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Alex. Mesmer, 35 I. a.; 4. März zu Calw Kaufmann Friedrich Müller, 79 I. a.; 4. März zu Ulm Bankdirektor Ziegler, seit 1872 im Vorstande der Gewerbebank, 49 I. alt; 4. März zu Großbottwar Stadtpfarrer Franz Kapff, 72 I a.; 5. März zu Eßlingen Fa­brikant Gottlieb Mangold, 52 I. alt.

Se. Maj. der König hat u. A. zu verle.hen geruht: Das Ritterkreuz 1. Kl. des Frie drichsorvens: Dem Landgerichtsrat Frhr.

Gültlingen, Stuttgart.

Stuttgart, 5. März. S. K. Majestät empfingen heute Vormittag das Präsidium des Württ. Kriegerbundcs, um demselben das soeben fertig gewordene vom König aus Anlaß des Regierungs-Jubiläums für den Krieger- bund gestiftete Bundcsbanner zu übergeben. Nachher geruhten S. Maj. den Reg.-Raumstr. Eisenlohr von hier und den Fabrikanten Vog­ler von Ravensburg, von denen der erstere die Zeichnung für die Fahne entworfen, der letztere die Stickerei hat ausführen lassen, zu empfangen und ihnen allerhöchst ihre Zufrie­denheit über das gelungene Werk auszusprechen.

Durch Erlasse des Kgl. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, wonach bei den in den Schreibheften der Schüler aufgetragenen Formenlinien die schwarze Farbe der blauen vorzuziehen ist, ist die Frist bis Ende des Sommerhalbjahres 1891 verlängert worden. Damit ist den Wünschen vieler Geschäftsin­häher, welche noch größeren Vorrat an, auf alte Weise linierten Heften haben, entgegenge- kymmen.

Die Finanzkommission der Ab­geordnetenkammer beendigte gestern die Vor­beratung ves ordentlichen Etats, so daß die am Dienstag zusammentretende Kammer genü­genden Beratungsstoff vorfinden wird. Die Kommission hat nunmehr noch die außerordent­lichen Exigenzen zu beraten. Zum Steueretat beantragt die Kommission u. A. Ermäßigung der Malzsteuer für die kleineren und mittleren Brauer, Ueberweisung der Hundesteuer an d e Gemeinden und Einführung einer ergänzenden «allg. Einkommenssteuer.

Ileuenöürg, 3. März. (Beerdigung) Un­ter außerordentlich starker Beteiligung fand heute die Bestattung des Fabrikanten Julius Bjeyer statt, eines in unserer Gemeinde in seltenem Maße beliebten Mannes. Derselbe gehörte zwölf volle Jahre dem h efigen Ge­meinderat als für das Wohl der Bürgerschaft unermüdlich wirkendes Mitglied an. Zur Lei­chenfeier waren anwesend, neben einer stattli­chen Zahl von Prämien, der Gemeinderat und viele Einwohner, unter welchen sich auch Pforz- hejmer befanden, dieweilen der Verstorbene daselbst sehr bekannt gewesen und sich großer Belebtheit zu erfreuen gehabt hatte. An der <Hstlft stimmten die Schulkinder erhebende Ge­sänge an und Herr Dekan Kranz schilderte in seinem Nachruf die,Verdienste des Verblichenen als Industrieller für das Wohl der Arbeiter und als Glied des Gemeinderates für das Aufblühen der Stadt, welche an der nun ge­schloffenen Gruft einen ihrer besten Bürger betrauert.

Kirkcufeld, 3. März. Bei der heutigen Schuliheißenwahl wurde Assistent Holzschuh mit 132 Stimmen gewählt. Weitere Stim­men haben erhalten: Schultheiß Keßler von Ottenhausen 91, Kaufmann Dieterle von Birkenfeld 22.

Schwenningen. Die Teilhaber eines Brunnens bemerkten kürzlich, daß das Wasser «inen säuerlichen Geschmack habe und ließen es daher vom nahen Apotheker auf seine Bestand­teile untersuchen, in der Hoffnung, im Besitze «iner vielversprechenden Mineralquelle zu sein.

