Ein Sieg der Sovjettruppen im vusosicn ver Nepubk».
(WTV.) Moskau, 8. Okt. Die Petersb. Tel.-Ag. meldet: Samara ist von den Bolschewiki genommen. Am 7. Oktober abends 8 Uhr, wurde Samara von unfern tapferen Truppen eingenommen. Sie wurden mit Jubel von der Bevölkerung begrüßt. Noch vor der Einnahme der Stadt hatten sich die Arbeiter gegen die Tschecho-Slowaken erhoben. Dir Siegesbeute, die unfern Truppen in die Hände fiel, ist ungeheuerlich und läßt sich im Augenblick noch nicht annähernd überblicken. Damit ist auch der letzte Stützpunkt der Gegen revolution unter den wuchtigen Schlägen der Roten Armee gefasten. Zfetzt ist das ganze Wolgagebiet in unserer Haud. Jetzt werden wir das für das sunge Sovjct-Rutzland so nötige Brot erlangen. Dieser Sieg gibt uns neuen Mut im Kampfe für die Ideale des Kommunismus. — (Samara liegt an der Wolga, ungefähr 600 >Km. ostfüdöstlich von Moskau.)
Aus Stadt und Land.
Calw, den 1'-. Oktober 1918.
d Das Eiserne Kreuz.
Ludwig Killer von Calw wurde das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.
Auszeichnung.
* Anläßlich seiner Zuruhesetzung wurde dem Zugführer Klumpp in Calw die Verdienstmedaille des Friedrichsordens verliehen. — Aus Anlaß des Geburtstags der Königin wurden mit dem Charlottenkreuz ausgezeichnet: Stadtpfr. Eberhardt von Zavelstein, Pfarrer Müller von Unterreichrnbach, Pfarrer Schmid von Altbur^, Pfarrer Jung von Stammheim, Pfarrer Erundgei- ger von Eechingen, Pfarrer Uber von Simmozheim, FraU Zollinspektor Marchtaler und Frau Pfarrer Jose n Hans von hier, sowie Frau Schultheiß Braun von Akthengstett.
Dienstnachricht.
* Eine ständige Lehrstelle an der Katholischen Volksschule in Hof (ON. Leutkirch) wurde dem Stellvertreter Josef Eyberger übertragen.
Goldene Hochzeit.
Am Sonntag darf Güterbeförderer a. D. Friedrich Bauer mit seiner Gattin Maria geb. Aichele den schönen und seltenen Tag des goldenen Ehejubiläums feiern. Freudige Teilnahme wendet sich zu diesem Tage dem wohlver dienten Mitbürger zu, der 40 Jahre lang im Dienste der Allgemeinheit gewirkt hat, zuerst noch vor dem Bahnbau als Kgl. Posthalter und hernach als Güterbeförderer bei der Staatsbahn. Durch das Vertrauen seiner Mitbürger in den Bürgerausschutz und den Gemeinderat berufen, hat er auch am Wohl der Stadt mitgearbcitet und ist heute noch als Waisenrichter tätig. Möge dem Jubelpaare, das mit seinen 70 und 72 Lebensjahren sich noch guter Rüstigkeit erfreut, im Kreise seiner Familie trotz Kriegszeit und Kriegsleid ein lieblicher Festtag und noch manches freundliche Jahr im Frieden Leschieden sein.
Königlicher Gnadenerlaß.
Der König hat verfügt: „Ich will den Ehefrauen und Witwen von Teilnehmern an dem gegenwärtigen Krieg, die bis zum heutigen Tage von den bürgerlichen Errichten, Polizei- und Verwaltungsbehörden des Landes rechtskräftig ausgesprochenen noch nicht vollstreckten Straken nebst den Nebenstrafen und Kosten in Gnaden erlassen haben, sofern nur auf Geldstrafe bis zu 200 «tl oder Haft bis zu zwei Wochen oder Gefängnis bis zu zwei Wochen je einschließlich, allein oder in Verbindung miteinande: oder mit Nebenstrafen, erkannt ist. Ausgenommen sind Strafen wegen solcher Handlungen, welche die Ehefrau ein--- Kriegsteilnehmers erst nach Entlastung ihres Ehemanne-- von den Fahnen begangen hat. Doch will, ich in diesen Fällen Einzelvorschlägen für Begnadigung entgegensehen, wenn besondere Umstände den Nachlaß oder die Milderung der Strafe angezeigt erscheinen lassen."
