Beilage M .. Chronik.-

Uro. 32. Samstag, den 1L>. April 13TO.

UnierhMndts.

Kin Watöbranö.

Skizze aus dem australischen Buschleben von

Gustav Löffel.

(Schluß.)

War es die furchtbare Aufregung und An­strengung der letzten Tage und Stunden, ein erstes Versagen der Kräfte im Gefühl der Sicherheit und des gelöschten brennenden Durstes, war es der leise klagende Ton, mit dem der Abendwind durch die langen Schachtelhalme der Kasuarine, wie durch die Salten einer Windharfe fährt genug, ehe noch Robert­son einen klaren Gedanken über das Weitere gefaßt, waren ihm schon die Lider zugefallen, schwelgte seine Seele in dem sonnigen won­nigen Träumen von Besitz und Glück, die seinen Fuß zuerst als Auswanderer nach dem fernen Australien gelenkt.

Als er erwachte, prangte der Himmel noch immer in flammender Röte, aber wie es ihm scheinen wollte an der entgegengesetzten Seite im Osten.

Er mußte sich erst ordentlich wachrütteln und seine Taschenuhr zwischen die bebenden Finger nehmen, um zu begreifen, daß er vom verlöschenden Abendrot hinübergeschlummert war zur aufflammenden Morgenröte.

Die Gefühle Robertsons bei dieser Ent­deckung lassen sich eher ausdenken als be­schreiben. Er war in Sicherheit, zunächst dem Wasser schlafend, und daheim vre Seinen, schlaflos in Angst und Sorge um ihn und mit seinem Vieh schmachtend und vielleicht ver­schmachtend.

Robertson verfiel hierüber in eine förmliche Raserei; und doch harte die Ratur gebieterisch ihr Recht verlangt.

Seine Bestürzung wuchs, als er die Pferde nichr mehr sah und auch vre Glocke, welche er dem einen umgehängt, nicht mehr hörte.

Diesen Schall mußte er zunächst wieder ausjpuren, um sie zu suchen.

Wenn sie nun in den brennenden Wald gerate» waren, wenn herumstreichende Wilde sie weggefangen ober sonstiges landstreichendes Gesindel, an dem Australien niemals arm ge­wesen dann waren die Seinen rettungs­los verloren.

Er lief wie ein Wahnsinniger im Wald herum, rufend und spähend und hin und wieder einen Baum erkletternd, um einen weiteren Ueberblick zu gewinnen.

Auf einem sehr hohen Baum fiel es ihm auch ein, nach dem Feuer Umschau zu halten und nun gewahrte er zu seinem Schrecken' daß dasselbe um die Lagune herumgegangen, und in unabsehbare Weiten fortgeschritten war.

Der Weg, den er gekommen, war ihm abgeschnitten. Auch nach der anderen Rich­tung bot sich kein Ausweg. Dichte Rauch­wolken lagerten bei völliger Windstille über dem Wald, ab und zu von einem helleren Schein durchglüht, wenn ein Baumriese stürzte und eine mächtige Funkengarbe zum Himmel schleuderte.

Todesangst beste! die Seele des einsamen Spähers; er schien verurteilt, in träger Ruhe, in Sicherheit zu leben, lndeß sein teures, treues Weib und seine lieben Kinder dem Tode ent- gegengingen.

Welchem Vater, der diese dem Leben ent­nommene Schilderung liest, krampst nicht das Herz zusammen. Man denke sich, um einen näher liegenden Vergleich zu haben, ein brennendes Haus, in das Niemand zu dringen wagt, zu dem man ihm den Eintritt verwehrt und in dem seine Familie Len schrecklichen Flammentod erleidet!

Robertson glitt wieder vom Baume herab und lief weiter im Suchen nach seinen Pferden.

Es war gegen Mittag, als zum ersten- male das Läuten der Halsglocke zu seinem Ohre drang. Das gab ihm neue Kraft.

Er lies dem Schalle nach und fand die Pferde glücklicherweise beisammen. Der Futter­mangel in jetziger heißer Jahreszeit hatte sie so weit weggeführt.

Er schwang sich auf den Rücken des eine» und trieb das andere vor sich her, zurück nach der Lagune.

Ein furchtbarer Entschluß war in seiner Seele gereift, den Seinen Hilfe zu bringen oder in dem Versuch zu sterben, wie ein Mann und braver Soldat, der auch im Kampf für Haus und Hof, für Weib und Kind sein Leben zu lassen bereit ist.

Am Wasser angelangt, füllte er zunächst und verspundete fest das Faß. Dann schirrte er die Pferde, die inzwischen getrunken hatten, auf, bestieg wieder eines und führte das andere ins Wasser bis zu einer Tiefe, wo sie nur noch mit dem Kopf herausragten. Hier hielt er sie eine Zeitlang fest, während er ihnen auch die Kopse reichlich mit Wasser übergoß.

