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ausgehobcn, an denen namentlich die Zähne guterhalten waren. Zweifellos sind es Leichen von Belagerern aus den Franzosenkriegen, wie Eisenteile, Sporen u. s. w. beweisen.

Wottweik, 11. Juli. Gestern Abend explodierte ein Trockenkessel der Pulverfabrik, wodurch der Inhalt des Trockenhauses entzündet wurde. Ein im Werke beschäftigter Arbeiter blieb tot, ebenso eine in der Nähe des Werks sich aufhaltende Frau; 2 in der Nähe an Bauten beschäftigte Arbeiter wurden schwer verwundet, der eine ist inzwischen gestorben. Mehrere andere wurden unbedeutend durch Glassplitter verletzt.

Rundschau

Pforzheim, 9. Juli. Auf gestrigen Sonntag hatte der -hiesige Zweiradfahrerklub ein großes Radfahrer-Wettrennen veranstaltet, bei welchem sich eine große Anzahl, zum Teil weit hergereister Radfahrer, darunter auch Damen, eingefunden hatten. Dasselbe sollte schon am vorausgegangenen Sonntage statt- sinden, wurde aber durch andauernden Regen vereitelt. Heber die Ergebnisse des Wett­rennens, bei welchem ganz hervorragende Proben des bezüglichen Sports abgelegt wurden, wird bemerkt, daß im Programm 7 verschiedene Fahrten vorgeschrieben waren. Für jede einzelne Fahrt waren 3 Preise bestimmt, darunter solche im Wert bis zu 150 Erste Preise erhielten: Josef Göbel von Frankfurt, welcher 3 erste Preise erhielt, Karl Burgschneider von Pforzheim, Alw. Vater von Karlsruhe, Georg Jung von Pforzheim und Oskar Schneider von Pforzheim.

Ireiburg (Schweiz) 10. Juli. Als der Pfarrer Porchel von Sales am Montag Abend provisorisch in seine Pfarrerei zurückkehrte, wurde er angegriffen und erhielt 2 Kugeln. Sein Zustand ist fast hoffnungslos. Allem Anschein nach hat man es mit politischer Rache zu thun.

München 11. Juli. Die Kraft- und Ar­beitsmaschinen-Ausstellung für das Deutsche Reich wird durch den Prinzregenten am Frei­tag den 27. Juli Mittags 12 Uhr vorgenom­men werden. Es wird also die Ausstellung um 5 Tage früher, als ursprünglich beabsichtigt war, eröffnet werden, was wohl einzig in der Geschichte der Ausstellungen dastehen dürfte.

Weichenhall, 8. Juli. Die heute aus­gegebene Kurliste Nr. 41 zählt 2488 Kurgäste und 2036 Passantenparteien.

Merlin, 10. Juli. Der Eindruck, welchen die Veröffentlichung der Berichte der deutschen Aerzte über die Krankheit Kaiser Friedrichs allenthalben hervorruft, ist nicht nur ein über­wältigender durch die Fülle des Beweismate­rials, und vernichtend für Mackenzie und seinen Anhang, sondern zugleich erschütternd durch die, wenn auch nur diskret angedeutete That- sache des tiefen Schmerzes, der dem verstorbe­nen Kaiser Wilhelm dadurch bereitet wurde, daß es ihm trotz des vielen Bittens nicht ver­gönnt gewesen ist, seinen einzigen Sohn vor seinem Tode noch einmal zu sehen. Mackenzie hatte sein Wort verpfändet, daß er den deut­schen Kronprinzen nach Berlin dringen würde, wenn der Krebs konstatiert sei. Der Krebs wurde konstatiert. Mackenzie aber brach sein Wort.

Wertin, 10. Juli. Der russ. Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Schuwalow, reist Ende der Woche nach Petersburg und bleibt dort während der Kaiserbegegnung.