Nerven bryaUen:
Wenn schon die Mahnung „Nerven behalten!" im Privatleben für jede ernste Entscheidungsstunde gilt, so hat sie im Leben der Staaten eine noch viel größere Bedeutung. Das deutsche Volk, das länger als vier Jahre zäh und entschlossen die furchtbare Last des Krieges — im Feld und in der Heimat — getragen hat, darf in diesen Augenblicken, die nicht nur über sein Schicksal, über Krieg und Frieden, sondern auch über das Schicksal der europäischen Kultur entscheiden, seine innere Festigkeit nicht verlieren. Es ist nur zu natürlich, daß allüberall der deutsche Friedensschritt und seine möglichen Folgen im guten und bösen besprochen wird, das erlaubt aber nicht, daß damit den wildesten und — wie selbstverständlich! — auch den törichsten Gerüchten Tor und Tür geöffnet ist. Wir können abwarten, wie die Antwort Wilsons und seiner Verbündeten auf das deutsche Friedensangebot ausfallen wird. Die eisengraue Mauer im Westen hält, und ungestört und ruhig verläuft der Werktag mit seiner fleißigen Arbeit bei uns im Lande. Eine unnötige Erregung, erzeugt durch lächerliche und zum Teil wohl auch bewußt zur Untergrabung der Volksstimmung ausgestreute lügenhafte Gerüchte, kann uns im Jnlande wie im Auslande nur schaden und muß den Krieg verlängern, da die Feinde aus der Nervosität des deutschen Volkes neuen Mut saugen werden, sie könnten unser Heer und uns zertrümmern. Wir dürfen nie vergessen, daß ein wesentlicher und, wie wir bekennen mästen, sehr geschickt betriebener Zweig der feindlichen Kriegführung in der Vergiftung der öffentlichen Mei nung in Mitteleuropa besteht. Wir bekämpfen diese zerstörende Maulwurfsarbeit am besten, wenn wir kaltes Blut bewahren und mit der größten Skepsis allen Gerüchten, woher sie auch stammen, entgcgentreten. Heute heißt es mehr denn je: Nerven behalten!
Die beste Politik.
An dem Ausfall der 9. Kriegsanleihe werden unsere Feinde wie an einem Barometer ablesen, ob wir feststehe" oder müde werden, ob wir Vertrauen zu unserer Führung haben oder an uns selber irre werden, ob wir auch nack einem vorübergehenden Rückschlag im FeÜ>e die Einmütigkeit und Zähigkeit einer großen Nation zeigen oder ob wir mit einem Erlahmen im Schlußkampf alle Ersolge dieser Kriegsjahre in Frage stellen. Jedes Nachlasten in unserer finanziellen Opferfreudigkeit würde den Feinden eine Bresche in unserer moralischen Rüstung verraten, und dos würde bei ihrem von neuem angeschwollenen Vernichtungs willen das gefährlichste Friedenshindernis sein, das sich denken ließe. Darum muß die 9. Kriegsanleihe zu einer erbarmungslosen Enttäuschung werden für die wohlbekannte feindliche Propaganda, die auf die deutsche Uneinigkeit oder auf ein Matterwerden einst überheblicher Stimmungen spekuliert. Einfache Pflichterfüllung ist also im Augenblick die beste Politik. Das ganze Volk muß es wissen, daß cs keine wichtigere Unterstützung aller Friedensbestrebung m geben kann als ein Ergebnis der Kriegsanleihe, das den Feinden die absolute llnzerlösbarkeit unserer inneren Fron* zu Eemüte führt. Keine der bisherigen Kriegsanleihen hat ein solches moralisches Gewicht gehabt als wie diese! Nur der höchste finanzielle Erfolg wird entscheidend dazu beitragen, das Tor zum Weltfrieden auszustoßen.
Professor Hermann Oncken.
Wucherpreise für Kartoffeln.
