München, 11- Mai. Der durch seine, kirchenhistorischen Arbeiten bekannte Konven- tual der hiesigen Benediktinerabtei Gams ist gestorben.

Berlin, 9. Mai. DerReichsanzeiger" schreibt: die Angaben der Ahlivardtschen Bro­schüre.(neue Enthüllungen über Judenflinten") sind geeignet, ganz falsche Vorstellungen über die Beschaffenheit eines großen Theils unserer Jnfcmteriebewaffnung zu erzeugen. DerReichs­anzeiger" theilt dann mit, das Laufmatcrial, wovon ^ wesentlich die Kriegsbrauchbarkeit der Waffe abhänge, sei der Commanditgesellschaft Löwe von der königlichen Gewehrfabrick in Spandau geliefert worden. Bisher nach 1*/sjährigem Gebrauch haben die Waffen be­sondere Mängel nicht gezeigt. Die Firma hat kontraktmäßig Mitte Januar dieses Jahres die letzen Gewehre geliefert und kann bei dem Gewehrpreis von 58 Mk, höchstens 4 Mk. an jedem Gewehr verdient zu haben, nicht dreißig wie Ahlwardt behauptet. Gegen die von Ahlwardt angeschuldigten Militärpersonen ist die gerichtliche Untersuchung eingeleitet wor­den. Dem Staatsanwalt ist anheimgestellt wor­den, die erforderlichen Schritte zu thun.

Werli«, 19. Mai. Der Zarenbesuch beim hiesigen Hofe ohne Begleitung der Zarin steht jetzt fest. Die offizielle Anmeldung ist er­folgt,

11. Mai. Der Kassierer derDeut­schen Bank", Frank, der seinerzeit an den be­bekannten betrügerischen Rubelspekulationen zum Nachteile der Deutschen Bank teilnahm und sodann flüchtig wurde, ist gestern abend hier verhaftet worden.

Kambnrg, 12. Mai. Eine Verbrecher­bande von 5 Personen wurde in Altona ver­haftet. Dieselbe hat seit einem halben Jahre systematisch Auswanderer ausgeplündert. Der Haupträdelsführer ist ein Arbeiter namens Brander. Als Schlepperin fungierte eine Dänin namens Nilsen.

Diedenhofen, 13. Mai. Diesen Abend um 7 Uhr kehrte eine Abteilung Soldaten der hiesigen Garnison vom Schießplätze über die Moselbrücke zur Stadt zurück. Ein Soldat trat plötzlich aus dem Glieds und sprang über das Geländer in die Mosel. Furcht vor einer großen Strafe soll ihn zum Selbstmord ge­trieben haben. Seine Leiche ist bis zur Stunde trotz eifriger Nachforschungen noch nicht gefunden worden.

Wien, 11. Mai. 3 Arbeiter sind heute nachmittag auf schreckliche Weise verunglückt. Ein Hängegerüst, das vollständig verfault und vermorscht war, gab nach, 4 Arbeiter, die da­rauf beschäftigt waren, stürzten in die Tiefe. Nur ein einziger ist, wie durch ein Wunder, dem Tode entronnen, die 3 anderen haben furchtbare Verletzungen erlitten, denen sie er­legen sind.

Baris, 14. Mai. Der Kriegsminister ordnete strenge Untersuchung der Betrügereien an, die bei Armeelieferungen, besonders in den Stiefellieserungen vorgekommen sind. Mehrere Personen wurden verhaftet, andere Verhaftungen stehen bevor.

Baris, 12. Mai. Ravachol wurde ge­stern abend nach St. Etienne übergeführt. Die Abreise, die sorgfällig verheimlicht wor­den war, blieb unbemerkt. Mehrere vor dem 1. Mai verhaftete Anarchisten sind freigelassen worden.

