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Regierung will aber abwarten bis sie Gewißheit hat, daß Frankreich die fremden Anarchisten wirklich ausweist.
Württemberg.
— Tie Wahl des GemeindepflegersMug. Ä. Fr. Schweikart in Loffenau O. A. Neuenbürg, zum Schultheißen dieser Gemeinde wurde bestätigt.
Stuttgart, 5. April. In der Villa Marienwahl bei Ludwigsburg werden gegenwärtig umfassende bauliche Veränderungen vorgenommen, nach deren Beendigung, wahrscheinlich schon im Mar oder anfangs Juni das Königspaar dorthin übersiedeln wirv. Der Umstand, daß der König durch verschie- dentliche Ankäufe von benachbarten Grundstücken das Areal der Villa resp. des Parkes zu vergrößern sucht, deutet darauf hin, daß Marienwahl auch fernerhin ein bevorzugter Sommeraufenthalt für die allerhöchsten Herrschaften bleiben wird.
Stuttgart, 1- April. Die Lotterie des württembergischen Kriegerbundes, welche dieser Tage bei Herrn Breitmayer hier zur Emission gelangen wird, ist von der Reichsstempel-s abgabe als Wohlthätigkeits-Lotrerie befreit worden.
ßannstatt, 5. April. In dem benachbarten Untertürkheim verunglückte gestern der Sohn des dortigen Güterbeförderers auf bedauerliche Weise. Derselbe ging vormittags wie gewöhnlich seinem Geschäfte nach. In der Meinung der Zug von unten sei schon vorbei, ließ er den nach Cannstatt gehenden Zug an sich vorüber und wurde nun von dem her- einfahrcnden Eßlinger Zug erfaßt. Hiebei wurde ihm der rechte Arm abgefahren, ver rechte Fuß furchtbar verstümmelt und auch Verletzungen am Kopfe beigebracht. Aerztliche Hilfe war sofort zur Stelle. Nachdem der Arm abgelöst und die anderen Verletzungen verbunden waren, wurde der bedauernswerte Jüngling hierauf in das Bezirkskrankenhaus verbracht.
Lndwigsbnrg, 4. April. Aus Furcht vor Strafe wegen Ueberschreitung seines Urlaubs suchte und fand seinen Tod im Feuersee der von Oberstenfeld gebürtige Kanonier Stellrecht, dessen Leichnam diesen Vormittag geländet worden ist.
Alm, 6. April. Die bürgerlichen Kollegien bewilligten dem Feldartillerie-Regiment Nr. 13 600 Mk. und dem Pionierbataillon Nr. 13 300 Mk. Beide Truppenkörper feiern diesen Sommer ihr 75jähriges Jubiläum.
N « ndschau.
Keidelberg, 4. April. Ein in Speyer garnisonierender Soldat verließ ohne Urlaub seine Garnison uud machte einen „Ausflug" nach unserem schönen Alt-Heidelberg. Hier angelangt, war sein erstes Beginnen sich selbst zum Gefreiten zu machen, was er durch Annähen der beiden nötigen Knöpfe an den Rockkragen bewerkstelligte. Der Herr Gefreite trieb sich dann einige Tage höchst sorglos hier herum, bis gestern eine Depesche aus Speyer hier eintras, daß man den Ausreißer unverzüglich verhaften und seinem Truppenteile zuführen solle, was auch alsbald geschah.
Mannheim, 6. April. Ein geborener Mannheimer, der seit einigen Jahren im Ruhestande lebende General oon Berkheim ist im Alter von 74 Jahren dieser Tage in Paris verstorben. Berckhcim, 1819 geboren, hat sich als französischer Ossizier mehrfach ausgezeichnet. Er nahm an den afrikanischen Feldzügen
.unter dem Herzog von Aumale teil, kämpfte in der Krim und in Italien und befehligte im Krieg 1870 eine Brigade. Von 1882 bis 1889 kommandierte er das 4. Armeekorps zu Le Mans. (Ein Bruder desselben war badischer Kammcrherr und lebte bis vor wenigen Jahren in Weinheim a. d. B.)
Merlin, 6. April. Die Budgetkommission des Abgeordnetenhauses bewilligte die für Sekundärbahnen verlangten 90 755 760 Mark.
Ariedrichsruh, 4. April. Fürst Bismarck erhielt insgesamt gegen 7000 Depeschen, Packete und Einschreibbriefe.
Konstautinopel, 5. April. Der Sultan empfing den bulgarischen Vertreter Dimitroff in dreiviertelstündiger Audienz und schenkte ihm eine mit seinem (des Sultans) Namenszug in Brillanten versehene goldene Cigarettentasche.
Aus Stadt und Umgebung.
— Unserem Berichte über das große Brandunglück in SAömverg tragen wir noch folgendes nach: Der Brand kam vorm. 11'/a Uhr in dem an die Rückseite des Brauereigebäudes des Ochsenwirts Kill' er angebauten Schopf zum Ausbruch und ourde von 2 Knaben im Alter von 5 und 6 Jahren, welche ein „Feuerte" machen wollten, gelegt. Das Brauereigebäude mit überbautem Tanzsaale, der Schuppen und die große Scheune des Ochsenwirts brannten bis auf den Grund ab. Beide Gebäude waren mit Schindeldächern versetz n. Das Wirtschaftsgebäude konnte gerettet werden, während durch Flugfeuer noch 13 weitere Wohnhäuser, worunter Doppelhäuser und 11 Scheune», teils in der obern Ortsgasse, teils in der Calmbachergasse gelegen, niederbrannten Das Feuer griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß die rasch herbeigeeilten auswärtigen Feuerwehren nur noch brennende Trümmerhaufen vorfanden. Der Brandversicherungsanschlag der abgebrannten Gebäude beträgt 66 000 Mk. Der Mobiliarschaden ist gleichfalls sehr beträchtlich, da mit Ausnahme des Viehs fast nichts gerettet werden konnte. Im ganzen wurden 21 Familien obdachlos. Die Brandbeschädigten sollen bis auf einen versichert sein. Der ganze Brandschaden dürfte sich auf etwa 170,000 Mark belaufen.