Wiesbaden, 11. Juli. Der hiesige Poli­zeipräsident wurde um 4 Uhr von der Königin von Serbien empfangen und fragte dieselbe, ob sie bereit, sei den Kronprinzen an den Ge­

neral Protisch auszuliefern. Die Königin hat sich auf das energischste geweigerti den Prinzen diesem General zu übergeben.

Saga«, 10. Juli. In der vergangenen Nacht wurden durch den aus Berlin kommen­den Kurirzug bei Hansdof drei Postbedienstete überfahren; zwei derselben wurden getötet, der dritte schwer verlezt. Der Packetwagen wurde zertrümmert.

Pest, 11. Juli. Die südungarischen Städte Werschetz, Temesvar, Alt Kanizsa und Umgeb­ung sind am Sonntag von furchtbaren Ge­witterstürmen heimgesucht wurden. Besonders groß ist das angerichtete Unheil in Werschetz und Umgebung, wo viele Häuser beschädigt sind und die gesamte Ernte vernichtet ist. Drei vom Gewitter überraschte Feldarbeiter sind durch eigroße Schloffen erschlagen worden. Ueberdies erlitten viele Personen Verletzungen.

Paris, 11. Juli Aus der vergangenen Nacht wird ein furchtbarer Sturm von der Nordküste Frankreichs gemeldet. Ein englischer Schooner ist in dem Hafen von Haver geschei­tert; die Schiffsleute wurden gerettet. In Paris und Umgegend wurden viele Bäume geknickt und ausgerissen. Die Obstbäume haben sehr gelitten.

Welgrad, 12. Juli. König Milan de­ponierte sämtliches Gut der Königin bei einem großen Bankhause. Die Veröffentlichung der Ehescheidung erfolgt voraussichtlich am Sonn­tag durch das serbische Amtsblatt.

London, 11. Juli. In dem schottischen Hochgebirge fiel gestern Nacht Schnee, und der Peak von Skiddaw Halle heute Morgen eine weiße Spitze. Selbst die ältesten Leute erinnern sich nicht, daß dies jemals um diese Jahreszeit der Fall war. Vor 10 Jahren hotte man um diese Zeit im schottischen. Ge­birge starkes Hagelwetter, worauf außerordent­liche Hitze folgte. Dieses Jahr war die Temperatur mit Ausnahme des 25. und 26. Juni außerordentlich niedrig.

London, 12. Juli. Einer Meldung aus Kapstadt zufolge stand gestern der Eingang des Schachtes von dem Bergwerk Debeers bei Kimbcrley in vollem Brand. Es sollen sich darin bei dem Ausbruch des Feuers 800 Mann, darunter der Betriebsleiter Lindsay und zahlreiche Europäer befunden haben. Man befürchtet zahlreiche Menschenverluste.

Wewyork, 11. Juli. Infolge starker Regengüsse ist der Fluß Monongahela aus seinem Bette getreten, und die dadurch ver­ursachten Ueberschwemmungrn haben sowohl Schiffen, wie Eigentum von den Leadwaters bis Pittsburg großen Schaden zugefügt. Die Niederungen stehen unter Wasser und die Einwohner wurden zum Verlassen ihrer Heim­stätten genötigt. Eine große Anzahl von Fahrzeugen treibt hilflos den Fluß hinunter. Diese Hochflut verursachte ein Steigen des Flusses Ohio, in welchem der Monongahela sich ergießt, bei Pittsburg, wo ebenfalls viel Schaden angerichtet wurde. Der über­schwemmte Bezirk bedeckt einen Flächenraum von 250 Meilen und der angerichtete Schaden wird auf über 1 Million Doll, verananschlagt.

Hiesiges.

Wikdbad, 13. Juli. Laut Nachricht vom Kgl. Hofmarschallamt wird Se. Kgl. Hoheit Prinz Wilhelm mit Gemahlin näch­sten Montag auf kurze Zeit zum Besuche der Stadt hier eintreffen.

