gewandt. Die Schweizer Regicnmg ist gebeten worben, die stmnzöfische Regienmg von dieser Entwickelung unverzüglich zu »erstnndigen und ihr vorznschlagen, im Interesse der Bewohner der nordsranzösischen Gebiete die Zusicherung zu geben, von einer Beschießung der größere,» Städte abzusehen, und ihre Verbün­deten ebenfalls dazu zu veranlassen. Auch sei die deutsche Re­gierung bereit, wenigstens einen Teil der Bevölkerung zum Uebertritt in die feindlichen Linien zu überreden, wofür aller­dings besondere Abmachungen von Front zu Front erforderlich fein würden. Falls die französische Regierung auf unseren Vor­schlag nicht eingeht, kann die deutsche Regierung die Verantwor­tung für die Leiden der Bevölkerung, die eine Folge der ver- rtichtriidcn feindlichen Beschießung aller größeren und kleineren Ortschaften hinter unserer Front sind, nicht übernehmen.

Englische Berichterstattung.

(MTV.) Berlin, 11. Okt. Der englische Kriegsbericht­erstatter Percival Philippe berichtet ein schönes Beispiel für die Art und Weise, wie die deutschen Militärbehörden in dem geräumten Gebiet für die Sicherheit der Zivil­bevölkerung sorgten. Er schreibt:Der deutsche Blatz- kommandant in einem Dorf machte aus einem Bettuch eine weiße Flagge, malte ein rotes Kreuz darauf und hißte diese an der Kirchturmspitze, um so die Anwesenheit von Zivilisten anzuzeigen." Um so schlimmer und verhetzen­der ist es allerdings, wenn der gleiche Berichterstatter an anderer Stelle schreibt, daß die Kinder in den befreiten Dörfern schweigsam und mit Gesichtern wie Wachs, denen das Elend deutscher Gefangenschaft seinen Stempel auf­gedrückt habe, angetroffen worden seien, nachdem er kurz vorher selbst schrieb:Seit acht Tagen lebten die Ein­wohner Tag und Nacht in ihren Kellern, hörten die Schlacht näher und näher kommen, und befürchteten, daß sie im Kampf um den Besitz des Dorfes getötet werden würden." Daß die Kinder, die acht Tage lang den unerhörten Schrecken eines Bombardements durch englische Artillerie durchmachen mußten, schweigsam sind und verstört und von der Kellerluft bleiche Gesichter haben, ist so selbstverständ­lich, daß es unfaßbar erscheint, wie ein anständiger Bericht­erstatter hierfür die Leiden einer angeblichen deutschen Ge­fangenschaft verantwortlich machen kann. Jeder, der ge­sehen, hat, in welch rührender Weise die deutschen Soldaten sich der Kinder in den Ortschaften, in denen sie im Quar­tier lagen, annahmen, wie sie mit ihnen spielten und bei jeder Gelegenheit ihnen etwas zusteckten, muß im Innersten empört sein über diese Art von verhetzender Bericht­erstattung.

Neue U-Bootserfolge.

(WTB.) Washington, 12. Okt. Reuter meldet amtlich: Der DampferTiconddaroga" wurde am 30. September torpediert. 10 Offiziere und 111 Mann werden ver­mißt.

(WTB.) London, 12. Okt. Reuter meldet: Lord French hat mitgeteilt, daß von den an Bord des Dampfers .Fein­ster" befindlichen 790 Personen 193 gerettet find.

(WTB.) London, 12. Okt. Nach einer Meldung der Admiralität werden von den amerikanische« Truppen an Bord des untergegangenen armierten Handelskreuzers Otranio" 335 Mann, von der Besatzung des Schisses 11 Offiziere und 87 Mann vermißt. Man befürchtet, daß sie ertrunken sind. Der DampferKashmir", der mit dem Otranto" zusammengestoßen war, hat einen schottischen Hafen erreicht und die an Bord befindlichen Truppen ohne 'Verlust gelandet.

Zur deutschen Antwort-Note.

