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Amtliche BekannImaryungen.

Herb st kartoffelpreis.

Der Kerbstkartoffelpreis ist von der Landeskartosfelsielle von heute an in der Weise festgesetzt worden, daß dem Kar- tofselerzeuger für die an den Kommunalverband abge­gebenen Kartoffeln für den Zentner zukommt:

1. ein Grundpreis von 5,50

3. für jeden bis zum 31. Dezember 1918 abgegebenen Zentner eine Schnelligkeitsprämie von 50 H:

3 zu dem aus dem Grundpreis und der Schnelligkeits- Prämie sich zusaimnensetzenden Erzeugerpreis tritt ein von den Bedarfsstellen an die liefernden württem- üergischen Ueberschußverbände zu bezahlender weiterer Zuschlag von 25 H für den Zentner, aus welchem die­jenigen Kartoffelerzeuger, deren Anwesen nicht in nächster Nähe der Verladestation gelegen ist, folgende Ansuhroergütvng erhalte» bei Entfernungen von mehr als 1 bis zll 5 km 1« Hs

5 bis zu 10 km 2« Hs

10 bis zu 15 km 30 Hs

mehr als 15 km 40 H'

für den Zentner. Kgl. Oberamt.

Calw, den 24. Sept. 1918. Dr. Blaicher.

Kurfrrmdenwrsen während des Winters.

Gemäs; Erlag des Kgl. Wllrtt. Ministeriums des Innern vom 19. September d. I. wird mit sofortiger Wirkung folgendes ungeordnet:

Ortsfremde Personen dürfen sich im Bezirk des Ober­amts Calw zu Kur-, Erholungs- oder Vergniigungszwecken nur mrt schriftlicher, jederzeit widerruflicher Genehmigung des Oberamts aushalten und von Inhabern von Gaststätten beherbergt werden. Da dies sofortige Wirkung hat, haben sämtliche Kurfremde entweder sofort abzureisen oder sofort schriftlich um Genehmigung nachzusuchen. Diese Genehmi­gung wird nur ganz ausnahmsweise erteilt, und zwar nur

a) an Militärpersonen:

b) an Personen, deren Aufenthalt durch eine gesundheit­liche Notwendigkeit begründet ist. Hiezu ist persön­liche Untersuchung durch den Vertrauensarzt des Ober­amts notwendig.

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die bis­herige Bestimmung, daß sich Kurfremde eine Woche lang unbeschränkt aufhalten dürfen, aufgehoben ist. Kein Kurfremder darf sich mehr ohne schriftliche Genehmigung des Oberamts im Bezirk aufhalten, und ebensowenig dürfen Inhaber von Gaststätten noch Kurfremde aufnehmen, die nicht im Besitz einer schriftlichen Genehmigung des Oberamts sind. Mehr als zweimal dürfen keine Kurfremden ohne schriftliche Genehmigung des Oberamts übernachten.

Diese Vorschrift findet keine Anwendung für die nächsten Angehörigen, soweit sie unentgeltlich beherbergt werden. Die Ortsbehörden sind angewiesen, die Nachtbücher aufs ge­naueste zu prüfen, dag keine unzuverlässigen Uebernachtun- gen stattfinden. Kgl. Oberamt:

Lalw, 23. Sept. 1918. Ass. Dr. Blaicher, A.-V.

Kgl. Oberamt Calw.

Auf die imStaatsanzeiger"'Nr. 217 (Beilage) erschie­nene Bekanntmachung der Kgl. Zentralstelle für die Land­wirtschaft vom 11. d. Mts. betreffend die Abhaltung eines Molkereilehrkurses in Eerabronn werden die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.

DerStaatsanzeiger" kann bei den Herren Ortsoor­stehern eingesehen werden. Reg.-Rat Binder.

Den 19. September 1918.

Bekanntmachung des Ministeriums des Innern betreffend Kriegs-Neserve-Seeoffizieranwiirter.

Als Kriegsreserveseeoffizieranwärter können gemäß aller­höchster Kabinettsorder vom 24. Juni 1918 für die Dauer des Krieges junge Leute der Landbevölkerung, welche die Reife für die Unterprima erworben haben, im Bedarfsfälle auch solche mit der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst, zur Ausbildung zugelassen werden.

