Bedarf eine außerordentliche Abnahme erfah­ren hat. Ersatz dafür zu schaffen, ist nur noch mit Verlust bringenden Preisen aus dem Aus­lind möglich Was hiebei aber ganz beson­ders in die Wagschale fällt, ist der Umstand, daß die Ausfuhrsähigleit der deutschen Indu­strie durch die ungeheuren Lasten, welche ihr durch die neuere Gesetzgebung einseitig, d. h. im Gegensatz zu der Industrie des Auslands, auferlegt worden sind, im höchsten Grade er­schwert, wenn nicht unmöglich gemacht wird. So ungcrn wir auch dazu übergehen, so sehen nur uns doch durch diese Verhältnisse zu unserem Leidwesen gezwungen, gegen Mitte November >ine allgemeine Lohnreduktion ei»- trcten zu lassen- um mit Hilfe derselben, sowie der Ersparnisse, welche wir nach allen Rich­tung »hin enstrebe», uns diejenige Arbeiter­menge nach Möglichkeit zu beschaffen, deren wir zur Aufrcchterhaltunz unseres Betriebes be­dürfen. Wir briagnr dies schon jetzt zur Kenntnis unserer Arbeiter, damit ein Jeder, sich rechtzeitig danach richten kann. An eine Besserung der Verhältnisse für die nächste Zeit ist nicht zu denken, vielmehr dürfte eine weitere Verschlechterung zu gewärtigen sein!

Straßöurg, 17. Okt. Das nunmehr seit 2 Jahren in Geltung befindliche Landes­gesetz betr. die Unterbringung verwahrloster Kinder hat eine stetig zunehmende Anwendung, gefunden. Im Ganzen sind bis zum 1. ds. 367 Kinder, darunter 237 Knaben und 130 Mädchen, in Zwangserziehung gegeben wor­den und zwar nur 135 in Familien, der Rest in den eine schärfere Zucht bietenden Anstal­ten, 221 der Kinder sind katholisch, 45 pro­testantisch, 1 israelitisch. Dem Alter nach stand die Mehrzahl der Kinder im 10.14. L.bensjahr. Von seiten der Amtsgerichte Metz, Straßburg und Mühlhausen sind die meisten Zwangserziehungsbesehle erlassen wor­den. Angesichts der Thatsache, daß diese Kinder, die unter weiterer Einwirkung ihrer bisherigen Umgebung sittlichem Verderben mit Sicherhet entgegen gingen, nunmehr durch eine geordnete Erziehung zu einem menschen­würdigen Dasein herangebildet werden, darf das Gesetz vom 18. Juli 1890 eines segens­reichen Erfolges gewiß sein.

Paris, 15. Okt. Die Schaluppe Bap­tist«, die in Bologne eingetroffen ist, begeg­nete unterwegs aus der Reise von Ports- mouth nächst Saint Valey in der Nacht des Sonntags bei einem schweren Sturm zahl­reichen Menschenleichen mit Schiffstrümmern, offenbar von einem untergegangenen großen Transportdampfer herrührend. Der Kapitän schätzte 40 Leichen, die Matrosen sechzig bis stebz>g.

15. Okt. Bankier Roche hat mit 500000 Franken Passiven falliert. Die Kaffe ist vollkommen leer.

17 . Okt. DasPetit Journal" mel­det aus Careassonne: Zwei Schwadronen Dra­goner erhielten den Befehl, sich zum Abmarsch nach Carmaux für Morgen bereit zu halten.

Wcw-Hrleans. 17. Okt. Währenddes Orkans am 10- ds. strandete die Goelette Stranger von Honduras auf dem Weg nach Balize; 13 Passagiere, der Kapitän und 3 Mann ertranken.

Poris, 14. Okt. In Carmaux zer­streuten heute Gendarmen und Jägerr zu Pferd fortwährend die angesammelten Gruppen von Sinkenden; dabei kam es wiederholt zu thätlichen Zusammenstößen. Der Deputierte Baudin wurde durch die Pferde der Gen­darmen zurückgedrängt; er drohte, sich seines Revolvers zu bedienen.

Aus Aellinzona wird dem Berner Bund gemeldet: Seck einigen Tagen herrschte in Brissago eine mysteriöse Krankheit, von der die Kinder eines Asyls, sowie mehrere Er­wachsene Personen befallen worden sind. Eine durch die Sanitätsdirektion vorgenommme Untersuchung der Nahrungsmittel und des Trinkwassers, das die Gefallenen zu genießen pflegten, ergab vorerst keinen Anhaltspunkt. Heute endlich wurde das Vorhandensein eines bedeutenden Arseniksüuregchaltes im Kochsalz konstatiert, wodurch mit einem Mal die Ursache der zahlreichen Erkrankungen klargelcgt worden ist. Die Regierung erhebt gegen den Salz­verkäufer Strafklage, obschon, wie es scheint, der Arseniks äuregehalt des Salzes einem Zufall zuzuschreiben ist. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitete. (Von anderer Seite wird über den Fall noch berichtet: Heute Morgen ist, der Mechaniker Quaglia einer Vergiftung erlegen. Die Ursache ist nun entdeckt worden. Em Spezereihändler hatte leichtsinnigerweise Kochsalz mit Arseniksalz, das die gleiche Farbe zeigt und das er unerlaubterweise in seinem Laden vorrätig hatte, vermischt. Die Gerichts­behörden, der Präfekt und der Kantonsche­miker sind hier angekommen zur Vornahme einer Untersuchung.)

London, 17. Okt. Das erste Gardes- dukorps-Regiment in Windsor wurde wegen der kürzlich vorgekommencn Insubordination nach Shorncliffe versetzt.