Die deutsche Antwort auf Wilsons Gegenfragen ist kurz, gedrängt, bestimmt und unzweideutig. Sie hält sich an die Wilsonschen Grundsätze vom 8. Januar, und nimmt sie als Grundlage für einen dauernden Rechtsfrieden an. Sie wünscht sodann Aufklärung darüber, ob auch die andern Alliierten auf dem Boden der Kundgebungen Wilsons stehen. Wenn das der Fall ist, dann erklärt sich die deutsche Regie­rung im Einvernehmen mit der Lsterreich-ungar. Regierung bereit, den RSumungsvsrschlägen des Präsidenten zu ent­sprechen. Zu diesem Zweck schlägt sie vor, den Zusammen­tritt einer gemischten Kommission zu veranlassen, der es obliegen.würde, die zur Räumung erforderlichen Vereinbarungen zu treffen. Es ist hier also zu beachten, daß die Räumung der besetzten Gebiete nicht bedin­gungslos geschieht. -Wir werden Sicherheiten dafür haben müssen, daß die feindlichen Heere sich nicht an unsere Landesgrenze heranschieben, und dann womöglich bei einem provozierten Abbruch der Verhandlungen sich in unser Land ergießen. Es müssen also vorerst Verhandlungen geführt werden, sowohl militärischer als politischer Nktur, um über die Grundlagen für die künftigen Friedensverhandlun- gen Klarheit zu schaffen. Auf Grund der Gestaltung dieser Verhandlungen werden unsere Unterhändler erst iii der Lage sein, der deutschen Negierung entweder den Abschluß des Waffenstillstandes vorzuschlagen, unter Annahme der Bedingungen der Alliierten, oder sie weiden die Bedingun­gen der Alliierten als unannehmbar betrachten, und die Fortführung des Krieges mit allen Mitteln unserer noch V ungebrochenen Volkskraft verlangen. Denn darüber besteht doch kein Zweifel innerhalb unseres Volkes so große Meinungsverschiedenheiten auch sonst vorhanden sein mögen einen demütigenden Frieden, der uns unsere Freiheit und .Entwicklungsmöglichkeiten beschneiden würde,

Amtliche Bekanntmachungen.

Die unterm 13. Juli ds. IS. verfügte Schließung des VeckereibciriebS des Enge» Stotz in Hirsau wird hicnöc wieder ouigchoben.

Calw, den 1?. Oktober 1913.

K. Oberamt: Dr. Bl dich er, A.-V.

werden wir uns nie und nimmer aufzwingen lassen, da wurden wir cs lieber zum Schlimmsten kommen lassen, zum Eiitscheidnngskampf auf Leben und Tod. Und darüber dürften sich die Führer der Entente auch nicht im unklaren sein, die Aussichten für rns in einem solchen Endkamps wären keineswegs ungünstig, denn die alliierten Völker, namentlich aber Frankreich, Italien und England, brauchen den Frieden so notwendig wie wir. Und wenn jetzt die Alliierten ihre Hunderttausende von Schwarzen aus dem Heere ziehen müssen, dann würde auch wieder ein gewisser Krüstcausgleich eintretcn, und die Wage müßte sich schließ­lich zn unfern Gunsten neigen, wenn unser ganzes Volk und Heer von dem Gedanken beseelt wäre, daß wir die Ver­nicht'.! ngsabsichten des Gegners zuschanden machen müssen. Also von einem bedingungslosen Wassenstillstandsangebot kann und darf keine Rede sein. Einenbulgarischen Waf­fenstillstand" schließen wir nicht. Das würde keine deut­sche Regierung wagen, solange wir noch «in aktionsfähiges Heer haben. Die moralische und militärische Unversehrtheit des deutschen Heeres muffen wir aber im Innern zu stützen suchen, wo wir Gelegenheit dazu haben. Verzagtheit und Kleinmütigkeit dürfen heute im Herzen keines Deutschen Platz greifen. Mit Recht weist das sozialistische Zentral­organ, derVorwärts", darauf hin, daß es nicht auszu­denken wäre, was uns erwarten würde, wenn unsere West­front zusammenbrechen würde. Deshalb fordert er seine Gesinnungsgenossen an der Front auf, ihre Letztes dran­zugeben für die Erkämpfung der Freiheit des deutschen Volkes. Aber so wenig wie die militärische Front zusam­menbrechen darf, so wenig darf die Heimatfront innerlich zermürbt werden durch nutzlose Streitereien über die Not­wendigkeit dieses oder jenes Schrittes, dieser oder jener Handlung und durch Kämpfe innerhalb der Parteien über die Schuld an der inneren und äußeren Entwicklung der Dinge. Es muß sich jedermann namentlich aber die Parteien und ihre Presse darüber Rechenschaft geben, daß wir noch keineswegs Frieden haben, und daß von unserer inneren Geschlossenheit die Qualität des Friedens abhängig sein wird.

