gewachsen und schieben die Republikaner alle Schuld auf den König, obgleich dieser die traurige Finanzlage keineswegs auf dem Ge­wissen hat.

Im fernen Japan ist der russische Thron­folger aus einem bis jetzt nicht näher bekann­ten Anlaß (man vermutet wegen Verletzung religiöser Gebräuche der Japanesen) von einem Polizeisoldaten durch einen Säbelhieb auf den Kopf und Arm ziemlich schwer verletzt worden. Dieser Vorfall kann ernstliche Ver­wicklungen zwischen Rußland und Japan zur Folge haben.

In Chile ist der Bürgerkrieg noch immer nicht beendigt. Auch von den angekündigten Verhandlungen zwischen den Aufständischen und der Regierung verlautet seit einigen Tagen nichts mehr, weshalb man wohl bald wieder von neuen Kämpfen und Bombardement hö­ren wird.

Württemberg.

Hestoröeu: 12. Mai. zu Stuttgart Schriftsteller Fcrd. Strich-Chapell, 40 I. a.

Stuttgart, 14. Mai. (Landtag) Die Beratung über die indirekten Steuern wurde erledigt. Als Reinertrag der Accise wurden je 1,556,000 Mark, der Hundeabgabe je 178,500 ^ eingestellt. Obwohl sich der Finanzminister dagegen verwahrte, ersuchte die Kammer die Einbringung eines Gesetzentwurfs, nach welchem die Hundeabgabe zum vollen Satze von 7 ganz den Gemeinden über­lassen und nur etwa der finanzgesetzliche Zu­schlag von 1 ^ für die Staatskasse Vorbehal­ten bleiben soll. Für diese handelt es sich dabei um einen Ausfall von jährlich 160,000 Mark. Als Abgabe auf Wein und Obst­most stellte man je 2,200,000 ein, als Ertrag der Malzsteuer je 7,800,000 als Ertrag der Sporteln und Gebühren je 2,017,000 und als Ertrag der Erbschafts­und Scheidungssteuer je 730,000 Betz

bezeichnet? die Notariatssporteln als zu hoch und brachte gewisse Mißstände bei dem Tei­lungsverfahren auch mit Rücksicht auf den Sportclsatz zur Sprache. Pro 1891/93 ist der Anteil Württembergs aus Zöllen und Tabaksteuern auf je 14,100,910 ^ berechnet, um 2,125,380 M. höher als im letzten Jahre. Zum Bau eines Postgebäudes in Ravensburg bewilligte man noch 90,000 M. gegen 100,000 Mark, welche die Regierung exigirt hatte.

Stuttgart, 15. Mai. Bei der am 16. April und den folgenden Tagen vorgenommenen niederen Post- und Telcgraphendienstprüfung ist u. A. als befähigt erkannt worden: Karl Krämer von Wildbad.

Stuttgart, 13. Mai. Herr Robert Schmohl, Bauinspektor bei der städtischen Hochbauverwaltung hier, hat einen sehr ehren­vollen Antrag erhalten als Nachfolger unseres vor kurzem verstorbenen Landmanns Erat, die Oberleitung der Bauverwaltung in den Krupp'- schen Werken in Essen zu übernehmen und wird, wie verlautet, diesem Rufe auch Folge leisten.

tzannllatt, 13. Mai. Ein 19 Jahre altes Dienstmädchen von Heimerdingen hat vor einigen Tagen in ihrer Stelle ein Kind männlichen Geschlechts heimlich geboren und in den Abtritt geworfen, wo es gestern aufge­funden wurde.

Simmersfekd, 12. Mai. Heute früh schoß Herr Oberförster Weith von hier im hiesigen Revier noch einen prächtigen Auer­hahn. Der vorgerückten Zeit wegen dürfte nunmehr die Auerhahnjagd für Heuer als ab­geschlossen gelten.

Laupheim, 12. Mai. Viel Aufsehen in hiesiger Gegend macht eine Testamenteröffnung in dem benachbarten Orsenhausen. Daselbst starb eine 23jährige Jungfrau, deren Ver­mögen über 100 000 betrug. Ihre armen Verwandten glaubten nicht anders, als daß sie reichlich im Testament bedacht wären. Wie groß war aber ihre Enttäuschung ! 2 Familien erhielten bare 700 3 weitere Verwandten

1500 zusammen, das Uebrige vermachte die fromme Jungfrau Geistlichen und Klöstern. Die Verwandten haben im Sinne, das Testa­ment anzufechtcn.

Aiberach, 12. Mai. Gestern abend rasten zwei scheugewordene Pferde mit dem Vorderteil eines Holzwagens in die Kronen­straße herein. Alles flüchtete, nur einem 12jährigen Mädchen gelang es nicht mehr, das in einem Kinderwagen befindliche Schwes­terchen ganz aus dem Bereich der tollen Tiere zu bringen. Am Hause der barmherzi­gen Schwestern traf die Deichsel des Fuhr­werks das arme Kind und ein blühendes 1 ft 4 Jahre altes Leben hatte geendet. In wie weit den Knecht eine Schuld an dem schweren Unglück trifft, kann vorerst nicht gesagt werden.

Lauffen a. N., 11. Mai. In dem neuen durch das württ. Portland-Zement- Werk geschaffenen Industrie-Viertel unseres Städtchens, wo seit Nov. rund 200 Arbeiter bei Tag und Nacht beschäftigt werden, ist seit Anfang April der Versand in vollem Gange. Die zahlreichen Eisenbahnwagen Portlandzement, welche täglich nach allen Rich­tungen Süd- und Mitteldeutschlands verschickt werden, und die direkt vom Lagerhause des Werks den Zement zu Thal führenden Neckar- und Rhcinschiffe beweisen am besten, daß das hier erzeugte Fabrikat sich überall schnell ein­bürgert und unser Zementwerk in seiner Leistungsfähigkeit den älteren Schwesterfabriken ebenbürtig ist.

