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Uro. 84.
Donnerstag,
11. Mai 1893.
29. talingang.
Württemberg.
Stuttgart, 8. Mai. Der Ortsausschuß der deutschen Partei tritt heute abend zusammen. Wie sich gestern aus den Fildern gezeigt hat, ist man dort ebenso wie in Stuttgart selbst der einstimmigen Ueberzeugung, daß alle Nationalgesinnten ohne Rücksicht auf sonstige Parteistellung an dem bewährten Vertreter des I. Wahlkreises festhalten werden. Der Ortsausschuß wird heute Abend Beschluß fassen. G. Siegle trifft heute Nacht hier ein. Erfreulicherweise ist nicht daran zu zweifeln, daß bei der gegenwärtigen Sachlage Komm.Rat Siegle die Annahme der Kandidatur für patriotische Pflicht hält.
— (Verfügung des Ministeriums bes Innern betr. die Vornahme neuer Reichst« gswahlen.) Nachdem durch kaiserl. Verordnung vom 6. d. M. die Vornahme der neuen Wahlen aus Donnerstag den 15. Juni 1893 anberaumt worden ist, wird verfügt, daß die öffentliche Auslegung der Wählerliste in sämtlichen Gemeinden des Königreichs am Sonntag den 14. d. M. zu beginnen hat. Zum Wahlkommissär wurde im VII. Wahlkreis : OA. Calw, Herrenberg, Nagold, Neuenbürg Oberamtmann Völt er in Herrenberg bestellt.
Ludwigsburg, 8. Mai. Ihre Mas. die Königin hat anläßlich der Konfirmation der Prinzessin Pauline dem Maria-Marthastift, dem Wilhelmsstift und der Wernerschen Kinderheilanstalt je die reiche Gabe von 500 Mk. zufließen lassen. Außerdem hat I. Majestät am gestrigen Freudentage die Kinder dieser Anstalten sowie die Kinder der Karlshöhe bewirten lassen. — J.K.H. die Prinzessin Katharina hat dem Maria-Marthastift anläßlich des gestrigen Familienfestes 300 Mk. gespendet.
Bietigheim, 6. Mai. Mit einem Schlage sind die so schönen Herbstaussichten unserer Weingärtner größenteils zerstört worden. In der Nacht vom 5. auf den 6. erfroren in den Lagen, welche dem Wasser nahe sind, und in solchen, die dem Winde ausgesetzt, Vb des Ertrags. So stark war der Frost, daß selbst die aus den Köpfen der Reben nachgetriebenen Sprossen ganz schwarz sehen. Mit Thränen in den Augen sah man Weingärtner vor ihren Weinbergen stehen, in denen die meisten Stöcke 10—22 schöne Trauben getrieben hatten. Ebenso schlimm stehts mit den Obstbäumen. Bei einzelnen Birnbäumen kann man Früchte treffen, die beim Zerschneiden bis auf die Mitte schwarz sehen; auch die Apfelbäume litten not.
Altensteig, 8. Mai. Der gestrige Viehmarkt war gering befahren; es war kaum die
Hälfte Tiere aufgestellt wie sonst, wo ihre Zahl 1000 und darüber betrug. Auch war viel minderwertige Ware da. Der Handel ging ganz flau und die Preise gingen bedeutend zurück, weshalb der in den letzten Wochen bei den Metzgern eingetretene Fleischauffchlag 6 Pfg. pro Pfund, wohl wieder aufgehoben werden dürfte. Auch beim Fettvieh machte sich ein Preisabschlag bemerkbar. Für fette Ochsen im Gewicht von ca. 34 Ztr. wurden kaum 28 30 Mk. für den Zentner lebend Gewicht statt 32 und 34 wie sonst erlöst.