-Lyon, 11. Mai. Beim Bankett der Handelskammer hielt der Deputierte Aymard eine Rede, worin er verlangte, die Beziehungen ni't den benachbarten Völkern zu befestigen. Der Handelsminister erwiderte mit einem Pro­test gegen die absoluten Theorien in ökono­

rischen Fragen und versicherte, die Regierung werde in richtigerem Maße die nationale Ar» Arbeit zu schützen wissen.

London, 11. Mai. Der Daily News zufolge, verlautet auf der italienischen Botschaft in W en, daß Ruvini zum Botschafter in Berlin designiert werden dürfte.

London, 12. Mai. Von 200 Aus­wanderern, die im vorigen Jahr von Brad­ford nach Brasilien gingen, sind gestern die einzig Ueberlebenden 60 an der Zahl, in ihre Heimatstadt znrückgckehrt. Der Bürgermeister von Bradford hatte sie durch einen Abge­ordneten zurückholen lassen. Alle erzählen dieselbe Leidensgeschichte von ihren Schicksalen in Brasilien, wo Fieber und Nahrungsmangel ganze Familien innerhalb 24 Stunden dahin­rafften.

London, 9. Mai. Im Kohlenbergwerk Castle Eden in der Grafschaft Durham griffen gestern die ausständigen Arbeiter die Bcrg- werksbeamten an, als letztere den Schacht ver­ließen. Die Angegriffenen flüchteten in das Maschinenhaus. Die einschreitendc Polizei wurde von der Menge angegriffen, ein Poli­zist wurde schwer verletzt und das Maschinen­haus zerstört. Erst gegen Mitternacht gelang es verstärkten Polizeimannschaften, die Menge zu zerstreuen.

Ans ßhristiania wird gemeldet: Unter­schleife in Höhe von 160 000 Kronen hat, wie eine amtliche Untersuchung ergeben hat der kürzlich verstorbene Rendant der Sparbank in Drontheim begangen, indem er seit dem Jahr 1864 doppelte Bücher geführt hat.

Alexandrien, 10. Mai. Die Verhaf­tung Jägers, die gestern stattfand, wurde von egyptischen Polizisten unter Führung des deutschen Konsuls vorgenommen. Jäger traf mit seiner Geliebten namens Klotz am 23. April in Suez ein, ging von dort nach Kairo, wo er sich eine Woche lang, fortwährend die Hotels wechselnd, aufhielt und traf am 1. Mai in Ramleh ein. Weder er noch seine Geliebte gaben sich Mühe, möglichst unbemerkt zu bleiben. Im Gegenteil besuchten sie öffent­liche und Vergnügungsorte täglich und Jäger trieb sogar die Frechheit soweit jeden. Mittag auf der Börse von Alexandrien zu erscheinen. Die egyptischen Geheimpolizisten waren bereits seit einiger Zeit instruiert, Zufällig schöpfte der Portier, der ihr Gepäck von und nach Shedhards Hotel gebracht hatte, Verdacht und lenkte die Aufmerksamkeit eines egyptischen Polizisten auf die Beiden. Verhaftet, leug­nete Jäger schlechthin der gesuchte Kassirer des Hauses Rothschild zu sein. Als nun die Polizisten auf ihn eindrangen, zog er rasch entschlossen, einen 6läufigen geladenen Revol­ver, aber noch ehe er davon Gebrauch machen konnte, hatten sich die Polizisten auf ihn ge­worfen, entwaffnet, und ihm Handeisen ange­legt. Seine Geliebte versuchte gleichfalls zu leugnen- als man ihr aber mit sofortiger Ver­haftung drohte, gestand sie, offenbar in der Hoffnung, selbst dann nicht belästigt zu werden, die Identität Jägers ein. In Jägers Ge­päck wurde unter Anderem eine Kassele, eine große Summe in Banknoten enthaltend, auf­gefunden. Dieselbe repräsentiert den größeren Teil des gestohlenen Geldes. Jäger wird nach Ausfertigung der nötigen Papiere nach Deutschland eingeschifft.