(SLB.) Vom Kriegswucheramt wird uns geschrieben' In den letzten Tagen sind hier zahlreiche Anzeigen eingegangen, wonach Landwirte der engere» und a.eit»:en Umgebung von Stuttgart von ihren Abnehmern nach Ausstellung der Bezugsscheine weit höhere Preise für Kartoffel verlangen, als nach den festgesetzten Höchstpreisen zulässig ist. Vor allem werden in Orten der OLerämter Leonberg, Ludwigsburg und Vaihingen fast durchweg 16 bis 20 Mark für den Zentner Kartoffeln verlangt. Die Bevölkerung wird in ihrem eigensten Interests dringend ermahnt, alle Versuche, die Höchstpreise für Kartoffeln in die Höhe zu treiben, zurückzuweisen und zur Kenntnis
tcr Behörden zu bringen, damit gegen die Schuldig.'kt e »geschritten werden kann. Alle gegen Preistreiberei g:- richteten Maßnahmen der Behörden sind von vorneherein zu Erfolglosigkeit verurteilt, wenn die Bevölkerung, statt übermäßige Preisforderungen bei der nächsten Polizeibehörde zur Anzeige zu bringen, sich gegenseitig durch Zahlung von höheren Preisen überbietet. Bei der überaus wichtigen Rolle, die die Kartosfel für die Volksernährung spielt, ist es dringend notwendig, daß einer sinnlosen Verteuerung dieses unentbehrlichen Lebensmittels rechtzeitig vorgebeugt wird. Dies kann aber wirksam nur dann geschehen, wenn die Behörden in jedem einzelnen Falle von einer begangenen oder versuchten Höchstpreisübcrschreitung unterrichtet werden. Nur dann kann gegen ein derartiges Treiben m''t der erforderlichen Rücksichtslosigkeit vorgegangen werden.
(SLB.) Eßlingen, 10. Okt. Der Einbrecher in die Räume des Lebensmittelamts in der Realschule ist sest- genommen. Am 2. Oktober wurde zwischen Mühlacker und Stuttgart von einem Eisenbahnüberwachungsbcamten der 39 Jahre alte Schlosser Otto Kohlmeyer von Chemnitz, zuletzt wohnhaft in Berlin, betreten, dessen Angaben über seinen Reisezweck der Nachprüfung bedurften. Bei oe'. körperlichen Durchsuchung des Kohlmeyer in Stuttgart fanden sich neben 3400 Bargeld 2620 Reisebrotmarken zu )? 400 Gram vor, über deren Erwerb Kohlmeyer unwahre Angaben machte. Die weiteren Ermittelungen ergaben, daß dis Reisebrotmarken von dem in der Nacht zum 24. September in das Lebensmittelamt Eßlingen ausgcführten Einbruchsdiebstahl herriihrten. Kohlmeyer hat nach länger:m Leugnen die Tat eingestanden. Einen Teil der Brotmarken hat Kohlmeyer in verschiedenen Städten in Wirtschafte» verkauft. Nach einem weiteren Mittäter wird gefahndet.
(SLB.) Vom mittleren Kocher, 10. Okt. Ein Erleb,u-- eigener Art hatte ein Easthofbesitzer in seiner schön ge- legenen, von Wanderern vielbesuchten Stadt. In fleischloser Woche kam ein Herr in den Easthof, der sehr hungrig tat und dringend um ein Fleischgericht Lat; aber Fleischmarken habe er nicht. Selbstredend Abweisung, weil fleischlose Woche. Die Bitten werden dringlicher — zum Herz- erwcichen. Der gutmütige Easthofbesitzer gibt aus Mitleid schließlich nach, und dem Gast mundet das Esten rebt gut. Aber die Ueberraschung kam nach für den Wirt: een Strafbefehl wegen verbotswidriger Fleischabgaöe. Er war einem Spitzel zum Opfer gefallen. Solch sittenwidrige Verführungen unter mitleiderregenden Vorspiegelungen durch Spitzel sollte die Behörde nicht dulden.
Evangelische Gottesdienste.
