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Uro. IO.

Donnerstag, 25. Januar 1894.

30. taiifgang

Württemberg.

Stuttgart. Die württ. Regierung hat für die Apotheken eine neue Arzneitaxe er­lassen, welche bereits seit einigen Tagen in Kraft getreten ist. Die neue Arzneitaxe weist namentlich Herabsetzungen gerade der am häufig­sten gebrauchten Arzneimittel auf, denen aller­dings andererseits auch wieder Erhöhungen anderer Arzneipreise gegenüberstehen. Im all­gemeinen ist aus dem oben angegebenen Grunde das Publikum über die neue Taxe erfreuter als die Herren Apotheker. Im Laufe des Jahres 1892/93 hat sich die württembergische Staatsschuld um 8 645 893 Mk. 31 Pfg. vermehrt. Während sie sich am 31. März 1892 auf 439 105 174 Mk. 94 Pfg. belief, bezifferte sie sich am 31. März 1893 auf 448 751 400 Mk. 25 Pfg. An neuen An­lehen kamen in genannter Periode hinzu 10 710 400 Mk., denen Ablösungen im Be­trage von 2 064 506 Mk. 69 Pfg. gegen­überstehen.

Stuttgart, 22. Jan. Die OperDie Pfeifer von Haardt" von Ferdinand Langer errang einen durchschlagenden Erfolg. Der Komponist wie der Text-Dichter Dr. Haas wurden stürmisch gerufen, und vom König empfangen, der mit dem gesamten Hofstaat der Vorstellung beiwohnte.

Cannstatt, 20. Jan. Die bürgerlichen Kollegien haben in nichtöffentlicher Sitzung die Frage der Errichtung einer Garnison am hiesigen Platze und die Bestimmung eines für die Erstellung der Kasernenbauten geeigneten Baugebiets zu beraten gehabt und haben in der öffentlichen Sitzung vom 11. ds. der da­durch oeranlaßten Erweiterung bezw. Aender- ung des Stadtplans rechts und links der Taubenheim- (Untertürkheimer) Straße im Ebitz und auf dem Seelberg zugestimmt. Der Ent­wurf schafft größere Bauquartiere, mit wenigen aber breiteren Straßen unter Berücksichtigung der durch die Umgehungsbahn vorläufig ge­steckten Grenze.

Plochingen, 20. Jan. Heute Nach­mittag ist durch die Wachsamkeit und Geistes- . gegenwart des Bahnhof-Aufsehers Strobel ein Menschenleben gerettet worden. Zugmeister Eschenbacher überschritt, seine Notizen betrach­tend, langsam ein Geleise, als eine der zahl­reich aus- und abdampfenden Maschinen ihm an die Seite fuhr, ihn fast berührend. Ein Notschrei Strobels machte cs ihm gerade noch möglich, mit einem Schritt auszuweichen.

Ehningen (b. Böblingen) 20. Jan. Heute Abend hielt der von seinem Auftreten als Kandidat bei der letzten Reichstagswahl her hier noch wohlbekannte Redakteur Schrempf aus Stuttgart im hies. Rathaus einen länge­ren Vortrag über di« wirtschaftliche Lage un­

seres Volkes. In besondere Berücksichtigung. zog der Redner in seinen Ausführungen die Lage der Landwirtschaft und die Stellung, die der Landwirt zu den Handelsverträgen zu nehmen habe. Die zahlreich erschienenen Bür­ger nahmen die ebenso praktischen als beleh­renden Aufstellungen des Redners mit voller Aufmerksamkeit entgegen; es ist ihm mancher schon aus dem Grunde zum Danke verpflichtet, weil er nun erst den schwebenden Fragen der Politik das richtige Verständnis entgegenbringt. So hat sich wieder gezeigt, wie willkommen gerade auch unserer landwirtschaftlichen Be­völkerung um diese Jahreszeit ein Mann ist, der für ihre gute Sache eintritt.

Pliezhausen, 19. Jan. Beim Eis­gang hatte sich am Wehr oberhalb der Ofer- dinyer Mühle das Eis gestaut, es bildete sich ein Eisfeld bis nach Altenburg, eine Strecke von 25 Minuten. Infolge dessen trat das Wasser links und rechts über die Ufer und überflutete das ganze Thal, so daß der Ver­kehr auf der Straße Pliezhausen-Reutlingen unterbrochen ist. Das Wehr steht in großer Gefahr.

Neuenbürg 23. Jan. Herr Kameral- amtsbuchhalter Sailer ist als Hilfsarbeiter zur Oberrechnungskammer in Stuttgart einbe­rufen worden und wird schon in wenigen Ta­gen Stadt und Bezirk, in dem er nunmehr balo 15 Jahre thätig gewesen, verlassen.