Unsere Feinde haben weder in ihrer militärischen noch in ihrer politischen Kriegführung auch nur um ein Deut nachgelassen, im Gegenteil: immer heftiger ist der Ansturm im Westen, der darauf ausgeht, unsere Front aufzurollen, und ebenso intensiv wird auch die Hetzpropaganda gegen alles, was Deutsch ist, fortgesetzt. So wird seit dem deut­schen Friedensvorschlag von englischer und französischer Seite eine unerhörte Hetze getrieben wegen der angeblichen systema­tischen Verwüstung Lei unserer Rückwärtsbewegung in Nord­frankreich. Das geschieht natürlich nur, um die Völker der Entente nochmals zum Endkampf durch Auslösung aller Leidenschaften aiGzupcitschen. In Wirklichkeit wissen die Feinde natürlich ganz genau, daß die französischen Städte und Dörfer nicht mutwillig von uns zerstört worden sind, sondern daß sie größtenteils durch Fliegerbomben und Ar- der eigenen Verbündeten verwüstet worden auch weiterhin gegen unsere U-Boote der moralische Feldzug verstärkt, weil zwei feindliche Paffagier­dampfer versenkt wurden. Wenn diese Dampfer aber im Sperrgebiet fahren, so haben sie sich bewußt in Gefahr begeben. Und unsere U-Boote wissen so wenig, ob auf einem Dampfe: feindliche Soldaten oder nur Zivilpersonen sind, als die feindlichen Flieger, die belgische und franzö­sische Städte bewerfen, ob sie deutsche Soldaten oder die einheimische Bevölkerung treffen. Wir sehen also, der Feind hat seine totalen Vernichtungsabfichien sowohl in militäri­scher wie in moralischer Beziehung noch nicht aufgegeben, und wenn wir uns nicht fest zusammenschlicßen, dann können wir dem einheitlich geschloffenen Kampfwillen unserer Feinde nicht so begegnen, wie es zur Erreichung eines -^-"""ollen Friedens nötig ist.

G

Erzberger zur deutschen Antwortnote.

(WTB.) Berlin, 12. Okt. DieNordd. Mg. Zeitung" schreibt: Staatssekretär Erzberger, Mitglied des

Reichstags, empfing gestern den Direktor derNordd. Allg. Ztg.", O. Stollberg, und machte folgende Ausführungen:

In der bedeutungsvollen Stunde, in der die deutsche Regierung die Rote des Präsidenten Wilson in klaren und loyalen Worten beantwortet, muß das deutsche Volk in ein­mütiger Geschlossenheit zusammenstehen. Jeder Mann in Deutschland darf vertrauen, daß unsere Note nur nach ge­wissenhafter Prüfung aller Möglichkeiten von seiten aller zuständigen Stellen beschlösse» worden ist. Wer etwa glaubt, daß die Heeresleitung nicht den gleich ausschlaggebenden Anteil an der Antwort hatte, wie die politische Leitung, hat von der Art der hier zu lösenden weltgeschichtlichen Auf­gabe nur eine unklare Vorstellung. Der Geist völliger Üebereinstimmung, der die gemeinsamen Beratungen der militärischen Stellen und de: Regierung über das Friedens­angebot vom 4. Oktober beherrschte, ist auch bei der Fest­stellung der Beantwortung der Wilsonschen Rückfragen zutage getreten. Daß die Antwort von einer Regierung erteilt

tilleriegranaten sind. So wird

wurde, die, wie die derzeitige, den Ausdruck des Willens der überwältigenden Mehrheit des deutschen Volkes dar­stellt, von einer Negierung, die nicht nur getragen ist von der Mehrheit des Parlaments, sondern die diese Mehrheit selbst verkörpert, wird der deutschen Note Achtung und Glauben verschaffen. Trotz allen Widerstrebens, mit dem die Ententspresse an die fachliche Würdigung der Neuordnung unserer staatlichen Einrichtungen heranirat, ist nicht zu ver­kennen, Laß' die Ansicht langsam Platz greift im Ausland, daß Deutschland ein anderes und daß es aus einem Obrig­keitsstaat zum Volksstaat gc worden ist. Es ist aber an der Zeit, daß das deutsche Volk sich der Erweiterung, die seine Rechte auf die Gestaltung seines Schicksals erfahren haben, klarer bewußt wird und daß^ es sich seiner Rechte wert zeigt. Das deutsche Volk hat seine Geschicke in die eigens Hand genommen. Diese Ilmwandlung macht Ruhe, Würde und Besonnenheit zur ersten Pflicht. Wir dürfen den» Ausland nicht den Anblick fieberhafter Spannung und kleinlicher Verzagtheit bieten, sondern müssen im Bewußt­sein der Kräfte, die noch im deutschen Volke schlummern, den weiteren. Schritten Wilsons mit kühler Erwar­tung entgegensehen. Die uns feindliche Welt, gegen die wir uns in einem vierjährigen Kampfe beispiellosen Helden­tums behauptet haben, darf nicht glauben, der Deutsche sei schwach geworden, weil er abermals die Hand ehrlich zum Frieden bietet. Ebenso wie früher» bieten wir die Hand zum Frieden nicht aus Schwäche, sondern in der llrbrrzru- gung, daß weder der einen noch der anderen M V ppe ein Sieg im Sinne der völligen Niederwerfung des Gegners möglich sein wird. Um eine Fortsetzung des Mordcns zu vermeiden, das angesichts dieser klaren Erkenntnis ein Ver­brechen genannt werden müßte, haben wir abermals einen Friedensschritt unternommen. Wir haben ihn unternom­men, weil wir überzeugt sid, daß angesichts der tiefgreifen­den Veränderungen unserer staatsrechtlichen Ordnung einem Zweifel an der früher systematisch bestrittenen Vertrauens­würdigkeit deutscher Friedensangebote kein Raum mehr ge­lassen ist. Möge daher das deutsche Volk zeigen, daß es des Ernstes der Stunde bewußt ist, möge, es mutig, stark und entschlossen und des Opfergeistes würdig sein, den es draußen auf dem Schlachtfelds und zu Hause am Heimat­herd bisher bewährt hat.

