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giert hatte, genehmigt. Für die Folge werden auch bei uns in Württemberg die Beamten des äußeren Dienstes, wie Bahnhofsverwalter
u. s. f,, die bisher nur die rote Dienstmütze trugen, einen Uniformrock tragen und auch für die Schalterbeamten ist Dienstkleidung vorgesehen. — Die Frage der größeren Ausdehnung der Sonntagsruhe kam auch noch einmal aufs Tapet und der Berichterstatter
v. Leibbrand, unterstützt von dem Prälaten v. Wittich, meinte unter der Zustimmung des Hauses, keine Summe für Stellvertretungskosten (der Ministerpräsident hatte nämlich 574,000 jährlich angegeben) dürfte zu hoch sein, um hier endlich einmal Wandel zu schaffen. Zu der Frage des bahnärztlichen Dienstes, der in Württemberg seit einigen Jahren eingerichtet ist, machte der Berichterstatter v. Leibbrand einige Vorschläge zur Verhütung von Infektionskrankheiten unter dem Fahrpersonal und empfahl auch die Verwendung von glatten Stoffen bei der Polsterung der Sitze in den Coupes I. und II. Kl., weil durch die bisher üblichen faserigen Stoffe nur zu leicht Ansteckungen übertragen werden können. Auch für Wasserspucknäpfe sollte in den Coupes gesorgt sein. Als Ueberschuß der Eisenbahnen wird in den Etat eingestellt pro 1891/92 14,800,000 pro 1892/93 15,149,735
Stuttgart, 14. April. Eine Erörterung über die so viel umstrittene Frage der F e u e r - bestattung von seiten eines namhaften Geistlichen verdient gewiß das größte Interesse und dementsprechend war auch der heutige Vortrag des Dekans Schönholzer aus St. Gallen über jenen Punkt von einer zahlreichen Versammlung besucht, darunter vielen Damen. Auch zahlreiche Aerzte der Stadt waren erschienen. Der Redner überbrachte zunächst einen Gruß des von ihm gegründeten Feuerbestattungsvereins in St. Gallen, welcher nach einjährigem Bestand 670 Mitglieder zählt. Im allgemeinen bemerkte Redner zu dem von ihm behandelten Thema, daß schon die Schrecken des Lebendigbegrabenwerdens — und solche Fälle seien leider weniger selten, als man gewöhnlich annehme — das Aufgeben der Erdbestattung genügend motivieren könnten. Um aber die Schwierigkeiten zu überwinden, welche der neuerdings mehr als sonst verlangten Feuerbestattung entgegenstehen, seien noch harte Kämpfe durchzumach n. Denn wären auch alle anderen Hindernisse beseitigt, es beständen aber noch die religiösen Vorurteile, so wäre die ganze Sache in Frage gestellt. Diese Vorurteile zu zerstören, macht sich der Redner zu seiner heutigen Aufgabe. Er erwähnte in einer historischen Rückschau, daß schon die hochgebildeten Griechen und Römer, wie die frommen Germanen, dann die Kelten u. s. f. bereits die Feuerbestattung kannten. Die Bibel enthält davon nichts, aus dem einfachen Grunde, weil sie einer Litteraturperiode angehörte, in welcher man davon nichts wußte. Ebenso wenig aber, als das subjektive Gefühl der modernen Weltanschauung der Feuerbestattung entgegenstehe, befinde sich dieselbe in einem Gegensatz zur Religion. Die durch'die Kraft Gottes bewirkte Auferstehung der Toten werde ebensogut geschehen, auch wenn wir statt der Erde- die Feuerbestattung wählen. Dem Vortragenden wurde reicher Beifall von der Versammlung gespendet.
tzannstatt, 11- April. Die Versammlungen der sogen. Heilsarmee dahier haben im Sommer des vorigen Jahres mehrfache Ruhestörungen, Exzesse und Aufläufe zur Folge gehabt, so daß sich das Stadtschultheißeamt zu einem allgemeinen Verbot derselben — auch
der sogen, nicht öffentlichen Versammlungen, bei welchem nur mit Karten versehene Personen Zutritt haben sollten — veranlaßt gesehen hat. Dieses Verbot ist nunmehr in der Beschwerde-Instanz vom K. Ministerium des Innern durchaus bestätigt worden.
Aale«, 15. April- Landgerichtsrat Schumann, der vor kurzem von Ellwangen nach Stuttgart versetzt wurde, ist heute morgen hier von Zug Nro. 321, der um 9 Uhr 3 Minuten von hier nach Crailsheim abgeht, überfahren worden und blieb auf der Stelle tot.
Rundschau.
Mannheim, 15. April. Das hiesige Schwurgericht verurteilte heute den 19jährigen Landwirt Ferdinand Hofmann von St. Leon bei Bruchsal, welcher im August vorigen Jahres in seiner Heimatgemeinde sechs Brände legte, wodurch ein Schaden von 30 000 entstand, in eine Gesamtzuchthausstrafe von 9 Jahren.
In Guiach erhält ein armer Wagner, Jakob Wöhrle, von den Vereinigten Staaten Nordamerikas den schönen Betrag von 25 000 Mark ausbezahlt, außerdem, solange er lebt, monatlich 130 Mark Pension. Der Glückliche machte, wie die „Freib. Ztg." meldet, seinerzeit als Unteroffizier den Krieg der Nordstaaten gegen die Südstaaten mit.
