»eilage;»r „Wildbader Chronik"
LCr. 143.
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Gnket und Aeffe.
Von M. Haber.
(Nachdruck verboten.)
Der Ball war zu Ende. Der große, reichornamentierte Saal begann sich zu leeren. Die junge Damenwelt in ihrer derangierten Balltoilette hastete nach den Garderoberäumen, gefolgt von den behäbig einherschreitenden Müttern, Tanten und Anstandsdamen.
Auch der größte Teil der Herien rüstete zum Aufbruch; hatten doch so manche von ihnen das heiße Verlangen, die Dame ihres Herzens noch einmal flüchtig am Ausgange des Gebäudes, in ihren oft verführerisch wirkenden Umhüllungen, zu sehen, ein paar Worte zu erhaschen oder, wenn das Glück ihnen hold war, sie zur elterlichen Wohnung begleiten zu dürfen.
Hans Klug, ein schlank gewachsener, dunkeläugiger Mann von 25 Jahren, mit vornehm sicherem Auftreten und eleganten Manieren, war einer der Ersten in der weiten Vorhalle, die zum Ausgange führte. Verlangend spähte sein kühnblickendes Auge in das Innere des Hauses, nach der Richtung der Damengarderoben. Er hatte Glück, denn nach Mrnuten schon trat ein graziöses, blondes Mädchen in die Halle.
Ein pelzgefütterter, blauer Abendmantel fiel um ihren schlanken Körper, den feinen Kopf bedeckte eine orientalisch gestickte Abend- kapote gleicher Farbe, unter welcher die weizenblonden Stirnlöckchen in genialem Wirrwaar reizend hervorlugten. Eine zauberisch wirkende Holdseligkeit und Anmut lag über der jungen Gestalt ausgebreitet.
„Guten Abend, gnädiges Fräulein!" sagte Hans. Welches Glück, daß ich noch einmal das Vergnügen habe!"
„Ah Sie sind es, Herr Klug?"
Wie angenehme Ueberraschung klang es aus den Worten der jungen Dame.
„Wo nur Mama bleibt und das Mädchen." sprach sie weiter und sah dabei rückwärts nach der Richtung, aus der sie gekommen war.
„Könnte doch mir die Aufgabe zufallen,. Sie nach Hause zu begleiten!"
Hans Klugs Augen richteten sich bei diesem flehentlichen Ausrufe leidenschaftlich auf das liebreizende junge Gesicht.
„Ich habe ja Mama und unsere treue Minna zum Schutze auf dem Heimweg und Sie wissen ja auch, Herr Klug, Mama liebt es nicht.... Doch ich glaube, da kommt sie selbst," unterbrach sie sich und wollte zurücktreten.
„Noch ein Wort, gnädigstes Fräulein!" flehte der junge Mann. „Dürfte ich morgen mich persönlich nach Ihrem Befinden erkundigen ?"
Ein Seufzer entrang sich Julys Lippen: „Wie bedaure ich, auch diese Bitte nicht gewähren zu können, doch Sie kennen ja Papas Abneigung gegen Alles, was Kaufmann heißt; man würde Sie also bei uns nicht sehr freundlich empfangen und das wäre mir doch zu . . . mein Gott! jetzt kommt Mama! bitte gehen Sie! schnell!"
Der junge Mann hatte, schon während sie sprach, ihre Hand ergriffen, nun beugte er sich
etwas zu ihr nieder und flüsterte heiß begehrend:
„Dann aber bitte ich um einen Augenblick des Begrüßens, morgen abend an der Gartenpforte!"
Und ohne Julys Antwort abzuwarten, verschwand er zwischen der Menge der Hin- ausströmenden, während die Mutter mit dem Dienstmädchen herantrat und dem Töchterlcin Vorwürfe machte, daß sie, statt drinnen im Zimmer zu warten, sich hier unnötigerweise der kalten Zugluft ausgesetzt habe.
„Ging nicht gerade, als ich auf Dich zukam, ein Herr von Dir weg?" forschte unterwegs die Mutter.
July wurde verlegen und errötete trotz der Dunkelheit, doch Lügen war ihre Sache nicht
„Ja, Mama, es war Herr Klug, welcher uns seine Begleitung anbot."
„Ach so, der schöne Hans, wie er ja wohl in der ganzen Stadt heißt. Er hat sich heme abend riesig auffallend um Dich bemüht, ich sah, wie ärgerlich der Assessor Mallart war, daß er beim Kotillon zu spät kam. Natürlich hast Du Herrn Klug doch eben zurückgewiesen?"
„Ja, Mama," kam es gepreßt von der Tochter Lippen. „Ich wußte ja, daß Du und der Vater zu Hau'e m'ch sonst tüchtig schelten würdet — da habe ich vorgezogen, seine Bitte abzuschlagen."
„Was sehr vernünftig von Dir war, liebes Kind," sagte zufricdengest-llt die Frau Steuerrätin Hubert und ging mit selbstbewußter Schwerfälligkeit neben der elfenhaft einher- schwebenden Tochter durch die spärlich erleuchteten, stillen Straßen, während die Magd in respektvoller Entfernung folgte.
