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Attgsvurg, 27. Juni. Gestern Nach­mittag ist Fürst Bismarck hier eingetroffen und mit Begeisterung empfangen worden.

Kistingeu, 27) Juni. Fürst Bismarck ist gestern Abend hier eingetroffen.

Merkin. 30000 deutsche Mausergewehremit 3000 Zentner Munition sind von Spandau nach China abgegangen. Die chinesische Re­gierung hat die Gewehre durch Vermittelung eines in China ansässigen deutschen Kaufmanns gekauft.

Mrüffel, 26. Juni. Durch einen Kö­niglichen Befehl wird ganz Belgien in 4 Divisionsbezirke eingekeilt. Jede Provinz zerfällt in MilitärDistrikte und diese Distrikte zerfallen wieder in Militär-Kantone. Jeder der vier Divisionsbezirkc soll eine Division Militär umfassen.

Maris, 27. Juni. Infolge Enthüllungen des Anarchisten Bricou wurden die Urheber des Dynamitattentats gegen das Restaurant Very der Polizei bekannt. Es sind Bricou, seine Frau, ein gewisser Francis, genannt Francois und Heunier. Die letzten beiden, welche nach London flüchteten, werden dort von 2 Polizeiagenten überwacht, uin sie nach Erledigung der Auslieferungsformalitäten fest­nehmen zu lassen. Bei Francis, welcher den Plan zu dem Attentat gefaßt hatte, wurde die Bombe hergestellt.

In Weatone hat sich ein Engländer Namens Fisher, der innerhalb einiger Monate in Monte Carlo 40 000 Pfund Sterling ver­loren hatte, erschossen. Es ist dies in diesem Monat der zwölfte Selbstmord infolge Spiel­verlustes.

Mom, 24. Juni. In der gestrigen Sitzung des Gemeinderats beantragte Baccelli, dem Bürgermeister von Berlin den herzlichen Gruß und Dank für die festlichen Veranstal­tungen bei der Anwesenheit des italienischen Königspaares zu senden; hiedurch würde dem deutschen Reiche, dem sichersten und ruhmreichsten Freunde Italiens eine gebührende Ehre erwiesen. Der Bürgermeister erklärte sich namens der Versammlung einverstanden und sagte, er könne die Gefühle der italie­nischen Hauptstadt nicht besser ausdrücken, als durch ein Telegramm in den Worten Bac- cellis. Der Antrag wurde durch Akklamation angenommen.

London, 27. Juni. Der Times zufolge ist die Cholera bis Tiflis vorgedrungen. Die russische Regierung unterdrückt die Meldungen aus Furcht vor einer Panik.

' Dar-es-Saakam, 23. Juni. Unteroffizier Bastei, welcher selbst verwundet ist, und La- ° zaretgehilfe Wiest melden: Am 10. d. Mts. fand bei Moschi ein Gefecht mit den Meli - statt, wobei der Chef Bülow, Lieutenant Wolf­ram und zwanzig Sudanesen gefallen sind. Die Unteroffiziere Wutzer und Wittstock halten mit 64 Mann die Kilimandscharo-Station. Die von hier abgesandten 180 Mann Ver­stärkung sind heute in Tanga eingetroffen und wurden sofort in's Innere dirigiert.

Tuki-Haltrudks.

Dolorosa.

Roman v. A. Wilson. Deutsch v. A. Geisel.

(Fortsetzung.)

(Nachdruck verboten)

Er schob einen Sessel für das junge Mädchen herbei, nahm ihr gegenüber gleich­falls Platz und fragte, während er eifrig seine Brillengläser putzte:

Welchen Eindruck hat New-Aork auf Sie gemacht?"

Den eines unendlichen Meeres, in welchen sich ein Mensch leicht verlieren kann, ohne vermißt oder gefunden zu werden."

Meine Bibliothek scheint Ihnen zu ge­fallen?"

Gefallen? Es ist das schönste Gemach, welches ich bis jetzt gesehen," rief Regina enthusiastisch.

Hm lasten Sie das Frau Palma nicht hören sie kann meine Bibliothek nicht leiden und vermeidet es, dieselbe zu betreten. Ich fürchte übrigens, daß Sie und Frau Palma gleich beim ersten Zu­sammentreffen einander den Krieg erklärt haben."

Jedenfalls weiß ich, daß ich der Dame antipatisch bin."

Welches Gefühl vermutlich auf Gegen­seitigkeit beruht. Sie fanden also bei Ihrer Ankunft die Dame nicht so herzlich und freundlich, wie Sie es erwartet hatten?"

Ich habe mir nicht erlaubt, mich über Ihre Mutter zu beklagen."

Frau Palma ist für mich nur Frau Palma, die zweite Gemahlin meines Vaters. Und nun muß ich um Mitteilung der Ein­zelheiten Ihres Empfanges bitten."

Regina preßte die Lippen zusammen und schwieg.

So muß ich denn sprechen ich weiß Alles, was vorgefallen ist. Daß der fragliche Hund ein sehr störendes Element ist, werden Sie wohl kaum bestreiten, und wenn Ihre Anbeter Sie erst in Beschlag nehmen, fehlt es Ihnen an Zeit, sich mit dem Hunde zu beschäftigen. Acht wahr, Sie sind jetzt 15 Jahre alt?"