Gesuche um Einstellung als Kriegsreserveseeofftzier- anwärter werden jederzeit von der Inspektion des Bildungs- wssens der Marine (Kriegsreserveseeoffizieranwärterabtei­lung) in Kiel entgegengenoinmen. Sie sind möglichst früh­zeitig einzureichen.

Nähere Auskunft über die Gesuchsbeilagen, Einstellung, Ausbildung. Beförderung, Kosten, Gebührnisse usw. kann bei der K. Stadtdirektion Stuttgart und den K. Oberämtern eingeholt werden. Für de« Staatsminister:

Stuttgart, den 5. Sept. 1918. Friedet.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

sWTB.j Großes Hauptquartier, 24. Sept. (Amt­lich. j Westlicher Kriegsschauplatz. Heeres­gruppe Kronprinz Rupprecht: Nordwestlich oou Dirmuiden und nordöstlich von Wern machten wir bei erfolgreichen Unternehmungen 7V Gefan­gene. Nördlich von Moeuvres wurden Teilangriffe »es Feindes abgewiefen. Die Artillerietätigkeit war km Kanalabschnitt südlich von Arleux gesteigert.

Heeresgruppe Böhn: Zn örtlichen Gegen­angriffen nahmen wir südlich von Billers Guislain kind östlich von Epehy Teile der in den letzten Kämp­fen in Feindeshand verbliebenen Grabenstücke wie- -er und machten hierbei Gefangene. Gegenstöße des Feindes wurden abgewiesen. Zwischen Omignonbach «nd der Somme lebte der Artilleriekampf am Abend »uf. Leutnant Rumeq errang seinen 41. Lustfieg.

Bei den andern Heeresgruppen keine besonderen Kampfhandlungen.

Der erste kÄneralquartiermeistrr Ludendorsf. ie dich gebar.

Nie dich erzog zum Mann,

M Heimat pocht " W Ilm Hilfe bei dir an.

^ Wer eilt nicht schnell Mit voller Hand herfür,

Ständ' seine Mutter Bittend vor der Tür?

Die gestrige Abendmelduug.

Erneute englische Angriffe nordwestlich St. Quentin gescheitert.

(WTB.) Berlin, 24. Sept., abends. (Amtlich.) Nord­westlich von St. Quentin sind erneute heftige Angriffe des Feindes zwischen dem Omignonbsch und der Somme ge­scheitert.

Ein Lob für unsere wiirttembergischen Truppe».

Der Kriegsberichterstatker desB. L.-A.", Karl Rosner, der den Kaiser bei allen Besuchen an der Front begleitet, hat bei einem Besuch desselben an der Front im Sünd­ig au am 20. September folgendes über die württembergi- schsn Truppen geschrieben:Da sind Württcmberger, pracht­volle. frische, siegreiche Männer! Sie haben schon beim Vormarsch in Lothringen und dann im Priesterwald ge­jochten. sie waren an der Somme, bei Verdun, am Ancrebach und an der Avre, sie waren überall, wo der Sieg teuer und das Leben billig war . . . Solchen Trup­pen darf beruhigt die Wachs an des Reiches Grenz« an­vertraut sein."

Aus dem fe'mdlichen Lager.

Zuchthausstrafen für Friedensfreunde in Italien.

(WTB.) Berlin, 24. Sept. Aus Lugano wird dem B. Tgbl" mitgeteilt: Das römische Kriegsgericht hat 6 9 Ausrührer zu langjährigem Zuchthaus und ihre Rädelsführer zu lebenslänglichem Kerker verurteilt.

Das Fiasko der freiwilligen Rekrutierung in Irland.

(WTB.) Rotterdam, 24. Sept. DerN. R. C." meldet aus London: Man erwartet, daß beim Wiederzusam­mentritt des Parlaments am 12. Oktober eine kgl. Ver­ordnung zur Einsührung der Dienstpflicht in Irland er­scheinen wird, dis. wenn das Parlament nicht dagegen auf- köM. 14 später in Kraft treten wird, Die freiwillige

Rekrutierung ist vollkommen mißlungen und hat statt der erwarteten 50 000 Mann nur 7000 Mann ergeben. Der loyale Teil Irlands, die Mstergrafschasten, ist ebenso hinter den Erwartungen zurückgeblieben wie die Unionisten Irlands.

