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sterium ernannt. In der Kammer war er Mitglied der Budget-Kommission und seil 1885 Vizepräsident derselben. 1891 wurde er zum Senator gewählt. Anfangs Dezember 1893 wurde er Ministerpräsident, demissionirte am 22. Mai d. Js. und wurde einige Tage dar­auf zum Präsidenten der Deputirtenkammer gewählt. Nun hat er den höchsten Ehren­posten der Republik erlangt. Casimir-Perier ist ein besonnener Staatsmann und gilt als ehrenhafter Charakter. Er dürfte der geeig­netste Nachfolger Carnot's sein.

Paris, 28. Juni. Dupuy überreichte Abends Casimir Perier die Demission des Kabinets. DasJournal-Officiel" wird heute mitteilen, daß die Minister mit der Fortfüh­rung der Geschäfte beauftragt bleiben..

Das Comite für das Begräbnis Car- nots hat beschlossen, daß der Leichenzug bereits um 7 Uhr gebildet werde und um 10 Uhr sich in Bewegung setze. Er wird seinen Weg durch die Avenue Mariguy, Champs Elysees, über den Concodienplatz nehmen und gegen Mittag in Notre-Dame-Kirchc eintreffen. Der Zug wird sich nach der kirchlichen Feier über den Pont Neuf und den Boulevard St. Michael nach dem Pantheon begeben. Es sollen nur 4 Reden gehalten werden.

In Paris lebt ein millionenrcicher Sportsmann Max Lebandy, der ein Vermögen von 120 Millionen Franks sein eigen nennt, aber doch nicht so viel Kenntnisse besitzt, um eine Vergünstigung für die Militärzeit zu er­halten. Bei der letzten Aushebung in Paris ist er für tauglich befunden worden und wird nun als Kavallerist seine drei Jahre insüblicher Weise abdienen müssen.

Michael Gambe tta, der Onkel des bekannten Staatsmannes und der letzte seines Namens, ist gestern im Alter von 90 Jahren gestorben.

Lyon, 27. Juni. Der Munizipalrath wird in eorpors dem Leichenbegängnis Carnots beiwohnen. Der Text der letzten Rede des Präsidenten ist in den Archiven aufbewahrt. Der Gemeinderath bewilligte 100 000 Franks als Beitrag zur Subscription auf das hier zu errichtende Denkmal Carnots. Die itali­enische Kolonie in Lyon verwahrt sich in einem öffentlichen Potest gegen das von einem des Namens unwürdigen Menschen begangene At­tentat und bctheuert ihre innige Teilnahme an der Trauer Frankreichs, sowie ihre Sympathie und Solidarität mit Frankreich. Der Bürger­meister wird die Kundgebung öffentlich an­schlagen lassen.

In einem Hirtenbriefe an die Bevöl­kerung erinnert der Erzbischof daran, daß er Dank der Umgebung Carnots zu ihm kommen konnte. Carnot habe diesen Schritt dankbar ausgenommen und bei vollem Bewußtsein die Tröstungen der Kirche empfangen. Der Erz­bischof forderte die Gläubigen auf, für Carnot zu beten, zu dessen Gedächtnis ein Trauer­gottesdienst abgchalten werde. Er wünscht die Vereinigung aller Franzosen in diesem Un­glück.

Die gesammte Lyoner Presse hat klären, Ravachol, Vaillant und Henry seien

Manifest unterzeichnet, in welchem gegen jdie Thätigkeit der unlauteren Elemente protestirt und energische Abwehr gefordert wirs. Es sind die strengsten Maßnahmen unter Ent­faltung einer bedeutenden Militärmacht zur Sicherung der Ruhe und Ordnung getroffen worden. Die Behörden befahlen die Schließung der Magazine. Patrouillen durchziehen die Stadt und können nur mit Mühe ihre Woh­nungen verlassen oder wieder erreichen. Die Brücken nach dem Rhonequartier La Guilo- tiere sind jetzt militärisch besetzt. Es ist jetzt sicher, daß die Urheber der Unruhen zweifel­hafte Elemente sind und daß große Razzias geplant waren. Es sollen 1500 Individuen in den Gefängnissen und Kasernen internirt sein.

Lyon, 27. Juni. Die Stad! ist ruhig, die Straßen sind noch mit Truppen besetzt. Etwa der vierte.Theil der Verhafteten ist srei- gelaffen worden; man glaubt, daß die Ruhe­störungen beendet sind.

Marseille, 27. Juni. Die gestrigen Zwischenfälle sind ohne Bedeutung; gleichwol juchten zahlreiche italienische Arbeiter beim Konsulate um Rückbeförderung in die Heimat nach, was der Konsul abschlug. Die Haltung der Bevölkerung ist durchaus ruhig.

