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den Bedarfsfall zur Verfügung gestellt werden soll, wird höchst wahrscheinlich zwanzig Millio­nen Gulden nicht übersteigen Sämmtliche Blätter betonen den Ernst der Situation, wol­len jedoch die Friedenshoffnung nicht aufgeben.

Wien, 19. Dez. Der Kronrath be­schloß die Bewilligung von zwölf Millionen Gulden zur Deckung der nöthigen Vorkehrun­gen und beschloß gleichzeitig, nichts zu unter­nehmen, was aggressiv gedeutet werden könnte. Die Einberufung der Delegationen unterbleibt, ebenso ein neuer Ministerrath; Tisza ist zurück­gereist.

Der ungarische Abgeordnete Literaty, der kürzlich in einem Duell von seinem Vetter Parztelyi (nicht Schwager) schwer verwundet worden war, ist bereits gestorben. Die Kugel Parztelyi's war Literaty quer durch die Bauch­höhle in's Becken gedrungen. Frau Literaty hat einen Vergistungsversuch gemacht.

Aaris, 17. Dez. General Boulanger hat an den korsischen Deputieren Suzini, der sich erbötig gemacht hatte, zu Gunsten des Generals auf sein Deputirten-Mandat zu ver­zichten, einen Brief gerichtet, in dem er erklärt, er sei nicht in der Lage, das Anerbieten an­zunehmen, da der Patriotismus ihm zur Pfiicht mache, seinen Rang in der Armee beizubehal­ten, um den Säbel an dem Tage in der Hand zu haben, wo ein zweifellos nahe bevorstehen­der Krieg den inneren Zwiespältigkeiten Still­schweigen auferlegen und wo Frankreich einen Augenblick lang seine Deputirten vergessend, aller seiner Generale bedürfen wird.

Zlrüssek, 17. Dez Der russischeNord" schreibt:Rußland wolle weder Krieg noch werde es Krieg führen, doch beanspruche es voll und ganz das Recht, alle erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, um einen etwaigen Einfall in sein Land für den Angreifer ver- hängnißvoll zu machen. Rußland wäre keine unabhängige große Macht mehr, was es doch sein wolle, wenn es gestattete, daß man von ihm Rechenschaft darüber fordere, was es im Interesse seiner Sicherheit zu thun für ange­messen halte.

Ariissel, 19. Dez. Die russische Anleihe im Betrage von 700 Millionen ist gescheitert.

Petersburg, 19. Dez. Die Aussichten auf friedliche Lösung der Spannung zwischen Rußland und Oesterreich habe sich vermehrt. Den Anstoß zu dem Artikel desInvalid" gab die Vorstellung Wischnegradki's in Gat­schina, daß die verwickelte Situation im Inte­resse des Credits Rußlands vor Neujahr ge­klärt werden müßte; der Artikel, durch Thiers mehrfach gemildert, lag dem Zar vor, der sehr befriedigt war.

Kiew, 16. Dez. Eine ministerielle Ver­ordnung ist eingetroffen, welche die Einführung der russischen Unterrichtssprache in den hiesigen deutschen Kirchenschulen verlangt.

Aewyork, 15. Dez. Große Heiterkeit erregt hier die Mitteilung der LondonerTimes", O'Donovan Rossas alte Gruppe von Nationa­listen besitze unter der neuen Führerschaft von Dr. Hamilton Williams einen Dynamitfonds von 200 000 Pf. St. Es sei zweifelhaft, sagt man, ob die Rotte zusammen 5 Pf. St. besitzt, sei es als Fonds oder als Eigenthum irgend einer Art. Diese Leute, die alles Geld, das sie besäßen, in Whisky anlegten, seien eine Hand voll bedeutungsloser Irländer, die nicht genügende Energie haben, um ihren Le­bensunterhalt durch Arbeit zu erwerben.

Frmkful-kkr Journal,

serationsorgan, vorzugsweise sin den Kaufen­den Kreisen verbreitet.

Unterhaltendes. Kin hoher Kafl.

