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im Laufe der nächsten Tage 5 davon. 63 Seeleute, größtenteils Ausländer, retteten sich auf das Leuchtschiff; am 18. November erreichten von dem Leuchtsch ff 1 Offizier, 5 Matrosen und 48 Mann von den eingefrorenen Segelschiffen das User. 15 Alaun, deren Gliedmaßen abgesroren sind, blieben auf dem Leuchtschiff. Am 19. November sanken noch 2 weitere Segelschiffe, am 22. Novbr. gelang es einem Kriegsdampfer, an Vas Leuchtschiff heranzukomme» und das elbe in freies Wasser herauszuführen.
Warschau, 20. Nov. Der Getreide- und Spiritushändler Wolfs Lewinsohn ist nach Verübung von Wechselfälschungen im Betrage von mehr als hundcrttausenv Mark flüchtig geworden. Tie hiesigen Bankinstitute sind nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Im Irrenhaus in Wacerata starb eine vornehme Dame im Alter von 103 Jahren, von denen sie 80 Jahre in der Anstalt zugebracht hatte. Sie hatte täglich und bis zum letzten Tag gefragt, ob ihr treuloser Bräutigam angekommen sei.
London, 22. Nov. Air Bord eines im Hafen von Bristol ankernden Schiffes explodierten gestern abend 310 mit Naphta gefüllte Fässer. Das Schiff wurde in tausend Stücke zerrissen. Einzelne Schiffst» ümmer flogen bis in die Tonderstreet, wobei eine Anzahl Personen schwer verwundet worden sind. Die ganze Schiffsbemannung wurde getötet.
London, 26. Nov. Der Times wird aus Sansibar vom 25. d. gemeldet, eine ernste Erkrankung des Sultans verzögere den Beginn der Operationeii; der Sultan hat bis jetzt keine Kundmachung erlassen. Die ursprünglichen Vereinbarungen seien dahin abge- ündcrt, daß Deutschland den südliche», England den nördlichen Teil der Küste blockiert. Die deutsche Marinebesatzung hat sich aus Bagamoyo wieder zurückgezogen, in Folge des dort grassierenden Fiebers.
NewyorK, 22. Nov In der Nähe von Harrision im Staate Ohio entgleiste ein Per- sonenzug. !5 Passagiere sind tot, über 50 schwer verwundet. Der Zug selbst ist nur noch ein Trümmer Haufen.
^»üdamrrika. Ein neues Eisenbahnun- ternehmen von großer Wichtigkeit hat jetzt greifbare Gestalt angenommen. Es zielt auf die Durchquerung Südamerikas hui; Rezise, der am weitesten gegen Osten liegende Hafen Brasiliens, soll durch einen Schienenweg mit Valparaiso, dem nächsten Hafen der amerikanischen Westküste an Neuseeland und Australien, verbunden werden. Rezise ist mit den Dampfern, wie sie heute gebaut werden, von Lissabon aus in 9 Tagen zu erreichen, die Eisenbahnfahrt nach Valparaiso würde 5 Tage dauern; auf diese Weise könnte man von Europa in 14 Tagen die Küste des Stillen Ozeans erreiche».
Unterhaltendes. Des Kaufes Dämon.
Roman aus dem Englischen von August Leo.
(Fortsetzung.)
In die Zukunft konnte sie nicht blicken; sie sah nur das schöne ernste Gesicht, das sich während ihres Fieber-Deliriums über sie gebeugt hatte — und an die herrlichen braunen Augen des fremden Mannes denkend, schlief sie endlich ein und träumte, daß er sich über sie beugte und sie küßte und weißen Hollunder auf ihr Bett legte, während er mit einer Stimme, deren Wiederklang sie im Herzen fühlte, sagte:
„Ich liebe Sie, Crystal Merrivale! Ich habe Sie schon seit Jahren gesucht!
Und selbst im Schlafe dnrchbebte sie süßes Entzücken und die schlummernde Liebe erwachte in ihrem Herzen. —
Der Tag ging zu Ende, die Nacht brach herein und zog vorüber; am nächsten Morgen trat Schwester Veronica mit einein großen Strauße dunkelroter Rose» an ihr Belt.
Crystal lächelte, als sie dieselben sah, doch standen ihr Thrünen in de» Augen.
„Schickt er sie?" fragte sie, d'e feuchten Augen aufschlagend.
Schwester Veronica nickte mit dem Kopfe.
„Wie schön sie sind! Ach, Schwester, so aiebt es doch noch gütige Herzen in der Welt! Geben Sie mir eine von viejen Rosen. Sie rufen mir die Erinnerung an die Heimat zurück, an das FarmhouS, in dem — Papa parb. Ich wünschte, damals auch zu sterbe»,
— o, ich weiß, saß das schlecht war! Aber
— aber ich ivußte eigentlich nicht mehr, für wen ich leben sollte. Ich glaubte immer, die Mensche» wären hart und grausam gegen alleinstehende Mädchen, doch jetzt — Schwester, glauben Sie, daß Engel manchmal auf die Erde herniedersteigen und in Menschenherzen weilen ? Ich habe das einmal in einein Audcrsen- schen Märchen gelesen, doch bis jetzt glaubte ich immer, daß das nur Phantasien eines Dichters seien.
„Ich glaube, haß cs irdische Engel giebt, die nicht vitl niedriger stehe» als die himmlischen", antwortete Schwester Veronica. Die Oberin Mary Agnes ist eine von diesen; sie kam zu uns, wie Sie, arm und verlassen Jahrelang weilte sie als eine Wahnsinnige »n Jrrenhause. Als ihre Vernunft zurück- kehrie, schien sie ihr ein neues, reineres Dasein zu bringen und seit fünf Jahren könnte kein Engel des Himmels gütiger und barmherziger gegen sündige Menschen sein, als der Engel des „heiligen Herzens", wi: m ni sie nennt. Sie werden sie morgen sihen, Kind; es ist erquickend, in ihre schölten Augen zu blicken."