Grenoble, 27. Juni. In der Nacht dauerten die Kundgebungen trotz strengster Maßregeln fort.

durch den tapferen Sante Caserro gerächt.

Newyork, 28. Juni. Der Elektriker Edison hat sich bei einem Sturze innere Ver­letzungen zugezogen. Sein Zustand ist ernst.

Lokales.

Z Wiläbsä, 29. lluni. LlorASir vor­mittag 9 Estr 55 Mn. stsastsiosttigt llstrs Aajsstät unssrs gslisstts Lönigin nässt Orvösstontiisstsm Xurs.uksntlw.lt usssrs Ztaät riu vsriasssn, um 6.sn Itsst äss Lommsrs iu össtloss strisäriost-stassn M^ustringsn. Estin Mnä trat siost äis alts Ilsiistrait äsr stissigsn Tstsrmsn au unssrsm sriaussttsn Eastv storvisssn unä vollstanäigo Esnss- uuA stsrksigsküstrt. Dis Lögonsrvünsesto äsr stissigsn Lsvölstsrung stsglsitsn äiirs Uajsstät misst nässt äs in neuen ^.uksnt- staltsort unä nosst längs rvirä äie Xrinne- rung an äsn kosten East stier in llsäsr- manns Eeäaesttnis stiersten.

Wildbad, 29. Juni. Herr Stadt- schultheisi Bützner wurde heute von Ihrer Majestät der Königin mit einer prachtvollen, mit Brillanten und Saphir­steinen besetzten Chiffrenadel beschenkt.

(Selbstthätiger Stationsanzeiger.) eine recht praktische Neuerung hat man auf Arbeiierttrupps drangen in'einigen englischen Eisenbahnen versuchsweise

die Häuser der Italiener, mißhandelten die selben und schleppten sie auf die Polizeidepots. Ueber 100 Verhaftungen wurden vorgenom- men.

In Vaise wurde von der gegen die Fremden aufgeregten Menge der Laden eines Deutschen geplündert.

Aus Bern wird gemeldet: Cesareiro ist der schweizer Polizei wohl bekannt. Er nahm

eingeführt. Es ist dies ein selbstthätiger Starionsanzeiger für alle Wagen, so ange­ordnet, daß jeder Reisende bequem die Stations- namen lesen kann. Beim Verlassen einer Station erscheint an dem Apparat eine neue Tafel mit dem Namen der nächsten Station. Da cs erfahrungsmäßig nicht selten vorkommt, daß Reisende über das Ziel hinauskahren, nachdem sie das Ausrufen der Station durch

Teil am Anarchisten Konkresse in Lugano. In das Zugpersonal überhören, so dürfte der neue den Monaten Januar und Februar 1892 war Apparat, sofern er sich gut bewährt, auch in

er in Mailand, wo er post rsstauts Kor­respondenzen von schweizer Anarchisten in Em­pfang nahm. Er schickte zahlreiche italienische anarchistische Broschüren in die Schweiz.

Turin, 28. Juni. Seit gestern treffen hier Hunderte italienische Flüchtlinge aus Lyon und anderen französischen Städten hier ein. Es werden noch weitere Sonderzüge erwartet. Es sind nunmehr 3000 italienische Arbeiter aus Frankreich hier angelangt.

Madrid, 27. Juni. In Barcelona versuchte ein Arbeiter in das Hotel des Civil- gouverneurs einzudringen und die Thüre des Cabinets zu sprengen. Der Verbrecher wurde verhaftet und es zeigte sich, daß er im Be­sitze eines Dolches war. In Folge dieses Attentatsversuchs herrscht hier große Aufregung.

Barzelona,27. Juni. Im Zusammen­hang mit dem neuen Mordversuch gegen den Zivilgouverneur erfolgten heute im Vororte San Andres zahlreiche Verhaftungen.

In Lissabon verhaftete die Polizei 6 Spanier, die beschuldigt waren, Maueran­schläge angeheftet zu haben, in denen sie er-

anderen Ländern zur Einführung kommen.

Der oberfchlesische Pfarrer vr. Dz i erzon, der allbekannte Imker, der bereits im 84. Lebensjahr steht, feiert in diesem Jahre sein öojährigesJmkerjubiläum". Durch die Er­findung der Bienenstöcke mit beweglichen Waben, durch die Einführung der italienischen Biene und deren Kreuzung mit der unsrigen, durch Herausgabe mehrerer sehr verbreiteten Schrif­ten über die Bienenzucht, wie auch durch seine Mitwirkung bei den jährlichen Versammlungen der Bienenzüchter hat sich der Greis um vis Entwicklung der Bienenzucht hochverdient ge­macht und genießt deshalb allgemeine Ver« ehrung in den Jmkerkreisen.

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