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aus Buenos Ayres gingen die portugiesischen Schiffe mit Vorräten in die offene See. Der telegraphische Dienst mit Brasilien ist aufgehoben.
Liverpool, 7. April. In Liverpool wurde eine Frau Malier gehängt. Diese 53 Jahre alte Person war dermaßen eifersüchtig auf ihren zweiten Mann gewesen, daß sie eines Tages den vermeintlichen Don Juan in einer Dachstube ankettete, und als er auch dann noch nicht seine Sünden beichten wollte, ihm erst mit einer eisernen Kette und dann mit einer Petroleumlampe so lange den Kopf bearbeitete, bis der Mann seinen Geist aufgab.
Rom, 10. April. Vor der Wohnung des Obersten Verzelli in Siena platzte eine mit Eisenstücken gefüllte Bombe. Die Hauswand wurde beschädigt, Fünf Anarchisten wurden verhaftet.
Rom. Die berüchtigste Räuberbande von Sizilien, die Bande Maurina, wurde durch eine trefflich ausgeführte Operation einer durch Militär verstärkten Gendarmerie-Abteilung fast vollständig aufgerieben. Der berüchtigte Bandit Mazzola nebst mehreren Anderen wurden getötet, 6 Andere gefangen. Mehrere stellten sich den Behörden; eine Kavallerie-Abteilung verfolgt die Fliehenden. Auf der Seite der Gendarmerie gab es nur wenig Verwundete. Als des Einverständnisses mit den Briganten verdächtig, wurde in Caltanissetta ein reicher Gutsbesitzer, Baron Lidestri Piraino, verhaftet.
London, 10. April. Die englische Regierung ist endgiltig entschlossen, Besitz von Uganda zu ergreifen und die dortige Ortsverwaltung aufrecht zu erhallen. Ob und in welchem Umfange die Verwaltung von Sansibar geleitet werden soll, ist noch unbestimmt.
Barcelona, 9. April. Auf Anregung der französischen Behörden erfolgten hier wieder zahlreiche Verhaftungen von Anarchisten.
Milwaukee, 10. April. Zu der Feuersbrunst wird weiter gemeldet: Bis jetzt wurden 35 verkohlte Leichen aus den Trümmern hervorgezogen, 25 Personen werden noch vermißt. Bei den Rettungsarbeiten verunglückten zehn Feuerwehrleute. Der Schaden dürfte eine halbe Million Dollars übersteigen.
Aus Buenos Aires, 9. April, wird gemeldet: Nacheinemhier verbreiteten Gerücht sind 40 Brasilier von den portugiesischen Schiffen nach dem Lazaret auf der Insel Martin Garaua geflüchtet. Andererseis verlautet, daß Saldanha und die andern brasilischen Offiziers sich heimlich nach Rio Grande begeben hätten.
Lokales.
)(Wildbad , 9. April. Letzten Sonntag vormittag 11 Uhr fand in der Realschule die Schlußfeier der hiesigen Fortbildungsschule statt. Der Vorstand des Gewerbeschulrats, Herr Stadtschultheiß Bätzner, dankte den HH. Lehrern für die Mühe und Hingebung, mit der sie sich auch in diesem Schuljahr des Unterrichts angenommen und drückte den Schülern gegenüber seine herzliche Freude aus darüber, daß keine Klage seitens der HH Lehrer ihm zugekommen sei. Er ermahnte sie, auch in Zukunft so weiter zu machen und sich überall durch Anstand, Treue und Fleiß auszuzeichnen und der Gemeinde Ehre zu machen. Der Schulvorstand, Hr. Reallehrer Hon old, verlas nun die Liste derjenigen Schüler und Schülerinnen, denen Preise und Belobungen zuerkannt worden waren, die Hr. Stadtschultheiß Bätzner selbst an die Betreffenden verteilte.
Preise erhielten:
1) an der gewerbl. Fortbildungsschule: Karl Schüttle bei Schlosser Bätzner, Jakob Müller bei Buchdruckereibesitzer Wildbrett,
Robert Schmid bei Mechaniker Fuchs, Rudolf Riexinger bei Dreher Riex- inger,
Otto Bolz bei Sattler Volz,
Karl Schmid bei Schlosser Stirner, Karl Chur bei Schlosser Bott.
2) an der weiblichen Fortbildungsschule: Luise Bischofs,
Pauline Kaß.
Belobt wurden:
1) an der gewerbl. Fortbildungsschule: Fritz Roth fuß be: Glaser Rothfuß, Reinhold E isele bei Bauunternehmer Schill,
Karl Eitel bei Bauunternehmer Schill, Wilhelm Tubach bei Bäcker Fr. Pfau, Robert Mayer bei Zimmermeister Fr. Kuch,
Wilhelm Batt bei Mechaniker Fuchs, Wilhelm Eitel bei Schlosser Bätzner, Otto Beck bei Sattler Gutbub, Wilhelm Mössingerb. W. Mössinger, Karl Wacker bei Bäcker Adolf Pfau, Fritz Krauß bei Schlosser Bott.
2) an der weiblichen Fortbildungsschule: Bertha Blumenthal,
Luise Hirn er,
Marie Pfau,
Sophie Eisele,
Anna Rothfuß,
Marie Wand Pflug,
Klara Krauß,
Julie Zins er,
Alwine Gutbub,
Bertha Hermann,
Marie Toussaint,
Wilhelmine Schill,
Anna Rometsch.