Nach kurz mr Schweigen begann die Mutter von neuem: „Schlage Dir überhaupt diesen Hungerleider von einem Kaufmann nur aus dem Sinn — wie mir vorkommt, hast Du Dich etwas in seine schöne Larve verliebt. Schön ist der Mann ja — das muß man ihm lassen — wie > in Wolfgang-Apollo neulich auf dem Else beim Schlittschuhlaufen. Aber das ist auch Alles, sonst steckt ganz und gar Nichts dahinter, Vater hat sich unter der Hand nach seinen Verhältnissen erkundigt."
Des Töchterleins Vellchenaugen hatten bei dem Vergleich mit Apollo-Goethe aufgeleuchtet und ihr Herzchen fing an in schnelleren Schlägen zu schlagen. Sie mußte ihr weiches Patschhändchen sogar darauf legen, denn das Herzklopfen wurde immer ärgcr und sie fürchtete, die gestrenge Mama könne es am Ende hören und gar richtig deuten und dann gab es wieder Schelte.
„Du darfst überhaupt noch gar nicht aus Verlieben denken", fuhr die Mutter fort, „Du mit Deinen siebzehn Jahren; erst genieße mal Dein Leben."
„Ich werde in vier Monaten bereits achtzehn", wagte July emzuwende».
„Einerlei! — Wenn Du aber Dich mal verheiratest, so soll es nur ein Beamter sein. Ein solcher hat sein sicheres Einkommen und eine Beamtenfrau genießt auch ihre Leben besser und angenehmer und ist überall angesehen. Dein Vater würde es me zuqebcn, daß Du an der Seite eines unbemittelten Kaufmannes Dein Leben in Sorgen hinbrächtest, außerdem kannst Du auch mal andere Ansprüche machen, >min Kind."
Die fürsorgende Mutter hätte noch mehr hinzugefügt, wenn sie nicht mittlerweile an
ihrer Wohnung, einem freundlichen, rnllenartigen Hause mit einem Vorgärtchen, angekommen wären. Sie traten nun Alle ein in das Innere des Hauses, um die Terpsichore geopferte Nachtruhe nachträglich noch zu genießen.
(Fortsetzung folgt.)
Ge m e i n rr ü tz i g e s.
(Zu st arte Zimmerh eizun g taugt nichts!) Wer die Zimmerwärme über 19 Grad Celsius (15 Grab Reaumur) erhöht, wird nach Professor Reklam bei einiger Beobachtung bald merken können, daß sein Wärme- bedürsnis sich stets steigert und bald 20 und 25 Grad C. kaum mehr genügen wollen! Bei andauernd starkem Heizen trocknen nämlich Wände und Zimmergegenstände aus. Je mehr aber diese ihre Feuchtigkeit verlieren, desto mehr gehts über die Feuchtigkeit bei den Menschen her! Die Ausdünstung der Haut und der Lunge wird immmer mehr gesteigert, durch diese Verdunstung von Feuchtigkeit dem Körper aber viel Wärme entzogen, das Verlangen nach Ofenwärme also immer größer. Je heißer die Stube, desto mehr dünsten aber auch alle anderen Zimmersachen aus und verderben die Luft positiv. Ueberdies atmen wir in wärmerer Luft weniger Sauerstoff, unser allernötigstes Lebensbedürfnis, ein, wodurch der Stoffwechsel verlangsamt und auch vermindert wird. Damit verringert sich dann der Appetit, eine mürrische Stimmung tritt ein, der Schlaf wird kürzer und unruhig, bald lassen alle Verrichtungen deZ Körpers zu wünschen übrig, das trübselige Bild der meisten Stubenhocker im Winter! Unterlaß' also nicht, einen Wärmemesser °n deinem Familien- zimmer (fern vom Ofen) frei auszuhängen, denselben fleißig zu beobachten und namentlich auch stets einen eisernen Tops mit Wasser im Ofen zu halten.
KellerscheSpieüverke
Mit den Heller'schen Spielwerken wird die Musik -n die ganze Welt getragen, auf daß sie überall die Freude der Glücklichen erhöhe, die Unglücklichen tröste und allen Fernweilenden durch ihre Melodien herzbewegende Grüße aus der Heimat sende. In Hotels, Restaurationen u- s. w. ersetzen sie ein Orchester und erweisen sich als bestes Zugmittel; für Obige empfehlen sich noch besonders die automatischen Werke, die beim Einwerfeu eines Geldstückes spielen, wodurch die Ausgabe in kurzer Zeit gedeckt wird.
Die Repertoirs sind mit großem Verständnis zusammengestellt und enthalten die beliebtesten Melodien auf dem Gebiete der Opern-, Operetten- und Tanzmusik, der Lieder und Choräle. Thatsache ist ferner, daß der Fabrikant auf allen Ausstellungen mit ersten »Preisen ausgezeichnet, Lieferant aller Europäischen Höfe ist und ihm jährlich Tausende von Anerkennungsschreiben zugehen.
Die Heller'schen Spielwerke sind daher als passendstes Geschenk zu Weihnachten, Ge- burts- oder Namenstagen, außerdem für Seelsorger, Lehrer und Kranke zu empfehlen-
Man wende sich direkt nach Bern, selbst bei kleinen Aufträgen, da die Fabrik keine Niederlagen hat. Reparaturen, auch solche von fremden Werken, werden aufs beste besorgt, ältere an Zahlungsstatt angenommen. Auf Wunsch worden Teilzahlungen bewilligt und illustrierte Preislisten franko zugesandt.
Gedenket -er hungernden Vögel!