Die Propaganda gegen Oesterreich in Amerika.

(WTB.) Washington. 22. Sept. (Reuter.) Auf einer vierzehntägigen Konferenz, die hier zwischen den Vertretern der Tschecho-Slovaken, Polen und Jugoslaven abgehalten wurde, wurde Einstimmigkeit über das ganze Problem der Ziele der unterdrückten Nationalitäten von Oesterreich- Ungarn erreicht und die Gründung einer neuen zentralen Körperschaft der europäischen Gruppen zum Schutz der In­teressen aller angeschlossenen Nationalitäten in Aussicht gestellt. Nach der Konferenz empfing Wilson Masaryk vom Tschecho-slovakischen Nationalrat, Padrewsky vom polnischen Nationalkomitee, Minkovik vom Jugoslavi- schen Rat und andere Vertreter, die dem Präsidenten ein Programm vorletzten, worin sie ihm versicherten, daß die unterdrückten Nationalitäten sich energisch und vereint hinter die amerikanischen Kriegsziele stellen. Das Pro­gramm fordert ei« freies Böhmen, eine frei jugoslavische Nation und die Gründung eines freien Polen».

Die Lebensmittelversorgung der Alliierten durch Amerika.

(WTB.) Washington, 22. Sept. (Reuter.) Der Lebens- mittelkontrolleur Hoover erklärte, daß die Vereinigten Staaten bereit seien, 5730000 Tonnen Lebensmittel mehr dem amerikanischen Heer und den Alliierten zuzusenden, als im Vorjahr. Der gesamte europäische Bedarf für das Jahr, das am 1. Juli begann, wird aus 7 550 000 Tonnen Roh­stoffe für die Vrotbereitung, 1850 000 Tonnen Zucker und 2 700 000 Tonnen Viehfutter geschätzt. Hoover ermahnte da­zu, den Verbrauch freiwillig einzujchriinken. Die Einfuhr von Zucker, Kaffee, und ähnlichen Erzeugnissen müsse ab­nehmen.

Amerikas Schuld an der Fortsetzung des Krieges.

(WTB.) Helsingfors, 23. Sept. Unter mehreren scharfen Artikeln aus Anlaß der ablehnenden Haltung der Westmächte verdienen gegen Amerika gerichtete Aeußerungen ausSu- omen Sofiali Demokraatti" besondere Aufmerksamkeit. Die Mitteilung, daß die Antwort der Vereinigten Staaten auf die österreich. Friedensnote innerhalb einer halben Stunde abgegeben wurde, enthalte ein Verbrechen, für das man keine Worte finden könne. Amerika habe innerhalb dieses Zeitraums beschlossen, Millionen von Menschen in Blut zu ertränken und die ganze Welt mit Toten, Ver­wundeten, Krüppeln und Idioten zu erfüllen. Die Armen, die nicht von den Kugeln erreicht werden, müßten aus Man­gel an Lebensmitteln sterben. Internationale Arbeitslosig­keit und Armut möge emporwachsen'. Platz für das ameri­kanische Feuer und Eisen! Kann man größere Verbrechen innerhalb einer Stunde begehen? Die Antwort ist ein Verbrechen, auch weil sie von einem einzelnen abgegeben ist, weil sie denselben Imperialismus prägt, dessen die En­tente den Gegner beschuldigt. Eine grenzenlose Verantwor­tung hat das Land des Goldes und der Reichtümer auf sich geladen.

Die Vorgänge im Ostök.

Konflikte zwischen der russischen Nordregicrung und den Engländern.