Doch die schönen Augen der Schwester Mary Agnes hatten jetzt keinen Raum in Erystals Gedanken. Sie dachte an andere — braune, herrliche Augen, — Augen, bei Lenen sie unwillkürlich an weiße» Hollunder und an den Traum der vorigen Nacht denken mußte.
„Er kommt morgen", flüsterte sie in träumerischem Tone. Und dann drückte sie unbewußt die dunkelrote Rose, die sie in der Hand hielt, an ihre bebende Lippen, wandte sich ab und versuchte, weiter zu träumen.
Der nächste Morgen kam. Die Sonne schien strahlend am winterlichen Himmel und die weißgewaschenen Vorhänge schienen in dem Sonnenlichte noch weißer.
Crystal lag, von Aufregung bebend, auf ihrem Lager und beobachtete, wie die Sonnenstrahlen die Wand entlang glitten als die Sonne auf ihrer Wanderung immer höher stieg und die Stunde seines Kommens nahte.
Wie lang ihr diese Stunden des Wartens erschienen!
So lang, daß ihre Augen, nach und nach von der Sonne geblendet, müde wurden und ein Gefühl der Ermattung sie übermannte und an die braunen Augen denkend, war sie im Einschlafen begriffen, als ein leiser Fußtritt sich ihrem Belte näherte; ein heißer Friede schien die Luft zu erfüllen und ein Gefühl der Ruhe und des Frieduns überkam sie; sie fühlte seine Gegenwart, ehe sie ihn sah.
Dann schlug sie die Augen auf und diese ruhten einen Moment auf Lord Areleighs bewundernden Zügen; — doch nur einen Mo
ment, bald schlug sie nieder und ein glühende? Erröten breitete sich über Gesicht und Nacken — ein Erröten wie der Sonnenaufgang, der durch weiße Nebelschleier bricht.
Er trat zu ihr und bol ihr einen Strauß duftender Heliotropen, welche in der Blumen- spcache „Ergebung' bedeuten!
„Es gehl Ihnen besser, Miß Merivalte, wie mir die Schwester sagt", begann er mit einer Zärtlichkeit im Tone, welche ihr süß in's Ohr klang und ihre Seele mit überirdischem Entzücken erfüllte. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie angstvoll ich gewesen, baß der Tod den Sieg davon tragen könnte."
Sie schlug die Augen auf und begegnete seinen entzückten Blicken.
„Glauben Sie, ich Hütte sterben können bei der Sorgfalt, mit der Sie mich pflegen ließen, — Sie, ein Fremder?" aniwortete sie im Flüstertöne. „O inein Herr, ich Hobe mich so danach gesehnt, Ihnen für All' das, was Sie für mich gelhan haben, zu danken! Alan findet nur wenige Oasen in der Wüste dieses Leben's und das meine, so kurz es auch noch war, ist bis jetzt sehr öde gewesen."
Er erbebte, während sie sprach und seine Augen hingen wie gebannt an ihren Zügen.
„Ich bitte Sie, vergessen Sie das wenige was ich ich geihan, Miß M.'rrivale", sagte er", sich ans einen Stuhl setzend, der neben dem Bette stand. „Der Zufall führte mich hierher und als ich Sie zum Tode krank sah, ergriff mich tiefes Mitleid.
(Fortsetzung folgt.) '
L crmischte S.
(R ache ist — blau.) Das Berl. „Kl. I." erzählt: Der in einer großen Färberei zu Berlin beschäftigte Maschinen!) iz r war für Marie, das Dienstmädchen seines Brotherrn heiß in Liebe entb annt und daS hübsche Mädchen war dem fleißigeil K. auch zugetha», so daß Beide daran dachten, sich im nächsteil Frühjahr zu ehelichen. Doch das Schicksal drängte sich in Gestalt eines gleichfalls recht schmucken Dragoner-Unteroffiziers zwischen die liebenden Herzen. Ein teuflischer Plan reifte nun in dein Hirn des verschmähteil Liebhabers. Des Montags wird die Arbeit in der Färberei etwas zeitiger beendet. Marie nimmt dann meist in einem der unbenutzten Fürbebottiche ein Bad. Dies sollte nun am vergangenen Montag wieder geschehen, was auch K. erfahren hatte, der sich unter vergnügtem Kichern am Bottich zu schaffen machte. Marie hatte das neu zugezogene Hausmädchen überredet, mit ihr zusammen einer lauwarmen Abwaschung zu fröhnen. Dies geschah nun auch. Nach kurzer Zeit aber stürmten beide Mädchen jammernd und notdürftig bekleidet in die Wohnung ihrer erstaunten Herrschaft. Beide waren am ganzen Körper schönstens blau und alles Waschen und Seifen hals nichts, die Farbe war echt. Der verschmähte Färber, welcher am andern Tage das Jammern der beiden Mädchen hörte, gestand seinem Arbeitgeber mit größtem Bedauern, daß er färbende Stoffe in den Bottich geworfen habe, damit Marie's Hautfarbe besser zu dem lieben Dragoner passe. Da sich K. mit jseiner blaugefärbten Ungetreuen indes wieder aussöhnte, so wurde ihm von Seiten der Mädchen verziehen. Es dürften wohl noch mehrere Wochen vergehen, ehe die angewendeten Mittel die beiden „Gebläuten" wieder in Zugehörige der weißen Rasse verwandeln werden.
— In London ist eine Schwindlerin, die sich Madame Gordon-Baillie nannte, aber nachweislich vielerlei Namen führte, zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Sie ist