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öffentlichen will, wenn sein Ultimatum erfolglos bleibe. Der Briefwechsel des Herz mit Ministern, Senatoren, Abgeordneten sei schon gedruckt als erster Band eines dreibändigeu Memoirenwerls. Derselbe enthält 45 Checks mit klarer Bezeichnung der Geldempfänger. Ein Abgeordneter, früherer Ministerpräsident, der in der Kammer eine hervorragende Stellung cinnimmt, soll durch einen Brief bloßgc- stellt sein, welchen er an Herz schrieb, um Gnade für bedrohte Kollegen zu erbitten.
Paris, 2. Febr. In der gestrigen Sitzung des Zivilgerichts teilte der Staatsanwalt mit, daß der Prozeß der Reinach'schen Erben trotz aller Drohungen Herz'sdurchgeführt werde. Die Forderungen der Erben der Hinterlassenschaft Reinachs betragen 6 Millionen Frcs.
— Ein 35jähriger Wüterich m Paris stach nach seiner Frau mit einem Messer. Sie sprang auf's Feuster um dem entsetzlichen Manne zu entgehen. Da schnitt ihr dieser die Finger durch und mit einem furchtbaren Schrei stürzte die Unglückliche 4 Stock hinab und blieb mit zerschmetterten Gliedern tot unten liegen.
— Eine Depesche Dodd's aus Kotonu vom 1. Febr. meldet: Behanzin unterwarf sich bedingungslos am 25. Januar. Er wird nach der französischen Kolonie Senegal gebracht werden.
London, 2. Febr. Einen schrecklichen Tod hat der deutsche Buchhalter Albert Paul König gefunden. Als er am 19. Dezember abends nach Hause ging, sah er eine herumirrende Katze auf der Straße. König, ein großer Tierfreund, streichelte sie. Plötzlich wurde sie wild und biß ihm den Nagel des Daumens durch. Anscheinend war die Wunde schon nach einigen Tagen geheilt. Am 29. v. Mts. stellten sich Schmerzen in der Hand und an der Seite ein. Der hinzuzerufcne Arzt erkannte den Fall sofort als Wasserscheu. Nach den furchtbarsten Kämpfen verschied König am 24. Der Verstorbene war in den Diensten der Firma C. F. Stahlecker u. Cie. in Christophstreet und allgemein wegen seiner Tüchtigkeit und strengen Redlichkeit g achtet.
— Dem Reuter'schen Bureau ging unterm 31. Jan. aus Rio de Janeiro eine Depesche zu, worin über einen ernsten Zusammenstoß zwischen dem vom Admiral Benham befehligten amerikanischen Geschwader berichtet wird. Admiral de Gama hatte ei» Geschützfeuer auf eines der amerikanischen Kriegsschiffe eröffnet. Benham ließ das Feuer erwidern und es erfolgte ein heftiger Kampf, der mit der vollständigen Niederlage de Gamas endete, der sich schließlich ergeben mußte. Der brasil. Gesandte in London hat bis jetzt noch keine Meldung über diesen Vorfall erhallen. Dem Admiral de Mello bleiben jetzt nur noch der Kreuzer Republik« und zwei oder drei Transportschiffe.
— Der russischeFinanzm inisterthut aller Welt kund und zu wißen, daß er einen beträchtlichen Ueberschuß in der Staatskaffe habe, also in diesem Jahre weder einer äußeren noch einer inneren Anleihebedürse.
Tnki-Halkndks.
„Aneinander gekettet."
Amerikanischer Kriminal-Roman von O. v. Ellendorf.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Wenn dem so, sicher würdet Ihr Euch dann doch wohl nicht weigern, an die Leiche der Mrs. Stratton geführt zu werden?"
Der Gefangene schien gänzlich unberührt von der Frage und trug eine Gleichgültigkeit zur Schau, die allgemeines Staunen erregte. Man krackte ihn sofort in das Billardzimmer, wo man die Ermordete auf einem der Tische gebettet hatte. Als mau ihn in die Näbe derselben führte, sah er sie mit stierem Blicke ohne die geringste Rührung an und bemerkte einfach: „Sie ist glücklicher, als ich, sie ist todt und leidet keinen Kummer, keine Schmerzen mehr, und obwohl gerade ich beschuldigt bin, sie ermordet zu haben, bin ich doch unschuldig an ihrem Tode." —
Noch einen weitern Versuch, den Gefangenen zu einem Geständnis zu veranlassen, wollte Mr. Clay noch machen. „Hört John," begann er, „wenn Ihr nur das Geringste in Bezug auf dieses Verbreche» wißt, so sprecht jetzt und hier, in Gegenwart der Todten, die Euch vor Gott anklagen wird! — Kennt Ihr die Name» der oder des Mörders, nennt sie und verdient Euch Nachsicht, indem Ihr Reue und Aufrichtigkeit zeigt!"
„Bei Allem, was mir heilig ist, Sir," antwortete er mit erhobener Rechte, „ick bin unschuldig und doch, wenn man den Mörder nicht findet, bin ick verloren!"
