Huch Sei denk Rückzug südwestlich Ppern maßgebend. Dort war im Frühjahr ein Angriffskeil von südlich >Ppern über Bailleul bis Merville und herunter bis zum Lyskanal getrieben worden. Dieser etwa 25 Km. tiefe Keil ist nun wieder auf die Linie östlich Ppern Armeutieres zurückgenommen worden, und damit dem Gegner ein günstiges Angrifssfeld entzogen. Wir haben -jetzt wieder eine ziemlich gestreckte Front von Ppern bis Bissaus. Es ist klar, daß dis Alliierten einen gro­ßen Aufwand an Worten gebrauchen, um diese Erfolge '«ns rechte Licht zu setzen, daß sie in dem geräumten Gelände keine sonderlich wirtlichen Winterquartiere .finden werden, das sagen sie natürlich nicht. Es muß !in erster Linie d^n Ententevölkern demonstriert wer- :de», daß die Heere der Entente jetzt vorwärts kommen, und daß also die Aussicht besteht, Deutschland auf den Schlachtfeldern auch tatsächlich zu besiegen, nicht nur mit dem Mund und auf dem Papier, deshalb wird aus dem deutschen Rückzug ein grcffrer Sieg der Alli­ierten gemacht, deshalb werden auch so pompöse Be­richte geschrieben, wie der heutige englische Tages­bericht. nachdem man meinen könnte, das deutsche Heer befinde sich in Auflösung. Wenn wir die Zahlen mit den auf den großen Frontabschnitten im Kampf stehen­den Heeren vergleichen, und wenn wir unsere Beute- Aiffern vom Frühjahr zum Vergleich heranziehen, dann wird man erst das richtige Augenmaß für den eng­lischen Paradebericht erhalten. Unfern Heeren und dem Kern des deutschen Volkes, der sich bewußt ist, um was dieser Mesenkamps geht, machen solche Zahlenkunststücke keine Bange. Wir wißen, unsere Heere werden im ge­eigneten Augenblick und an der Stelle, die unsere Heeresleitung für paffend findet, den feindlichen An­griff aufhalten, wie sie jetzt nördlich Soiffons allen Anstürmen der Franzosen und Amerikaner trotzen, und dem Angriffen der Engländer an der neuen Front von südöstlich Arras (Hendecourt) bis Bouchavesnes (8 Km. «Lrdlich Perönne).

Aber auch der feindlichen Redeoffeysive muß mit derselben Energie entgegengetreten werden wie den Ententeheeren. Wir haben bisher auf diesem Gebiet, recht wenig geleistet im Verhältnis zu den Leistungen unserer Feinde. Und doch hätten wir mehr Stoff als diese, und wir hätten den Vorteil, daß wir unsere Gegenoffensive mit besseren Beweisgründen führen könnten als die Entente, deren politische Kriegführung wir bei jedem Hieb mit einem inoralischen Eegenhieb abführen können. Was besagen denn die Schlagwör­ter voin deutschen Militarismus, von der menschlichen Freiheit und dem Recht und der Freiheit der kleinen Völker, wenn in Frankreich und Amerika jeder, der für den Frieden wirkt, entweder hingerichtet oder ge­lyncht oder mit langer Zuchthausstrafe für seine freie Anschauung bedacht wird. Wie bringen die Regierun­gen der Entente es mit ihrem Freiheitsprogramm in Einklang, ihre sozialistischen Führer von internatio­nalen Konferenzen abguhalten, auf denen sie auch ein­mal ohne amtliche Färbung die Anschauung der Gegen­seite hätten hören können. Wie können die englischen Staatsmänner von der Freiheit der Völker sprechen, nachdem England erst vor einigen Jahren die Buren­republiken unter den himmelschreiendsten Gewalttaten erobert hat, nachdem es Ströme von Blut vergossen hat, um Indien und Irland in seiner Gewalt Zu halten, nachdem es Aegypten im Kriege einfach annek­tiert hat. und so weiter ins Endliche. Und was wol­len die Ententestaaten? England will Aegypten be­halten, Palästina und Mesopotamien, die deutschen Kolonien einstecken und Persien unter seine Macht bringen. Frankreich will das deutsche Elsaß-Lothringen nehmen, und die Entente hatte sich nicht gescheut, -die türkisch« Hauptstadt an die Russen zu verkuppeln. Und hhon seit Jahrzehnten predigt man in England den Kampf gegen die deutsche Volkswirtschaft mit dem Endziel des Krieges, und da man jetzt die Aussichten für eine militärische Vernichtung Deutschlands schwin­den steht, wird der Wirtschaftskrieg nach dem Krieg propagiert, d. h. die Abschließung Deutschlands von der Rohstoffzufuhr, das find die Grundlagen, auf denen die Alliierten dieFreiheit" der Welt ausbauen wollen. Und da wagt der Präsident der Vereinigten Staaten der Erzheuchler Wilson den amerikanischen Arbei- lern anläßlich-des Arbeitertages in einer Botschaft zu sagen, sie kämpfen für die Freiheit der Menschheit. Man muß es Herrn Wilson lassen, seine Gewandtheit ist unübertrefflich, wie er diesen Krieg darzustellen sucht als einen Kampf der Nationen und Völker der Welt gegen die jetzige deutsche Autokratie. Der Krieg der Entente sei ein Befreiungskrieg, und ehe er ge­wonnen sei. könnten die Menschen nirgends frei von beständiger Furcht leben und ruhig atmen, während sie ihren täglichen Geschäften nachgehen. Die Welt, das Leben der Menschen, können nicht sicher sein, kein Menschenrecht könne zuversichtlich und erfolgreich gegen eine herrschende Regierung von einigen Mächtegruppen und Sonderintereffen behauptet werden, solange Regie- . rungen wie diese, die Deutschland und Oesterreich in diesen Krieg gezogen hätten (das Gegenteil ist längst bewiesen) über das Geschick und Glück von Menschen l und Nationen bestimmen dürfen, die Verschwörungen,

