148
Berlin, 24. März. Die Genossenschaftsbank der Berliner Südwestbürgerschaft mit beschränkter Haftpflicht, wurde durch Börsenspekulationen der Aufsichtsratsmitglieder und eims Verwandten des Direktors um 400,000 Mk. geschädigt. Der Verlust trifft den Mittelstand und mit ca. 60,000 Mk. kleine Leute. Die Direktoren wurden ihres Amtes entsetzt.
Wien, 23. März. Der Kaiser nahm in der Hofburg unter Mitwirkung der Erzherzoge die Fußwaschung an zwölf Greisen unter dem herkömmlichen Zeremoniell vor.
Wien, 23. März. In Pest gab es gestern abend große Exzesse, weil die Universitätsjugend die Vorstellungen im K. Opernhause, sowie im Nationaliheater wegen des Ablebens Kossuths zu verhindern suchte. Da die Intendanz die Schließung der Theater verweigert hatte, zogen die Studenten mit Trauerfloren vor die Oper und wollten dort gewaltsam die Trauerfahne hissen. Die Exzedenten drangen mit wüstem Lärm in den Zuschauerraum ein, beschimpften die Insassen der Logen, kletterten zur Hofloge empor und brachten dort die Trauerfahne an. Die Vorstellung wurde sofort abgebrochen. Das Publikum konnte nur durch Seitenthüren ins Freie. Aehnliche Scenen ereigneten sich im Nationaltheater. Außerdem erfolgten viele Zusammenstöße mit der Polizei; 20 Personen wurden dabei mehr oder minder schwer verletzt.
Pest, 23. März. Die Bestattung von Ludwig Kossuth erfolgte hier Sonntag Nachmittag. Es sind bereits über 100,000 Gulden für ein Denkmal gezeichnet.
Pest, 24. März. Infolge der gestrigen Demonstrationen durchzog nachmittags Kavallerie und Infanterie die Straßen. Abends fanden wieder Demonstrationen in verschiedenen Straßen statt. Fenster und Laternen wurden eingeschlagen. Drei Geschäfte wurden ausgeraubt. Das Militär zerstreute die Tumultanten. Ernstere Zusammenstöße fanden am Opcrnhause statt, bei Entfernung der von den Tumultanten gestern aufgezogenen Trauerfahne. 40 Verwundungen. Auch die Polizei und das Militär wurde mit Steinwürfen verletzt. Später wurden die Hauptstraßen abgesperrt. Um 10 Vr Uhr waren die Straßen leer, das Militär patrouilliert. 36 Personen sind verhaftet.
Triest, 24. Marz. Der deutsche Daiy- pfer „Hellas" ist nicht untergegangen. Bei einem Zusammenstoß mit einem anderen großen Schiff erhielt er ein großes Leck und liegt jetzt im Hafen von Viktoria zur Reparatur.
Paris, 24. März. Kürzlich legte die Polizei die Hand aus 2 internationale Schwindler. Der eine derselben ist ein äußerst intelligenter Bursche und spricht deutsch, französisch, englisch, russisch, serbisch, türkisch, arabisch und hebräisch. Er nennt sich Hrabe. Es wurden bei ihm über 15 Pässe von Personen aller Nationalitäten gefunden. Sein Kollege, ein Ungar, namens Budimir, betrieb den Schwindel ebenfalls sn gwos und reiste darauf.
Amiens, 24. März. Hier wurde ein angetrunkener Mann verhaftet, der beim Betreten einer Wirtschaft einen Sack, den er auf der Schulter trug, fallen ließ, wobei er rief, ,Es lebe die Anarchie! Ich werde Euch alle töten!" Die Gäste ergriffen die Flucht. Der Sack enthielt Konservenbüchseu mit zweifelhaftem Inhalt. Ob man es mit einem Anarchisten zu thun hat, ist zweifelhaft.
Rom, 22. März. In Intra am Lago Maggiore verhaftete die Polizei im Verein mit englischen Detektivs eine Falschmünzerbande, die die Fälschung ausländischer Staatspapiere im größten Umfange betrieben hatte. — Der Belagerungszustand in Sizilien ist noch nicht
aufgehoben und die Garnisonen sind bedeutend verstärkt worden. Die Kriegsgerichte setzen ihre Arbeit fort, gegen 500 Personen sind bereits verurteilt worden.
Turin, 23. März. Die Leiche Ludwig Kossuths wird Montag und Dienstag in der protestantischen Küche ausgestellt. Vor Ablauf dieser Zeit findet die Uebersührung nach Ungarn jedenfalls nicht statt. Ungarische Abordnungen werden erwartet. Ein Sohn Kossuths reist nach Genua, um die Ausgrabung seiner Mutter und Schwester zu erlangen, um deren Leichen gemeinsam mit der Kossuts nach Ungarn überzuführen — General Türr ist angekommen.
Grenoble, 24. März. Vorgestern explodierte im Eingang der Kirche des Dorfes Jallien während des Gottesdienstes eine Bombe. Die Anwesenden drängten erschreckt nach den Ausgängen, wobei 20 Personen verletzt wurden, darunter 3 schwer.
London, 24. März. Die hiesigen Anarchisten erhielten von einer Lebens-Versicherungs- Gesellschaft 200,000 Frs. ausbezahlt; für diesen Betrag war Vaillant versichert!
Petersburg, 26. März. In Tiflis wurde das Seminar wegen Unruhen unter den Zöglingen bis nächstes Jahr geschlossen. 90 Zöglinge wurden relegiert.
