ist dies eine Mahnung, gefangene Maulwürfe nicht, wie dies häufig geschieht, auf die den Schweinen zugänglichen Dungstätten zu werfen, sondern sie zu vergraben.

Herr H. Meyer, Besitzer des Biblio­graphischen Instituts in Leipzig, hat zur Erinnerung an die von seinem Sohn, dem Afrikareisenden vr. Hans Meyer, ausgeführte Besteigung des Kilima-Ndscharo ein Kapital von 30 000 gestiftet, aus dessen Zinsen Forschungsreisende im deutschen Ostafrika un­terstützt werden solle».

Die Schweineseuche ist nicht nur in der schwedischen Provinz Schonen, sondern auch auf der dänischen Insel Amagcr und in Kopen­hagen ausgebrochen. Ein Verbot der Einfuhr von Schweinefleisch, Speckseiten und Würsten aller Art dänischen, schwedischen oder norwe­gischen Ursprungs in Deutschland ist täglich zu erwarten.

Kassel, 27. Novbr. Der Bankbeamte Freund aus Heidelberg, welcher 22 000 Mark unterschlagen hat, wurde auf der Reise nach Bremen heute Abend hier festgenommen.

Präsident Grevy ist heute schon leider! eine gefallene Größe. Ein großer Mann war er nun zwar nie. Er wurde zum Präsidenten der Republik gewählt vielleicht gerade, weil er mit seinen mäßigen Talenten und dem Charakter eines ehrenhaften, charak­terfesten Mannes niemand zu nahe trat und weder einer Partei, noch einem politischen Streben gefährlich schien. Man wollte keinen General wie Mac Mahon, aber auch keinen hervorragende« Staatsmann wie Thiers, der in alles Hineinreden und die Kammern be­herrschen wollte. Man wollte einen Mann, unter dessen Schutz und Namen der Parla­mentarismus Herr und Meister werde. Und so wurde eS in der That. Unter Grevy's Präsidentschaft regierten die Parteien, die poli­tischen Führer und Streber, die Verwaltung und sogar die Justiz wurden zur Beute der Abgeordneten. Mitschuld daran hat Grevy, denn wie er seinen Schwiegersohn Wilson hat schalten und walten lassen und die Ehre seines Namens und die Würde seiner Stellung hat mißbrauchen lassen, so hat er es auch zugegeben, daß die Abgeordneten sich die verderblichsten und skandalösesten Eingriffe in Verwaltung und Justiz erlaubten.

Grevy war der Präsident, wie ihn sich die Kammer, nicht wie das französische Volk sich ihn wünschte. Die Franzosen «ollen einen Mann an der Spitze haben, der Kraft ent­wickelt, sich Ansehen zu verschaffen weiß und der Menge imponiert. Soll es wieder ein General sein? Grevy hat sich aber jedenfalls Verdienste um Frankreich und um Europa erworben. Ihm ist es hauptsächlich zu ver­danken, daß im Frühjahr, als die Schnäbele- Affaire an der Tagesordnung war, der Friede erhalten blieb. Ein Soldat an der Spitze Frankreichs hätte schwerlich der Versuchung widerstanden, den Krieg zu beginnen; Grevy dagegen hat sich energisch gegen kriegerische Gelüste gewahrt (Boulanger) und hat das Gespenst zu bannen gewußt. In Deutschland wird man darum seinen Rücktritt mit Bedauern vernehmen und den Ausgang der Krisis mit großer Spannung erwarten.

Telegraphisch wird gemeldet, daß den Zeitungen in Petersburg eingeschärft wor­den ist, ihre Angriffe gegen Deutschland und den Kaiser Wilhelm einzustellen und auch Kaiser Wilhelm glimpflicher zu behandeln.

