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Uro. 82.

Dienstag, 24. Zuli 1894.

30. laki-gsng.

Württemberg.

Stuttgart, 21. Juli. Seitens der hie­sigen Bäcker-Innung ist ein Brotabschlag ein- gc-treren. Es kostet das Kilo Weißbrod 23 Pfg., Halbweißbrod 21 Pfg., O /2 Kilo Schwarz- brod 25 Pfg., 1 Kilo 17 Pfg.

Horb, 21. Juli. Gestern wurde in hie­siger Stadt mit der Einrichtung der elektrischen Beleuchtungsanlage begonnen. Kunstmühlen-j tusitz r Schneider ist Unternehmer des Elektri- zitäiswerkeS. Die ersmdelr che dynamoelrktrische Maschine enthält 30 Pfcrdekrüfte und versorgt etwa 300 Glühlampen. Auß>r dieser Maschine rvud noch eine große Akkumulatorenbatterie auf gestillt, durch welche es möglich ist, 200 weit re Glühlampen zu speisen. Bis 1. Okto­ber soll die neue Beleuchtungsanlage dem Be­trüb übergiben werden. Sie wird von der Fama Reußen-Stuttgart eingerichtet.

Ulm, 2k. Juli. Gegen den früheren Schutzmann Karl Mack von hier ist nun vom Polizeiamt bei der König!. Staatsanwaltschaft Anreige erstattet worden, derselbe stehe unter d,m Verdacht, am 22. April und 12. Mai ds. Js. anarchistische Einträge in das Wach­buch der Polizeistation auf dem Bahnhof ge­macht zu hadern

Rundschau. j

München, 21. Juli. B-i dem durch den Cyllon verursachten Unglück in Schwaben wurden drei Personen schwer und fünf leicht

(Vom Wirbelsturm in Bayern.) Eine Bekanntmachung der Kriegsregierung Oderbaycrn beziffert den durch den Wirbel- sturm angerichteten Schaden aus eine halbe Million Die betreffende Gegend umfaßt euren Teil des alten Schlachtfeldes von Hohen­linden und wird von 25 000 Menschen be­wohnt. Die Privathilse brachte bisher 25 000 Mark auf. Zur Unterstützung der arbeitenden Pioniere ist heute auch Infanterie abgegangen.

Cassel, 21. Juli. Die Kaiserin ist so­eben mittelst Sonderzuges in Wilhelmshöhe

ringetroffen.

Berlin. 20. Juli. DerLokalanzeiger" erfährt zur Affaire v. Kotze, die Untersuchung ist soweit gediehen, daß in 814 Tagen die Entscheidung erwartet werden kann, ob das Hauptversahren eingeleitet oder der ganze Prozeß niedergeschlagen werden soll.

Berlin, 21. Juli. Offiziös wird bestä­tigt, daß ein Beschluß über die Einberufung des Reichstags noch nicht gefaßt und von der Absicht, von dem gewöhnlichen Einberusungs- termine im November abzugehen, nichts be­kannt sei. Der Gouverneur von Ostafrika hat derNordd. Allg. Ztg." zufolge bereits

Anfangs Mai berichtet, daß in den Bezirken vou Tanga und Kilwa die Heuschrecken einen großen Schaden angcrichtet hätten. Nähere Nachrichten, nameittlich über eine Hungersnot, von der englische Blätter melden, fehlen noch. Wegen eurer Versorgung erwa notleidender Eingeborener mit Reis sind Vorkehrungen ge­troffen worden.

Der deutsche Kolonialbesitz umfaßt fol­gende Gebiete: s. Südwestafrika (Großnama- land und Damaraland) 835000 czllw, 200 000 Einwohner, Schutztruppe 8 Offiziere und 450 Mann. b. Deutsch-Ostafrika, 955 220 2 900 000 Einwohner, Schutztruppe (12 Kom­panien) 23 Offiziere, 6 Aerzte, 120 Unter­offiziere 1800 Gemeine, e. Kamerun, 495000 glrm. 2 500 000 Einwohner, Polizeitruppe 50 Mann. ä. Togo, 60000 izllm 2 250 000 Einwohner, o. Schutzgebiet der Marschall- Jnseln, 410 gkm, 11 500 Einwohner, k. Schutzgebiet der Neu-Guinea-Kompanie und der Südsce, 231000 czllm. 317 009 Ein­wohner. In allen diesen Kolonien in der ungeheueren räumlichen Ausdehnung von 2641000 ezllw leben bis jetzt im Ganzen nur 2240 Europäer, worunter 1435 Deutsche.