— Gur ko begiekt sich von Berlin nach Paris, um die dortigen Aerzte zu konsultieren. Der Zar hat vor der Abreise Gurkos erklärt, Gurko werde, so lange er lebe, keinen Nachfolger, sondern nur einen Stellvertreter erhalten.
Petersburg, 24. März. Die Stadtverordneten beschlossen, dem Kaiser ihren aller- unlerthänigsten Dank zu unterbreiten für seine Sorge um die Wohlfahrt des Volkes durch den Abschluß des deutsch-russischen Handelsvertrags.
Sofia, 25. März. Fürst Ferdinand verwarf das Gnadengesuch der Gebrüder Jvanow und bestätigte das kriegsgerichtliche Urteil.
UlitrrhMadks.
„Aneinander gekettet."
Amerikanischer Kriminalroman v. O- Ellendorf.
(Nachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
Als die beiden die Halle betraten, begegneten sie einem jungen, farbige» Mädchen, Vas bisher Miß Marions Dienerin gewesen war. Sie saß auf der Treppe und weinte bitterlich; andere Diener standen leise flüsternd beieinander, während man die Schritte hin und wieder eilender Personen vernahm, welche jedenfalls um den Major und seme Gattin beschäftigt waren.
Die Thür des Parlos war weit geöffnet und bei dem matten Lichte zweier Kerzen bemerkte man Mrs. Curtis in einem Armstuhl und den Major auf dem Sopha aus- gestreckt. Um ihm zur Ader zu lassen, hatte man den Rock entfernt und den Hemdärmel zerrissen. In der Nähe des Kamins stand ein Mann, in etwas auffallender Kleidung, der die Scene mit erwartungsvoller Miene überblickte. Dieser Mann war der Chirurg Kennedy, der hier noch weilte, um, im Falle man seiner Unterstützung ferner bedürfe, zur Hand zu sein.
Mr. Blants Ankunft rieß den Major aus seinem dumpfen Hinbrüten, er erhob sich und wankte in die ausgebreiteten Arme desselben.
„Ach, mein Freund, — ich bin so elend — so unglücklich!" rief er unter Thränen mit matter Stimme.
Der arme Mann war kaum wiederzuerkennen. Vor wenig Stunden noch war er der glücklichste Mensch unter der Sonne, mit stets lächelndem Antlitz und stolzer Haltung, Lebenslust und inneren Frieden atbmend. Er schien von seinem Elend vollständig überwältigt und wiederholte nur von Zeit zu Zeit den Ausruf: „Ich bin so elend — io unglücklich!"
Mr. Blaut mar gerade der rechte Mann, seinen Freund zu trösten. Er legte seinen Arm um ihn und geleitete ihn auf das Sopha zurück, setzte sich dann neben ihn und versuchte durch trostreiche Worte den Kummer zu lindern. Er erinnerte ihn daran, daß seine Gattin, die treue Begleiterin durch sein bisher so sonniges Leben, die Verblichene mit ihm betraure und daß ihm doch noch eine Tochrer bliebe, der seine Liebe und Zärtlichkeit nun gehöre.
Der arme Mann schien aber den Worten kein Gehör zu schenken.
„O mein Freund sagte er schaudernd, Sie wissen noch nicht Alles! Wenn Marion hier gestorben wäre, unter uns, die sie so sehr geliebt und alles aufgeboten hätten, sie am Leben zu erba'ten, mein Schmerz wäre nicht so groß. Wenn Sie wüßte» —"
Mr. Blant hatte sich plötzlich erhoben, wie von jähem ahnungsvollem Schrecken elektrisirt.
„Aber — wer kann sagen, wo und wie sie starb? ' fuhr der Major fort, „meine arme, liebe Marion! War Niemand bei dir, der dich retten konnte? Was ward aus dir? Ist es möglich, daß. du todt bist — du — so jung und glücklich!" Er stand auf, und seinen Freund umarmend, bat er flehentlich mit Thränen in den Augen: „Blant, laßt uns gehen und suchen, laßt uns die Newyorker Morgue durchwandern!"
„Sie wissen, Curtis," entgegnete tief gerührt Mr. Blant, „daß ich Ihr bester Freund auf dieser Erde bin. „Sagen Sie mir doch Alles — vertrauen Sie mir!"
„Well," begann mit von Schluchzen unterbrochener Stimme der Major, „so wissen Sie denn —" Doch krampfhaftes Weinen erstickten die Worte und er schritt an den Tisch, nahm ein' zerknittertes Papier und reichte es Mr. Blant. „Da, lesen Sie — ihr letzter Brief."
(Fortsetzung folgt.)
voorillK's Soll«, LUS
der Damen, ist nur dann acht, wenn sie den Zusatz trägt: AlLt «kor L»1v, und wenn ferner diese Bezeichnung auf der Seife selbst wie auch auf dem Etiquette und Verschlußmarke eingeprägt resp- aufgedruckt ist. Für ;sdes Stück solcher Seife wird die Garantie gegeben, daß sie vollkommen neutral, mild, rein und überaus fettreich ist. Der Käufer von voering's Seit« mit äsr Luis darf somit sicher sein, daß er in dieser Seife die beste und wirkungsvollste Seife der Welt besitzt, obschon er überall nur 4V Pfg. dafür zahlt. Zu haben in Wil-bad bei A» Held, Kr. Schmelzte. EngrosVerkauf r Paul Weiß L Ca., Stuttgart.
Tuch- und Buxkinstoffe L M. 1.75 pp. ftletsp.
versenden in einzelnen Metern direct an Jedermann.
Erstes Deutsches Tuch-Versandtgeschäft
Oettt»Ler «So, SrookLort o.Al.
Fabrik-DepSt.
Muster umgehend franko.