Wik-ka-er Chronik.

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Uro. 7S.

Samstag, 2 8. September: 1889

25. ialu'gang.

Württemberg.

— Ueber die Volksfesttage werden am 28. 29. und 30. Sept. wieder außerordentliche Personenzüge ausgeführt u. a. von Bietigheim nach Stuttgart ab 8.10 vormitt., an in Stuttgart 9 Uhr.

Zurück ab Stuttgart 6.45 abends, an in Bietigheim 7.45.

Calw nach Stuttgart ab 5.10 vormitt., an in Stuttgart 7.8.

Zurück ab Stuttgart 7.10 abends, an in Calw 5.45.

Stuttgart, 24. Sept. (Jubiläums-Hunde- Ausstellung.) Die Gesamtzahl der anzcmel- dcten Hunde beträgt 712; hievon entfallen auf deutsche Doggen 210, Vorstehhunde 77, Dachs­hunde 74, Bernhardiner 23, Spitzer 28, Pudel 37, Rattenfänger und Pinscher 46, Möpse 37 re. rc. Als besondere, seltene Rassen sind angemeldet Bluthunde, sowie ein afrikanischer nackter Hund.

— (Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter.) Soeben erfahren wir, daß denjenigen Teilnehmern an der Versammlung, welche das Volksfest besuchen und in den Kreis eintreten wollen, Festabzeichen von der König!. Zentralstelle für die Landwirtschaft zur Ver­fügung gestellt werden. Dieselben können im Ausstellungs-Bureau in Empfang genommen werden.

Stuttgart, 26. Sept. Bei der Preis­verteilung der Obstausstellung erhielten den Kaiserpreis Lambert und Reckter in Trier, den Königspreis Gaucher in Stuttgart. Der nächste Pomologen-Congreß ist in Breslau.

Stuttgart, 27. Sept. Se. Majestät der König, welcher sich am Mittwoch Abend gast­risch unpäßlich fühlte, blieb gestern Vormittag auf den Rat des Arztes zu Bette, um desto sicherer der für den Abend bestimmten Festvor­stellung im kgl. Hoftheater anwohnen zu können. Der Tag verlief im Wesentlichen befriedigend; doch versagte sich Se. Majestät, die Absicht, der Vorstellung im k. Hoftheater anzuwohnen aus­zuführen. Gerüchte von irgend ernstlichen Erkrankung Sr. Majestät sind falsch. Ins­besondere ist die Lunge ganz frei. Die heutige Nacht war gut, aber voraussichtlich wird Sr. Majestät der Besuch des Volksfestes morgen nicht möglich sein.

— Die Flößerei auf der Nagold kann seit dem 24. Sept. wieder beginnen.

Kalw, 26. Sept. In der heute stattge­habten Versammlung von Wählern aus den 4 Bezirken des VIl. Reichstags-Wahlkreises (Calw, Herrenberg, Nagold, Neuenbürg) wurde die Kandidatur des Hrn. Landgerichtsrat Frhrn. v. Gültlingen nach Bekanntgabe seines Pro­

gramms einstimmig gutgeheißen. Man einigte sich zufolge dieses Beschlusses dahin, daß seitens der einzelnen Bezirkskomites Aufrufe und Ein­ladungen zur Wahl und zur Bildung von ört­lichen Komites ergehen sollen.

Waldsee, 23 Sept. Vergangene Nacht ist in Weiler, Gemeinde Eberhardzell, ein großer Bauern Hof gänzlich niedergebrannt. Der ganze Ernteertrag und der gesamte Viehstand, 5 Pferde, 24 Stück Rindvieh, 4 Schweine und 1400 bares Geld sind mitverbrannt. Der Brand ging vom Heustock aus. Der Schaden ist be­trächtlich.

Rundschau.

Karlsruhe, 23. Sept. Der Mörder des Kanoniers Fritschle von Jttlingen soll entdeckt und ein Teil des bei der Mordthat verübten Raubs wieder beigebracht worden sein.

Anden, 23. Sept. Heute gegen Mittag — s/« 12 uhr — ereignete sich auf der der hiesigen Schützengesellschaft gehörigen Schicß- stätte ein gräßlicher Unglücksfall. Die Schützen­gesellschaft hält in diesen Tagen ein Jubiläums­schießen ab und ein Büchsenmacherlehrling war beauftragt, den Beginn des heutigen Schießens mittelst Böllerschießen anzukündigen. Der Junge hatten den ersten Böllerschuß losgelassen und lud den zweiten. Plötzlich hörte man eine hef­tige Detonation und herzzerreißendes Geschrei. Das Pulver mußte sich beim Herreinstoßen an der noch heißen Röhre entzündet haben, der Stößer fuhr zurück und dem Jungen in den Leib, den er vollständig zerriß. Der Tot trat alsbald ein.

