Wein wird hergestellt inAmmerschweler, Kaisers-, berg, Rienzheim, Kalmar u. a. O. !

Amsterdam, 29. Dez. Nach heutiger Feststellung sind infolge eines dicken Nebels gestern abend hier etwa 80 Personen ins Wasser gefallen; 20 davon sind ertrunken; mehrere werden noch vermißt.

In allen Theatern Neapels wur­den am Mittwoch während der Vorstellung von der Gallerie rote Zettel zu Tausenden herabgeworfen mit der Inschrift: Nieder die Steuern ! Hoch Sizilien, hoch der Sozialismus! In einigen Theatern wurde das Publikum dadurch lebhaft beunruhigt und verließ teil­weise das Haus. Mehrere Personen wurden verhaftet, doch bald wieder in Freiheit gesetzt.

London, 2. Jan. Ter Afrikareisende Samuel Baker ist gestorben.

Madrid, 29. Dez. (Anarchistenprozeß.) Der Polizeiagent und Lockspizel Munoz erklärt zynisch, daß er den beiden Mitschuldigen die Bomben geliefert, das Attentat geplant und vorbereitet und die Ausführung geleitet habe, weil der Polizeipräfekt ihm Straflosigkeit zu­gesichert und die Organisierung von Anschlägen gewünscht habe. Der Präsident des Gerichts­hofes und der Staatsanwalt riefen Munoz wiederholt zur Ordnung. Die gesamte Presse bespricht Munoz' Aussagen in erregten Aus­drücken.

Newyork, 29. Dez. Das Dynamit­depot in Montevideo wurde durch eine Explo­sion zerstört. 10 Personen wurden getötet, 23 lebensgefährlich verletzt.

Boston, 2. Jan. In der vergangenen Nacht ist das Globetheater niedergebrannt. Der Schaden beträgt 1 Million Dollars.

Lokcrke-s

)( Wildbad, 2. Jan. Am letzten Samstag fand im Gasthaus zurEisen­bahn" die Weihnachts-Feier des Turnvereins statt. War man beim Betreten des Saales schon von der wirk­lich schönen Dekoration desselben auf's Angenehmste berührt, so wurde man von den Leistungen des jungen Vereins noch mehr überrascht. Das sehr reichhaltige und abwechslungsreiche Programm mit seinen 13Nummernwickelte sich inschönster, durch keinen Zwischenfall, noch zu großen Pausen gestörter Weise ab. Neben hübsch gesungenen Turnerchören bot dasselbe eine Reihe von Couplets humoristischen In­halts, in welchem namentlich die Turner Schullehrer Knödel, Maler K. Krauß und Damenschneider Gustav Kuch sehr Schönes leisteten. Ein von diesem lustigen Kleeblatte ausgeführtes komisches Terzett Die drei fidelen Schusterjungen" gefiel ungemein und erregte einen Sturm von Heiterkeit. Die von Mitgliedern ausge- sührten Streichquartette und zwei weitere Violinstücke boten angenehme Abwechslung. Den Glanzpunkt der Aufführungen bildeten aber Unstreitig die von den Turnern aus­geführten Pyramiden und turnerischen le­benden Bilder, welche unter bengalischer Beleuchtung herrliche Anblicke darboten. Das zum Schlüsse der Feier ausgeführte lebende BildHuldigung an den Turn­vater Jahn" war eine wirklich künstlerische Leistung von tadelloser Schönheit. Die Festlichkeit war von den zahlreichen Mit­gliedern des Vereins sehr stark besucht, so daß der große Saal und der Wirt- schaftsraum des Gasthauses zurEisen- Lahn" vollständig besetzt waren.

I Unkchalklidke.

Aneinander gekettet."

Amerikanischer Kriminal-Roman von O. v.

Ellendorf.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Der Mayor von Alexandria wohnte in einem schönen Hause der Washingtoner Ave­nue im oberen östlichen Teile der damals kaum 20000 Einwohner zählenden Stadt. Er war einer der sogenannten »soll naaäo mon/ denn er begann seine Karriere ohne Cent und nach ungefähr dreißig Jahren, nach einem Leben voll Arbeit, Mühe und Ent­täuschungen, welche letztere seine Ausdauer und Energie überwand, zog er sich aus der GeschästSsphäre zurück, um von den Renten eines bedeutenden Vermögens zu leben.

Der Verlockung indeß, an der Politik seines Vaterlandes sich zu berhätigen, wider­stand er als echter Amerikaner nicht, und so sehen wir ihn nun als ersten Beamten seiner Geburtsstabt mit Hingebung während der Dauer seinerOffice" des Amtes wallen, von Allen verehrt und geliebt.

Die Bewohner des Hauses lagen noch im tiefsten Schlafe, als die beiden Richards mit Vehemenz den Thürklopfer in Bewegung letzten, dessen Schläger wie plötzlicher Donner alles innerhalb dieser Mauern Athmende auf die Beine brachte. Ein schwarzer Diener, halb bekleidet, mit ängstlicher Miene auf dem dunklen Antlitz, die ihm den Stempel des Komischen aufdrückre, erschien in der Thür.

WaS um der Gnade Gottes willen ist's denn nur, Gentlemen, das Euch so früh hierher führt?" fragteer in zitterndem Tone.

