Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Samstag. !
Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Zlluürirten Ko»«tagrStatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich
sO Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ^ ; auswärts I 46 ^. Be
stellungen nehmen alle Postämter entgegen.
Der Jnlertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssin spätestens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. — Anonyme Einsendungen werden nicht berücksichtigt.
Llro. 1S1.
Samstag, 30. Dezember 1893.
29. tatiiMng.
Glück auf zum neuen Jahr.
Wie schnell entwichen doch die Stunden Mit ihrer Lust und ihrem Leid;
Ein Jahr ist abermals entschwunden Im tiefen Meer der Ewigkeit.
Die Menschheit aber ist geblieben,
Umwogt vom gold'nen Schein des Lichts.
Von ihrem Fürchten, Hoffen, Lieben lliimmt ihr der Zeiten Wechsel nichts.
Wie hat an manchen trüben Tagen So manches bange Herz gepocht!
Wie hat die Seele voller Zagen Vielleicht zu hoffen kaum vermocht!
Und nun? — Wir haben doch empfangen In reichem Maß, was nötig war,
Das Jahr, das nun hinabgegangen,
War — Gott sei Dank! — ein gutes Jahr.
Und als im heißen Sonnenbrände Die Frucht verdorrt auf weiter Flur,
Da ging ein Zagen durch die Laude,
Ein einzig banges Zagen nur.
Und dennoch füllten sich die Scheunen Und in die Fässer floß der Wein:
Der alte Gott war mit den Seinen Und ließ, was er uns gab, gedeih'n! —
Nun geht das alte Jahr zu Ende Und weiter rinnt der Strom der Zeit,
Wir aber falten uns're Hände Voll Dank und Hoffnungsfreudigkeit.
Des Festes Glockentöue dringen Durch alle Welt so hell und klar,
So hell soll auch mein Gruß erklingen:
Glück auf! Glück auf, Du neues Jahr!
E. Sch.
Württemberg.
Stuttgart, 28. Dez. Das Stuttgarter „Neue Tageblatt" beging am 24. ds. das Fest seines 50jährigen Jubiläums uno hat aus diesem Anlaß eine Festschrift erscheinen lassen, welche uns chronikartig die Entwicklung des Blattes vor Augen führt. Unter schwierigen Verhältnissen gegründet und in seinen Anfängen von skrupelloser Konkurrenz bedrängt, hat sich das Blatt in einer verhältnismäßig kurzen Spanne Zeit zu einer Blüte emporgeschwungen, wie sie journalistische Unternehmungen nur selten zu erleben pflegen.
— Dem Vernehmen nach steht eine Fusionierung der beidin hiesigen großen Schokolade- und Bonbons-Fabriken von E. O. Moser u. Co. und Roth jr. bevor, um als Aktienunternehmen weitergeführt zu werden. An der Finanzierung des Planes soll auch der Geh. Kommerzienrat Gustav Siegle beteiligt sein.
Stuttgart, 27. Dez. Generallieutenant Dettinger von der 2 württ. Brigade wurde zum Kommandeur der 7. Division in Magdeburg ernannt. An seine Stelle tritt rin preußischer Offizier.
Rottweil, 27. Dez. Duch die Geistesgegenwart eines Eifenbahnbeamtcn wurde bei der Abfahrt des Mittagsschncllzugs auf h,es. Bahnhof ein Menschenleben vom sicheren Tode gerettet. Der Zug war schon in Bewegung als ein Reisender noch das Trittbrett bestieg. Er rutschte auf dem Glatteis aus und fiel zwischen die Räder. Ein Schaffner bemerkte
den Unfall und drehte den Hahnen der Luftbremse, so daß der Zug mit gewaltigem Rucke augenblicklich stillstand. Der Kopf des Reisenden, dessen Frau und Kinder sich >m Wagen befanden, war kaum einen Fuß von den Rädern entfernt.
R » n - scha u.
P f o r z h e i m, 27. Dez. Das Zustandekommen der Handelsverträge mit Rumänien, Spanien und Serbien war für die Pforzheimer Industrie von großem Interesse. Der Han- delskammerbericht von 1890/91 bcwerthet die jährliche Bijouterie-Ausfuhr nach Rumänien auf 270,000 Mark, nach Spanien auf 1 Million M., nach Rußland auf 1,400,000 Mark. Je eher nun noch die Handelsvertrags-Verhandlungen mit Rußland zum Ziele führen, desto besser wird es für die Hauptindustrie unserer Stadt sein.
Rastatt, 26. Dez. Die hiesigen Schulen sind nach der „Bad. Landesztg." seit Mitte der Woche wegen starken Auftretens von Influenza, Scharlach und Diphthcritis auf 14 Tage geschlossen worden.
Frankfurt a. M., 26. Dez. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus London: Aus Vancouver wird gemeldet, der Postdampfer „Kaiserin von Indien" habe Nachrichten von den wachsenden Hasse der Bevölkerung Japans gegen die Europäer gebracht. Die Attaches der deuffchen und britischen Gesandtschaft, sowie andere Ausländer seien auf der Straße in Tokio insultiert worden. Die Konsuln
hätten einen gemeinsamen Protest an die Negierung gerichtet, dessen Resultat gewesen sei, daß die Polizeibeamten, welche die Beleidigungen zuließen, ohne die Ausländer in Schutz zu nehmen, aus dem Dienste entlassen wurden.
Berlin, 26. Dez. Der Herausgeber der „Deutschen medizinischen Wochenschrift", Herr Geh. Sanitätsrat Dr. Guttmann, ist an den Folgen der Influenza gestorben.
— Nach einem Erlaß des Kaisers an das Kriegsministenum ist die Neubeschaffung eines Kochgeschirrs aus Aluminium für die Infanterie, die Jäger und Schützen, die Pioniere und die Eisenbahn-Formationen genehmigt worden.
Berlin, 27. Dez. Das heute verkündete Urteil gegen Hugo Loewy wegen der in der vorigen Woche verhandelten Betrugsfälle lautet auf schuldig, in einem Falle des Betruges mit schwerer Urkundenfälschung unter Zusammenfassung mit den früher erkannten Strafen zu einer Gesamtstrafe von 5 Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Ehrverlust.
— Das große Los der Roten - Kreuz- Lotterie auf welches 100 000 Mark fielen und das ein Dienstmädcheu in Berlin weggeworfen haben will, wurde schon am 18. Dez. von einem Manne vorgezeigt und ist die Ausbezahlung des Gewinnes bereits erfolgt. Das Los befindet sich jetzt im Besitz derLotterie-Kom- mision. Es war weder zerknittert, noch zeigt es irgend welche Spuren, die darauf schließen, daß es mit einem Schuttkasten in Berührung gekommen sei. Das präsentierte Los ist zweifellos echt.
FW" Wegen des Neujahrsfestes erscheint nächsten Dienstag kein Blatt. -WU