen, dessen wir uns als Deutsche schämen müssen.

Warum es sinnlos ist, Banknoten und Kassenscheine zu Hamstern.

Wie uns von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, wird auch im hiesigen Bezirk, insbesondere in den Landgemeinden, bare» Geld, und zwar nicht nur in Banknoten und Kassenscheinen, son­dern auch in Silbergeld und Scheidemünze, vielseitig und z. Teil in erheblichen Beträgen zu Hause zurückbehalten. Wie sinnlo» dies ist, mögen diejenigen, die eS angeht, aus den folgenden, dem Staatsanzeiger für Württemberg" entnommenen Darlegungen ersehen:

1. BareS Geld in Noten, Kassenscheinen usw. verbürgt keine höhere Sicherheit als der Besitz von Guthaben bet Geldinstituten. Ein Mißtrauen gegen die ordentliche Geschäftsführung der deut­schen Banken, Sparkassen und Genossenschaften besteht nicht. Je­der kennt die soliden Grundsätze, nach denen sie verwaltet werden, jeder weiß, daß ihre Zahlungsfähigkeit über jeden Zweifel er­haben ist.

2. Wer Wertpapiere verkauft, um den Erlös in bar aufzu­bewahren, verliert Zinsen. Bargeld frißt Zinsen, Wertpapiere und Guthaben bei den Geldinstituten bringen Zinsen. Kassen­scheine und Noten sind zinslose Schuldverschreibungen des Reich­oder der Reichsbank, ihnen stehen die verzinslichen Schuldver­schreibungen des Reiches dt« Reichsanlethen an Sicherheit nicht nach; darum liegt eS durchaus im Interesse jedes einzel­nen, Barbestände, die er zurzeit nicht benötigt, anzulegen.

3. Wer sein Geld mit sich herumträgt oder zu Hause aufbe­wahrt, setzt sich der Gefahr aus, es zu verlieren oder durch Dieb­stahl oder Brand einzubüßen.

4. Vcrlorengegangene Banknoten sind kaum ersetzbar, wäh­rend beim Abhandenkommen anderer Wertpapiere durch rin Auf­gebotsverfahren der Schaden zum größten Teil gut gemacht wer­den kann.

5. Die Zahlung durch Bargeld ist mit mancherlei Umstände» verknüpft, während die Zahlung auf bargeldlosem Wege durch Ueberweisung oder Scheck vom Schreibtisch aus erfolgen kann. Bargeldlose Zahlungen lassen sich noch nach Jahren aus den Bü­chern der Banken usw. Nachweisen; so werden Rechtsnachteil«, die häufig durch das Verlorengehen von Quittungen entstehen, vermieden.

6. Die Sorge vor einer Beschlagnahme der Guthaben bei Banken, Sparkassen, Genossenschaften, Postscheckämtern ist jetzt und in Zukunft völlig unbegründet. Von maßgebender Seite gegebene Erklärungen weisen eine derartige Annahme in nicht mißzuver- stehender Weise ein für allemal zurück. Daran wird sich jede Re­gierung gebunden halten. Außerdem sollte sich doch jeder über­legen, daß eine solche Beschlagnahme der Guthaben praktisch ganz undurchführbar wäre. Denn die Guthaben der Kunden sind ja gar nicht voll in bar vorhanden, sondern, abgesehen von dem nö­tigen Kaffenbestand, In Hypotheken, Darlehen, Wertpapieren usw. angelegt.

7. Die gegenwärtige Zahlungsmittelknappheit ist eine vor­übergehende, durn die Aufspeicherungswut des Publikums her­vorgerufene Erscheinung, die um so eher verschwinden wird, je mehr die Mahnung zur Besonnenheit Beachtung findet. Eine Reihe durchgreifender Maßnahmen ist getroffen, um jeden sich in vernünftigen Grenzen haltenden Bedarf cm Zahlungsmitteln zu befriedigen. Wollte die Bevölkerung aber dazu schreiten, da» ganze Kapitalvermögen in Geldzeichen umzuwandeln, so ver­möchte Wohl keine Notenbank der Welt die erforderlichen Noten- mengen zu beschaffen.

8. Eine weitere Ausdehnung des PaptergeldumlaufS, welche sich als Folgeerscheinung der Banknotenhamsteret ergeben muß, hemmt und verzögert den Rtickgang der Preise, wie ihn die lang­sam sich entspannend« Lage mit sich bringen wird.

9. Die Noten- und Geldhamsteret erschwert die Abwickelung der Lohn- und Gehaltszahlungen und setzt das Reich der Gefahr von inneren Unruhen au».

10. Ein übermäßiger Notenumlauf setzt das finanzielle An­sehen des Reicher im Auslande herab, erschwert die Wiederher­stellung deS normalen Stande- der Valuta und gefährdet den Wiederaufbau der Volkswirtschaft.

Daruin: bringt eure überflüssigen Banknotenbestände zu den Geldinstituten.

Wildberg, 10. Dez. Eine Diebesbande, die in letzter Zeit in Wildberg und Umgegend Treibriemen, Nahrungsmittel, Schafe, Ziegen, Hasen und andere Sachen gestohlen hat. hat in Pforzheim ihren Sitz. Es sind jetzt gegen zehn Täter festgestellt.

Für die Schristl. verantwort!. Otto Seltmann, Calw. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerri, Calw.