Manchester, 15. Okt. Die Baumwoll­industriearbeiter in Südost-Lancashire beschlossen, sich der beabsichtigten 5proz. Lohnherabsetzung zu widersetzen. Dieselben sollen Kündigung erhalten. Dadurch werden 60 OOo Arbeiter arbeitslos; 15 bis 20 Mill. Spindeln stehen still.

Athen, 17. Okt. Die griechische Regie­rung beschloß wegen der Haltung Rumäniens in Angelegenheit der Hinterlassenschaft des Griechen Zappa, der längere Jahre in Ru­mänien gelebt, über sein Vermögen jedoch zu Gunsten Griechenlands Bestimmung getroffen hat, die diplomatischen Beziehungen zu Ru­mänien abzubrechen. Der griechische Gesandte in Bukarest wurde vorgestern angewiesen, ab­zureisen. Ebenso werden sämtliche Konsular­vertreter Griechenlands abreisen und den Schutz der griechischen llnterthanen den diplo­matischen Vertretern Rußlands übertragen.

Mailand, 15. Okt. Das Königspaar, der Herzog von Aosta und der Graf von Turin, trafen heute Vormittag aus Monza hier ein und statteten der Kaiserin Friedrich im Hotel Cavour einen halbstündigen Besuch ab. Die Kaiserin Friedrich reiste mittags um 12'/r Uhr nach Venedig ab.

Die große Kolumbus-Feier in Kuekva in Südspanien ist in Gegenwart der Königin Marie Christine in glänzender Weise verlau­fen. Ein treffliches Kolumbus-Denkmal wurde bei dem Kloster La Rabioa enthüllt. Die Gesundheit oder richtiger die Körperkonstitution des kleinen Königs Alfonso soll sehr viel zu wünschen übrig lassen. Der Knabe erscheint allerdings bei allen öffentlichen Gelegenheiten, aber dies beweist wenig.

Kougkong. 17. Okt. Der britische Dampfer Bokhara, der Shanghai am 8. Okt. verließ, ist bei den Fischerinseln gescheitert. Der Kapitän und der größte Teil der Be­satzung sind umgekommen, 23 Personen wur- den gerettet.

Mwyork, 16. Okt. Havasmeldung aus La Guayra vom 8. ds.: General Pienengo rückte hier am 8. ds. ohne Schwertstreich ein.

, General Meing-r ist am Nachmittag des 8.

von Caracas hier eingetroffen und durchzog mit 1500 Mann die Stadt unter dem Jubel der Bevölkerung

Lo k ate s.

Mikdbad, 18. Okt. Am letzten Samstag Vormittag empfing Seine Majestät der König Hrn. Stadtschultheiß Bätzner in Audienz und nahm die namens der Stadt Wildbad überreichte, kunstvoll ausgeführte Urkunde über die Verleihung des Jagdrechts auf ihrer Markung und den ca. 5000 Morgen um­fassenden Waldungen, huldvollst entgegen. Ferner überbrachre der Stadtvorstand dem Staatsminister des Innern v. Schmid und Medizinal-Rat Or. Albert Burkard dre ihnen von der Stadt in Anerkennung der warmen nnd erfolgreichen Vertretung der Interessen unserer Badestadt im Landtage anläßlich der Verwilligung der Ex,genz von 470 000 Mark zur Erbauung des König- Karlsbades verliehenen Ehrenbürgerbriefe.

Dolorosa.

Roman v. Ä. Wilson. Deutsch v. A. Geisel.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Der Brief war von Percy Lindsay; er bekannte ihr in heißen, leidenschaftlichen Wor­ten , daß er sie liebe, seit er sie kenne und flehte sie an, seine Gattin zu werden. Er habe eigentlich warten wollen, bis Regina achtzehn Jahre alt sei, bevor er ihr dies sein Geständnis gemacht, seine schwankende Gesundheit habe ihn indes genötigt, seinen Posten in Indien, dessen Klima er durchaus nicht vertragen könne, aufzugeben und er wolle sie nicht wiederstehen, ohne ihr seine Liebe bekannt zu haben. Der Schluß des langen Briefes lautet:

Wenn Du Deine Liebe erwiederst und Deine Hand vertrauend in die meine legen willst, öffne das Päckchen, welches ich dir vor meiner Abreise übergeben habe und laß mich Dich bei unserem Wiedersehen mit dem Ring, den das Päckchen enthält, geschmückt sehen. Manchmal fürchte ich, meine Tage ans Erden möchten gezählt sein, aber wenn ich Dich auch nur für eine Stunde mein nennen darf, will ich nicht mit dem Geschick hadern. Leb' wohl, Regina im Leben wie im Tode treu

Dein Percy Lindsay."

Ein von Frau Linsay's Hand beigefügtes Postskriptum trug ein späteres Datum und meldete, Percy sei sehr krank gewesen, habe sich aber wieder erholt und so gedächten Beide in etwa vierzehn Tagen nach Japan zu reisen. Von dort würden Sie nach kurzer Rast Weiterreisen nach Si. Franzisco zu Frau Lindsay's Schwester und in nicht zu ferner Zeit in Newyork eintreffen. Frau Lindsay schrieb, ihr Sohn zähle die Stunden bis zu ihrem Wiedersehen und die Hoffnung, Regina als seine Braut begrüßen zu dürfen, habe ihn in den schwersten Stunden seiner Krankheit aufrecht erhalten.

Regina brauchte Zeit, bis sie Alles be­griff nnd dann kam es über sie wie eine Erlösung da war ja der Ausweg, den sie gesucht! Als Percy Lindsay's Gattin, ihn hegend und pflegend, würde sie sicher die thörichte Schwäche ihres Herzens über­winden und das Bewußtsein, zu beglücken, half ihr über Manches hinweg. Percy hatte, wie er Regina schrieb, ihrem Vormund