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Ura. 4O.

Württemberg.

Stuttgart, 5. April. Der Geogra­phentag wurde in Gegenwart des Königspaa- reS, der Mitglieder des königlichen Hauses und des Staatsministeriums feierlich eröffnet. Der Ehrenpräsident Prinz Hermann von Sachsen- Weimar begrüßte den Congreß, den Admira­litätsrat Neumayer-Hamburg einleitete. Pro­fessor Rein-Bonn sprach über die Rückwirkung der neuen Welt auf die alte. Dr. Stuhl­mann führte die Akkazwerginnen mit einem ausführlichen Referat vor.

Solitude, 4. April. Ihre Maj. die Königin Charlotte stattete heute Nachmittag unserer Solitude einen längeren Besuch ab. Auch die Frau Herzogin Wera mit ihrer Mut­ier, der Frau Großfürstin Konstantin, machten heute Nachmittag eine Spazierfahrt hicher. Naturfreunde seien darauf aufmerksam gemacht, daß gegenwärtig bei uns der liebl che blaue Krokus in schönster Blüte steht.

Besigheim, 4. April. Heute über die Mittagszeit fiel ein 2jähriges Mädchen in einem unbewachten Augenblick in das Güllen­loch eines Nachbarhauses, in welchem es erst nach zweistündigem ängstlichem Suchen entdeckt wurde. Die Eltern sind umsomehr zu bedau­ern, als sie erst vor wenigen Wochen einen 5jäh- rigcn Knaben durch die heimtückffche Diphteri- tis verloren.

Calmbach, 4. April. Letzter Tage wurde dahier der etwa 60 Jahre alte Anstrei­cher und Maler B. durch Landjäger Stahl verhaftet und ins Amtsgerichtsgefängnis Neuen­bürg abgeliefert. Es liegt der dringende Ver­dacht der Begehung eines Sittlichkeitsverbrechens vor.

Waldrennach. Am Ostermontag abend kam es in einer hiesigen Wirtschaft zu bösen Schlägereien zwischen mehreren jungen Leuten, wobei Stühle und Gläser als Mittel dienten. Ein hiesiger Goldarbeitcr erhielt mehrere Ver­letzungen im Gesicht.

Im Walde zwischen Calw und Zavel- stein entstand am Ostermontag ein Brand, wodurch über 4 s Waldung niedergelegt wur­den.

Altensteig, 2. April. Der Bienen- zuchtverein hielt gestern eine Versammlung, bei welcher der Vorstand, Herr Lehrer Kimme! von Ebershardt einen Vortrag hielt über die Frage: Wie beginnt man die Bienenzucht, Er sagte, trotzdem der Anfang der Bienenzucht mit sehr viel Schwierigkeiten verbunden sei, werden doch die Erfolge vom letzten Honigjahr da und dort Veranlassung geben, in Bienen­zucht auch Versuche zu machen. lieber vier Punkte brauche der Anfänger Belehrung: über Bienenrassen, Bienenkauf, Bienenwohnung

Samstag, 8. April 1893.

