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Nrv. 33.

Mittwoch, 23. April.' 1890

26 . taiingang.

Württemberg.

Stuttgart, 15. April. Der König hat den Prinzen Georg von Großbritannien und Irland unter die Großkreuze des Ordens der württembergischen Krone ausgenommen.

Stuttgart, 18. April. Eine von S. M. dem König berufene, unter dem Vorsitz des Prinzen Wilhelm zujammengetretcne Komission hat beschlossen, daß für das Jahr der Eröff­nung des im Bau begriffenen Landesgewerbe­museums (1895) eine württembergische Landes- Gcwerbeausstellung in Stuttgart stattfinden soll.

Stuttgart, 20. April. Am gestrigen Samstag nachmittag machte Se. Maj. der König, gefolgt von seinem Hündchen, einen Spaziergang in den Kgl. Anlagen. Ein dem Arbeiterstande angehöriger Mann, namens Dees, welcher den König nicht kannte, trat dem einsamen Spaziergänger mit der Bemerkung entgegen, daß das Mitbringen von Hunden in den kgl. Anlagen verboten sei, und meinte auf die Erwiderung des Königs, daß er hier Eigen­tümer sei, das gehöre gar nicht hierher, wem der Hund gehöre, ein solcher dürfe nun einmal nicht hierhergebracht werden. Ein aus der Nähe herbeigeeilt. r Landjäger befreite S. M. vor weiteren Auseinandersetzungen mit dem Malm und führte letzteren der Stadtdirektion vor, wo man ihn jedoch nach Feststellung seiner Personalien entlassen mußte, mit der Warnung, die Polizei in den Anlagen den hiezu berufenen Parkwächtern und Schloßgardisten zu über­lassen.

Frhr. Oskar v. Münch, der demokr. Reichstagsabg. des VIII. W.Kr., erläßt im Beob." folgende Erklärung:Hr. v. Gült- lingen hat den Herausgeber des Taschenlexi­kons des neuen Reichstags ermächtigt, zu ver­öffentlichen, daß ihm die Art und Weise, wie ein anderer Abgeordneter seine Wahl gemacht habe, unsympathisch sei. DieTüb. Kronik" hat mich bereits als Gegenstand dieser Kund­gebung bezeichnet, woran ich nicht zweifelte, und ist es mir auch gewiß, daß Herr von Gültlingen damit mich der Wahlbestechung be­schuldigen will. Ich habe an meine Ver­trauensmänner für auswärtige Agitation, Ver­sammlungen, Ausschellen und Aussagen, Wahl­zettel austragen und austeilen und Fuhrwerk 603,67 M gezahlt. Nach der Wahl ist für 3415,45 Freibier rc. gegeben worden. Außerdem habe ich ca. 1500 als Unter­stützungen und an Armenkassen gezahlt, wovon jedoch höchstens 100 an bedürftige Partei- genössen als Belohnung für Wahlthütigleit; schließlich betragen meine Druckkosten 1271.24 Diese Zahlen werde ich im Verfahren über die von mir erstatteten Strafanzeigen gegen Herrn v. Gpltlingen und Andere beschwören. Ich übirlaqe. es Jedem, über meine Hand­

lungsweise nach der Wahl sich ein Urteil zu bilden; mein eigenes ist durchaus nicht ein selbstzufriedenes. Ob ich aber mit jenen Ausgaben Stimmen gekauft habe, kann nur durch gerichtliche Untersuchungen dargethan werden. Herr v. Gültlingen jedoch hat sich berufen gefühlt, ohne Beweise mich öffentlich zu beschimpfen. Falls er nicht vermag, mich einer ehrlosen Handlung zu überführen, w>rd er die Konsequenzen seines Unrechts zu ziehen wissen." Oskar v. Münch.

Bei Herrn B. Rudolph, Elfenbein- Bildhauer und Hoflieferant, ist ein Elephanten- zahn, 2*/s Meter lang bei einem Gewichte von 120 Pfund, eingetroffen. Dieser interessante Zahn ist einige Tage im Geschäftslokal des Hrn. Rudolph zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt.

Die ersten Kirschen sind heute in der Obst- und Südfrüchteuhandlung von Salzner eingetroffen. Anschließend hieran wollen wir mitteilcn, daß bei Frau Kemmler heute auch die ersten Maiblumen aus dem Walde einge­troffen sind.