änzetteln, während ehrliche Männer arbeiten, und Feuer anzünden, zu dem unschuldige Männer, Frauen und Kinder den Brennstoff liefern. Deutschland habe wie 1886 und 1870 diesen Krieg nur «gezettelt, um das Gleichgewicht der Staaten in Europa die famose englische Phrase! zu stören. Deutschland habe sich gegen das gewandt, was freie Männer wünschen und besitzen muffen, nämlich gegen das.Recht, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, die Gerechtigkeit zu verteidigen und die Negierung zu zwingen, für sie und nicht für die privaten selbstischen Interessen einer regierenden Klasse zu handeln. Also für diese Ideale kämpfen die amerikanischen Arbeiter, sagt Wilson, und deshalb sei es eigentlich so recht ein Kampf, den der Arbeiter unter­stützen müsse. Es folgt dann ein Appell an die Ar­beiter. ihre ganze Kraft zusammenzüfaffen, um den Sieg auch durch die Arbeit der Industrie zu gewinnen. Ob es Wilson gelingt, mit dieser Riesenheuchelei die gesamte amerikanische Arbeiterschaft davon zu überzeu­gen, daß Amerika für die Freiheit der Menschheit kämpft, das wollen wir dahingestellt sein lassen, Lei den Bundesgenossen wird Wilson ein verständnisvolles Schmunzeln ernten, die neutrale Welt aber wird Wilsons Botschaft als das einschätzen, was sie ist ein niedriges Propagandamittel. 0.8.

Die Vorgänge im Osten.

Die Kämpfe in der Sovjetrepublik.

(WTB.) Moskau. 2. Sept. Aus Wladikawkas wird mitgeteilt: Anfangs August überfielen Gegenrevolutio­näre, von den Osotinischen und den kosakischen Offi­ziere geleitete Banden, die Stadt. Nach einem elf- 'tägigen hartnäckige,« Kampfe wurden die Gegenreoo- lutionäre von der Stadt weggetrieben. Während der ganzen Zeit dieser Kämpfe schlug sich die Rote Armee über alles Lob erhaben. Die gesamte Bevölke­rung der Tschetuschnja erhob sich wie ein Mann, um die Sovjetrepublik gegen die Gegenrevolutionäre zu verteidigen.