Humoristische Erzählung.

Nachdruck verboten.

4) (Fortsetzung).

Aber, mein Herr, ich verstehe Sie nicht," versetzte Ehrenberg mit einem Anflug von Miß­stimmung,was soll denn diese Anrede, mit der ich doch gar nichts zu schaffen habe? Ich bin kein Prinz, für den Sie mich ebenso wie vorhin der andere Herr zu halten scheinen; mein Name ist Ehrenberg und weiter will ich nun nichts mehr von diesen ewigen Titula­turen hören."

Er wollte sich mit diesen Worten abwen- dcn, aber der Bürgermeister, heftig erschrocken, wagte es jetzt, feine Hand zu erfassen und an die Lippen zu führen und versetzte beklommen:

Verzeihen Ew. hohe Gnaden, wenn ich es unterließ Ihr sicherlich wohlerwogenes Jn- cognito zu berücksichtigen, aber die Stadt ist glücklich über einen so hohen Besuch und da cs mir, wie ich leider soeben von meinem Freunde, dem Stadtrate erfahren mußte, nicht vergönnt ist, den erlauchten Gast heute festlich zu bewirten, so komme ich, um doch wenig­stens für morgen Ew. Hoheit"

Herr Bürgermeister, nun bin ich aber dieser Anrede ernstlich müde," warf Ehrenberg jetzt dazwischen,ich bin für Sie wie für Je­dermann hier der Privatier Ehrenberg und wenn Sie das nun noch ferner außer Acht lassen, so ist es mir einfach nicht möglich, eine Einladung, wie Sie solche eben andeuteten, zu acceptieren, vielmehr würde ich mich veranlaßt sehen, noch heute wieder abzureisen, um jedem Mißverständnis vorzubeugen."

O, Verzeihung," stammelte der Bürger­meisterein Mißverständnis ist unmöglich; ich weiß ja, verstehe ja vollkommen und will gern nach Wunsch und Befehl thun, so schwer es meinem Herzen wird, die tiefe Ehrfurcht zu­rückhalten, die ich"

Schon gut. Sie wissen was ich bin, mein Herr und Ihre sonstigen Wünsche mögen Sie mit meinem Freunde Schirmer erledigen."

Ja, Herr Schirmer," rief das glückliche Stadthaupt,wirerledigensofortunsereWünsche, nicht wahr! O, Sie charmanter lieber junger Herr, kommen Sie, reichen Sie mir die Hand, seien wir Freunde! Ich bin überglücklich, wenn die Stadt in Ihnen einen wackeren Mitbürger gewinnt und dafür stehe ich Ihnen, daß der Mayer Ihnen heute noch das Grundstück ver­kauft, ja, noch mehr, die Stadt soll es kaufen und Ihnen ein Ehrengeschenk damit machen, mein lieber Freund; Ihr Unternehmen ent­zückt mich ja geradezu. Aber nun darf ich wohl auch die Hoffnung aussprechen, daß Sie morgen mit Ihrem hohen Freunde bei mir einkehren werden. Ich flehe Sie an, thun Sie es einem ehrlichen Manne zu liebe."

Lächelnd hörte Ehrenberg dieser Rede zu und dann äußerte er einige Worte der Aner­kennung über diese rege Teilnahme des Bür­germeisters im Interesse der Stadt, worüber der also Belobte in strahlender Wonne erglühte, und sodann meinte er gegen Schirmer gewen­det, sein Aufenthalt hier daure doch noch einen Tag und deshalb könne auch diese Einladung angenommen werden, falls eben von der Ti­tulatur als Hoheit strengstens Abstand genom­men werde. Ueberglücklich verabschiedete sich hierauf der Bürgermeister.