(Ein Brudermörder von achtzig Jahren.) In dem Städtchen Waniogo (Friaul) lebten zwei Brüder, Beide Greise, von 74 Jahren der Eine, von 80 Jahren der Andere. Ein

an sich ganz unbedeutender Hader eines Stück­chens Terrain wegen halte Luigi und Antonio Rosa dermaßen verfeindet, daß Luigi, der äl­tere, seinemjüngeren" Bruder mit der Hacke auflauerte und ihm, als er arglos sein Grund- tück, betrat, den Schädel spaltete. Der ach- zigjährige Brudermöider wurde augenblicklich verhaftet.

Der Kongodampfer Vlaanderen ist nicht zu Grunde gegangen, sondern, allerdings schwer beschädigt, am Sonntag in den spanischen Hafen Coruna eingelaufen, von wo er keine Fahrt in der nächsten Woche nach Antwerpen fort- etzen wird. Am 17. d. war er von einem schrecklichen Nordweststurm überfallen worden; ämmtliche Boote wurden ihm zerschlagen, die Wasserstürze löschten diö Feuer aus, zerstörten die Pumpe» und rissen die Brücke weg. Von der Mannschaft ist ein Matrose über Bord geschwemmt worden und ertrunken.

Gin Hoher Hast.

Humoristische Erzählung.

Nachdruck verboten.

Am Rande des Wäldchens weit draußen an der Landstraße saß, in trübes Sinnen ver­linken, ein junger Mann von einnehmendem Aeußeren, offenbar den besseren Ständen an­gehörig. Abwechselnd warf er einen Blick auf einen halbzerknitterten Brief, den er in der Hand hielt und dann wieder auf das Städt­chen in der Ferne und eben jetzt murmelte er ingrimmig die Worte:

Wenn nur ein Erdbeben in dieses ver­maledeite Spießbürgernest fahren und die ganze Krähwinkel-Gesellschaft durcheinander rütteln wollte! Das ist nicht zu ertragen! Jetzt ist Alles verloren und diese Krämerseelen lachen noch aus Hohn dazu. Wenn jetzt kein Retter vom Himmel kommt, so kann ich einpacken und Luise auf ewig Lebewohl sagen."

In dumpfem Sinnen blickte er dann wieder in die Ferne die Landstraße entlang, deren schnurgerade Linie von freundlich grünenden Bäumen eingefaßt war. Plötzlich horchte er auf. Aus der Ferne klangen Töne an sein Ohr. Bald unterschied er deutlicher die Worte eines Studentenliedcs, das mit seinem mun­teren Refrain ihn aber nur noch verdrießlicher stimmte, so daß er sich zuletzt ärgerlich in's Gras streckte und dem nahenden Wanderer den Rücken wandte. Indessen war der Sänger näher gekommen, war stehen geblieben und plötzlich vernahm der Daliegende den fröhlichen lachenden Ruf:

Aber, Max, was machst Du denn im Straßengraben? Das hätte ich ja gar nicht schöner treffen können! Ich bin eben auf dem Wege, Dich zu besuchen, um zu sehen, wie weit Du es in der Giftmischerei schon gebracht hast und da liegst Du hier draußen und machst ein Gesicht, als hättest Du ein schreckliches Un­glück erlebt."

Des Angercdeten Züge erhellten sich bei dieser Anrede und rasch sprang er auf und drückte dem Freunde die Hand, der noch fort fuhr:

Sieh', ich hatte in der Nähe Deiner Residenz ein Geschäft und komme eigens Deinetwegen einen Tag früher, denn nach meiner Berechnung muß ja nach Deiner Etablierung als vermö­gender Fabrikbesitzer und dereinstiger Rat der Stadt, auch die Hochzeit mit Deiner so reizend geschilderten Luise nahe sein und da dachte ich denn, ich könnte einen Tag hier bei Dir zu- bringen, um mich Deinen wackeren Schwieger­eltern als ein Brautführer zu empfehlen, der für die Solidität des jungen Gatten jede er­denkliche Garantie übernehmen kann. Aber

wo hast Du denn Deine Zukünftige? Du wirst doch nicht hier ganz allein die Zeit ver­geuden, die ihr gebührt?"