(WTB.) Moskau, 2. Sept. An der ganzen Front fanden im Laufe des Tages eine Reihe von für uns erfolgreichen Kämpfe statt. U eberall weicht der Feind vor dem Druck unserer Truppen. An der nordkaukasi­schen Front rückten wir unter Kämpfen immer weiter vor. Nordwestlich von Gumrat haben wir die Station Kotlubcmj und die Weiler Grätsche, Eorodischtsche, Ufa- roska und Kalmmytzkiz besetzt. Der aus diesen Stellun­gen von uns geworfene Gegner hat 3 Geschütze, 5 Ma­schinengewehre, mehr als 200 Gewehre und eine Menge Munition und Kriegsgerät verloren. An der östlichen Front drängten wir in der Richtung auf Alapajewsk den Gegner auf die Station Kutiska zurück. In der Richtung auf Tagilsk haben wir die Dörfer Zewer- naja, Werthoturka und Mostowaja und ebenso das Mo- stamskybergwerk besetzt. Hier nahmen wir dem Feinde Gefangene uird Maschinengewehre ab. In der Rich­tung aus Lyswensk haben wir die alte Stelle Nr. 152 besetzt. In der Richtung auf Kunge hat unsere Kaval­lerie den Gegner von der Station Sargo abdränge,,d das Dorf Peujak genommen. Im Bezirk von Kasan hat unsere Heeresabteilung auf dem linken Wolgaufer das Dorf Offincwo besetzt, wobei sie einige schwere Ge­schütze, mehr als 10 Maschinengewehre und viel Muni­tion erbeutete. In der Richtung auf Sysran haben wir das Dorf Jsmajlowka und nordwestlich der Stadt Niko- lajewsk das Dorf Liwenka besetzt. An der nördlichen Front sind unsere bewaffneten Schiffe auf der Nord­düne nach erfolgreichem Kampfe bis zum Dorfe Eutaßka vorgerückt.

China nimmt doch teil an dem sibirische« Abenteuer.

(WTB.) Amsterdam, 3. Sept. Nach einem hiesigen Blatt meldet dieTimes" aus Peking, daß am 8. Aug. das vorläufige Abkommen über die Teilnahme Chinas an der Intervention in Sibirien zustande gekommen ist.

Der Zustand Lenins.

(WTB.) Moskau, 2. Sept. Nach einer Mitteilung der Petersb. Tel.-Ag. scheint jede Gefahr für das Leben Lenins ausgeschlossen.

(WTB.) London, 2. Sept. (Reuter.) Ein den Blät­tern aus Kopenhagen zugegangenes Telegramm meldet den Tod Lenins.

(WTB.) Berlin, 2. Sept. Ueber die von Reuter verbreitete Nachricht von dem Tode Lenins ist an zu­ständiger Stelle nichts bekannt. Bei der hiesigen ruffischen Vertretung ist noch heute nacht ein Tele­gramm eingegangen, wonach der Zustand Lenins sich gebessert hat.

Zum 'iUientat aus Lrnin.

(WTB.) Moskau, 2. Sept. Ueber das Attentat auf Lenin berichtet noch dieJswestja", daß die am Attentat beteiligten Frauen von der Menge fast zer­rissen wurden. Nur das Einschreiten einiger Partei- geuoffön verhinderte ein Lynchgericht. Die Arbeiter, die in großer Anzahl an der Versammlung in der Michel- sonschen Fabik teilgenommen hatten, gingen unter dem Eindruck des Geschehnisses noch lange nicht auseinander. Dis Kunde von dein Mordanschlag verbreitete sich

augenblicklich kn der ganzen Stadk. Ueber die Person des Mörders Uritzkis meldet dieKrasnaja Gaseta"^ daß er sich Leonid Akimowitsch Kannegießer nennt und» erklärte, Jude zu sein.

Haussuchung in der englischen Botschaft in Moskau.

(WTB.) Moskau, 3. Septbr. Laut Petersburgey Pravda" fanden am Sonntag abend im Zusammen­hang mit der Untersuchung wegen des Attentats auf Uritzki in Petersburg zahlreiche Haussuchungen statt, darunter auch im Hause der englischen Botschaft. Hier­bei entstand ein Schußwechsel. Ein Mitglied der Unter- suchungskommission wurde getötet. Zwei Kommis­sars wurden verwundet. Ein Engländer, dessen Per­sönlichkeit noch nicht festgestellt wurde, wurde getötet- Jm Botschaftsgebäude wurden Verhaftungen vorgenommen. Das Gebäude wurde von Note» Gar­disten besetzt. Waffen, Wcinoorräte und Papiere wich­tigen Inhalts wurden beschlagnahmt. Das Sonn­tagsblattWetscher Moskwy" meldet: Im Zusammen­hang mit dem Attentat auf Lenin wurden unter den! Offizieren, sowie unter den Mitgliedern der rechten Sozialrevolutionäre Verhaftungen vorgenommen. Unter de» Verhafteten befindet sich das Mitglied des Präsi­diums der ehemaligen Stadtduma, Berkenheim.

Vermischte Nachrichten.