Danzig gegen die großpolnischen Bestrebungen.

(WTB.) Berlin, 14. Olt. In Danzig hat sich unt -r Beteiligung weiter Kreise aus Stadt und der Provinz ein Ausschuß zur Organisation der nationalen Verteidigung gebildet. (Bekanntlich wollen großpolnffche Politiker Danzig dem künftigen Polen einverleibt wiff-.n.)

Polnische Anleihe bei Deutschland.

(WTB.) Warschau, 12. Okt. Wie die Morgenbllltte, melden, hat gestern ein Kronrat stattgefunden, der sich mit der tunlichst baldigen Uebernahme der Landesverwal- tung und der Heeresbildung befaßte.Eazetta Perana" verzeichnet das Gerücht, daß die polnische Regierung Schritte zur Aufnahme einer Anleihe von SM Millionen in Deutschland für den Wiederaufbau unternehme.

Die Ernährungszustände in Frankreich.

(WT'B.) Bern, 12. Okt Die französische Kammer hat ge­stern Interpellationen über die Lebensmittclteuermrz besprochen. Der Deputierte Lauche führte aus, daß die unteren Klassen und der Mittelstand schwer unter der Teuerung leiden. Kartoffeln, Butter und Fett fehlten. Er verlangte durchgreifende Maßnah­men gegen den Zwischenhandel und die-Gastwirte, die aus dem Vgemeinon Elend Vorteil zögen. Zahlreiche andere Depu' :e schloffen sich diesen Ausführungen an. Dis Verkehrsschwierig leiten und die Flucht der Pariser Bevölkerung in die Provinz hätten dort eine ungeheure Teuerung hervorgerufen. Verpfle­gungsminister Borst führte in längerer Rede aus, die Bevölke­rung muffe der Regierung im Kampfe gegen diese Händler bci- stehen, um die Teuerung zu verwinden. Als. Hauptursachc der Krisis hob der Minister besonders die Unzulänglichkeit der Ein­fuhr, die Verminderung der verfügbaren Arbeiter, das Eintreffen der alliierten Truppen und die Verschwendung hervor. Er ver­langte äußerste Einschränkung Sodann wurde eine Tagesord­nung angenommen, die der Regierung das Vertrauen aussprVt, und sie ausfordert, durch kräftige Maßnahmen gegen d lauten die Verpflegung des Landes sicher zu stelle

Die Kohlennot in England.

(WTB.) Bern, 12. Okt. Nach einer Mitteilu^ lischen Kohlenamtes wird der Kohlenmangel täglich ernster. Vor zwei Monaten, heißt es darin, war die Lage kritisch; heute ist sie mehr als kritisch. Die Muni rionswerke in den- einzelnen Landesteilen erhalten un­genügend Kohle und sind genötigt, einen Tag in der Woche einzustellen. In Schottland ist der Kohlenmanpol beson­ders stark. In den Midlands und in Porkshire schreien die - Muniiionswerke nach Kohlen, können aber nicht befriedigt werden. In vielen Gruben haben dis Reservevorräts einen gefährlichen Tiefstand erreicht. Besondere Anstrengungen werden gemacht, die Eisenbahnen regelmäßig zu versorgen, aber ohne großen Erfolg. Der Hauptgrund dieses kritischen Kohlenmangels ist die durch die Einberufung zahlreicher Grubenarbeiter verminderte Förderung. Ein anderer Grund liegt darin, daß die Bundesgenossen für Kriegs­zwecke höhere Anforderungen als je an uns stellen. Weiter erforderte die Schiffahrt während des Sommers mehr Kohle. Schließlich sind die Folgen des neulichen Eisenbahnercms- standes noch fühlbar,