Gernsbach, 23. Septbr. Hier sind die Metzger mit dem Preis des Kalbfleisches von 70 Pf. pro Pfund auf 66 zurückgegangen.

Göerkirch, 23. Sept. Das Bad Rip­poldsau ging, laut„Renchth." durch Kauf an eine Aktiengesellschaft über. — Auch das Bad Petersthal ist zum Verkaufe ausgeschrieben.

Keidelberg, 24. Sept. Der Pächter des die Gemarkung Wölchingen bei Boxberg durch­fließenden Umpferbaches, Herr Riedel aus Hei­delberg, machte gestern einen selten Fang. Beim Fischen mit dem Garne fand sich in diesem ein großer Fischotter vor und konnte das Tier nur mit vieler Anstrengung bewältigt werden. Der Otter hat ein Gewicht von 23 Ve Pfund.

— In Lindau erregt gegenwärtig ein dort verfertigtes Wasser-Velociped großes Inte­resse. Dieses Velociped wird auf dem Wasser zum Fahren benützt. Es besteht aus zwei Cylindern aus Eisenblech, welche auf dem Wasser schwimmen und die Maschine (ein ge­wöhnliches Velocipedrad mit Schaufeln) tragen. Auf dieser Maschine sitzt der Fahrer und be­wegt das Schaufelrad mit den Füßen wie ein

anderes Velociped. Die Schaufeln greifen wie bei einem Dampfschiff in das Wasser ein, wodurch die Vorwärtsbewegung des Fahrzeugs erfolgt. Rückwärts ist ein gewöhnliches Steuer­ruder angebracht, welches vom Fahrer auf die einfachste Weise gelenkt werden kann.

— In Nürnberg ist der Vorstand und Kassier der Buchdrucker-Unterstützungs-Kasse, Schriftsetzer Mützler, durchgebrannt. DieSumme der Unterschlagung beläuft sich auf über 6000^

Kempten, 23. Sept. In der benach­barten Ortschaft Martinszell sind gestern Mit­tag zwei Häuser abgebrannt. Die 73jährige Taglöhnerin Brutscher, welche in ihre bereits brennende Wohnung eindrang, um zwei dort befindliche Kinder zu retten, fand den Tod in den Flammen. Die Kinder konnten gerettet werden.

Kraukfurt, 24. Sept. (Amerikanisches Schlachtvieh.) Die erste aus Amerika erwar­tete Probesendung lebenden Schlachtvieh's soll heute abend oder morgen hier eintreffen und dann eventuell gleich am Mittwoch, wegen der jüdischen Feiertage einen Tag früher, zum Ver­kauf gestellt werden.

Wiesbaden, 27. Septbr. Die Königin von Rumänien trifft heute Abend zu 14tägi- ger Massagekur hier ein. Dann reist sie nach Bukarest.

Aerkin, 25. Septbr. Die „B. P. N." weisen darauf hin, daß die Aufhebung der Sklaverei in Sansibar den gemeinsamen deut­schen nnd englischen Schritten beim Sultan zu verdanken und als ein über Erwarten er­freuliches Ergebnis der Aktion Wißmanns, sowie der energisch durchgeführten Blockade zu bezeichnen sei und fügt hinzu: Somit dürfte bei der Beratung der Wißmann-Vorlage der bereits vorgesehene Zeitpunkt für die Aufheb­ung der Blockade erwogen und die geschlos­senen Küstenplätze dem Handelsverkehr wieder geöffnet werden können.

— Angesichts der außerordentlichen Erhöhung der Kohlenpreise durch die Privatbergwerkbesitzcr hat der preußische Minister der öffentlichen Ar­beiten die Verwaltungen der Staatsbcrgwerke angewiesen, in der Erhöhung der Kohlenpreise, sofern eine solche den steigenden Selbstkosten entsprechend angezeigt erscheine, angemessene Zu­rückhaltung zu beobachten und sich von über­triebener Ausnutzung zeitweilig günstiger Ver­hältnisse fern zu halten, selbst wenn sich die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Staatswerke unverhältnismäßig steigern sollten.

— Ein von General Wolseley über die deutsche Armee veröffentlichter Artikel in einem Newyorker Journal enthält u. A. nachfolgende lehrreiche Sätze: „Für mich war die deutsche Armee bislang immer der Typus jenes mili-