Witdkader Chronik.

AeLLestes AmtsbLertL der StcröL WiLöberö.

Anzeiger und Unterhaltungs-Blatt für Wildbad und Umgebung.

——Z Arsiundzrvanzigstev Jahrgang. Z——

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Rrs. TT. Samstag, den Dezember 1887.

Württemberg.

Stuttgart, 7. Dez. Gestern verstarb hier im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Unterleibsentzündung Professor Karl v. Kurtz, langjähriger Leiter des Unterrichts im Frei­handzeichnen am K. Polytechnikum und neuer­dings auch an der Kunstgewerbeschule. Karl v. Kurtz war ein hochbegabter Künstler, der sich namentlich im Portraitfach auszeichnete. — Gestern abends 7 Uhr wurde der resign. Apotheker Esenwein in der Tübinger Straße von der Pferdebahn überfahren und blieb tot auf dem Platze. Der 75jährigc alte Herr war etwas schwerhörig und mag sich über die Richtung des herannahenden Wagens getäuscht haben.

Waihingeu a. H., 5. Dez. Heute früh 5 Uhr wurde unsere Feuerwehr allarmiert; cs brannte in dem benachbarten Kleinglattbach. Den gut organisierten Feuerwehren von Klein­glattbach, Ensingen und Vaihingen gelang es, das Element derart zu beherrschen, daß nur ein Gebäude zerstört wurde. Die Bewohner retteten kaum das nackte Leben. Brandstiftung wird vermutet.

Leonverg, 8. Dez. Gestern ereignete sich hier folgender bedauerliche Unolücksfall. Einem Knecht, der mit Holzspalten beschäftigt war, wollte der 11jährige Knabe eines Nach­bars, durch Auflegen von Holzstücken auf den Haublock, behilflich sein. Er kam hiebei mit der rechten Hand dem Hieb des Beils zu nahe, wodurch der Zeig- und Mittelfinger so schwer verletzt wurden, daß dieselben abgrnommen werden mußten.

— Der Maschinenfabrik Kßlingen ist die Lieferung von 10 Lokomotiven, 50 Stück offe­nen und 50 Stück bedeckten Güterwagen für die württ. Staatseisenbahn übertragen worden

Ariedrichshafen, 7. Dczbr. Seit Ende November war Nebel auf dem See, gestern kam der Föhn zur Geltung, und vergangene Nacht brach Weststurm aus, welcher den Tag über mäßig anhielt. Die Schweizer Berge sind weit gegen den See herunter eingeschncit. — Der älteste hiesige Einwohner, Oberlehrer Gagg, ist gestern nach längerer Krankheit im 92. Le­bensjahr gestorben.

Rundschau.

Pforzheim, 6. Dez. Nächsten Samstag, Sonntag und Montag findet hier die IV . große Ausstellung des „Süddeutschen Kanarienzüchter- bundes", und zwar im Gasthof zum Römi­schen Kaiser statt

— Der Bienenzucht-Verein Mforzheim hält Sonntag den 11. ds. Mts., mittags 3 Uhr, in der Mürrle'schen Brauerei General- Versammlung.

Maden-Maden, 3. Dez. Die Bauwut wird immer größer, alle Jahre entstehen neue

Hotels. Bis zur nächsten Saison hat Baden- Baden wieder zwei neue Hotels, zwei neue Luftkurstationen und ein Sanatorium für Ner­venkranke, obgleich die diesjährige Saison mit einem Minus von 5000 Gästen gegen 1886 abschloß. Zahlreiche auf Spekulation gebaute Villen harren noch des Käufers.

Mannheim, 6. Dez. In der heutigen Versammlung der Stadtverordneten wurde der Antrag des Stadtrats, das Oktroi auf weitere 6 Jahre fortzuerheben, nach langen und leb­haften Auseinandersetzungen angenommen. Da­gegen sprach besonders der Sozial-Demokrat Dreesbach, der überhaupt die indirekten Steuern verurteilte, und der Getreidehändler Hirsch, der infolge der eintretenden Getreidezollerhöh­ung sich gegen Erhebung des Oktrois auf Brot nnd Mehl erklärte. Die übrigen Punkte der Tagesordnung waren von mehr untergeordne­ter Bedeutung.

Manntieim, 6. Dez. Heute früh hat sich ein furchtbarer Unglücksfall hier ereignet; um 7 Uhr stürzten nämlich die Fayade sowie die Seitenwände eines Neubaues an der Kä- ferthaler-Straße, nebendem ehemaligen „Tivoli", zusammen, wodurch 9 Arbeiter verschüttet wur­den. Es gelang, dieselben sofort aus den Trümmern und zwar noch lebend hervorzuziehen; sieben der Verunglückten wurden in das All­gemeine Krankenhaus verbracht, während die andern zwei dorthin gehen konnten, um sich verbinden zu lassen. Die Behörde begab sich sofort an den Unglücksort, um den Thatbe- stand festzustcllen.