Nuuoscha u.

Man der Tanker. (In Amerika reich geworden.) Zu Anfang dieses Jahres starb in New-Zjork ein aus Gissigheim, Amts Tauber­bischofsheim, Anfangs der 50 er Jahre aus- gewanderter israelitischer Lehrer. Derselbe hinterließ ein Vermögen von 600,000 Mk., wovon 150,000 Mk. an jede der beiden Schwestern desselben, von denen eine in Tau- berbischofsheim verheiratet ist, zur Auszahlung gelangen.

Werliu, 13. Mai. Peters ist gestern Abend von hier abaereist Laut einem Tel. derKreuzz." aus Sofia verlangt Rußland die Auslieferung eines Nihilisten und die Zahlung des Schuldenrest s von 600,000 Rubel für Waffenlieferung.

Ilatow, 8. Mai. Eine gräßliche That ist von einer Frau in unserer Nachbarstadt Krvnjanke vorgestern in früher Morgenstunde begangen worden. Seit langer Zeit lebte ein dortiges Ehepaar in Unfrieden. Als der Mann, in diesem Falle wohl dasschwächere Geschlecht" vor seiner Frau in die Scheune flüchtete, schloß die Frau hinter ihm die Thüre zu und steckte die Scheune an allen vier Ecken an, so daß sie in kurzer Zeit in Flammen stand. Bevor dem eingeschloffenen Manne Hilfe gebracht wurde, hatte er derartige Brand­wunden erlitten, daß er nach etwa einer halben Stunde seinen Geist aufgab. Die Mord­brennerin wurde sofort verhaftet und in das Amtsgerichtsgefängnis eingeliefrrt.

Wien, 9, Mai. Seit gestern abend streiken 2500 Buchdruckergehilfen. Die größten Firmen haben beschlossen, die Forderungen der

Streikenden abzulehnen, die bereits fälligen Löhne als Schadenersatz einzuziehen und even­tuell dle Etablissements zu sperren. Nur 24 kleinere Firmen nahmen die Forderungen (Ostündige Arbeitszeit) an.

Audapest, 10 .Mai. (Privat-Telegramm.( Große Sensation erregt die aus Paris eingr- troffene Meldung vom Selbstmorde des her­vorragenden Abgeordneten Bela Grünwald, des hochbegabten Sprößlings eines im 16. Jahrhundert eingewanderten deutschen Ritter­geschlechts. Grünwalv soll, wie verlautet, aus Verzweiflung über ein unheilbares Kehlkopf- leiden, wegen dessen er sich in der Behandlung Fauvels in Paris befand. Hand an sich gelegt haben. Grünwald, der ein Schüler Professor Gneistes gewesen, hat sich einen großen Namen durch seine Bestrebungen für die Reform der Verwalmngszustände Ungarns gemacht. Der tragische Umstand, daß jetzt diese politische Aktion ohne seine Mitwirkung durchgeführt wird, hatte seine Stimmung verdüstert Und dazu beigetragen, daß er den verhüngnißvollen Ent­schluß des Selbstmordes ausführte.

Daris, 12. Mai. Meldungen aus Por­tugal schildern die hochgradige Aufregung des Volkes und der Regierung und lassen den Ausbruch einer Revolution als nahe bevor­stehend erscheinen.

Daris, 13. Mai. Ein General mit mehreren höheren Offizieren wurde vom Kriegs­minister mit permanentem Spezialdienst an die eliaß-lothringische Grenze gesandt und mit außerordentlichen Vollmachten beauftragt. Große Manöver mit dem Lebelgewehr und mit rauchlosem Pulver werden vorbereitet von den Generalen Saussier nnd Micibel. Das 5., 6 , 7. und 8. Armeekorps werden zwei Armeen bilden, kommandiert von Galiffet und Davoust unter Oberleitung Saussiers.

Aelgrad, 7. Mai. In einer hier zur Schau gestellten Menagerie unterhielt sich der englische Legationssekretär Maclour damit, den Elefanten mit Backwerk zu füttern. Als er kein Backwerk mehr hatte, faßte ihn das da­rüber erzürnte Tier mit dem Rüssel um den' Hals und schleuderte ihn in die Höhe. Mac­lour wäre dann unfehlbar von dem Elephan- ten zerstampft worden, wenn nicht die Wärter durch Schläge mit schweren Eisenstangen das Tier gezwungen hätten, von seinem Opfer abzulassen. Das anwesende Publikum verließ entsetzt die Menagerie.

Dekgrad, 13. Mai. In den Kreisen der serbischen Regierung ist ein Umschwung zu Gunsten der Königin Natalie eingetreten. Man will in dem Antwortbrief Nataliens erstaunlicherweise Anknüpfungspunkte für eine friedlich Regelung gefunden haben. Auch das W. T.-B." meldet, es verlaute in Belgrader Regierungskreisen, daß die serbische Regierung trotz der entschiedenen ablehnenden Antwort der Königin Natalie auf das Schreiben Patisch's zunächst keinerlei Gcwaltmaßregeln anwenden, sondern ihre Bemühungen um eine gütliche Lösung fortsetzen würde.

Hra«, 13. Mai. Das Kriegsgericht hat 3 Soldaten der Fremdenlegion zum Tode ver­urteilt, weil sie versucht hatten, das Militär­gefängnis in Oran anzuzünde». Die Verur­teilten sind deutscher Nationalität.

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