Paris, 19. Juli. DasJournal" ver­öffentlicht eine Unterrredung mit Bonghi, worin es heißt: Bonghi drückte bei seinem Besuche im Elysee die Ueberzeugunq aus, zwisch-n Frankreich und Italien bestehe ein einfaches Mißverständnis. Casimir-Perier antwortete, er werde glücklich sein, eine Annäherung beider Länder zu sehen, und fügte hinzu, das allge­meine Verlangen nach einer Versöhnung ge­stalte, trotz des Dreibunds (!), einer ruhigeren und furchtbareren Zukunft cntgegenzmehen.

Venedig, 2l. Juli. Gestern Abend hat hier ein furchtbarer Sturm mit Hagelschlag gewütet. Der Hagel lag 30 Centimeter hoch in den Straßen. In den Lagunen ereigneten sich viele Unglückssälle.

Rom, 21. Juli. Caserio schrieb aus sei­nem Gefängnis an einen Mailänder Advokaten, Namens Podrieider, daß dieser stine Ver­teidigung übernehM'N möge.

London, 19. Juli. Einem Bericht des Standard" aus Shanghai zufolge, melden aus Korea angelangte Schiffe, daß an der letzten Schlacht gegen des Königs Lr-Hung-Tschang und chinesische Truppen 30 000 Rebellen teil­nehmen. Erster? warfen nach wenigen Schüssen die Flinten weg und flohen oder liefen zu den Rebellen über, worauf die Anführer zeitweilig Soeul besetzten bis chinesische Verstärkung sie vertrieb. Der König floh und verbarg sich in der chinesischen Gesandtschaft, nahe beim Palast, er lebt jetzt unter dem Schutz des chinesischen

Gesandten. Die Ausländer blieben unbe­helligt.

Kopenhagen, 21. Juli. Der König begnadigte den zum Tode verurteilten Jnsti- tutsvorsteher Wilhelm Möller zu lebensläng­lichem Zuchthaus. (Möller ist jener Unmensch, der Frauenkleider trug, lange als Frau galt und einem Kopenhagenet Knabeninstttut Vor­stand, wo er sich des Mordes sowie mehrfacher Sittlichkeitsverbrechen schuldig machte. D. R )

Belgrad, 19. Juli. Aus der Straf­anstalt zu Poscharewatz sind 6 gefährliche, wegen Raubmords zum Tod verurteilte Hei­ducken entwichen.

Charcow, 21. Juli. DerBerl. Lokal- anzciger" erfährt, daß Charkow das Territorium zwischen den Stationen Jlowaja und Petrows- kaja der Kursk Carkowbahn vou einem furcht­baren Hagelwetter heimgesucht worden. Eine angebame Fläche von ca. 30000 Deßjatinen wurde total vernichtet. Viele Bauernhäuser wurden durch Blitz angezüudet, acht Menschen getötet.

Bei dem letzten Erdbeben in Konstan­tinopel sind 250 Personen getötet und 500 verwundet worden. Der angerichtete Schaden wird auf 4 bis 6 Millionen Pfund geschätzt. Abid Pascha, der Bautendirektor im Kriegs- mmisterium, ist nach Bagdad in die Verban­nung geschickt worden, weil er seinen Posten im Augenblicke eines Erdstoßes verlassen hat. Nahin Bey, Oberst der kaiserlichen Garde, ist während eines Erdstoßes aus dem Fenster ge­sprungen und hat dabei seinen Tod gefunden.

Der Kh edive, der nach dem Erdbeben auf seiner Jacht im Bosporus wohnte, ist von Konstantinopel abgefahren.

Südamerika. Während des Büger- kriegs im brasilischen Staate Rio Grande do Sul haben von den deutschen Kolonien Teu­tonia und Estrella am meisten gelitten, weniger Munvo Novo und Santa Cruz, Bloß in Teu­tonia gibt es Landstrecken, die ganz von den deutschen Ansiedlern verlassen sind. Alles in Allem ist es, während tue Campana im Süden und das Hochland im Norden des Kolonien­streifes furchtbar verwüstet wurde, den deutschen und italienischen Kolonisten noch verhältnis­mäßig gut ergangen. Am Auffallendsten er­scheint es, daß die am meisten südwärts aus einen Höhenzug inmitten der Campanha ge­legene Kolonie Sao Lourenyo bisher von der Kriegsfurie fast ganz verschont geblieben ist. Lecher steht, sogar nach Aussicht der Optimisten daß ersehnte Ende des Bruderzwistes noch in weiter Ferne. Woher die Förderalisten die zu dem Ausstande benötigten Geldmittel be­ziehen, ist allen Unbeteiligten ein Rätsel.