Wieder am Ufer, spannte er sie an und band ihnen das Scheuleder so zu, daß sie nicht vor, sondern nur unter sich sehen konnten. Dann sprang er selbst mit allen Kleidern ins Wasser und tauchte mehrmals unter. Endlich wühlte er mit seinen Händen den zähen nassen Schlamm vom Boden auf, mit dem er Pferde und Tonne ganz behäufle und behing, und zuletzt umwand er seinen Kopf mit derselben Masse, so daß nur noch seine Augen heraus­sahen.

So ging es dann um die Lagune herum und ohne Zögern und Besinnen mitten hinein in den brennenden Wald, auf dem kürzesten Weg nach Haus.

Zuerst stutzten und bäumten sich die Pferde als ihre Nüstern den erstickenden Gluthauch einsogen und sie den glühenden Boden unter den Hufen spürten; aber Robertson schlug wie wahnsinnig auf sie ein, und fort ging es zu einer Fahrt auf Leben und Tod.

Der wie gesagt, sehr weitständige Wald brannte noch, wenn auch keine Flammenwogen mehr durch in hinrollten. Brennenden Schorn­steinen gleich schlugen aus den hohlgebrannten Stämmen vie Flammen von innen heraus, oben und wo immer eine Oeffnung sich bot. Viele Stämme waren schon gestürzt, den Weg verlegend, andere stürzten noch mit Donnern und Prasseln; glühende Stümpfe ragten wie riesige Fackeln überall empor; das Unterholz zerstob als funkensprühende Asche unter den Hufen der kaum zu zügelnden, zu Tode er­schrockenen Pferde.

'Nach kt) Minuten langer Fahrt war noch kein Unglück geschehen, trotzdem das verlorene Gespann Tod und Verderben auf Schritt und Tritt umlauerte. Was ihnen erst ein Schutz gewesen, der Schlammbehang, brachte sie jetzt in Gefahr zu verbrennen; denn jener war zu

einer papierartigen Masse zusammengeschrumpft und unter den sengenden jGluten getrocknet. Jeden Augenblick konnte dieser Schutzmantel in Brand geraten.

Wenn inzwischen nicht ein Wind aufge­sprungen wäre, der ihnen frische Luft zuführte, so wären sie bereits erstickt gewesen. Bis jetzt hatte sich aber alles zu Gunsten des tollküh­nen Unternehmens gestaltel.

Zwanzig Minuten mochten so vergangen sein in mühsamem Vorwärtsdringen; noch zehn und Robertson durfte hoffen, offene Fahrt zu gewinnen. Dann waren sie auch bald hindurch und daheim.

Mitten in dieses Vorgefühl des Sieges hinein traf den Kühnen das Verhängnis.

Eine Flammensäule schlug unmittelbar hinter dem Wasserschlitten zu Boden, das ganze Gefährt mit einem glühenden Kohlenregen überschüttend.

Das donnerähnliche Krachen und der Feuer­regen hatten die Pferde momentan zum Still­stand gebracht. Dann, als sie das Sengen der eigenen Haut spürten, machten beide einen Satz nach vorn. Robertson, der sich die brennende Schlammmaske vom Kopfe riß, ent­fielen die Zügel, und führerlos stürmten die mutigen Renner, nur ihrem Instinkt folgend, davon aber doch dem Hofe zu!

Robertson hielt sich an der Tonne fest, den jähen Tod vor Augen.

Und er traf und packte ihn mit glühender Faust gerade vor der Brust.

Ein herniederstreichender Zweig, der über die mit gesenktem Kopfe jagenden Renner dahinglitt, schlug ihn von der Tonne herunter; und eines so schwachen Anstoßes hatte es nur bedurft, um den brennenden Baum zu Falle zu bringen, der in seinem Sturze den armen Robertson begrub.

Bang harrten verzweifelnd die Seinen des erlösenden Glockenzeichens und jubelten, als es ertönte. Aber ein jäher Schrecken durchfuhr sie und wandelte ihre Freude in Leid, als das führerlose Gespann auf den Hof fuhr. Sie wußten genug.

Um den Verschmachtenden Wasser zu bringen, war der Gatte und Vater in den Flammen geblieben.

B e r m i s ch te s.

(Umstan d.) Dienstmädchen (in das Zim­mer stürzend): Um's Himmelwillen, gnädige Frau, die Kinder folgen nicht! Sie spielen auf der Straße und gerade ist der Gemein­destier scheu geworden! Dame: Ach Du lieber Gott, und ich Hab noch nicht einmal Handschuhe an!

(Aus der Schule.) Durch das Un­glück wird der Mensch geläutert und erstarkt und geht dann glänzender daraus hervor als vordem. (Zu einem Schülers: Isidor, kannst Du mir ein Beispiel sagen? Der kleine Isidor: Ja, wenn JemandPleite" gemacht hat!

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