München, 13. April. Ein verbrecherischer Anfall auf einen Eisenbahnzug wurde, wie der „Allg. Ztg." berichtet wird, gestern Nachmittag in nächster Nähe der Station Allach — erste Station der Linie München- Ingolstadt — verübt. Als der Postzug Nr. 6, von Ingolstadt kommend, genannte Station um 4 Uhr 20 Min. verlassen hatte, fielen plötzlich zwei Schüsse, welche auf den Zug aus unmittelbarer Nähe abgefeuert wurden. Eine Kugel drang in einen Wagen dritter Klasse schräg durch das Fenster und durch zwei Abteile, ohne glücklicherweise einen der dort sitzenden Fahrgäste zu verletzen, während die zweite Kugel bei dem Fenster eines Abteils zweiter Klasse eindrang und bei der gegenüberstehenden Wand durchschlug, und zwar kaum 17 Centimeter über dem Kopfe eines dort sitzenden Reisenden, der ebenfalls mit dem Schrecken davonkam. Die Zugbeamten sahen den Verbrecher in Person eines etwa zwölf- bis vierzehnjährigen Jungen nach Abgabe der Schüsse schleunigst davonlaufen.
In Augsburg soll der Chemiker Dr. Leh- ner das Problem gelöst haben, Seide auf künstlichem Weg herzustellen. Die künstliche soll von der natürlichen Seide im Gewebe nicht zu unterscheiden, ihre Zugfestigkeit jedoch nur der natürlichen sein. Die Herstellungskosten sollen sich etwa auf den 4. Teil des Preises von natürlicher Seide stellen.
Aerliu, 15. April. Die Börsenztg. bestätigt die Nachricht der Voss. Ztg., daß Staatssekretär v. Bötticher nach Schluß der Reichstagssession abgeht.
Geestemünde, 15. April. (Reichstagswahl.) 40 Bezirke sind bekannt, in denselben erhielt Fürst Bismarck 3223, Gastwirt Adloff (d.fr.) 1630, Frhr. v. Plate (Welfe) 1391, Zigarrenfabrikant Schmalfeld (Soz.) 3264 Stimmen. Etwa 60 Bezirke fehlen noch. Voraussichtlich kommt Bismarck mit dem sozialdemokratischen Abgeordneten in Stichwahl.
Vermischtes.
(Strafe für Verleumderinnen.) In einer lebhaften Stadt des anhaltischen Harzes herrschte lange Zeit eine furchtbare Aufregung, dadurch hervorgerufen, daß zahl
reiche dortige Familien fortgesetzt anonyme Briefe erhielten, durch welche Der Friede und so manches Familienglück zerstört wurde. Klagen auf Ehescheidung, Aufhebung von Verlobungen rc. waren die Folge der Zuschriften. Es bedurfte eifriger Forschungen, den Verfassern und Absendern derselben auf die Spur zu kommen, doch gelang es endlich, als solche zwei Damen, Mutter und Tochter, die einer angesehenen Familie des Orts angehörten, zu ermitteln. Um dem unvermeidlichen peinlichen Gerichtsverfahren zu entgehen, kam auf dringendes Bitten der beiden schuldigen Briefschreiberinnen ein Vergleich zu Stande, dessen Schwere die beiden Angeschuldigten noch lange nachempfinden werden. Der Ehegemahl der letzteren opferte für Armenzwecke 500 während die beiden Damen sich verpflichteten, 500 Paar Strümpfe selbst zu stricken, wobei sie das Material auf eigene Kosten beschaffen, und zwar sind 5 Jahre hindurch jedes Mal zu Weihnachten je 100 Paar abzuliefern, damit von dieser That der Sühne gleichfalls die arme Bevölkerung des Ortes zum HI. Christfest habe.
^Gut abgefertigt.) Auf einer deutschen Eisenbahn äußerte ein Amerikaner gegen eine neben ihm sitzende Dame in englischer Sprache: „Ich mag diese Deutschen nicht leiden — sie verstehen sich blos aufs Singen und Biertrinken." Ein gegenüber sitzender Herr richtete an ihn die Frage: „Sie achten wohl Engländer und Amerikaner höher?" „Ganz gewiß." Gut, mein Herr, können Sie mir vielleicht sagen, wer der bekannteste Christ, der größte Gelehrte in England, und wer der größte Ingenieur und der glänzendste Redner in den Vereinigten Staaten ist?" Der Amerikaner wußte keine bestimmte Antwort zu geben. „Weil Sie mein Volk so verachten," fuhr jener fort, so will ich es Ihnen sagen: „Der bekannteste Christ in England ist der Pastor George Müller in Bristol, der Vater von anderthalbtausend Waisenkindern, ein Deutscher; der größte Gelehrte ist Max Müller in Oxford, dessen Späne von eueren Kennern wie Perlen geschätzt werden, ein Deutscher; der größte Ingenieur in den Vereinigten Staaten war Rübling, der Erbauer eurer merkwürdigsten Brücken, ein Deutscher; der glänzenste Redner ist Karl Schurz, dessen Reden im Senat von euren eigenen Politikern denen eines Webster und Summer ebenbürtig gehalten wurden, ein Deutscher. Habe ich Ihnen damit den Beweis geliefert, daß die Deutschen noch etwas mehr können, als Singen und Biertrinken? Es scheint, wie Sie jene vier Männer nicht kannten, so kennen Sie auch unser Volk nicht." Der Amerikaner murmelte eine Entschuldigung zwischen den Zähnen, und machte dem Redner ein Kompliment wegen seiner Fertigkeit in der englischen Sprache. „Gewiß haben Sie längere Zeit in den Vereinigten Staaten oder in England gelebt?" Nur kurze Zeit, mein Herr, im Lande des Singens und Biertrinkens lernt man das in höheren Schulen."
(Grausam.) Junge Dame (bei einer Pause im Walzer): „Mein Herr, Sie tanzen gewiß recht gern?" — Herr: „Gewiß meine Gnädige, ich tanze leidenschaftlich gern." — Junge Dame: warum nehmen Sie dann keine Tanzstunden?"
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