Inzwischen war der Lärm in der Stadt drunten immer größer geworden, die meisten Häuser hatten sich bereits in den Schmuck von

Fahnen und Grün gekleioet, der alte Rats­diener humpelte schon seit Stunden dienstbe­flissen umher und lächelte geheimnisvoll; als man aber erst den Bürgermeister mit strahlen­der Miene aus dem Hause des Fabrikanten Schirmer kommen sah und als später dieser selbst mit seinem Gaste einen kleinen Rund­gang durch die Stadt unternahm, da kannte der Enthusiasmus keine Grenzen mehr und Hochrufe kamen von allen Seiten, Tücher wink­ten und alle Fenster waren dicht besetzt mit Zuschauern, die ohne Ausnahme darin einig waren, daß der Prinz Heinrich ein äußerst huldreicher und herablassender Herr sei. Die größte Aufregung aber herrschte bei dem Vater des Mädchens, wegen dessen eigentlich die ganze tolle Komödie der Irrungen in Scene gesetzt und mit solcher Kühnheit und Sicherheit durch­geführt wurde; das ganze Haus wurde schier umgekehrt und als die Gäste eintrafen, war die Tafel glänzend gedeckt, alles im höchsten Staate,

(Schluß folgt.)

Litterarisches.

Wr. 271 des praktischen Wochenblattes für alle HausfrauenAürs Kaus" (viertel­jährlich nur 1 Mark) enthält:

Wochen sprach:

Gott ist die Sonne! Ich

Ein Stäubchen seines Lichts!

Trenn ich von Ihm mich, ach!

Bin ich ein lichtlos Nichts.

Zur Weihnachtszeit. Mein Christgarten. Stellengesuche. Humoristisches Urteil eines, Arztes, Apothekers, Juristen, Kaufmanns, Dich­ters, Schauspielers und Buchdruckers über die Ehe. Nägelabbeißen. Fanny. (Schluß.) Rü­schenstrauß. Weihnachtsbaum als Kronleuchter. Heimstätte für kranke deutsche Lehrerin in Eng­land. Damen im Dienste der Sternkunde. Trockendiät. Mehlstaub. Halsleiden. Lehrer der Naturheilkunde. Ohrfeigen. Wie ich meine kalten Waschungen vornehme. Jahrmarkt aus Zigarrenkisten. Puppensopha. Regenwürmer aus Blumentöpfen zu entfernen. Blühende Zweige im Winter. Ausschmückung einer Weih­nachtstafel. Pelzwerk zu waschen. Seife. Braune Pfeffernüsse. Butter-Gebackenes. Pfefferkuchen. Ausgezeichnete braune Weihnachkskuchen. Vor­zügliche Gänseleberpastete. Küchenzettel. Rät­sel. Auflösung des Rätsels in Nr. 268. Fern­sprecher. Echo. Briefkasten der Schriftleitung. Anzeigen.

Die notariell beglaubigte Gesamt-Auflage dieser wirklich empfehlenswerten und dabei über­aus billigen Wochenschrift beträgt 100 000. Probenummern versendet jede Buchhandlung, sowie die GeschäftsstelleFürs Haus" in Dres­den kostenlos.

HellerM Spielwerke.

Musik erhöht jede Freude, mildert jedes Leid- Was des Menschen Herz bewegt, spricht sich in Tönen aus: eine Trösterin ist sie uns, eine Er- weckerin der schönsten Erinnerungen! Doch nicht Jeder, der Sinn und Herz dafür hat, kann sie üben, sich und anderen zum Genuß- Da hat nun der so unermüdlich und segensreich thätige, menschliche Erfindungsgeist auch auf diesem Ge­biete dafür gesorgt, daß selbst dem Unkundigen vollauf Gelegenheit geboten wird, sich an den Schöpfungen unserer Tonmeister zu erfreueu.

Mit der Erzeugung der Kelller'scHerr Spiek- rverks ist das Mittel gefunden worden, die Musik in die ganze. Welt, bis in die entlegen­sten Teile zu tragen, auf daß sie dort mit ihren zauberischen Wirkungen die Freude des Glück­lichen steigert, dem Unglücklichen Trost und Lin­derung bringt. Diese Spielwerke werden von der genannten Firma in einer Mannigfaltigkeit fabriziert, die alle Vorstellung übertrifft. Sie