Der Chemiker konstatierte jedoch das Vor­handensein einer pflanzlichen Säure und seine Diagnose war richtig, denn in einem dem fraglichen Brunnen nahe gelegenen Keller war ein Faß mit 500 Liter Seewein ausgelaufen und hatte sich mit dem Brunnenwasser vermischt.

Kervenheim, 3. Marz. Das Wildwasser, der Wedel, wuchs heute großartig. Vieh wurde aus den Ställen geflüchtet, Kellerlöcher vermauert und das Holz aufgeräumt. Um ^/s3 Uhr mußten die Schulen geschlossen werden, weil die Eltern ihre Schüler holten. 2 Meter tief braust das wilde Wasser durch unsere Stadt.

Ilkm, 27. Fcbr. Gestern Abend 6 Uhr setzte eine hiesige Frau thr 9 Monate alles. Mädchen auf einen Tisch, der in unmittel- ! barer Nähe eines Fensters stand. Während! die Mutter sich mit einem andern Kinde de-! schäftigte, gelang es dem Mädchen den Re der s zu öffnen, das Fenster ging auf und das Kind ! stürzte 2 Stock noch auf die Straße hinab. § Heute Nacht ist es gestorben. '

sich schon seit Jahren eingehend beschäftigt und worüber er auch in Potsdam einmal einen Vortrag gehalten hat. Außerdem hat der Kaiser dem General ein neu erfundenes Kriegsspiel verehrt. Diese Höflichkeit wird in französischen Offizierskreisen sehr hoch ausge­nommen, daß dadurch auch die Pariser Deut- schenfreffer za etwas ruhigeren Gedanken kämen, ist freilich nicht zu erwarten.

Die Nordd. A Z. hebt gegenüber dem französsischen Verhalten zu der Berliner Kunstausstellung die Thatsache her­vor, daß sich die öffentliche Meinung in Frank­reich auch unter einer als stark bezeichueten politischen Leitung der chauvinistischen Agitation einer Hand voll Narren und Schreier gegen­über völlig widerstandsunfähig erwies. Sooall» der geringste Appel an die Volksleidenschuft erfolgt, vermöge bas gesittete Frankreich nicht die Bedingungen des gesilteten Verkehrs zur Geltung zu dringen. Darin liege eine vor­teilhafte Klä-uiig, veil nun seststehe, wo die eigentlich- O ielle der europäischen Beunruhig­ungen sei.

» u u s, a» a n -

W'llingeu, 28. Febr. (Ehrlichkeit ) Es ist in gegenwärtiger Zeit, in welcher der Ma­terialismus fast in allen Volksschichten seine Herrschaft übt, erfreulich, verze chnen zu kön­nen, daß es doch noch Leute giebt, die in Handel und Wandel ehrlich sind. So kam letzten Samstag eine Bauers,rau hierher und verkaufte in einem Privathaus Eier, das Stück zu 7 Psg. Als sie auf dem Wochenmarkt sah, daß dieselben dort wohlfeiler 2 Stück zu 13 Psg. verkauft wurden, ging sie wieder in das betreffende Haus und gab ihren Mehr­erlös zurück mit dem Bemerken, sie verlange für ihre Eier nicht mehr als sie wirklich gelten.

Mannheim, 4 März. Von den Patienten, welche im hiesigen Krarkenhause m.t Koch'scher Lymphe behandelt wurden, sind gestern die ersten, ein Mann und eine Frau, als voll­ständig geheilt entlasten worden. Zwei weitere Geheilte sollen in den nächsten Tagen folgen. Auch mit dem Prof. Liebreich'schen Mittel sollen hier Versuche an Kranken angestellt werden.

Gegenwärtig ist der Rhein so klein, wie seit 33 Jahren nicht mehr.