München, 6. Dez. In der Reichrats­kammer gedachte heute der Vorsitzende Frhr. zu Franckcnstcin der traurigen Nachrichten, die seit der letzten Sitzung über den Kronprinzen des Deutschen Reiches eingelaufen sind. Die Kunde von der Erkrankung des Fürsten, der vor 18 Jahren die tapferen bayerischen Truppen befehligt hat, der berufen sei, dereinst die Kai­serkrone zu tragen, habe auch uns tief ergrif­fen und den sehnlichsten Wunsch auf baldige Genesung erweckt. Die Versammlung erhob sich von den Sitzen.

München, 7. Dez. Minister Erailsheim brachte heute fünf Gesetzentwürfe betreffend Eisenbahnbauten in Bayern ein im Gesamt­betrags von 21 619 000 Mark, darunter be­findet sich der vielbesprochene strategisch wich­tige Anschluß nach Württemberg.

Merlin, 6 Dez. Der deutsche Kronprinz beantwortete unter dem 27. Oktober das Glück­wunschschreiben der drei preußischen Großlogen nach der Nat.-Ztg. folgendermaßen: „Die Wünsche, welche die drei preußischen Großlo­gen mir zu meinem Geburtstage und zur bal­digen Wiederherstellung ausgesprochen, erkenne ich gerne als den Ausdruck der Treue und Ergebenheit an. Mit dem Danke hiefür ver­binde ich den Wunsch, daß die Maurerei

ihrewohlthuendeWirksamkeitinim- mer weitere Kreise tragen möge. Für michwar s ie mit eine Quelle, d as mir auferlegte Leiden in Ergebenheit gegen den WillenGottes zutragen. Zu ihm blicke ich voll Vertrauen empor und hoffe, daß ich nicht allzuferner Zeit genesen mit den Meinen in die Mitte des geliebten Vaterlandes und in die Residenz zurückkehren kann. Ihnen und allen Logen sende ich mei­nen Gruß. Der stellvertretende Protektor (gez.) Friedrich Wilhelm, Kronprinz."

Merlin, 8. Dez. Der württemb. Staats­minister v. Mittnacht, welcher am 4. Dez. hier eintraf, begab sich am 6. zum Besuche des Reichskanzlers nach Friedrichsruh und kehrte Tags darauf nach Berlin zurück.

In Johann-Heorgeustadt im sächsischen Erzgebirge sind die schwarzen Pocken ausge­brochen.

Kreuznach, 5. Dez. Von hier aus ist folgende mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition an den Reichstag gerichtet worden: „Die ehrerbietigst Unterzeichneten Weinbergs­besitzer und Weinhändler des Nahegcbiets bitten den hohen Reichstag ganz ergebenst, dahin be­schließen zu wollen, daß die tief empfundenen Mängel des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879 beseitigt und in folgender Weise geregelt werden: 1) Gänzliches Verbot der ge­werbsmäßigen Herstellung und des Betriebes von Kunstwein. 2) Die rationelle Weinver- besierung bei der ersten Gärung zu gestatten ohne den Zwang der Deklaration und ohne daß so hergestellte Weine besonders bezeichnet werden müssen. 3) Jever andere Zusatz als derjenige bester Zuckerlösung soll untersagt wer­den." Den Anträgen sind ausführliche Er­läuterungen und Begründungen beigefügt.

AranKfurt, 7. Dez. Am Montag Abend hielt Herr Oberbürgermeister Kraatz aus Pforz­heim im Hörsaal der Polytechnischen Gesell­schaft den angekündigten Vortrag über „Weib­liche Erziehung und Haushaltungsschulen." Der vom Vaterländischen Verein Altstadt an die hiesigen Frauen-Vereinc ergangenen Einladung war von diesen überaus zahlreich entsprochen worden. Unter den anwesenden Zuhörern be­fanden sich weit über 100 Damen, die nicht nur dem erschöpfenden und klaren Vortrag mit großer Aufmerksamkeit folgten, sondern nach­her auch durch eine längere Besprechung mit dem Redner im engeren Kreise auch bekundeten, wie lebhaft sie auf die gegebene Anregung ein­zugehen Willens seien.

Magdeburg, 6. Dez. Der jetzige Prä­sident der französischen Republik, Sadi Carnot, war vor einer Reihe von Jahren in unserer Stadt anwesend, um die Stätte, wo seine Ahnen gewohnt, und das Grab seines Groß­vaters aufzusuchen. Magdeburg, damals kleiner als heute, geriet über diesen Besnch in eine