Seufzend entgegnete der also Aufgemun­terte, der junge Fabrikant Schirmer:

Ja, ja. Du weißt aber nicht, wie es hier teht, lieber Kurt. Mit Luise ist ja alles gut, aber die Eltern wollen einmal nicht, der Vater ist so hochstrebend und unverständig und hat ich eingeredet, Luise müsse den Hauptmann von Waldow heiraten, dann komme sie in den Adel und er selbst will sein Geschäft hier ver­kaufen und womöglich in der Residenz eben­falls in den Adel zu kommen suchen. Heute, vor kaum zwei Stunden hat er mir die Hand Luisens rundweg abgeschlagen und dies ist leider im Städtchen auch schon bekannt, so daß mir der Stadtrat Meyer daraufhin auch gleich das Grundstück am Bach dort hinten abschlug, wohin ich notwendig die Fabrik bauen muß; der Kaufakt war schon fest verabredet, und nun findet dieser Mensch Ausflüchte, nur da­mit ich nicht aufkomme.

Aber Du kannst ihm doch das Besitztum baar bezahlen!"

Freilich, aber die werten Schwiegereltern haben den Bürgermeister aufgehetzt und der wirkt wieder auf den Stadtrat, so daß rein nichts mehr zu machen ist. Das Kleeblatt be­hauptet, durch die Fabrikanlage würde eine chlechtere Bevölkerung herangezogen und wenn ich dann einmal fallierte, müßte die Stadt alle Arbeiter ernähren. Da mache nun etwas gegen diese Albernheit. Ich bin der Verzweif­lung nahe, lieber Freund."

Nun, nur gemach Max, wir finden wohl einen Ausweg; ich selbst denke Dir noch ir­gendwie helfen zu können."

Du? Aber das müßte rasch geschehen und ich wüßte nicht, wie Du"

Weiß Luise von den Plan mit dem Haupt­mann ?"

Nein, aber bei dem Reichtum ihres Vaters wird derselbe nicht zögern, zumal er schon ein­geladen ist und den Stadtrat von früher her kennt."

Thut nichts mein Junge, sei ohne Sor­gen; ich denke gerade über den Fall nach. Sage mir doch, man erwartet ja wohl im Städtchen drinnen den Besuch des Erbprinzen Heinrich, nicht wahr?"

Ja, ja, aber was soll das mit"

Ruhig, lieber Sohn; Prinz Heinrich reist hier durch auf die Brautschau nach dem Bade drüben im H . . . . schen?"

Freilich, mit ihm kommt eben der Haupt­mann nach hier und dann"

Dann wird sich Deine Angelegenheit herr­lich gewendet haben und Du wirst auf dem Gipfel des Glückes stehen, alter Freund; ich habe einen prächtigen Plan erdacht, Max, juch­he, es geht, ich sehe den Sieg winken!"

Dabei schnalzte er fröhlich mit den Fingern und umarmte in stürmischem Uebermut den verdutzt dastehenden Freund.

Für jetzt thust Du nichts weiter als so­gleich in das alte Nest heimkehren und Deiner Luise 'zuflüstern, daß in 3 4 Tagen der Prinz Heinrich incognito unter dem Namen Ehrenburg, hier durchkommen und auf der Brautreise einen Tag in Eurem besten Gast­hofe rasten werde. Das habe Dir ein alter Studienfreund aus der Residenz mitgeteilt/

Nun ja, aber,"

Freilich ja. dieser Prinz Heinrich wird mit meiner geringen Person eine gewisse Aehn- lichteit haben und damit dies nicht auffällt, kehre ich jetzt sofort nach meinem Ausgangs­punkte wieder um und am nächsten Mittwoch treffe ich mit Extrapost bei Euch drüben em,