Walvheim, 28, Febr. Einen gräßlichen Selbstmord verübte der Maschinenführer einer Stuhlfabrik Hierselbst. In der Frühstückspause setzte er durch Zulassung vollen Dampfes die Maschine in schnellsten Gang und stürzte sich dann gegen das Schwungrad, das ihm mit einem Schlag den Kopf vom Rumpfe trennte und den entseelten Körper mit furchtbarer Ge­walt gegen die Wand schleuderte. Durch den ungeheuer raschen Gang der Maschine wurde das ganze Fabrikgebäude in Erschütterung versetzt.

Berlin, 4. März. Der Kaiser wohnte gestern dem Mittagsmahl bei den Offizieren des ersten Gardefeld artillerie - Regiments bei und erwiderte den Toast des Kommandeurs Neubrunn mit einer Rede, worin er die Ent­wickelung der Artilleriewaffe und deren Erfolg im letzten Kriege hervorhob. Die Artillerie sei das Rückgrat und Mark der Schlachten zu nennen. Graf Waldersee nahm an dem Essen teil.

Kaiser Wilhelm hat in der letzten Zeit einen ziemlich eifrigen Briefwechsel mit dem französischen General de Boisdeffre unter­halten, welchen er bei Gelegenheit der letzten russischen Mannöver kennen gelernt hat. Der Gegenstand des Briefwechsels betraf Studien über die Feldzüge Hannibals und die Militär­taktik der Römer, mit welcher der Monarch

Hraz, 4. März. Gestern gingen wieder Lawinen niede-. Der Eisenbahnverkehr wurde eingestellt. Der Wien-Triester Eilzug entging nur knapp der Gefahr, von einer Lawine in die Tiefe gerissen zu werden.

Baris. Die hiesigen Blätter besprechen die Thatsache, daß die französischen Maler, während sie sich entschieden gesträubt haben, nach Berlin zu gehen, die Stuttgarter Aus- stellung beschickt haben. Unter den daselbst vertretenen Malern befinden sich auch einige Künstler, welche, wie Roll und Montenard von Anfang an gegen die Beschickung der Berliner Ausstellung protestiert haben,Sie haben vergessen," meint derFigarro,"daß Stuttgart in Deutschland liege." (Wann wohl endlich die Franzosen den thörichten Jrriunz aufgeben werden, daß heutzutage noch eine Verschiedenheit des nationalen Gedankens in Süddeutschland und in Norddeutschland bestehe!)

Athen, 4. März. In ganz Griechenland, besonders in Thessalien, herrscht ein furcht­bares Winterwetter. Der Schnee liegt in manchen Distrikten 1520 Fuß hoch; ganze Dörfer sind eingeschneit und vom Verkehre abgeschnitten. In Athen fällt seit drei Tagen Schnee.

Aewy-rk, 4. März. Eine Räuberbande griff das Franziskanerkloster in Manilla an. Bei dem Kampfe, der sich entspann, wurden der Prior, die Pförtner und mehrere Mönche schwer verwundet, 4 Räuber wurden gefangen, die übrigen entkamen mit reicher Beute.

An ZleW.Kork. bestimmte ein unlängst verstorbener Deutscher, namens Meyer, in seinem Testament, daß seine Leiche ver­brannt und seine Asche von der Spitze des Standbildes der Freiheitsgöttin aus in alle 4 Himmelsgegenden zerstreut werden sollte. Das Testament wurde am Freitag von sechs Gliedern eines Schützenkorps, dem Meyer zu seinen Lebzeiten angehört hatte, vollzogen.

Vermischtes.

(Die Sonne als M ö rder.) Einer der interessantesten Kriminal-Prozesse aller Zeiten ist dieser Tage im Gericht von Henry Counth in Nordamerika zum Abschluß gekom­men. Im Jahre 1887 war ein reicher junger Mann, namens Charles Ensley, in einem Hause durch einen Schuß in den Kopf getötet worden, während er nachmittags 3 Uhr in seinem Zimmer auf dem Sopha lag und ruhte. Auf einem Rechen an der Wand laz