Anbeter brauche ich nicht, aber meinen Ajax mag ich nicht missen."

Mein Gottt Sie werden ja ganz tragisch"

Ajax ist mir ans Herz gewachsen, Herr Palma."

Wirklich? Na, von asten Hunde», die je gebellt haben, ist keiner wichtig genug, daß man sich darum ereifern oder gar den häuslichen Frieden stören sollte, also finden Sie sich drein, Ihrem Ajax Velet zu sagen."

Nimmermehr, Herr Palma," sagte Re­gina gelassen.

Ei sind Sie so unerbittlich Regina?"

Ich will meine Großmut für diesmal

aber merken Sie wohl, nur für diesmal, noch weiter treiben und Ihnen den Hund abkaufen! Ich gebe Ihnen fünfzig Dollars für Ajax für diese Summe können Sie mindestens für ein Jahr Ihren Bedarf an Konfekt und Bonbons bestreiten."

Ajax ist mir nicht feil."

Nun, das muß ich sagen ich bin wahrhaftig neugierig auf diesen Vierfüßler

bisher war ich der Ansicht, Alles in der Welt habe seinen Preis, und nun muß ein Hund meinen Glauben erschüttern! Aber da kommt mir ein Gedanke ist Ajax vielleicht ein Geschenk eines rosigen Land­burschen in V. ? Mir dürfen Sie das Ge­heimnis schon anvertrauen die Advokaten sind zur Diskretion verpflichtet."

Regina errötete in Entrüstung.

Ich habe keinen Liebhaber ich hänge an Ajax wie er an mir und ich will ihn behalten, weil er mein Eigentum ist."

Hm auf welche Weise Ajax m Ihren Besitz gelangt ist, darf ich wohl nicht erfahren?"

Regina blickte Ihren Vormund forschend, unsicher an wie Sie indes auch in seine Gesichlszüge spähen mochte, sie entdeckte > keinerlei Anzeichen, daß er scherze, und ver- l

wirrt schlug nun das junge Mädchen die Augen nieder. . -

Sie, Herr Palma, haben mir Ajax geschenkt."

Ich?"

»Ja, Herr Palma, und Sie wissen auch ganz genau, daß Sie mir den Hund ge­sandt haben."

Also wäre ich so thöricht gewesen? Und Sie haben mir für das Geschenk ge­dankt?«

Nein," stammelte Regina beschämt; ich bat Onkel Hargrove, Ihnen meinen Dank auszudrücken und"

Und da wundern Sie sich wirklich, daß ich die Sache vergessen habe? Jahrelang war Ajax Ihne« nicht eine armselige Dankes­zeile wert und nun wollen Sie mich glauben machen, Goldkonda's Schätze konnten ihn nicht aufwiegen?'

Als Herr Palma diese Worte sprach, hatte seine Stimme einen scharfen, höhnischen Klang und Regina geriet in immer tiefere Verwirrung.

Sie weigern sich also entschieden, mir den Hund zu verkaufen?"

Ja, Herr Palma."

Weil Sie Ajax lieb haben?"

Ja ich habe den Hund lieb lieber als Sie es für möglich halten werden."

Nun ich will Ihnen glauben. Wenn Sie aber den Hund wirklich so lieb haben, müssen Sie entschieden Dankbarkeit gegen den Geber empfinden nun, habe ich Recht?"

Ja, Herr Palma, ich bin Ihnen sehr dankbar. '

Und wollen Sie mir, um diese Dank­barkeit zu bethätigen, eine Bitte erfüllen?"

Gern wenn ich kann."

Ein weiser Vorbehalt.Als ich Ihnen vor Jahren den Hund schenkte, ahnie ich nicht, daß ich dadurch eine Quelle des Unfriedens in mein eigenes Haus schuf. Mit einer für mich höchst schmeichelhaften Delikatesse weigern Sie sich, den Hund, den Sie als das Geschenk eines Freundes in Ehren halten, zu verkaufen wenn ich uun aber an Ihren Edelmut appelliere und Sie bitte, mir mein Geschenk zurückzugeben, werden Sie mir hoffentlich gern gefällig sein."

Jetzt füllten sich Regina's Augen mit Thränen und die Hände faltend, rief sie bittend:

O, Herr Palma verlangen Sie das nicht! Ich kann Ajax nicht hergeben Alles, was ich sonst besitze, steht Ihnen gern zur Verfügung, nur lassen Sie mir meinen Ajax."

Dix>," murmelte der Advykat, höchlich belustigt.

Herr Palma," begann Regina zaghaft, verzeihen Sie mir, aber ich kann nicht anders! Ich mag Ihnen eigenwillig er­scheinen vielleicht bin icd's ja auch und dennoch Ajax ist einstweilen das Einzige, was mir aus der letzten Zeit, in der ich so glücklich war, geblieben ist er tröstet mich und ich möchte ihn nicht misten. Da Ajax aber nicht hier im Hause bleiben kann, wird's am besten sein, wenn wir Beide gehen."

Ach Sie wollen gehen? Wohin denn, wenn ich fragen darf?"

Herr Paima war aufgesprungen; auch Regina erhob sich. Mit gesenkten Augen, bleich, aber entschlossen stand sie vor ihm und Zug um Zug fand er in ihrem Gesicht ldas kleine Mädchen von damals wieder.