Tüöinge», 20. April. Der König hat vermöge allerhöchster Entschließung die zum Tod verurteilten Johann Adam Röhrle und dessen Sohn Eduard Röhrle aus Wildbad zu lebenslänglichem Zuchthaus be­gnadigt

Gannstatt, 19. April. Eine alte Heil­quelle, der sogenannte Veiel'sche Sauerwasser­brunnen auf dem Wasen, wurde im Laufe der letzten Woche wieder neu gefaßt und herge­richtet, auch hiebei einige Verbesserungen ange­bracht, was bei der vorzüglichen und so be­liebten Oualität des dortigen Sauerwassers allgemein mit Freuden begrüßt wird.

Lndwigsliurg, 21. April. Im Privat­krankenhause starb gestern Mittag 1 Uhr an einer Lungenentzündung der Zugmeister Stier von Stuttgart, welchem am Abend des Oster­samstag auf dem hiesigen Bahnhof beide Füße abgefahren wurden.

Keiköroun, 21. April. Der 19 Jahre alte Sohn eines Weingärtners ist heute Vor­mittag Uell Uhr von einem in der Scheuer angebrachten 4 m hohen Gerüste infolge Ver- schiebens eines Brettes herab auf den Kopf gefallen und war sofort tot. (N.-Z.)

Jireudenstadt, 17. April. In Schön- münzach schoß nach demSchw. B." diesen Morgen Prinz Karl von Baden einen pracht­vollen Auerhahn, ebenso wurde von den beiden anderen Herren der Jagdgesellschaft Graf v. Bühler und Baron von Mvltke hier (letzterer inSchönmünzach wohnhaft) je ein solcher erlegt.. '

Weutelsöach, 21. April. Großes Aus­sehen erregte heute sie durch den hiesigen Land­

jäger vorgenommene Verhaftung eines Hilfs­lehrers wegen Vergehens wider die Sittlich­keit, begangen an einer seiner Schülerinnen. Derselbe wurde ans Amtsgericht Schorndorf eingeliefert.

Weutlingen, 19 April. Einem hiesigen Arbeiter wurde neulich der 7. Knabe geboren und hatte Se. K. Majestät die Gewogenheit die Taufpatenstelle zu übernehmen und dem Täufling zugleich die reiche Gabe von 25 gnädigst zuzuwenden.

R unoschau

Bei Marau suchten eine Mutter und deren Tochter aus Karlsruhe den Tod in den Fluten des Rheins. Die Lebensmüden hatten sich mir einem Stricke zusammengebunden; die Unglücklichen wurden jedoch noch rechtzeitig aus den Fluten gerettet. Nahrungssorgen mögen den Anlaß zu dem beklagenswerten Entschlüsse gegeben haben.

In Darmstadt werden bereits Vorbe­reitungen zum Empfang der Königin von England und des deutschen Kaisers getroffen; die Königin wird am 24., der Kaiser am 25. d. M. zu ihrem Besuch daselbst eintreffen.

München, 20. April. Der diesjährige deutsche Katholikentag soll nach Lein Beschlüsse der gestern unter dem Vorsitze des Fürsten Löwenstein gehaltenen Hauptkonferenz in München gehalten werden.

Irankfurt, 21. April. 700 Schuhmacher legten die Arbeit nieder, da sie mit den Mei­stern kein Uebereinkommen wegen einer Lohn­erhöhung erzielten. Eine heute Vormittag statt- gefvndene Massenversammlung beschloß allge­meinen Streik.

Werlin, 17. April. Der Kaiser brachte heute Morgen 9 Uhr dem Generaloberst von Pape anläßlich des 60jährigen Dienstjubilä­ums' desselben persönlich seine Gratulation dar und verblieb in der Villa des Generalobersten 20 Minuten. Der Großherzog von Baden sowie Prinz Wilhelm von Württemberg sandten telegraphisch Glückwünsche.

Werlin, 17. April. Wie dasDeutsche Tagebl." meldet, ist Fürst Bismarck mit der Ausarbeitung seiner Lebenserinnerungen be­schäftigt.

Werkiu, 21. April. Der Kaiser ist mit Gefolge gestern Abend um 11 Uhr nach Bremen abgereist. (Von Bremen begiebt sich der Kaiser nach Bremerhaven und Wilhelms­haven. Von Wilhelmshaven reist der Kaiser am 23. ds. M. Vormittags dann zu einem Jagdausfluge über Osnabrück nach dem Elsaß. Vom Elsaß wird der Kaiser sich alsdann vor­aussichtlich zunächst nach Darmstadt und hie­rauf von dort zur Auerhahnbalz nach Eisenach begeben.)