Hlerv-'HorK, im Mai. In der Fremde ist der Freund am wertvollsten. Schwer ist das Herz noch vom Abschiede von der Heimat, unbekannte Verhältnisse umgeben uns drohend und beängstigend, man scheint plötzlich in ein Labyrinth von Wegen gekommen zu sein, in

dem man sich nicht zurecht finden kann. D begrüßt man einen Freund wie einen rettenden Engel. Den deutschen Auswanderer nach Amerika, der in Rew-Pork den fremden Boden zuerst betritt, erwartet ein solcher zuerst in Gestaltder deutschen Gesellschaft der Stadt New-Iork." Der Verein verfügt über reiche Mittel, welche ihm gestatten, im Berichtsjahr 1891 neben anderweitigen Unterstützungen allein 10 424 Dollars an 3508 Arme aus­zugeben. Die segensreichste Einrichtung der Gesellschaft dürfte das Arbeitsnachweiseburau sein, welches an der neuen Landstelle der AuswandererEllis Island" im New-Parker Hafen sich befindet. Eine weitere vortreffliche Einrichtung ist das Auskunsts-Bureau, welches über alle Anfragen eingehenden Bescheid erteilt. Jeder, der den Staub der Heimat von den Füßen schütteln will, versäume nicht, sich bei der Gesellschaft Auskunft zu holen. (Adresse: Post Office Box 1429, New-Pork.) Der Freund in der Fremde streckt seine Hand aus, versäume es kein Auswanderer sich derselben zu versichern, er erspart sich durch eine vor­herige Anfrage schon viel Kummer und Ent­täuschung.

Meriko, 13. Mai. Wilde Moyaindianer überfielen bei Belize 12 weiße Holzhauer, banden dieselben an die Bäume, schnitten ihnen Nasen und Ohren ab und ermordeten dieselben, nachdem diese standhaft sich geweigert, den Aufenthalt ihrer Kameraden zu verraten. Auch diese wollten offenbar die Indianer überfallen und ermorden. Glücklicherweise gelang es ihnen nicht, dieselben zu entdecken.

Lokates.

Wildöad, 13. Mai. DerS. M." schreibt: Die Einweihung des neuerbauten König-KarlsbadeS ist nun wie verlautet, end- giltig auf 25. Mai festgesetzt. Unserer Bade­stadt wird voraussichtlich das Glück zu Teil werden, an diesem Tage Ihre Majestäten den König und die Königin, sowie I. Kgl. Hoh. die Prinzessin Pauline in ihren Mauern be­grüßen zu dürfen. Das neue Bad ist nun bis auf geringe Arbeiten an der Ausstattung !M Innern vollständig fertig gestellt und stellt sich als ein Muster von architektonischer Schön­heit im Aeußern und im Innern als ein mit feinstem, gediegenem Geschmack und Luxus ausgestatteter Prachtraum dar; insbesondere machen die der Meisterhand Professor Kolks aus Stuttgart entstammenden, die verschiedenen Räume ausschmückenden, reichen Malereien einen überwältigenden Eindruck auf den Be­schauer und geben in ihrer Mannigfaltigkeit aufs Neue Zeugnis von der genialen Gestal­tungskraft dieses Künstlers. Einiges wenige wird bei dem Neubau des König-Karlsbads ausgesetzt; so wird z. B. ein für die Ge­lähmten und Schwerkranken durchaus notwen­diger Aufzug zum 1. Stock, wo die Maschinen zur Heilgymnastik aufgestellt sind und sich die beiden herrlichen Lesesäle befinden, vermißt, obgleich ein Raum hiefür im Ge­bäude vorgesehen ist, und die Eingangs- thüren zu den Heißluft- und Dampfräumen sind leider etwas zu klein und schmal geraten, daß es wohl zu den Unmöglichkeiten gehört, daß sie von einem Badediener mit einem Kur-- gast in den sorglichen Armen passiert werden. Dies sind aber Dinge, die sich mit Leichtigkeit beseitigen lassen, so daß man unser König- Karlsbad jetzt schon mit voller Ueberzeugung eine Heilstätte in der vollkommensten Bedeu­tung heißen kann.