Geilage zur ' Chronik."
LCro. 30 .
Samstag, den 12. April
1SS0.
Kteine Leute über: große.
Unter dieser Aufschrift brachte das „N. W. Tagbl." ein Zwiegespräch zweier Wiener, welche den Fall Bismarck beim „Achtel" besprechen. — Da sagt Kranzl, der Schneider: „A Mann wie der Bismarck muß trotz seiner Millionen doch recht bitter g'kränkt sein, daß ihm sein junger Kaiser so g'wiß quasi gesagt hat: „Mei liaber Fürst, sein S' net bös, aber i glaub', es nnrd ohne Jhner a no' geh'n. I Hab' Jhner ja ganz gern, aber d'reinred'n lass' i mr'nimmer." Sie,so was gibtein'mein Brems- ler, und wann m'r tausendmal a Ries' is. Dös is so wia mit aner Kindsfrau, dö waß Gott wia lang in ein' Haus 'dient und alle Kinder aufzog'n hat. So lang dö Buab'n no klane Pauxeln sein, sagt's „Du" zu ihner und giebt ihner sogar dann und wann ein Pracker oder ein' andere Straf'; später fangt's langsam an „junger Herr" z'sag'n oder „Herr Pepi" oder „Herr Franz", und auf amol sterb'n d'Alten weg, und der klane Bua, den d' Kindssrau herumtrag'n hat, is plötzli der gnädige Herr selber. Und ein's Tag's, wia's ihm wieder amol in der alten Manier was Vorhalten will, sagt' er ihr ganz g'müatli: „Mei' liabe Kindsfrau, es is alles recht schön, und i bin Jhner recht guar, aber d'reinred'n dürfen S' m'r net mehr; i bin jetzt schon selber alt g'nug!" . . . Aber da d'rüber Hab i eigentli net reden woll'n." — „Wär' a besser g'west, Sie hätten 's net 'than," neckte der Greißler Gollinger. — „So was! Der Bismarck und a Kindssrau! All's kann m'r ihm nach nach- sag'n, nur net, daß er a alt's Weib wär." — ,G'wiß net, g'wiß net," stimmte oer Schneider bei, „i bin a nur so d'rauf z'reden kommen. Die Hauptfach' is ja was anders. I kann m'r nämlich gar net vorstell'n, daß
der Bismarck seine Entlassung ganz mir nix, dir nix hinnimmt und so g'müatli weiterlebt, als ob garnix g'scheh'n wär. Na ja, i bitt Jhner, so a Mann, der über zwanz'g Jahr der Gottsöberste unter alle Minister und Diplomaten war, der g'wußt hat, daß auf a jed's von seine Wort die ganze Welt aufpaßt als wia Haftelmacher, vor dem d' Völker zittert hab'n, daß er net «mal mit'n linken Fuß aufsteht und in sein Zorn ein' Krieg anfangt; a Mann, den sein Nam' sogar d' afrikanischen Wilden gw'ußt hab'n, der, wann er Biagendrucken g'habt hat, die ganze Börs' rewellisch g'macht hat, kurzum, a Mann, der überall dabei war, alle Tag' in alle Zeitungen g'standen is und sicher war, daß nix g'schicht, wo net die Leut' frag'n: „Was wird da der Bismarck dazu sag'n?" a so a Mann — in der Pension! Kein Arbeit nix zon Regier'»! Stell'n S' Jhner dös vor! Gestern war er no a Art Herrgott, und heut' is er sozusag'n der Niemand. Das muß schrecklich sein! Und dö Langweil, dö er hab'n wird, und dö alten G'wohnheiten, dö ihm no bleiben! Nehmen S' an, er geht auf sein Gut und denkt sie': Na, jetzt wirst di ordentli ausfaulenzen. Guat! Ueber Nacht schlaft er famos und beim Aufwachen hat er schon wieder ganz vergessen, däß er net mehr der alte Bismarck is. Wia der Kammerdiener kommt, fragt er'n glei: „Was is's denn mit die Depeschen? Hat der Kurier schon Akten bracht?" — „Nein, Durchlaucht", gigerzt der Bediente, nix is da. Durchlaucht krieg'n ja so was nimmer. Aber 's Frühstück bring i glei." Und dann schleicht er raus. A Weil' d'rauf kommt er melden, daß Leut' im Vorzimmer sein. „Leut?" denkt sie' der Fürscht in seiner Vergeßlichkeit, „das,wern' wieder so 'n paar sekante Minister oder G'sandte sein", und schnell schlieft er in sein' Uniform.
Und wia die Thür aufg'macht wird, wer steht vor seiner? Der Förster, der weg'n a paar alte Bäum mit ihm reden will, der Verwalter meld't, daß a Masse junge Anteln und Günseln ausbrü't wor'n sein, und a paar Bauern, die um was bitten woll'n. Ganz grantig fertigt's der Bismarck ab. Auf a'mol gibt's ihm ein Riß, und er kriegt seine schönsten rheumatischen Zuständ'. In seine Schmerzen telegraphirt er an sein' Leibdoktor in Berlin. Wia er am ander Tag die Zeitungen lest', sucht er sie d'rin. Ka' Sterbeswörtel nit a anzige interessante Depesch' über sein' Krankheit. Jetzt wird er aber schon damisch süchtig. „Was?" schreit er, „ich Habs Rheumatische, und in kan anzigen Blatt steht a Leitartikel dr'über; mi reißts in alle Glieder, und die Börs' fallt nit in d'Fras und de Papier steig'n sogar? Da soll doch aber glei . . .!" Und nachher setzt er si' hin und kunnt waner über dö undankbare Menschheit. Wia g'sagt: i beneid'» net! Ich möcht' mi net als der mächtigste Mann von der Welt niederleg'n und plötzli als ganz a g'wöhnlicher Mensch auf- stehn'n." ....„Ja net", versicherte Gollinger.
Sinnsprüche
Die Mitte zwischen dem Urteil der Freunde und dem der Feinde ist das richtigste Urteil.
Wenn die Welt gerecht wäre, wäre es kein Verdienst, gut zu sein.
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