Nack und nach hatte Mr. Clay sich seine Meinung gebildet. Die große Schwierigkeit bei Verhören dieser Art ist, mit einem Male den roten Faden in dem verworrenen Material zu finden, diesen Faden der Ariadne, der durch ein Labyrinth von dunklen Jveen- gängen, das Lügengewebe und den Wirrwarr von Problemen, Gedanken und falschen Hypothesen der Verbrecher wie der Zeugen führt und schließlich den Richter sicher zurückleitet auf das Gebiet der Wahrheit. Nun war der Staatsanwalt überzeugt, daß er den Faden in der Person John Hoods gefunden und sah sich mehr und mehr geneigt, zu glauben, daß er durch den einen der Verbrecher auch die andern entvecken müsse. Nackdem er Befehl erteilt, John ins Gefängnis zu führe» und ihn gut zu bewachen, ließ er den alten Fischer Ben Richards vor sich bringen. Diese ehrenwerte Persönlichkeit gehörte zur Klasse jener Menschen, die sich ungern Kummer oder trübe Stunden bereiten durch Reue oder Gewissensbisse für begangene Vergehen oder durch Angst vor Strafen. Er war gar zu häufig schon mit den Behörven in Conflikt gekommen, als daß er um einmal mehr oder weniger sich Sorge machte.
Als er bei seinem Eintreten in den Saal den Major dem Staatsanwalt zuraunen hörte, daß er in Alexandria und Umgegend in dem schlechtesten Rufe liehe, umspielte ein frivoles Lächeln seinen Mund. Als er bedeutet wurde, eine wahre Schilderung der Umstände zu geben, erzählte er ganz genau dieselben Daten, wie er es bereits am Morgen gethan. Er kam darauf zurück, wie er und sein Sohn Dan die Leiche gefunden und der Letztere sofort darauf bestanden habe, der Behörde Anzeige davon zu machen und er gegen dieses Ansinnen sich gesträubt, wie er schließlich es für zweckmäßig erachtet, dem Major eine Notlüge zu sagen.
„Im Uebrigeu aber," fügte er mit einem durchdringenden Blicke auf den Major hinzu, „bin ich bester als mein Ruf, und es gibt eine Menge Menschen, die das von sich nicht sagen können. So, und nun ist's genug!"
Ersucht, die eben geäußerte Insinuation näher zu erläutern, verweigerte er hartnäckig. Auf die Frage wie und wo er während der Nacht gewesen, gab er zur Antwort, daß er.
nachdem er um 10 Uhr eine Taverne verlassen, noch einige Fallen im Walde gestellt, worauf er um ein Uhr sich »ach Hause begeben habe, um bis gegen vier Uhr zu schlafen.
„Schade" fügte er hinzu, „auf jeden Fall hat sich in den Schlingen was gefangen, das mir nun entgeht!"
„Könnt ihr einen Zeugen dafür bringen, daß Ihr um ein Uhi nach Hause gegangen?" fragte der Major, der zufällig an die Uhr im Zimmer oben dachte und deren Zeiger auf zwanzig Minuten nach drei standen.
„Ich weiß nicht, glaube kaum," sagte er nachlässig, „denn es ist möglich, daß mein Sohn Dan nicht aufwachte, als ich zu Bette ging."
Als er darauf Mr. Clay gedankenvoll ihn betrachten sah, sagte er rmt vielem Humor:
„Ich glaube, daß sie mich einsperren werden, bis der Mörder endeckt ist. Wenn es Winter wäre, würde ich nicht viel drum geben, weil zu der Zeit eine warme Zelle ein ganz angenehmer Aufenthalt ist, aber jetzt, in der Sportzeit, ist es gerade ärgerlich. Einerlei aber, mein Da» wird sich eine gute Lehre daraus ziehen und einsehen lernen, daß man reichen und hochgestellten Leuten niemals gefällig sein muß."
„Genug!" rief Mr. Clay voll Entrüstung, „kennt Ihr John Hood, den Gärtner?"
Bei Nennung dieses Namens durchzuckte es den Körper des sonst so gleichgültigen Gauners und ein unstäter Blick schoß aus den kleinen graue» Augen.
„Gewiß thue ich das," sagte er kalt, „denn wir haben in Gott weiß wie vielen Tavernen bis in die späte Nacht zusammen gespielt und gezecht."
(Fortsetzung folgt.)
Berm ischtes.
— Unsere Bienenzucht liefert einen viel größeren volkswirtschaftlichen Ertrag, als man in der Regel annimmt. Im Jahre 1893 belief sich der Ertrag in Preußen allein auf 17 Millionen Mark, während das Jagderträgnis nur auf 12 Millionen Mark geschätzt wurde. Im ganzen deutschen Reiche standen 1890 ungefähr 2 Millionen Bienenstöcke und wenn davon jeder einzelne im Durchschnitt etwa 15 Mark im Jahre bringt, so liefert der Bienenschatz Deutschlands 30 Millionen Mark. Diese kolossale Menge Honig genügt aber noch nicht einmal, um bei uns das Bedürfnis zu decken, und man hat festgestellt, daß jährlich für annähernd 6 Millionen Mark Honig eingeführt wird.
— Ein hübsches Scherzwort des Fürsten Bismarck wird aus Wittenberge gemeldet. Als der Fürst am Freitag abend auf dem dortigen Bahnhofe wieder eintraf, erkundigte sich einer der umstehenden Herren nach seinem Befinden. Der Fürst antwortete, daß ihm die Reise wider Erwarten gut bekommen sei, worauf der Herr meinte: „Durchlaucht habe auch eine eiserne Natur." „Eisern wohl, aber schon rostig," erwidette der Fürst, und Graf Herbert Bismarck rief aus dem Nebenfenster: „Schwenninger besorgt das Putzen!"
— Im vorigenHerbst, so erzählt ein Berliner Blatt, kam ein stellen- und obdachloser Kaufmann in ein Blumengeschäft der Luffenstadt und bat um ein Almosen. Die jugendliche Verkäuferin erklärte seufzend, ihm nichts verabreichen zu können, da sie selbst nur 15 Mark Monatsgehalt bezöge und zu dem Zwecke kein Geld aus der Ladenkaffe nehmen dürfe. Ganz ohne Gabe ließ sie