Sonntag den 13. Oktober (20. Sonntag n. Trin.): Kirchliche Feier des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin. Vom Turm: 335. Predigtlied: 351, „Ach, treuer Gott". Kirckenchor: „Du, meine Seele, singp . . ." (Ees.-V. 26). — 9>H Uhr vormittags: Predigt, Stadtpfr. Schmid. — 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern der älteren Abteilung. —- 8 Uhr: ALsndpredigt, Stadtpfr. Schmid. — Donnerstag den 17. Oktober: 11 Uhr: Beginn des Zuhörerunter- richts. — 8 Uhr abends: Kriegsbetstunde, Dekan Zeller.
Katholische Gottesdienste.
Sonntag den 13! Oktober (20. Sonntag n. Pf.): Feier des Eeburtsfestes Ihrer Majestät der Königin und Erntedankfest. 8 Uhr: Frühmesse. — 9>L Uhr: Predigt und Amt mit Tedeum. — 1^ Uhr: Christenlehre. — 2 Uhr: Rosen- kranzandacht. — Werktags: Pfarrmesse um 8 Uhr. — Freitag um 8 Uhr: Lazarettgottesdienst. Abends 6 Uhr: Kriegsandacht. — Das Opfer am Sonntag ist für die §> beschädigten des Landes.
Gottesdienste in der Methodistenkapelle.
Sonntag, vormittags 9 Uhr und abends 8 Uhr: Pre, digt, Prediger Firl. Vormittags 11 Uhr: Sonntagsschule. Mittwoch abends 814 Uhr: Kriegsbetstunde.
Für die Schrifil. verantwort!. Otto Seltmann, Calw. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Bnchdruckerei. Calw.
Fleischbestellung und Markenablieferung.
Der Fleischbedarf für die Zeit
vom 14. Oktober bis 17. November 1918
ist mittelst des auf diese Zeit lautenden Fleischbestellkarteaabschniltes spätestens bis
Samstag, den 12. Oktober d. I.,
bei den Metzgern zu bestellen.
Die Ablieferung dieses Bestellkartenabschnittcs sowie der Fleisch- samt Quittungen durch die Metzger hat am
Montag, den 14. Oktober d. 3.,
auf dem Oberamt zu erfolgen, und zwar
für die Metzger der Stadt Calw vormittags,
für die Metzger der übrigen Bczirksgemeinden nachmittags.
Die Woche vom 21.-27. Oktober ds. Is. ist wieder fleischlos.
Calw, den 10. Oktober 1918.
K. Obcramt: Dr, Blaichcr, A.-V,
Vom Oeländerle bis Kentheim
b?m KiltderMe lerlm«.
Abzngeben bei
Frau SchnArle, Lederstr, 168 od. Frau Schnürte, K-ntheim
Auf Station Hirsau hat sich ein großer, schwarzer
Dachshund
verlaufen.
Vor Ankauf wird gewarnt. Abzngeben bei
Michael Hammann, Oberkollbach»
Zu vermieten kleinere
2 Zimmer mit Zubehör an 1—2 Personen sofort oder später.
Paul Burkhardt. Bäckerei.
Kohlenversorgung.
Infolge Verminderung der Zahl der Kohlenbezugscheine, welche der Reichskominissar für die Kohlenversorgung dem Bezirk monatlich zur Verfügung stellt, ferner infolge von Umständen, welche in den Zeit- Verhältnissen begründet sind, ist vorerst eine gewisse Spannung in der Belieferung des Bezirks eingetreten.
Um die Verteilung des anrollenden Materials an möglichst viele Verbraucher zu ermöglichen und um zu verhüten, daß einzelne Verbraucher voll beliefert werden, während andere ungenügend beliefert sind, sieht sich die Bezirkskohlenstelle veranlaßt, anzuordnen, daß bis zum Eintritt normaler Belieferung vorerst der einzelne Verbraucher nicht mehr wie 10 Zir. Kohlen auscinmal erhalten darf. Weitere Lieferung bis zur Höhe der dem einzelnen Verbraucher zustehenden Menge erfolgt dann später.
Größte Sparsamkeit im Kohlenverbrauch wird allen Haushaltung». Vorständen zur Pflicht gemacht.
Calw, den 10. Oktober 1918. .
Bezirks-KohlensteN^-**^
Dr. Blaicher A.-L "