Wir wünschen den Major augenblicklich zu sprechen," erwiderte Ben.Die Lache hat Eile, seit daher >o gut Herkules, ruft ihn, er wirb Euch nicht schelten."

Der Angeredete, welcher indessen leise Zweifel in seinem Innern sich erheben zu fühlen vermeinte, erging sich noch in Gegen­beweisen, als hinter ihm eine kleine, ältliche und zugleich korpulente Figur, auf deren Gesicht man deutlich Etwas wie Enttäuschung und Aerger las, als es der beiden frühen Besuche ansichtig ward, die ihn ganz gegen die Gewohnheit aus den Armen Morpheus so früh gerissen. Aber nur für einen Mo­ment sah man die Wolke des Mißmutes auf der hohen, gefurchten, von grauem Haar umgebenen Stirn thronen, dann nahm das Antlitz den ihm stets eigenen Ausdruck der Freundlichkeit an und dem Diener einen Wink, sich zu entfernen, gebend, lud Mr. Cnrtis Ben und seinen Sohn ein, ihm in dieOffice" zu folgen.

Sir," begann Ben, der auf seinem Entschluß beharrte, das Wort zu führen, seine Mitteilung,wir erscheinen vor Ihnen, um Sie von einem entsetzlichen Vorfall in Kenntniß zu setzen, denn ein Ver­brechen ist im Parke von Strattons Villa verübt worden."

Mr. Cnrtis war einer der besten Freunde der Familie Stratto» und er erblaßte bei der Nachricht.

Mein Gott," rief er aus, kaum fähig sich aufrecht zu erhalten,ein Verbrechen, sagt Ihr?"

Ja, Sir, soeben fanden wir die Leiche einer Dame, die, wenn uns nicht Alles täuscht, Mrs. Stratto» sein muß."

Der Major schlug die Hände ineinander und lies wie ein Verzweifelter auf und nieder.

Aber wo wann sähet ihr die Leiche?" fragte er.

Soeben, Sir, durch die Umzäunung des Parkes, an dem wir vorüber mußten, als wir mit unfern Netzen an den Potomac gingen."

Wie entsetzlich, welch ein Unglück, eine solche geschätzte, allgemein beliebte Dame, rief er taut.Aber Ihr müßt Euch geirrt haben, es ist nicht möglich, ich müßte ja doch schon längst benachrichtigt worden sein."

Wir sahen die Leiche deutlich, Sir," versicherten Ben und sein Vater wie ans einem Munde.

Solch ein Verbrechen in nächster Nähe der Stadl, in der ich Major bin l Aber Ihr thatet wohl daran, mich zu benachrich­tigen; ich will meine Toilette vervollständigen und mich an den Ort der schauerlichen That begeben, doch nein, wartet hier. He Herku­les!" und bei diesen Worten stürzte Mr. Cnrtis zur Thür hinaus.

Der Diener war in der Nähe und stürzte auf den Ruf seines Herrn fast athemlos herbei.

Lause sofort zum Friedensrichter, Her- knlesl Hörst Du? Sage ihm, er muffe augen­blicklich zu mir komme» ein Verbrechen, vielleicht gar ein Mord sei geschehen I Aber beeile Dich, hörst Du? FortiUnd Ihr Beiden," wendete er sich zu den Schiffern, wartet noch einen Augenblick, bis ich de» Rock gewechselt habe."

Der Friedensrichter von Alexandria, zur Zeit unserer Erzählung Mr. Blant, war Advokat gewesen, der in den Gerichtssälew nicht nur seiner Vaterstadt, sondern sogar in der Suprsms Oourt zu Washington, dem höchsten Gerichtshöfe der Union, Aufsehen erregt hatte. Er hatte bis vor Kurzem ein Leben voll sonnigen Glückes im Hause, im Kreise seiner Familie, wie in seiner Karriere kennen gelernt und kaum daran gezweiselt, daß er an seinem Lebensende mit dem Lächeln der Zufriedenheit von seinen Lieben und von der Erde scheiden würde, aber er sah sich bitter getäuscht.

Bereits ein hoher Fünfziger, verlor er vor zwei Monaten seine Gattin, die er ver­ehrte, wie seinen guten Engel und vier Wochen später zwei hoffnungsvolle Söhne, der eine 18, der andere 22 Jahre alt.

Diese Verluste schmetterte» den arme» Man», der nur glückliche Tage gekannt, gänzlich darnieder, so daß man fürchtete, er werde dem Wahnsinn verfallen. Den Be­mühungen seiner zahlreichen Freunde indessen gelang es, ihn zu trösten und zu erheitern und ihn der Gemeinde, die ihn wie einen Vater schätzte und ehrte, zu erhalte».

Diese sind die bemerkenswertesten Daten über Mr. Blant, der eine halbe Stunde nach Empfang der Mitteilung durch Herkules in des Majors Osfice trat.

Mr. Blant war im Gegensätze zu Mr. Curtis groß und mager und doch muskulös. Seine rastlosen Augen schienen immer Etwas oder Jemand zu suchen.

Man sagt mir, Sir," wandte er sich nach einer Begrüßungsformel an Mr. Curtis, Mrs. Stratton sei ermordet I"

Diese beiden Männer hier behaupte« so," erwiderte der Major, der wie umge- wandelr erschien, seit er die Office wieder betreten. Im Stillen hatte er sich Vor­würfe über sein Benehmen gegenüber de«