Bekanntmachung über di« Einsetzung eines Reichs- kommiffariats für Wohnungswesen.

(WTB.) Berlin, 2. Sept. (Amtlich.) Der Reichs­kanzler (Reichswirtschaftsamt) hat am 31. Augcfft fol- geich« Bekanntmachung erlaffen: Für die Auf­gaben der Reichsoerwaltung auf de», Gebiete des Woh­nungswesens in der Zeit des Ueberganges von der Kriegs- zur Friedenswirtschaft ist im Reichswirtschafts- amt ein Reichskomyziffar für Wohnungswesen bestellt worden, dem folgende Aufgaben zugewiesen sind: 1. Verteilung verfügbarer Heeres- und Marinevorräte für Bauzwecke im Einvernehmen mit dem Netchskom- missar für die Verwaltung des entbehrlich werdenden Heeres- und Marinegutes; 2. Förderung der Erzeu­gung von Baustoffen; 3. Regelung des Absatzes von Baustoffen; 4. Gewährung von Bauzuschüssen aus den durch den Reichshaushalt bereitzustellenden Mitteln. Den Reichskanzler vertritt der Staatssekretär des Reichswirtschaftsamtes bei der Durchführung der obe,r-' genannten Aufgabe nach außen hin selbständig. Ihm wird ein Ausschuß beigegeben, der in grundsätzlichen Fragen zu hören ist. Den Vorsitz im Ausschuß, dessen Mitglieder vom Reichskanzler ernannt werden, führt der Reichskoinmissar. Als Reichskommiffar ist der Unter st aqtsse k r etär im Kgl. Preuß. Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkt. Geh. Rat Dr. Freiherr v. Coels v. d. Brücken bestellt.

Beerdigung d«s Kampffliegers Löwenhardt.

* Breslau, 2. Sept. Die Beerdigung des nach 53 Luftsiegen am 9. August d. I. gefallenen Flieger­oberleutnants Löwenhardt aus Breslau fand hier heute auf dem Salvatorfriedhofe unter sehr starker Be-' teilignng statt, nachdem eine Trauerfeier in der Jo­hanneskirche vorangegangen war. In Vertretung des Kaisers legte der stellv. koininaud. General Freiherr von und zu Egloffstein einen Kranz am Sarge nieder. Für das Stellv. Generalkommando des 6. Armeekorps, Generalleutnant v. Pfeil, für die Stadt Breslau Bür­germeister Dr. Trentin. Ferner waren durch Abord­nungen und Kranzspenden u. a. vertreten: Der kom­mandierende General der Luftstreitkräfte, die Jnspek- tion der Fliegertruppen u. die Jagdstaffel Löwenhardt.

Schluß der Leipziger Meffr.

(WTB.) Leipzig, 31. Aug. Die diesjährige Herbst­muster,neffe ist nach den Mitteilungen des Polizeiamts in Leipzig von insgesamt 6430 Ausländern und im Aus­land ansässigen Deutschen besucht worden, gegen 3672 ausländische Besucher der letzten Frühjahrsmustermesse. Unter den ausländischen Besuchern befanden sich u. a. 2415 (1481) Oesterreicher. 345 (290) Ungarn. 186 (111) Bulgaren, 124 (68) Türken. 407 (346) Holländer. 220 (223) Schweizer, 138 (122) Dänen, 115 (155) Schweden, 41 (59) Norweger, 105 (58) Luxeinburger. Aus den besetzten Gebieten waren 26 (17) Belgier und 1829 (544) Angehörige des ehemaligen russischen Reiches, darunter 509 (424) Polen. 49 (8) Kurländer, 56 Liv- länder, 42 (6) Litauer, je 24 Finnländer und Ukrainer. Die Zahl der deutschen, im Ausland ansässigen Meß­besucher betrug 250.

Eine gefährliche Hochstaplerin.

* München, 31. Aug. Die gefährliche Hochstapler,» Emma Freimann geü. Kutzuitzki aus Halle a. S.. die geschiedene Frau eines Arztes aus Leipzig, die bei Mün­chener Geschäftsleuten schon Waren im Wert von, 160 vvv Kleider, Wäsche. Pelze und Schmuck her­ausgeschwindelt hatte und gegen 8000 Sicherheit, die von dritter Seite für sie gestellt wurden, wieder frei- gelassen wurde, hat sofort n e u ec Sch w i n de l e i en verübt. Sie nahm in einem vornehmen Gasthof zwei ineinandergehende Zimmer und bestellte Lür 20 090 »kl