(WTB.) Petersburg, 25. Sept. Eingelau^re Berichte besagen, daß in der sogen. Archangelsker M?dregierung Zwistigkeiten zwischen den Vertretern der rechten Sozial­revolutionäre und dem englischen Koinmandostab entstanden sind. Letzterer hetzte die Anhänger der Sozialrevolutionäre auf, die mittleren und niederen Volksschichten zu hinter­gehen. Sobald mit Hilfe dieser Verräter das Ziel der Irreführung der Levöllerugik erreicht imuLe seitens

des englischen Kommandos die völlige Mißachtung gegen über den Vertretern der Sozialrevolutionäre bemerkbar, welche am Beginn der englischen Herrschaft tn Archangelsk sich unter den Schutz der englischen Diktatur gestellt hatten. So wurden am letzten Sonntag allgemeine Versammlungen der Mitglieder der Archangelsker Organisation der rechten Sozialrevolutionärs vom Stadtkommandanten untersagt. Die Räumlichkeiten des Parteibureaus wurden durch eine Milizabteilung besetzt, die nach Entfernung der Schlösser dt« Räume versiegelte.

(Das haben die Sozialrevolutionäre nun von ihrer Ver­trauensseligkeit gegenüber den englischenBefreiungs"- abfichte». Dis Engländer wollen in erster Linie das russi­sche Volk wieder in den Krieg gegen Deutschland Hetzen, dieruffische Freiheit" ist ihnen vollständig gleich, ja un­bequem, wenn sich die Sache nicht für Englands Zwecke aus­nützen läßt. Die Schriftl.)

Die Kämpfe in der Sovjetrepublik.

(WTB.) Moskau, 25. Sept. Nach den in derJsveslija" veröffentlichten Kriegsberichten rücken die Engländer in der Richtung auf Kotlas vor. Auch an der Ostfront tn der Gegend von Perm fanden anscheinend heftigere Kämpfe statt, in denen die Truppen der Bolschewiki zu­rückgedrängt wurden.

Vermischte Nachrichten.

Einverständnis unter den Verbündeten.

(A<TB.) Berlin, 25. Sept. Der türkische Eroßwesir gewährte vor seiner gestrigen Abreise nach Konstantinopel einem Vertreter derVoss. Ztg." eine Unterredung, in der er sagte, es gereiche ihm zur Genugtuung, Mitteilen zu können, daß sich infolge der Besprechungen, die er in Wien, Berlin und im Hauptquartier mit allen maßgebenden In­stanzen gepflogen habe, eine Verständigung habe er­zielen lassen, die allen vier Bundesgenoffen zum Segen ge­reichen werde. (Es dürfte sich hier wohl in erster Linie um die bulgarisch-türkischen, die türkisch-russischen Fragen und dann auch die allgemeinen Richtlinien für die Friedens­bedingungen handeln.)

Gegen die innere Agitation unserer Feinde in Oesterreich-Ungarn.

(WTB.) Serajewo, 24. Sept. Zu Ehren des auf einer Informationsreise durch die Südländer der Monarchie hier weilenden Grafen Tisza gab der Landeschef ein Frühstück, wobei Graf Tisza erklärte: Wir leben in einer Zeit, wo die wildesten Pläne zum Vorschein kommen, wo die zielbewußte Agitation unserer Feinde darauf losgeht, die Monarchie durch innere Zwistigkeiten ins Verderben zu stürzen. Unter solchen Umständen ist es heilige Pflicht, daß die Volksführer alles andere beiseite lassen, mit Einsatz ihrer ganzen Person das Volk auf den richtigen Pfad führen. Die Monarchie lebt und wird leben und wird sich durch alle Phrasen unsere Feinde und deren ganze journalistische Propaganda nicht aus der Welt schaffen lassen.

Der Kronprinz von Rumänien mit Arrest bestraft.

(WTB.) Jassy, 24. Sept. (Amtlich.) Kronprinz Carol ist von König Ferdinand von Rumänien als Ober­befehlshaber der Armee wegen Vergehens gegen die mili­tärischen Vorschriften mit 75 Tagen strengem Arrest bestraft worden. Der Strafvollzug hat gestern bereits begonnen. Die mit diesem Vergehen in Verbindung stehen­den Handlungen werden zunächst auf ihre Gültigkeit ge^ prüft, um die Folgen beurteilen zu können. Dann werden Maßnahmen ergriffen werden, wie sie das Interesse de» Landes und der Dynastie erfordern. (Es handelt sich' anscheinend um die kürzlich gemeldete Liebesgeschichte des Kronprinzen.)