Den 12 Lehrlingen, die sich in diesem Jahre an der zum erstenmale hier abgehaltenen Lehrlingsprüfung beteiligt hatten, wurden Diplome ausgestellt, die ebenfalls Hr. Stadtschultheiß Bätzner selbst übergab , indem er mit beredten Worten auf die Nützlichkeit dieser Einrichtung hinwies, die gewiß zur Hebung und Förderung des Handwerks und Wohlstandes beizutragen geeignet sei.
Diplome erhielten:
Wilhelm Rath, Schlosser,
Wilhelm Eitel, Schlosser,
Karl Chur, Schlosser,
Karl Krauß, Mechaniker,
Johannes Calmbach er, Schreiner, Karl Kull, Schreiner,
Hermann Eitel, Maler,
Karl Güthler, Flaschner,
Ludwig Ru eff, Schuhmacher,
Fritz Schmid, Maurer,
Wilhelm Bozenhardt, Maurer, Reinhold Eisele, Maurer.
Die Arbeiteuderselben waren amSonn- tag Vormittag im Zeichensaal der Realschule (I. Treppe) ausgestellt und werden dort heute Mittwoch bis abends 8 Uhr auf vielseitigen Wunsch der hiesigen Bürgerschaft nochmals zur allgemeinen Ansicht aufgelegt. Wir danken den Herren Lehrer urch Meistern, die sich so bereitwillig dieser neuen Arbeit unterzogen haben, besonders aber unserem verehrten Herrn Stadtvorstand und den Mitgliedern des Gemeinderats, die weder Mühe noch
Opfer scheuen, wenn es die Förderung der Schule und die Hebung des Gewerbes gilt. Davon legen die Anschaffungen von Lehrmitteln und Schülerpreisen und die Einführung der Lehrlingsprüfungen das schönste Zeugnis ab.
-s- Wildbad, 11. April. Gestern Abend fand im Gasthof z. „Graf Eberhard" ein Cornet-Quartett-Concert der HH. G. Kahlfeld, W. Wörner, L. Regner und I. Herdtler, Mitglieder der hiesigen Kurkapelle, statt. Das fein gewählte Programm wurde von Letzteren mit großer Präzision vorgetragen und fand bei den Anwesenden lebhaften Beifall. Wie wir vernehmen, wird sich das neue Quartett am nächsten Sonntag auch in Herrenalb produzieren, auf welchen hohen Kunstgenuß wir Musikfreunde ganz besonders aufmerksam zu machen uns erlauben.
Der älteste Bericht über denUeber- sall in Wildbad.
Durch findige Hand ist soeben der älteste Bericht über den Ueberfall in Wildbad bekannt geworden, wie ihn die Stuttgarter Stiftsherren wohl bald nach der That ausgezeichnet haben. Diesen Bericht hat nämlich ein bisher unbekannter Chronist des Elsaßes übernommen, und zwar weit vollständiger als in jenen Stuttgarter Aufzeichnungen, die bisher bekannt waren. Es ist Reinbold Slecht, Chorherr an Jung St. Peter in Straßburg, der für die Jahre 1366—1444 in barbarischem Latein eine Fortsetzung eines der Handbücher der Weltgeschichte, wie man sie damals kannte, niederschrieb. Gänzlich vergessen schlummerte sein Werk, bis der Münchner Privatdozent vr. Richard Fester, seinen Verbleib in Basel aufspürte und es in der von dem Freiburger Universitätsprofessor vr. Schulte geleiteten bekannten „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins" veröffentlichte. „Im Jahre 1367 wollten Herr Wolfs v. Eberstein ein Graf und Wolfs v. Nuvenstein, genannt der glyssend Wolfs, Herrn Eberhard v. Württemberg einen schwäbischen Grafen und seinen Sohn Ulrich in der Stadt Wildbad gefangen nehmen; aber sie entkamen auf wunderbare Weise. Denn ein einfacher Bauersmann, wie sie in dem Städtchen Wildbad wohnen, warnte in Eile den älteren Herrn. Er solle den Feinden entgehen, welche zu Hundert ihn im Bade ergreifen wollten. Der Herr mit seinem Sohne liefen nackt durch die Wälder über die Berge und entgingen ihren Feinden. Sie kamen am andern Morgen in aller Frühe, wie sie in der Quelle gesessen hatten, zur Burg Zavelstein. Jener Bauer hatte den Greis oft auf seinem Rücken tragen müssen, bis er den Herrn bis zu der Burg gebracht hatte. Sie waren nämlich nackt am Leib und an den Füßen und ohne Schuhe bis sie zu jener Burg kamen — dort wollte man sie anfangs nicht einlassen, weil sie eben so nackt waren. Der folgende Satz würde wörtlich heißen: Diener mit Knappen (Edelknechten) und Rossen trugen sie. In dem gleichen Jahre sammelte derselbe Graf Eberhard von Wirtenberg eine große Mannschaft aus seinen Landen und den Reichsstädten, und belagerte die Burg Neueberstein, aber er erreichte nichts, ob der Nachlässigkeit der Reichsstädte und seit» dem hatte er einenHaß auf diese."(S.M.)