Allgemeine Renten-Anstalt zu Stutt­gart. Der Verwaltungsrat kann laut seinem kürzlich erschienenen Rechenschaftsbericht das Jahr 1887 hinsichtlich der Weiterentwicklung

der Hauptbranchen, nämlich der Lebensver­sicherung und der Rentenversicherung als ein besonders günstiges bezeichnen, indem der Zu­gang an neuen Versicherungen denjenigen der früheren Jahre bei Weitem übertraf. Die Ge­samtzahl der in Kraft befindlichen Versicherungen ist denn auch auf 35 766 Policen mit Mark 41 516 875 versichertem Kapital und Mark 1 037 128 versicherter Rente gestiegen und die Deckungskapitalien betragen nunmehr Mark 23 295 735, während die besonderen Sicher­heitsfonds sich auf .F 4 462 171 erhöht ha­ben. Sämtliche im Berichtsjahr angefallene Sterbefälle sind prompt zur Erledigung ge­langt. Ein Verlust in der weiterverzweigten Vermögensverwaltung war nicht zu verzeichnen. An Dividende gelangen 28°/» für die Lebens­versicherung und 100 /g für die Rentenversiche­rung zur Verteilung. In der am 16. Juni stattgefundenen General-Versammlung wurde die Einführung erleichternder Bestimmungen bezügl. der Folgen gewisser Selbstmordfülle und des Berufswechsels von Lebensversicherten sowie Erweiterung einzelner Renten- und Ka­pital - Versicherungsformen beschlossen. Eine Aenderung der Prümientarife unter Zugrund­legung eines Zinsfußes von nur 3>'2"/o (ge­gen 4°/o bisher), wie solche von den meisten Versicherungsinstituten bereits durchgeführt ist, steht bevor. Die Rechte der seitherigen Mit­glieder werden aber hiedurch selbstredend in keiner Weise berührt werden, wie auch auf die im Laufe dieses Jahres noch eingegangenen Versicherungen jedenfalls die seitherigen Tarife noch Anwendung finden.

Neueste Nachrichten.

Werlin, 13. Juli. Dem ^Professor v. Bergmann ist der Stern und das Kreuz der Comthure des königlichen Hausordens von Hohenzollern, und dem Professor Gerhardt der Rote Adlerorden zweiter Klasse mit Eichen­laub verliehen worden. Diese kaiserliche An­erkennung erledigt völlig das Geschrei der Mackenzie'schen Lakaien in derfreisinnigen" Presse. (Fr. I.

Wiesbaden, 13. Juli (11.20). Soeben ist der Kronprinz vou Serbien durch den Po­lizeipräsidenten v. Reinbaben, einem Kommissar rc. aus der Villa seiner Mutter abgeholt und zur Bahn gebracht worden. Die Königin stand auf dem Balkon und warf ihm weinend Kuß­hände nach. (Fr. Z.)

Wiesbaden, 13. Juli. (5.40 N.) Die Königin Natalie reist heute Abend 7 Uhr von hier ab.

Paris, 13. Juli. Boulanger bringt den Antrag auf Kammerauflösung ein. Minister Flouquet bekämpft denselben. Nach heftigem persönlichen Wortwechsel zwischen Floquet und Boulanger, wobei letzterer viermal des unver­schämten Lügens bezüchtigt, will der Kammer­präsident von der Verhängung der Zensur gegen Boulanger Gebrauch machen. Bou­langer protestiert gegen die parteiliche Ge­schäftsleitung, legt sein Deputiertenmandat nieder und verläßt mit seinen Anhängern den Sitzungssaal. Die Kammer beschloß gleich­wohl die Zensur gegen Boulanger.

Paris, 13. Juli. Floquet sandte noch gestern Clemenceau zu Boulanger, tim ihn zu fordern. Das Degenduell hat heute Morgen stattgefunden. (Fr. Z.)

Paris, 13. Juli. ( 12.20 N.) Der Zweikampf zwischen Boulanger und Floquet ist sehr erbittert gewesen, beide wurden zwei­mal, aber leicht verwundet. Die Wunde Boulangers am Halse hat stark geblutet. Floquet soll trotzdem der Einweihung des Gambetta-Denkmals beiwohnen wollen.