Vermischtes.
Wiesbaden, 4. April. Ein hiesiger Fuhrunternehmer hat einem Pferdeschlächter ein altes Pferd für 35 ^l zum Abschlachten verkauft. Ein Metzgerbursche holte nun irrtümlicherweise statt des verkauften ein anderes Pferd aus dem Stall, welches der Fuhrherr erst kürzlich für 450 gekauft hatte. Der Mann konnte erst den Schaden besehen, als er mit dem alten Pferde heimkehrte und das andere Tier beeits abgeschlachtet war.
— Der Einbrecher Klein von Ulm, der vorigen Sommer die Oberamtspflege Blaubeuren um Mk. 15 000 erleichterte und dann in Rom verhaftet wurde, ist nach längerer Inhaftierung in Rom vor Kurzem in das Untersuchungsgefängnis Ulm eingeliefert worden. Bei seiner Auslieferung an der Schweizer Grenze bei Konstanz hat sich nach der „Frks. Ztg." ein nettes Stückchen abgespielt. Klein war an der italienischen Grenze von der Schweizer Polizei übernommen worden und wurde dann in 14tägizem Fußmarsch bis Kreuzlingen geschubt; zugleich mit dem Arrestanten ging auch ein Packet mit 13 000 Frs. in Banknoten, die man bei Klein in Rom vorgefunden, von der Hand des einen Land
jägers in die des nächsten über. Bei der Ankunst beider in Kreuzlingen war nun nicht gleich ein württcmbcrgischer Offiziant zur Ueber- nahme des Klein und seines Raubs da. Was thut die Schweizer Polizei? Sie sagt zu dem Schübling: „Die wöllet se schints nüt; do host die Sach, mach, daß de furt kumst!" und händigte ihm ohne weitere Umstände die 13 000 Frcs. ein. Der Arrestant traute seinen Augen und Ohren kaum, verlor aber keine Zeit mit unnötigem Protestieren, sondern schlug gleich den Weg nach Konstanz ein, wo er sofort eine 1000 Frs.-Note wechseln ließ sich neu equi- pirte und ein Velozwed für Mk. 320 kaufte. Eben schickte er sich an, auf flüchtigem Stahlroß seinem Vaterlande zum zweiten Mal den Rücken zu kehren, als die Konstanzer Polizei auf ihn aufmerksam wurde und ihn der goldenen Freiheit wieder entriß. Das württem- bcrgische Gericht war sehr erstaunt, als es vernahm wie gemütlich bei der Kreuzlinqcr Polizei d>e Auslieferungsbestimmungen gehand- habt werden.
— Ein eigentümlicher Streik, ein Biertrinkerstreik, der eines humoristischen Zuges nicht entbehrt, ist in Ohmenhausen ausgebrochen. Die dortigen Wirte sind nämlich übereingekommen, statt der bisherigen ^Liter- gläser die Gläser mit 0,4 Liter Gehalt ein- zusüyren; in Folge dessen beschlossen nun die dortigen Bieitrinker, diese Wirtschaften so lange zu meiden, bis das alte Maß wieder überall verabfolgt nnrd So begaben sich am letzten Sonntag nachmittag sämtliche Biertrinker in geschlossenem Zug unter Trommelschlag nach dem nahen Bronnweiler, um sich hier aus Ve-Litergläsern ihren Durst zu stillen; man kam überein, das so lange fortzusetzen, bis der alte Schoppen wieder überall zu haben ist.
Backnang, 5. April. Nicht wenig überrascht wurde vor einigen Tagen ein hiesiger Rotgerbermeister. Derselbe erhielt letzter Tage per Postpacket mit Aufgabeort Bruchsal 2000 Mark in Doppelkronen zugeschickt. Die Summe war diesem Geschäftsmann auf der Heimreise von einem Heilbronner Ledermarkt vor einigen Jahren abhanden gekommen. Der „redliche Finder" von damals schreibt nun ohne Namensunterschrift, er habe die Summe gefunden und damit sich ein Gütchen gekauft; das habe er nun günstig verkaufen können und er sende, weil auch sein Gewissen ihn stark beschwert habe, die 2000 Mark an den Eigentümer unter Dank zurück.
(Der kleine Gratulant.) „Großvater, ich gratuliere Dir zu Deinem Geburtstage und wünsche Dir, daß der liebe Gott recht lange gesund bleibt."
— Aus der höheren Töchterschule. Lehrerin : Die weiblichen Taufnamen werden meistens aus denen des männlichen Geschlechts, durch Anhängen der Silbe „a" oder „ina" abgeleitet; z. B. Augusta von August, Wilhelmina von Wilhelm, Carolina von Karl. Bertha, woher leitet man wohl den Namen Katharina ? — Bertha (nach einigem Zögern): Von Katarrh
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