Dobel, 9. Mai. In ansprechender Weise entwickelte sich vorgestern Sonntag die Feier zur Einweihung unserer Wasserleitung. Mit Kränzen, Guirlanden und Fahnen waren die Häuser geschmückt, Willkommenbögen mit sinnigen Sprüchen an den Eingängen des Ortes erfreuten die ankommenden Festgäste. Früh morgens nach 5 Uhr erschallten Böllerschüsse in das Thal hinab. Eine Abteilung der Pforzheimer Feuerwehr hatte den musikalischen Teil übernommen. Um 8 Uhr fand Festgottesdienst statt. Nach demselben stellte man sich beim Rathaus zum Zug nach der Pumpstation auf, die etwa 25 Minuten entfernt vom Orte im Eyachthal erbaut ist. Die technische Ausführung des Werkes der Pumpstation lag in den Händen des Herrn Eugen Klotz in Stuttgart. Das Wasser wird der Mannbach entnommen und wird durch eine 3200 Meter lange Röhrenleitung nach dem 260 Meter über dem Bache gelegenen Reservoir gepumpt, welches 15,000 Liter Wasser aufnehmen kann. Beim niedersten Wasserstand werden noch in der Sekunde 2,6 Liter, bei höherem 5 Liter Wasser hinaufbefördert. Die Lieferung und Legung der eisernen Röhren hatte Herr Wasserleitungstechniker H. Schönsiegel aus Pforzheim übernommen, Herr Holl aus Pforzheim hatte die Zementröhrenleitungen auszuführen. Die Grab-, Maurerund Steinhauerarbciten wurden von hiesigen Unternehmern, Treiber, Pfeiffer und Burghardt hergestellt. Es mußte wegen des felsigen Terrains eine Reihe von Felssprengungen vorgenommen werden. Im Orte sind 16 laufende Brunnen und im Eyachthal selbst ist ein Brunnen errichtet. Ebenso ist in den meisten Häusern auch Hauswasserleitung eingerichtet worden. Bei dem Festessen, welches von 1 Uhr ab im Gasthaus zum Waldhorn eingenommen wurde, kam eine Reihe von Toasten zum Vortrag. Den Reigen eröffnete Hr. Schultheiß Schuon auf Se. Maj. den König. Für die vortreffliche Zubereitung des Festmahls erntete Herr Waldhornwirt Pfeiffer von den etwa 40 Teilnehmern vollberechtigten Dank. Um 3 Uhr stellte sich beim Rathaus
. der Festzug durch den Ort zum Reservoir auf, voran die Schuljugend, die Festmusik, die bürgerlichen Kollegien, die übrigen Festgäste, der Veteranen-, der Gesangverein Dobel, der Militärverein Neusatz mit ihren Fahnen und die Feuerwehren Dobel und Neusatz. Es war ein stattlicher Zug. Bei der Ankunft am Reservoir erschollen Böllerschüsse, der Gesangverein Liederkranz trug in ansprechender Weise einen Choral vor, und Herr Schultheiß Schuon begrüßte in herzlichen, schlichten Worten die zahlreiche Festversammlung; alsdann ergriff Herr Pfarrer Mayer das Wort zur längeren, allgemeinen Beifall findenden Festrede. Die dann beim Rathaus vorgenommene Probe der Feuerwehr nahm den besten Verlauf. 40 nr hoch wurde das Wasser aus dem Hydrometer getrieben. Von i/r5 Uhr ab war noch gesellige Unterhaltung in den verschiedenen Wirtschaften, abends 8 Uhr Ball im Waldhorn. Die Gesamtkosten der Leitung kamen auf 100 000 Mk. zu stehen. Bei der Erbauung und Fertigstellung führte in umsichtiger Weise Herr Oberamtsbaumeistcr Link aus Neuenbürg die Oberleitung. - (Pf. Anz.)
Nagold, 8. Mai. Am vergangenen Samstag fiel der 57 Jahre alte Holzmacher Johs. Beutler von hier beim Ausästen einer Eiche 3 Meter hoch herab. Bewußtlos wurde er nach Hause getragen, wo er nach kurzer Zeit verschied.
Rundschau.
Mainz, 6. Mai. Heute nacht sank das Thermometer bis auf 2 Grad unter Null. Die Gemüsefelder in unseren Nachbarorten haben durch Frost viel gelitten, Bohnen, Gurken, Blumenkohl u. s. w. sind erfroren.
Darmstadt, 7. Mai. Dorf Zell bei Alsfeld einer Station der oberhessischen Eisenbahn ist zum größten Teil abgebrannt. Etwa 125 Gebäude wurden eingeäschert, viel Vieh ist umgekommen. Da heftiger Wind herrschte, war die Löscharbeit sehr erschwert.
Berlin, 8. Mai. Die ehemalige deutschfreisinnige Fraktion trennte sich heute in zwei Gruppen, von denen die Richtersche Gruppe den Namen freisinnige Volkspartei, die anders (Sezessionisten) den Namen freisinnige Vereinigung führen wird. Die freisinnige Volkspartei veröffentlicht mit der süddeutschen Volks- Partei einen gemeinsamen Wahlaufruf.
— Wie schon mitgeteilt, finden die Neuwahlen zum Reichstag bereits am 15. Juni statt, ein Beweis dafür, daß die Regierung auf die Ablehnung der Militärvorlage und die Auflösung des Reichstages wohl vorbereitet mar. Noch in letzter Stunde hoffte man indessen auf das Zustandekommen einer Ver-