Aalen, 22. Jan. Der Sträfling, der aus dem Gefangenenwagen auf dem hiesigen Bahnhof entflohen ist, wurde heute nachm, von dem Landjäger in Essingen in der Nähe des genannten Orts eingefangen und hieher ge­liefert. Derselbe heißt Brüstle und ist von Ochsenberg (Oberamts Brackenheim). Vorigen Herbst war er bei dem Einbruch in der Station Mögglingen beteiligt; während seiner Unter­suchungshaft in Ellwangen legte er 2mal Feuer in das Gefängnis ein. Seine Gesamtstrafe von 10 Jahren wird er nun in Ludwigsburg verbüßen '

Heiden he im, 20. Jan. Gestern abend hielt der Generalsekretär der deutschen Sittlichkeitsvereine, Pastor Patzschke aus Ber­lin, in den Radsälen vor einer sehr zahlreich besuchten Männerversammlung einen von war­mer Vaterlands- und Volksliebe durchglühten Vortrag überDie Unsittlichkeit, eine stetig wachsende Gefahr für unser Volk". Für die mit großem Beifall aufgenommene ernste Rede sprach Dekan Landenberger dem Redner den Dank der Versammlung aus. Darauf erklärte eine stattliche Anzahl der Zuhörer ihren Bei­tritt zu dem Stuttgarter Sittlichkeitsverein.

Ru rrdschau.

Der Vorstand der deutschen Turner­schaft, Direktor Maul in Karlsruhe, hat

wegen Krankheit sein Amt niedergelegt. Ge­wählt wurde derselbe am 20. Juli 1887 in Koburg an Stelle des schon damals kränkli­chen Th. Georgii. Sein Nachfolger wird der bisher stellvertretende Vorstand Professor Böthke in Thorn (Ostpreußen). Mit Maul scheidet ein eifriger Förderer ver deutschen Turnsache und ein warmer Vaterlandsfreund.

Schönwald (A. Triberg), 25. Jan. Der glückliche Besitzer des Looses der Ulmer Dombaulotterie, auf das der 2. Gewinn im Betrage von 30,000 Mark fiel, ist ein hies. verheirateter, armer, aber sehr fleißiger und sparsamer Fabrikarbeiter, namens Berthold Duffner.Dem ist's zu gönnen," hört man allgemein sagen. Das Glück hat also den Rechten erwischt.

Freiburg, 21. Jan. Verschiedene Blätter meldeten kürzlich, der bekannte Schrift­steller Stadtpfarrer Dr. Hansjakob sei geistes­krank geworden und befände sich in der Irren­anstalt Jllenau. Wie derK. V." berichtet wird, beruht diese Meldung glücklicherweise auf starker Uebertreibung. Allerdings befindet sich der bekannte Volksschriftsteller seit voriger Woche in Jllenau, aber nicht in der dortigen Irren- Anstalt, sondern in der Pflege-Anstalt, wohin er sich aus eigenem Antriebe begeben hat, um Heilung von einem schweren Nervenleiden im Gefolge der Influenza zu suchen. Wie aus Briefen an seine Freunde erhellt, hat sein Zu­stand sich schon wesentlich gebessert.

Hornberg, 20. Jan. Bei der im Konkurs befindlichenGewerbebank Hornberg" muffen jetzt die Mitglieder, welche nicht bei Zeiten austraten, somit noch haftbar sind, den Geldbeutel aufmachen. 493 Mk. beträgt die fällige Rate. Hierzu bemerkt dasEcho vom Wald" -. Wer so erstmals über 300 Mark, zum zweiten über 800 Mark und jetzt nahezu 500 Mark schwitzen muß, dabei noch seinen vollen Stammanteil verlor, der hat die Selig- ' keitGewerbebänkler" zu sein, gewiß in vollem Maße gekostet.

Der Unverstand hat dem kleinen Kinde des Landwirts F. in Dossenbach bei Schopfheim einen schrecklichen Tod bereitet. Damit das Kindchen recht warm in seinem Steckkissen liege, wurde es auf die Ofenplatte gelegt. In der Hitze erstickte und verbrannte das arme Wesen- Bis jetzt konnte die Un­tersuchung noch nicht feststellen, wer das Kind auf die Ofenplatte legte.

Mutterstadt, 19. Jan. Ein Scherz, der einen sehr schlimmen Ausgang nahm, spielte sich in der WirtschaftZur Post" ab. Ein gewisser Jakob Frosch wurde von mehreren Bekannten betrunken gemacht und dabei dem­selben Jauche eingeschüttet. Auf einem Schub­karren wurde sodann der stark Betrunkene m