und den ersten Betrieb. Als Hauptregel gelte: alle südlichen Rassen: Syrer, Cyperer, Italiener rc, hat der Anfänger zu meiden. Besonders sei vor der Italienerin zu warnen, weil Ende August die letzte Brut schon längst ausläuft, die Einlage eingestellt wird und so viele alte Bienen in den Winter kommen, das giebt viel Tote und im Frühjahr schwache Stöcke. Im Frühjahr beginnt die Eierlage spät und man muß viel Aufmerksamkeit und Pflege anwenden, um Honigvölker heranzuziehen. Außerdem passiert es leicht, daß den Winter über die Königin mit Tod abgeht, selten wird die italienische Königin älter als 2 Jahre und gibt es daher viel weisellose Völker bei dieser Raffe. Auch die deutsche Biene, die als Honigbiene alles Lob verdient, eignet sich für den An­fänger weniger. Der Anfänger möchte seinen Bienenbestand auch vergrößern, aber die deutsche Biene ist keine Schwarmbiene. Für milde Lagen ist die Krainerbiene oder noch bester die Kreuzung von Krainer und deutschen Bienen zu empfehlen. Diese haben auch in Württemberg die weiteste Verbreitung. Vorzüglich eignet sich aber zum Anfang die nordische Biene oder Haidebiene. Sie ist in ihren Eigenschaften der Krainer ähnlich, ist aber wetterfester als diese. Es ist ein Irrtum zu glauben, daß eine Schwarmbiene wie sie, nicht auch eine gute Honigbiene sein könne. Gerade ihr kolos­saler Brutreichtum ist für sie ein natürlicher Antrieb zum äußersten Fleiß. Der Imker muß nur verstehen, sich diesen Fleiß nutzbar zu machen. Wer Bienen kauft, kaufe sie nicht vor mitte April und kaufe keine Mutterstöcke, die im Vorjahr nicht geschwärmt, auch keine Vorschwärmer, denn man erhält leicht eine alte Königin. Nachschwärme vom Vorjahr mit schönem jungen Bau und einjähriger Königin sind zu empfehlen. Ein gutes Volk muß mitte April 810 Rahmen dicht be­lagern und noch genügend Fultervorrat haben. Für den Betrieb selbst ist ein Doppelziel ge­steckt : Vermehrung der Völker und Honigpro­duktion. Der Anfänger beginne mit einem Honigstock und einem Schwarmstock, elfterer hat Honig, letzterer Schwärme zu liefern. Da­rin liegt der Schlüssel zum Gelingen der Bienen­zucht. daß von Anfang an ein harmonisches Verhältnis besteht zwischen Vermehrung und Produktion. Wer mit einem Volk beginnt, kann das Doppelziel nicht verfolgen, er muß sich entweder auf Vermehrung oder Produktion beschränken. Zur Produktion von Honig eignet sich am besten eine Wohnung mit beweglichem Bau, als Schwarmstock -ist ein Korbvolk zu empfehlen, denn die Korbvölker sind an Rasch­heit der Entwicklung und an Schwarmlust den andern viel voraus. Vorstehende Ausführ­ungen für den Anfänger in der Bienenzucht

29. latirgang.

wurden von den anwesenden erfahrenen Im­kern gutgeheißen.

Rundschau.

Karlsruhe, 5. April. Geh. Rath Prof. Dr. Lübke ist heute Nacht 1 Uhr, 67 Jahre alt, gestorben.

Nürnberg, 2. April. Heute ist von einem hochherzigen Wohlthätigkeitsakte zu be­richten. Der kürzlich in München verstorbene Freiherr Wilhelm v. Mulzer hat testamen­tarisch dem hiesigen Waisenhause 100 000 und der hiesigen Blinden-Erziehungs-Anstalt 200 000 vermacht. Der edle Wohlthäter, der letzte seines Geschlechts, war ein Sohn des Justizministcrs Mulzer, den König Max II. ins Ministerium berufen hatte, nachdem er die denkwürdigen Worte gesprochen hatte:Ich will Frieden haben mit meinem Volke.*

Berlin, 5. April. Sicherem Vernehmen nach wurde in der Konferenz des Kaisers mit dem Reichskanzler am Charfrcitag der Fall Brandes bezw. die darüber aus Paris einge­laufenen Depeschen besprochen. Aus guter Quelle wird versichert, der Monarch habe s die Angelegenheit anfangs ziemlich ernst aufgefaßt, nachträglich messe er jedoch auf Grund der stattgehadten Feststellungen eine weitergehende Bedeutung derselben keineswegs mehr bei. Auf Grund der von der französischen Regierung abgegebenen Erklärungen darf die Angelegen­heit als erledigt betrachtet werden.

Die gestern Abend vollzogenen Wahlen zum Gewerbegerichtsausschuß sind durchweg zu Gunsten der Sozialdemokraten ausgefallen. Die Großindustrie ließ es an der Betheiligung völlig fehlen.

Lokales.

Wildbad, 6. März. In Anwesen­heit der HH. Reg.-Rat Haag, O.A.-Ber- weser Maier, Rechtsanwälte Kiel­meyer und Schmal wurde gestern auf dem Rathaus von den bürgerl. Collegien in Betreff der Auslegung des Gas Ver­trags Verhandlung gepflogen, welche den ganzen Vormittag in Anspruch nahm. Das Ergebnis dieser Vorverhandlung ist, daß die Versorgung der hiesigen Stadt mit Gas vorläufig bis 1. Okt. 1894 wie seither seitens der hiesigen Gasfabrik zu erfolgen hat und daß zum Austrag des nunmehr zweifellos sich ergebenden Pro­zesses zwischen der Dtadt und der Gas­fabrik nicht das im Gasvertrag stipulierte Schiedsgericht, sondern die ordentlichen Gerichte angerufen werden sollen.